Pyriofenone Ein neues Fungizid zur Bekämpfung von Mehltau in Getreide und Wein

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1 Pyriofenone Ein neues Fungizid zur Bekämpfung von Mehltau in Getreide und Wein J.-W. Körschenhaus

2 Allgemeine Informationen Aktivsubstanz (ISO Name): Pyriofenone (IKF-309) Chemische Klasse: Benzoylpyridine (FRAC) Wirkstoffgruppe: Aryl-Phenyl-Ketone Chemische Bezeichnung (IUPAC): (5-Chloro-2-methoxy-4-methyl-3-pyridyl) (4,5,6-trimethoxy-o-tolyl)methanone Molekularformel: C 18 H 20 ClNO 5 Molekulare Masse: 365,8 Neuer Wirkstoff, bekannte Wirkstoffgruppe 2

3 Toxikologie Akute Tox. oral LD 50, Ratte (m/f): >2000 mg/kg Akute Tox. dermal LD 50, Ratte: >2000 mg/kg Akute Tox. Inhalation LC 50, Ratte: 5,18 mg/l Reizung der Haut, Kaninchen: Nicht reizend Reizung der Augen, Kaninchen: Leicht reizend Hautsensibilisierung, Meerschweinchen: Nicht sensibilisierend Mutagenität (div.test): Nicht mutagen Gentoxizität (in-vitro/in-vivo): Nicht gentoxisch Reproduktivität: Keinen negativen Einfluß Chronische Toxizität/Onkogenität: Keine chronische Toxizität/Onkogenität 3

4 Ökotoxikologie Aquatische Organismen Toxizität Fisch (akut) LC 50 : Daphnia magna (akut) EC 50 : 1,29-1,44 mg a.s./liter >1,55 mg a.s./liter Regenwurm LC 50 : >1000 mg a.s./kg Boden (dw) Honigbiene LD 50 (oral und kontakt): > 100 µg a.s. (beides) Vögel Akute Tox. Wachtel LC 50 (m/f): >2000 mg/kg BW/Tag Akute Tox. Ente LD 50 (m/f): >1290 mg/kg BW/Tag 4

5 Abbau in der Umwelt Abbau im Boden DT 50 : 117 Tage Adsorptionskoeffizient K OC : 705 (niedrige Mobilität) Kein Risiko der Grundwasserkontamination, aufgrund der sehr niedrigen Mobilität im Boden!! Der Abbau erfolgt zwar langsam aber eine Akkumalution im Boden konnte ausgeschlossen werden. Konzentration im Grundwasser: PECgw < 0,1 µg/liter (Focus-Pearl und PELMO) 5

6 Wirkmechanismus (MoA) Der Wirkmechanismus von Pyriofenone konnte bisher noch nicht endgültig aufgeklärt werden Die Veränderung der Pilzmorphologie nach Anwendung von Pyriofenone wurde festgestellt Präventive Anwendung Hemmung der Appressorienbildung und Störung der nachfolgenden Penetration der Zellwand Kurative Anwendung Das polare Hyphenwachstum wird negativ beeinflusst, es kommt zu Wachtumsabnormalitäten der Hyphen In der zytologischen Analyse zeigt sich ein irreguläres apikales Hyphenwachstum verbunden mit der Fehllokalisation von Aktin, ß- Glukan und einem gestörten Vesikeltransport in die Hyphenspitze. Hemmung der Bildung sekundärer Hyphen, des Myzels und der Sporenbildung 6

7 Wirkmechanismus (MoA) A und C: Pyriofenone behandelt B: Kontrolle unbehandelt 7

8 Wirkmechanismus (MoA) Pyriofenone: Einordnung nach FRAC ( Gruppe U8 unknown mode of action) Quelle: FRAC 2011/2012 8

9 Produktspezifikationen Wirkstoff: Pyriofenone (IKF-309) Formulierung: IKF g/l SC; Handelsname Property 180SC Einsatz in Getreide (alle Getreidearten) IKF g/l SC; Noch kein Handelsname Einsatz im Wein Besonders wirksam gegen Schadpilze aus der Familie der Erysiphales Blumeria, Erysiphe, Uncinula, Leveillula, Podosphaera, Sphaerotheca Nebenwirkung auf Botrytis cinerea, Pseudocercosporella herpotrichoides, Septoria tritici Translokation in der Pflanze lokal systemisch und im Bestand per Dampfdruck 9

