100 Jahre Hamburger Indologie und 12. Südasien-Tag , Uhr, Universität Hamburg, Asien-Afrika-Institut, ESA 1, Flügel Ost
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- Sofie Sauer
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1 Seite 1 von 9 Fre ie und Hansestadt Hamburg B e h ö r d e f ü r W i s s e n s c h a f t u n d F o r s c h u n g DIE SENATORIN 100 Jahre Hamburger Indologie und 12. Südasien-Tag , Uhr, Universität Hamburg, Asien-Afrika-Institut, ESA 1, Flügel Ost Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrte Herren Botschafter, Exzellenzen, sehr geehrte Frau Prof. Rupp, sehr geehrter Herr Prof. Kießling, sehr geehrte Frau Prof. Oranskaia, sehr geehrter Herr Prof. Zimmermann, sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps, meine Damen und Herren,
2 Seite 2 von 9 herzlich willkommen in Hamburg! Es ist mir eine große Freude, so viele Ehrengäste aus Südasien und so viele renommierte Indologen und Indologiebegeisterte aus dem In- und Ausland in unserer Stadt begrüßen zu dürfen. Gern überbringe ich Ihnen die besten Grüße und Wünsche des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg für eine gelungene und festliche Veranstaltung! Meine Damen und Herren, der 12. Südasien-Tag an der Universität Hamburg steht ganz im Zeichen des 100jährigen Bestehens der Indologie in Hamburg. Für mich wirft damit der 100. Geburtstag der Universität Hamburg im Jahr 2019 bereits seine Schatten voraus. Eine ganze Reihe von Fächern kann nämlich auf eine noch längere Geschichte als die Universität selbst zurückblicken, so auch die Indologie in Hamburg. Bereits im Jahr 1914 wurde eine entsprechende Professur im Rahmen des
3 Seite 3 von 9 Allgemeinen Vorlesungswesens eingerichtet, als Teil des 1908 gegründeten sogenannten Kolonialinstituts. Dies markiert den Beginn der indologischen Studien in Hamburg wurde der Lehrstuhl in die neugegründete Universität integriert. Die hamburgische Indologie gehört also zu den Wegbereiterinnen der Universität Hamburg, ähnlich wie die Sinologie, die Japanologie, die Germanistik oder die Naturwissenschaften. Es ist dabei bezeichnend für Hamburg, dass hier die akademische Geschichte anders als in vielen älteren Universitätsstandorten Europas nicht auf mittelalterlichen Traditionen der Gelehrsamkeit basiert, sondern in hohem Maße auf zunächst handfesten wirtschaftlichen Interessen. Die Freie und Hansestadt Hamburg begreift sich seit jeher als Kaufmannsstadt, als Stadt des Handels von Waren und Dienstleistungen. Bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein bezweifelte die kaufmännisch geprägte Bürgerschaft die Nützlichkeit einer Universität und beschwor die geniale
4 Seite 4 von 9 Einseitigkeit Hamburgs als Handelsstadt. Gleichwohl fand hier natürlich Wissenschaft statt: im Akademischen Gymnasium etwa, in diversen staatlichen Einrichtungen wie dem Chemischen und dem Physikalischen Staatslaboratorium und natürlich im Kolonialinstitut. Allerdings wurden diese Einrichtungen auch aus ökonomischen und staatlichen Interessen betrieben. Das Chemische Staatslaboratorium etwa arbeitete für Gerichte, Behörden und Verwaltungen und war zuständig für die amtliche Petroleumkontrolle sowie für die Lebensmittelkontrolle. Auch das Physikalische Institut übernahm viele staatliche Aufgaben. Und das Institut für Schiffs- und Tropen-krankheiten hatte selbstredend hohe Bedeutung für den Betrieb des Hafens.
