UNTERWEGS. Heute in Indien
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- Carsten Maier
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1 UNTERWEGS Heute in Indien Die größte Demokratie der Welt Indien erstreckt sich über eine Fläche von circa 3,3 Millionen Quadratkilometern. Damit ist es etwa neun Mal so groß wie Deutschland und der siebtgrößte Staat der Erde. Es hat 28 Bundesstaaten und sechs sogenannte Unionsterritorien. Laut Verfassung ist das Land eine säkuläre, demokratische und föderale Republik. Mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern ist es die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt. Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 hat Indien den Grundsatz der Gewaltenteilung von Legislative, Exekutive und Judikative durchgesetzt. Daneben hat sich in Indien die freie Presse als vierte Gewalt im Staat etabliert. Indien ein Land mit vielen Facetten. Zukunftsmarkt Indien Obwohl Indiens Wirtschaftswachstum auf hohem Niveau abgeflaut ist, gehört es mit seinem für das Jahr 2012 erwarteten Wachstum von etwa 7 Prozent zu den am stärksten expandierenden Volkswirtschaften der Welt. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird Indien voraussichtlich nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Erde sein, sondern auch mit seinem Bruttoinlandsprodukt nach China und USA an dritter Stelle liegen. Dabei wird das Wirtschaftswachstum ganz wesentlich von der Binnennachfrage getragen. Die demografische Entwicklung spricht dafür, dass dies auch zukünftig so bleibt. Indiens Wirtschaft expandiert weiterhin. 1
2 Kontrollierte Offenheit Eine wesentliche Voraussetzung für den ökonomischen Aufschwung Indiens war die sukzessive Deregulierung und Öffnung der indischen Volkswirtschaft nach der Finanzkrise von Dieser Grundrichtung sind seither alle in Delhi regierenden Koalitionen treu geblieben. In den vergangenen Jahren hat sich Indien zwar vorsichtig, aber auch zunehmend, gegenüber dem Ausland geöffnet. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung hat die Regierung im September 2012 unternommen. Sie kündigte an, unter anderem den Einzelhandel für ausländische Investoren weiter zu öffnen. Nun soll es internationalen Handelsketten erlaubt sein, bis zu 51 Prozent an indischen Unternehmen zu halten. Indiens Wirtschaft profitiert von der zunehmenden volkswirtschaftlichen Öffnung. Ungleiche Verteilung Trotz seiner Wachstumsraten bleibt Indien mit einem durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf- Einkommen von nur US-Dollar und enormen Defiziten in der sozialen Infrastruktur weiterhin ein Entwicklungsland. Etwa 30 Prozent der indischen Bevölkerung leben unterhalb der von den Vereinten Nationen definierten extremen Armutsgrenze von einem US-Dollar pro Kopf und Tag. Insgesamt 70 Prozent müssen mit weniger als zwei Dollar auskommen. Auf dem Human Development Index der UNDP (United Nations Development Programme) aus dem Jahr 2011 steht Indien auf Platz 134 von 187 erfassten Staaten. Bei vielen Sozialindikatoren liegt das Land deutlich unter den Durchschnittswerten von Subsahara- Afrika. Gleichzeitig beheimatet Indien weltweit die meisten Millionäre und Milliardäre. Indien ist weiterhin ein Entwicklungsland, obwohl hier die meisten Millionäre und Milliardäre leben. 2
3 Vorteil junge Gesellschaft Als wesentlicher Grund für die mittel- bis längerfristig hohen Wachstumsprognosen Indiens wird in der Regel die Demographische Dividende angeführt, was bedeutet, dass die Geburtenrate nur sehr langsam sinkt. Laut OECD wird Indien bis 2020 eine größere Bevölkerung als China besitzen. Sie schätzt, dass diese in den 2040er Jahren auf rund 1,7 Milliarden Menschen anwachsen wird. Als großes Plus wird dabei das günstige Generationenverhältnis angesehen: Nach Prognosen des Auswärtigen Amtes wird der Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren bis 2026 bei 68,4 liegen. In allen anderen aufstrebenden Volkswirtschaften wird der Abhängigenquotient, also der Anteil der Bevölkerung unter 15 und über 65 Jahren, steigen. Indiens Vorteil: eine junge Gesellschaft. Bunte Vielfalt Obwohl die hinduistische Tradition im öffentlichen Erscheinungsbild vorherrschend ist, weist Indien eine kulturelle