Lizit - Grundsätze. Hier geht es um allgemeine Lizit-Grundsätze, die sowohl im offensiven, als auch im defensiven Lizit angewendet werden können.
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- Angelika Kohl
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1 Hier geht es um allgemeine Lizit-Grundsätze, die sowohl im offensiven, als auch im defensiven Lizit angewendet werden können. 1) Der Bietraum Der Bietraum ist einer der wichtigsten Schätze, den man im Laufe des Lizits besitzt. Mit 1 bis 7NT gibt es insgesamt nur 35 Gebote, um dem Partner die Informationen zukommen zu lassen, die er benötigt, um einen vernünftigen Endkontrakt festlegen zu können. Wenn man also viel über das eigene Blatt zu erzählen hat (sei es nun über Punktestärke und/oder Verteilung) sollte man seinen Bietraum wie seinen Augapfel hüten. Bevor man ein Gebot abgibt, das viel Platz einnimmt, sollte man sich vergewissern, ob es genügend Informationen beinhaltet, um den Verlust des Bietraums zu kompensieren. Zwei Beispiele sollen demonstrieren, was gemeint ist: 1. Beispiel: K x D 10 x K x x A B 10 x x Lizit - Grundsätze Der Partner eröffnet 1, der nächste Spieler passt. Wenn wir unser Blatt ansehen, zählen wir 13 Punkte und eine ausgeglichene Verteilung ohne 4er Edelfarbe. Es erfüllt also genau die Voraussetzungen für ein Gebot von 3NT. Alle passen, der linke Gegner spielt den B aus und wir sehen folgenden Tisch: A x x A D x x x K x x x x Wir stellen traurig fest, dass der Kontrakt von 6 wohl kaum zu verlieren gewesen wäre, sofern die Treff-Farbe ohne Stichverlust zu lösen ist. Mit unserem Sprung in 3NT haben wir uns sämtlicher Möglichkeiten beraubt, dieses Schlemm herauszufinden, denn dieses Gebot hat nicht eine, nicht zwei, sondern gar drei Lizitstufen vernichtet. Hätten wir auf 1 gemütlich 2 gesagt (forcierend!), hätte der Partner mit 3 antworten können, um so sein schönes Blatt mitzuteilen. 2. Beispiel: K K 10 x x x A B A K D B 10 Wir sind Teiler und eröffnen mit 2, der Partner lizitiert 2 (die Gegner passen immer). Wir sagen 3 und der Partner bietet 4. Was nun? Wenn wir unsere anbieten wollen, müssen wir schon in den 5. Stock und wissen dann immer noch 1
2 nicht, welcher der beste Endkontrakt ist. Vielleicht sind wir überhaupt schon zu hoch. Als wir das Blatt aufnahmen, wussten wir bereits, dass wir dem Partner viel zu erzählen haben werden (5/5 Verteilung mit über 20 Punkten). Deshalb soll man das oben angeführte Blatt nicht mit 2 eröffnen, denn einerseits ist diese Hand mit dem single König nicht unbedingt stark genug, andererseits nimmt uns das Gebot von 2 einfach zu viel Bietraum weg, um unser Blatt zu beschreiben. Diese Bietfolge ist viel platzsparender: 1 - pass pass 3 (Mancheforcing!) Auch jetzt weiß der Partner, dass wir stark sind, er hat aber noch den ganzen dritten Stock zur Verfügung, um den besten Endkontrakt herauszufinden. Man soll mit dem zur Verfügung stehenden Bietraum sorgfältig umgehen. Oft gibt es 2 oder gar 3 Möglichkeiten ein Blatt zu beschreiben: eine sparsame und eine verschwenderische. Wenn möglich - wählen wir die sparsame! 2) Wie informativ sind unsere Gebote? Das Lizit ist ein Austausch von Informationen. Man will den Partner einerseits über Verteilung, andererseits über die Punktestärke des eigenen Blattes informieren, wobei die Verteilung eine herausragende Rolle spielt. Zuerst ist es nämlich wichtig, dem Partner die genaue Verteilung der einzelnen Farben mitzuteilen, damit dieser schnell das Vorhandensein eines Fits erkennen kann. Ein gutes Gebot enthält eine Menge an Informationen für den Partner, ein schlechtes kaum welche und ein ganz schlechtes überhaupt keine mehr. Wie aber kann man ein gutes Gebot von einem schlechten unterscheiden? Ganz einfach: Jedes Gebot soll dem Partner eine Besonderheit zeigen, von der er noch nichts weiß! Je mehr Neuigkeiten wir vermitteln, desto besser ist unser Gebot. Schlechte Gebote hingegen beschreiben dem Partner nichts zusätzliches. 2