5 Seite 5 von 9 Auch das Kolonialinstitut war zunächst zu sehr praktischen Zwecken gegründet worden: Es sollte Kolonialbeamte ausbilden und konnte sich daher ebenfalls des Wohlwollens der Hamburger Kaufmannschaft sicher sein, stand es doch ganz im Zeichen ökonomisch verwertbarer Ergebnisse. Schließlich trug es dazu bei, die Kultur der Handelspartner in fernen Ländern besser zu verstehen. Was keineswegs heißt, dass dieser Handel auf Augenhöhe stattgefunden hätte, mitnichten. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs verhinderte die kaufmännisch geprägte Bürgerschaft die Gründung einer hamburgischen Universität. Erst die erste frei gewählte Bürgerschaft beschloss 1919 die Gründung einer eigenen Alma Mater und ermöglichte damit auch das weitere Aufblühen von Geisteswissenschaften wie der Philosophie, der Kunstgeschichte oder der Sprachwissenschaften wie der Indologie.
6 Seite 6 von 9 Heute sind die Hamburger Indologie und die Tibetologie weltweit geachtete Abteilungen mit Professuren, Lektorenstellen und einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den verschiedenen Forschungsbereichen, darunter etwa das Drittmittelprojekt Nepalese-German Manuscript Cataloguing Project und das DFG-Projekt Die buddhistische Nonnenordination im tibetischen Kanon und ihre Darstellung in den tibetischen Kommentaren. Außerdem beteiligen sich sechs Forscherinnen und Forscher am Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen am Afrika-Asien-Institut. Und dies ist nur ein kleiner Auszug aus den Forschungsprojekten. Weitere gibt es in der Klassischen Indologie, in der Erforschung des Neuzeitlichen Asien, in der Tibetologie und in weiteren mehr. Die Abteilungen für Indologie und Tibetologie
7 Seite 7 von 9 unterhalten Kooperationen und Memoranda of Understanding mit zahlreichen Hochschulen in aller Welt, darunter die Universität Delhi, die University of the Punjab in Lahore, die Staatsuniversität Sankt Petersburg und viele weitere Hochschulen in Europa. Damit tragen diese Abteilungen erheblich zur Internationalität der Universität Hamburg und der Freien und Hansestadt bei. Von diesen Kooperationen profitieren freilich zuallererst die Studierenden, die in all diesen Hochschulen Auslandssemester absolvieren können. Die Indologie und die Tibetologie bieten eine ganze Reihe von Bachelor- und Masterstudiengängen an. Hier kann man klassische und moderne asiatische Sprachen erlernen, ohne Vorkenntnisse: Sanskrit, Hindi, Urdu, Bengali, Pali, buddhistisches Chinesisch und Tibetisch. Mit diesem vielfältigen Angebot in Forschung und
8 Seite 8 von 9 Lehre ist die Hamburger Indologie ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie aus einem wirtschaftlichen, zunächst von kolonialer Überheblichkeit geprägten Interesse für ferne Länder und Kulturen im Lauf der Geschichte eine Expertise werden kann, die weltweites Renommee genießt ein Renommee, das nur vordergründig wirtschaftlich nicht verwertbar scheint. Die Diskussion der vergangenen Wochen um den Stellenwert von Wissenschaft und Forschung für Hamburg hat mir gezeigt, dass immer mehr Menschen in Hamburg Eines begreifen: Die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt hängt schon längst nicht mehr nur von unserem Hafen ab und von den mit ihm verbundenen Wirtschaftszweigen, sondern auch von der Qualität unserer Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Und was die Bedeutung der Hamburger Indologie betrifft, so muss man dazu heute nicht mehr unbedingt die wirtschaftlichen Beziehungen Hamburgs nach Südasien bemühen, um ihren Wert zu erkennen.
9 Seite 9 von 9 Spätestens in Zeiten der Globalisierung und des Internets ist geisteswissenschaftliche Exzellenz ein Wert an sich. Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen für die Zukunft Ihres Fachs Indologie alles Gute, eine erfolgreiche Tagung und ein stimmungsvolles Jubiläum der Hamburger Indologie.
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