und religiöse Vielfalt auf: Rund 80 Prozent der Inder sind Hindus, etwa 13 Prozent Muslime, 2,3 Prozent Christen, 1,8 Prozent Sikhs. Daneben gibt es Buddhisten, Jainisten und Parsen. Ungewöhnlich ist auch der sprachliche Reichtum: Neben Hindi und Englisch sind 21 weitere Nationalsprachen wie etwa Bengali und Sanskrit offiziell anerkannt mehr als in jedem anderen Land der Welt. Bei diesem Nebeneinander von Religionen, Kulturen und Sprachen wundert es nicht, dass ein Selbstverständnis von Indien als einem demokratischen, säkularen und toleranten Vielvölkerstaat weit verbreitet ist. Indien: Vielfalt in Religion, Sprache und Kultur. 3
4 Boombranche IT Unberührt von den jüngsten verhaltenen gesamtwirtschaftlichen Prognosen, stehen die Zeichen in Indiens IT-Branche ungebremst auf Wachstum. Schätzungen zufolge haben allein im ersten Quartal 2012 die fünf größten IT-Unternehmen des Landes rund neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Umsatz hat sich nach Angaben des Branchenverbandes Nasscom in den letzten 20 Jahren vertausendfacht. Mittlerweile erwirtschaftet die Sparte gut 5,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ein Ende des indischen IT-Booms ist nicht in Sicht. Nicht zuletzt, weil der Fachkräftemangel in Europa und den USA immer mehr zum Problem wird und viele Unternehmen zum Outsourcing nach Indien zwingt. Laut Angaben des Branchenverbandes Bitkom sind derzeit allein in Deutschland Stellen in IT- Unternehmen unbesetzt. Viele ausländische Unternehmen verlagern ihre IT-Aktivitäten nach Indien. Medienmarkt wächst Indien hat eine besonders lebendige und selbstbewusste Medienlandschaft und die Pressefreiheit ist ein wesentlicher Bestandteil der indischen Demokratie. Die Medien- und Unterhaltungsbranche konnte zuletzt kräftig zulegen: 11,2 Prozent Zuwachs im Jahr Das ist eine der weltweit höchsten Wachstumsraten. Und das, obwohl die Einnahmen aus Bollywood rückläufig waren. Die Aussichten bleiben weiterhin rosig: Bis 2015 prognostiziert PricewaterhouseCoopers ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 13,2 Prozent. Im internationalen Vergleich bleibt der indische Markt aber klein: Der Gesamtumsatz lag bei 14,4 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland werden jährlich über 87, in Japan 174 und in den USA mehr als 443 Milliarden US-Dollar in der Branche umgesetzt. Eine Hochzeit: fast immer das Ziel der Protagonisten in Indiens Bollywood-Filmen. 4
5 Exotisch, raffiniert, scharf Exotisch, raffiniert, scharf. Damit lässt sich die vielfältige indische Küche wohl am besten beschreiben. Kein Wunder, dass Indien häufig auch als Land der Gewürze bezeichnet wird. Curry, das viele von uns bei indischer Küche im Kopf haben, ist allerdings kein originäres indisches Gewürz. Vielmehr bezeichnet Curry in Indien die Art der Zubereitung von Speisen, nämlich das Garen. Die Gewürzmischungen, die dafür verwendet werden, nennt man hingegen Masala. Sie bestehen aus etwa zehn verschiedenen Gewürzen, wie Ingwer, Kurkuma, Koriander, Zimt, Nelken und Kardamon. Masala gibt es in sehr vielen Varianten, die in Familien oft von Generation zu Generation weitervererbt werden. Das gelbe Curry- Pulver, das wir in Deutschland im Supermarkt kaufen, wird hingegen eigentlich nur für den Export gemischt. Indien das Land der Gewürze. Holi Im Rausch der Farben Am Vollmondtag des Monats Phalguna, der nach westlicher Zeitrechnung im Februar oder März liegt, feiert vor allem der Norden Indiens Holi, eines der ältesten Feste des Landes. Mit den Holi-Feierlichkeiten, auch Festival der Farben genannt, begrüßen die Menschen den Frühling und greifen dafür tief ins Pulverfass. Man bestreut und besprengt sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser und Pulver, dem Gulal. Ganze Straßenzüge verschwinden in diesen Tagen unter kunterbunten Staubwolken, die Menschen tanzen ausgelassen durch die Stadt. Während dieser Zeit sind alle sozialen Schranken wie Kaste, Geschlecht, Alter und Herkunft aufgehoben. Das Fest geht auf eine alte hinduistische Tradition zurück und feiert den Sieg des Guten über das Böse. Holi ist das farbenprächtigste Fest Indiens. 8. November 2012 Copyright: METRO AG URL: 5
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