3 1. Beispiel: 1 (wir) - pass ? A x B x x K B 10 x x K x x Welches Gebot würdet Ihr wählen? 2, um dem Partner die 5er Länge mitzuteilen (immerhin haben wir nur 3 versprochen!), oder 1NT, um die ausgeglichene Verteilung mit Stopper zu zeigen? Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist, welche Informationen der Partner bereits hat und welche für ihn noch wichtig sind. Er weiß, dass wir nur in einem Fall eine 3er Karo haben können, nämlich dann, wenn wir eine Verteilung halten. Mit so einem Blatt würden wir jetzt die Herz heben. Wenn wir allerdings die Herz nicht heben, so haben wir mindestens 4 Karten in Karo. Ist es für den Partner wirklich wichtig, dass wir statt einer 4er Karo eine 5er Länge haben? Wohl kaum. Auch 1NT sollten wir nicht sagen, da dieses Gebot Zusatzstärke verspricht (siehe unten). Deshalb passen wir! Der Partner wird davon ausgehen, dass wir ihm weder über die Verteilung, noch über Stärke eine Zusatzinformation geben können. (Er nimmt also ein ausgeglichenes Blatt mit Punkten an. Genau das haben wir.) Was oft vergessen wird: Wenn in einer forcierenden Sequenz unser rechter Gegner nicht passt, so sind wir nicht mehr aufgefordert, das Lizit unter allen Umständen offen zu halten. Wenn wir nichts ZUSÄTZLICHES mitteilen können oder wollen, so passen wir einfach. 2 hätten wir mit folgendem Blatt gesagt: x D x x A K x x x x A x x Mit diesem Gebot zeigen wir eine 6er Länge in und weniger als 4 Karten in. Über Zusatzstärke in Form von Punkten sagt dieses Gebot in einer kompetitiven Bietsequenz nichts aus. Mit diesem Blatt wäre unser Gebot 1NT gewesen: K 10 x x x x K D B 10 x A D 3
4 2. Beispiel: In folgender Bietsituation werden auch häufig Fehler gemacht. Wir sind in Gefahr und halten folgendes Blatt: A K B 10 x K x x x D x x x Lizit: 1 - x (wir) - pass - 1 pass x - pass pass - pass Der Partner macht durch gutes Handspiel 5 Stiche, fällt also 3 x, denn er hält: x x x x K B x x x x x x x Das sind also 800 Punkte für den Gegner. Wo war der Fehler? Schuld waren wir mit dem Gebot von 2. Welche Information wollten wir dem Partner mit diesem Gebot übermitteln? Ach ja, wir wollten den Fit bestätigen! Was wir dabei vergessen haben ist, dass wir durch das Imformationskontra bereits den Fit angestrebt haben, den der Partner bestätigte! Das Gebot von 2 hatte also keine Zusatzinformation. Deshalb war es auch völlig falsch und wir wurden zurecht bestraft. Deshalb sollten wir folgende Regel beachten: Wir erzählen unsere Geschichte nicht zweimal. Wir bieten nur weiter, wenn der Partner uns durch ein forcierendes Gebot dazu auffordert oder wenn wir ihm noch zusätzliche Informationen über unser Blatt zukommen lassen wollen, DIE ER NOCH NICHT WEIß! 3) Blattbewertung Sowohl im Bronze,- als auch im Silberkurs haben wir uns ausführlich mit der Blattbewertung beschäftigt, denn ohne sie können wir nicht einschätzen, ob bzw. wie weit wir uns am Lizit beteiligen sollen. Natürlich spielen die Ansagen der Gegner und des Partners auch eine Rolle, Grundlage sollte aber immer das eigene Blatt sein. 4
5 3a) Verteilung Verteilungswerte sind sowohl im Lizit als auch im Abspiel der Karten ungeheuerlich wichtig. Mit dem Ausdruck Verteilungswerte meinen wir Längen und Kürzen. Mit letztgenannten haben wir uns schon im Silberkurs in Form sogenannter Fit-Punkte beschäftigt: Wenn wir einen Fit gefunden haben, dürfen wir uns für kurze Farben Punkte zu den Figurenenpunkten hinzuaddieren. Sie werten ein Blatt also auf. Aber auch lange Farben haben ihren Wert, wie dieses Monster beweist: - K D B x x Wie unschwer zu erkennen ist, sind 4 unverlierbar (und das mit ganzen 6 Figurenpunkten ), egal, welches Blatt der Partner hält. Spielt der Gegner jedoch 7NT, so werden wir voraussichtlich keinen Stich machen: Jede einzelne kleine