Integration in die Gesellschaft? Jens Schneider Universität Osnabrück
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- Waldemar Geisler
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1 Integration in die Gesellschaft? Jens Schneider Universität Osnabrück
2 Ist das Integration? strukturell: schlechtere Bildung, höhere Arbeitslosigkeit = schlecht integriert sozial: Kontakte + Beziehungen zw. Migranten und Nichtmigranten = gut, Isolation = schlecht kulturell: Anpassung z.b. bei Sprache, Werten, Essen = gut, aber: Assimilation = schlecht? Probleme: Messparameter? normative Vorannahmen? Integration als individuelle Herausforderung? Wird Integriert-sein überhaupt zugestanden?
3 Standardmodell urbane Integration Messlatte = bürgerliche Mehrheitsgesellschaft Anteil Immigrant*innen = Proxy für soziale Probleme ; räumliche Segregation = hoher Anteil an migrantischer Bevölkerung polarisierte Darstellung des urbanen Raums: Migrantenviertel vs. bessere Viertel Gentrifizierung = wachsende Anteile von Mittelschicht und abnehmende Anteile migrantischer (= armer) Bevölkerung soziale Mobilität = in weiße Mittelschichtsviertel ziehen soziale Integration = interethnische Ehen mit Einheimischen (ohne MH)
4 Alternative Beobachtungen Mittelschichtsviertel können ethnisch diverse werden, ohne sozial abzusteigen
5
6 Alternative Beobachtungen Mittelschichtsviertel können ethnisch diverse werden, ohne sozial abzusteigen Mittelschichtspersonen können in Migrantenquartiere ziehen, ohne sozial abzusteigen und ohne soziale Probleme zu haben diese Mittelschichtspersonen sind nicht notwendigerweise weiß und nicht-migrantisch Migrantenquartiere können gentrifiziert werden (= neue Mittelschichtsviertel werden) und ihre Bewohner*innen können Teil dieses Prozesses sein
7 2010: 35% 36% 35% 25%
8 Alternative Beobachtungen Mittelschichtsviertel können ethnisch diverse werden, ohne sozial abzusteigen Mittelschichtspersonen können in Migrantenquartiere ziehen, ohne sozial abzusteigen und ohne soziale Probleme zu haben diese Mittelschichtspersonen sind nicht notwendigerweise weiß und nicht-migrantisch Migrantenquartiere können gentrifiziert werden (= neue Mittelschichtsviertel werden) und ihre Bewohner*innen können Teil dieses Prozesses sein Aber auch: Arrival Cities = Hubs für Mobilität + erarbeitete Teilhabe
9 Arrival City = Parallelgesellschaft!
10 Integration Sprachkurs Die Gesellschaft ist kein Ganzes, in das man sich integrieren kann Ethnische Gruppen (oder Migrantengruppen ) sind keine homogenen Einheiten, deren Integration gelingen oder scheitern kann fundamental: Unterscheidung erste und zweite Generation! Die zweite Generation ist nicht neu hier, sie muss sich nicht zurechtfinden und anpassen
11 Erste Generation zweite Generation TIES 2008 wohnt bei den Eltern eigener Haushalt Arbeiterviertel (nach Wahrnehmung der Resp.) >50% türk. Einwohnerschaft (nach Wahrnehmung der Resp.) keine türk. Einwohner (nach Wahrnehmung der Resp.) Wohnung = sehr gute Qualität (Beurteilung durch Interviewer) 65% 50% 19% 13% 0% 7% 48% 59% häufigste Bezirke Kreuzberg, Neukölln Kreuzberg, Schöneberg, Tempelhof Hoher Anteil an Einfamilienhaus-Eigentümern unter den Eltern (25%) und kleine Eigentumswohnungen (= Single-Haushalte) unter den Befragten (35%)
12 nationale Identifikation lokale Identifikation Identifikation mit Stadtteil
13 Die neuen Einheimischen... Frankfurt Berlin türk. G2 Vgl. türk. G2 Vgl. sind in dieser Stadt aufgewachsen 92% 83% 97% 91% leben im Stadtteil ihrer Jugend 74% 36% 80% 63% Eltern leben im selben Stadtteil 44% 19% 56% 24% TIES 2008
14 Integration = Teilhabe = Zugang / Eingebunden-Sein in spezifische soziale Organisationen z.b. Familie, Schule, Arbeitsplatz, Wohnumfeld, soziale Netzwerke = Integration ist keine individuelle Leistung, sondern eine gesellschaftliche Herausforderung Einfluss der gesellschaftlichen Institutionen und Strukturen
15 Verhinderte Teilhabe: Bildung Bildung: Early School Leavers (türkeistämmige zweite Generation) TIES 2008
16 Verhinderte Teilhabe: qualifizierte Jobs Berlin 8% Amsterdam 21% Stockholm 22% TIES 2008
17 Verhinderte Teilhabe: Frauen arbeiten und Familieneinkommen beide Partner arbeiten nur 1 Arbeitseinkommen kein Arbeitseinkommen Amsterdam Berlin Paris Stockholm Wien Zürich TIES 2008
18 Schlussfolgerungen I Integration = Teilhabe Bsp. Bildung: Bildungserfolge der zweiten Generation gegenüber den Eltern Schulsystem hat großen Einfluss besonders bei sowieso schon schwierigeren Startbedingungen (Sprache, Eltern) Schwierige Startbedingungen könn(t)en durch Schule ausgeglichen werden!
19 Schlussfolgerungen II Integration = Zugehörigkeit keine Parallelgesellschaft für die zweite Generation gibt es per se ein Hier und ein Dort ( Hybridität ) Zugehörigkeitsgefühl ist ambivalent, weil immer wieder in Frage gestellt sozial integriert, aber teilweise andere Formen der Netzwerke (mehr Diversität, lokaler, transnationaler) kulturell integriert, aber nicht assimiliert (z.b. Rolle der Religion, andere weitere Sprachen)
20 Schlussfolgerungen III Wer erbt die Stadt? demographische Entwicklung I: mehrheitlich Minderheiten-Stadt
21 Eine demographische Revolution
22 Eine demographische Revolution Menschen mit Migrationshintergrund (Mikrozensus) Frankfurt am Main 42% 45% Augsburg 40% 41% Nürnberg 38% 38% Stuttgart 37% 38% München 35% 36% Düsseldorf 32% 35% Köln 31% 34% Dortmund 31% 31% Hannover 30% 33% Hamburg 26% 28% Berlin 24% 26% Juni 2015 (bearbeitet)
23 Schlussfolgerungen III Wer erbt die Stadt? demographische Entwicklung I: mehrheitlich Minderheiten-Stadt Vielfalt wächst von unten auf = Sedimentierung früherer Zuwanderung
24 Beispiel Augsburg
25 Beispiel Wien 51%
26 Schlussfolgerungen III Wer erbt die Stadt? demographische Entwicklung I: mehrheitlich Minderheiten-Stadt Vielfalt wächst von unten auf = Sedimentierung früherer Zuwanderung demographische Entwicklung II: Superdiversität = mehr Herkünfte, mehr ethnisch-kulturelle Vielfalt (und natürlich: mehr Verschiedenheit der Lebensentwürfe) = aber auch: mehr Überschneidungen/Verschränkungen (Aufenthaltsstatus, binationale Partnerschaften, subkulturelle Gemeinsamkeiten u.v.m.) erfordert ein neues Verständnis von Integration erfordert neue Kompetenzen und Haltungen Die zweite Generation als Avantgarde?
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28 Danke!
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