10 Produktspezifikationen (Getreide) Property 180SC Aufwandmenge 500 ml/ha (= 90 g a.i./ha) 2 Applikationen pro Kultur (alle Getreidearten) Applikationszeitraum ab Frühjahr bei Befallsbeginn bzw. bei Sichtbarwerden der ersten Symptome und bei Neubefall bis zum Ährenschieben (BBCH 49/50) => Gerste, Roggen, Triticale bis zur Mitte der Blüte (BBCH 65) => Weizen Applikationsintervall: 2-4 Wochen je nach Befallsdruck Anwendungszeitraum deckt die Wartezeit ab. Mischbar mit allen gängigen Pflanzenschutzmitteln im Getreidebau Selektiv gegenüber allen Getreidekulturen. Keinen negativen Einfluss auf die Keimfähigkeit des Erntegutes 10

11 Bekämpfung von Blumeria graminis in Getreide Wirkung [%] Winterweizen (n=46) Wintergerste (n=8) Sommergerste (n=5) Triticale (n=3) Hafer (n=2) Property 0,5 L/ha Vergleichsmittel 0,75 L/ha 11

12 IKF SC Produktspezifikationen (Wein) Aufwandmenge maximal 300 ml/ha (= 90 g a.i./ha) Basisaufwand 0,08 L/ha (23 g a.i./ha) ES 61 0,15 L/ha (45 g a.i./ha) ES 71 0,23 L/ha (68 g a.i./ha) ES 75 0,30 L/ha (90 g a.i./ha) oder 0,03%ig (max. 90 g a.i./ha) 3 Applikationen pro Jahr Applikationszeitraum bei Infektionsgefahr bzw. ab Warndiensthinweis (ab BBCH 15) bis 28 Tage vor der Ernte (entspricht Wartezeit) Applikationsintervall: Tage je nach Befallsdruck Anwendung möglichst protektiv vor Erscheinen des Schadpilzes Mischbar mit allen gängigen Pflanzenschutzmitteln und Blattdüngern im Weinbau 12

13 IKF SC Produktspezifikationen (Wein) Selektiv gegenüber allen Rebsorten Nützlingsschonend gegenüber Typhlodromus pyri Beeinträchtigt weder die Qualität noch die Vergärbarkeit des Erntegutes Die Qualität oder der Geschmack des Weines wird nicht negativ beeinflußt Weitere Anwendungen sind denkbar in Gemüsekulturen Gurke, Zucchini, Melone Kürbis (Sphaerotheca fuliginea + Erysiphe cichoracearum) Tomate, Aubergine (Oidium neolycopersici + Leveillula taurica) 13

14 Bekämpfung von Erysiphe necator in Wein Reduktion des Blattbefalls Wirkung [%] Reduktion Befallshäufigkeit (n=29) Reduktion Befallsstärke (n=29) Gesamtwirkung IKF SC max. 0,3 L/ha Vergleichsmittel max L/ha 14

15 Bekämpfung von Erysiphe necator in Wein Reduktion des Traubenbefalls Wirkung [%] Reduktion Befallshäufigkeit (n=31) Reduktion Befallsstärke (n=34) Gesamtwirkung IKF SC max. 0,3 L/ha Vergleichsmittel max L/ha 15

16 Zusammenfassung Pyriofenone ist ein neuer Wirkstoff der Klasse der Aryl-Phenyl-Ketone Er besitzt ein günstiges toxikoligisches und ökotoxikologisches Profil Pyriofenone ist besonders wirksam gegen Schadpilze aus der Familie der Erysiphales Pyriofenone wirkt sowohl protektiv als auch kurativ Die Translokation in der Pflanze erfolgt lokal-systemisch und im Bestand per Dampfdruck 2 Produkte werden zugelassen (Ende 2012 oder zu Beginn 2013) Property 180SC für die Anwendung im Getreidebau IKF SC für die Anwendung im Weinbau Beide Produkte zeigen eine ausgezeichnete Wirkung gegen Echten Mehltau Property 180SC ist selektiv gegenüber allen Getreidearten und zeigt keinen negativen Einfluss auf die Keimfähigkeit des Erntegutes IKF SC schädigt weder Typhlodromus pyri noch andere Nützlinge Es beeinträchtigt weder die Qualität noch die Vergärbarkeit des Erntegutes Die Qualität oder der Geschmack des Weines wird nicht negativ beeinflusst Weitere Anwendungen in Gemüsekulturen sind in der Vorbereitung 16