Karte ist ein Gewinner, doch nur solange wir selbst die Hand spielen. Je länger die Farben sind, desto eher hat man die Berechtigung (Verpflichtung), den Partner darüber zu informieren, denn dadurch gewinnt ein Blatt stark an Offensivkraft. Man kann diese Aussage auch in Zahlen ausdrücken: Am schlechtesten ist die Verteilung, denn sie hat weder Längen noch Kürzen (ist daher eher für die Ohne geeignet). Ihre beiden längsten Farben ergeben zusammen 7 Karten. Durchschnittlich sind Verteilungen, bei denen die 2 längsten Farben zusammen 8 Karten ergeben, zum Beispiel die , die oder die Verteilung, wobei die zweite am besten ist, da sie zumindest eine 5er Länge beinhaltet. Bei Blättern mit guter Verteilung ergeben die beiden längsten Farben zusammen 9 Karten, z.b.: 5-4-x-x, 6-3-x-x, usw. Absolute Spitzenverteilungen sind jene, in denen sich die beiden längsten Farben aus insgesamt 10 oder mehr Karten zusammensetzen, z.b.: 5-5-x-x, 6-4-x-x usw. 5
6 Beispiele: 1 (wir) pass - 2 x x x A D x x x K D B x x 3 Die 5-5-Verteilung müssen wir dem Partner mitteilen. Verteilung ist in dieser Situation viel wichtiger als Figurenpunkte! 1 (wir) - pass pass x x A K x x K D B x x x x 4 Ohne mit der Wimper zu zucken. Dieses Blatt hat ungeheuere Verteilungswerte, die in die Blattbewertung mit einfließen müssen. 3b) Die Umbewertung des Blattes In einer kompetativen Bietsequenz ist es oft nicht leicht, sein Potenzial richtig einzuschätzen. Man steht nicht selten vor der Entscheidung, entweder noch einmal zu lizitieren (und vielleicht zu hoch zu kommen) oder zu passen und mitanzusehen, was die Gegner mühelos ihren Teilkontrakt zu erfüllen. Aus diesem Grund muss man während des Lizits sein Blatt umbewerten, um besser entscheiden zu können, ob man passt oder lizitiert. a) Figuren (nicht das Ass) in der Gegnerfarbe Schauen wir uns folgende Situation an: pass -? K x A D x x x K B x x x x Sollen wir die Einladung annehmen und 4 ansagen oder lieber passen? Die Frage ist, ob unser K seine vollen 3 Punkte wert ist. Da unser linker Gegner genannt hat, ist es gut möglich, dass A D hinter dem König steht, ein eventueller Expass daher nicht sitzt. Es ist also im Zweifelsfall (wie hier) besser, die Einladung abzulehnen. Hätte der rechte Gegner lizitiert, so hätten wir die Einladung 6
7 angenommen, denn nun können wir mit gutem Grund hoffen, dass das A vor dem König steht. Diese Prinzip gilt für nahezu alle Bietsituationen, in denen ein Gegner eine Farbe genannt hat. Figuren, die in einer kompetitiven Bietsequenz vor der lizitierten Farbe des Gegners sitzen, sind abzuwerten, während solche, die hinter der Farbe platziert sind, vollen Wert besitzen. 3c) Kürze in der Gegnerfarbe In einer kompetativen Situation ist die Anzahl der Karten in der Gegnerfarbe ein eintscheidender Faktor. Wenn man Kürze in der Gegnerfarbe besitzt, so ist das ein Grund, das Blatt stark aufzuwerten, besonders, wenn sich die Gegner in dieser Farbe gehoben haben. Ein einfaches Beispiel soll das demonstrieren: A Wir Partner Lizit D B K 8 4 K D A (Partner) - 2-4! Obwohl wir nur 10 Punkte haben, sagen wir auf Grund unseres Singles in der Gegnerfarbe die Manche an. Der Partner hat zwar nur ein Minimum eines Farbüberrufs, trotzdem werden wir das volle Spiel ohne Probleme erfüllen. Der Alleinspieler kann Verlierer am Tisch schnappen (wo wir unsere Kürze haben) und evtl. einen Überstich machen. Hätten wir in 3 Karten gehabt (so wie der Partner), hätte der Partner des Eröffners zwar nicht gehoben, wir aber möglicherweise gleich 3 Stiche abgegeben. Wir sehen: In kompetativen Bietsequenzen sind Kürzen in der Gegnerfarbe besonders wertvoll. Der schlechteste Fall der eintreten kann liegt vor, wenn man exakt 3 Karten in der Gegnerfarbe hält. In dieser Situation ist besondere Vorsicht geboten. 7
Das 2. Gebot des Antworters
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