Medizinische Register und Klassifikation. Dr. Adam Maciak
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- Gerrit Kappel
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1 Medizinische Register und Klassifikation Dr. Adam Maciak 1
2 Anfoderungen an Register Register (z.b. Krebsregister) Möglichst vollständig Fallzahlen und Kenngrößen Wie können diese Informationen übergreifen genutzt werden? Anderes Land, andere Sprache? standardisierte Dokumentation von Daten eines definierten Untersuchungskollektivs, das Vollzähligkeit innerhalb dieses Kollektivs anstrebt. dient der systematischen, patientenübergreifenden Auswertung von Krankheitsverläufen 2
3 Medizinische Klassifikation und Ordnung Eine Dokumentation braucht eine Dokumentationssprache d.h. Menge von Deskriptoren und Regeln für ihre Anwendung. Erforderlich ist eine Begriffsordnung d.h. eine systematische Ordnung der Deskriptoren. Ordnungssystem ist eine Dokumentationssprache mit Begriffsordnung. 3
4 Medizinische Klassifikation und Ordnung Die Auswertbarkeit von Dokumentationssystemen wird beeinträchtigt durch die Verwendung von Synonymen oder Homonymen. Ordnungssysteme schränken die Freiheit des Ausdrucks durch Vorgabe besonderer Deskriptoren ein und lösen damit das Problem. (Besonders kasuistische Dokumentationen erfordern aber oft auch das Dokumentieren ohne Ordnungssystem.) 4
5 Medizinische Klassifikation und Ordnung Klassifikation besteht aus Klassen ( Töpfen, Schubladen ), die sich nicht überschneiden und das Fachgebiet vollständig überdecken sollen. klassieren = einer Klasse (eindeutig!) zuordnen Notation = Schlüssel einer Klasse (z.b für Alkoholische Leberzirrhose) verschlüsseln = ermitteln und aufzeichnen des Schlüssels (der Notation) 5
6 Medizinische Klassifikation und Ordnung patientenübergreifende Auswertungen Suchen gleichartiger Dokumentationsobjekte (-> Töpfe nicht zu klein machen!) kaum geeignet z.b. für die Teile der Krankenakte, die kasuistische ausgewertet werden sollen (-> da Töpfe nicht klein genug!) 6
7 Typen von Klassifikationen hierarchische Klassifikationen z.b.: (D1) Erkrankungen des Fettstoffwechsels (D11) Hyperlipidämie (D12) Lipoproteinmangel (D121) Tangier-Krankheit (D122) A-Beta- Lipoproteinämie (D123) Andere Lipoproteinmangel (D13) Andere Erkrankungen des Fettstoffwechsels 7
8 Typen von Klassifikationen Mehrachsige Klassifikationen Verwendung mehrerer semantischer Bezugssysteme für getrennte Teilklassifikationen (Achsen) und jeweils getrennte Klassierung (z.b. Ätiologie, Topographie, Morphologie) z.b.(oben + Ätiologie-Achse): (A1) ernährungsbedingt (A2) kongenital (A3) gemischte oder andere Ätiologien 8
9 ICD Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (International Classification of Diseases: ICD) ist die wichtigste, weltweit anerkannte Diagnosenklassifikation in der Medizin. 1893: Verzeichnis der Todesursachen 1948: Herausgeberschaft durch WHO, Internationale Klassifikation der Krankheiten und Todesursachen 1975: 9. Revision (ICD-9) 1989: 10. Revision (ICD-10) Alphanumerische 3- bzw. 4-stellige Notation 21 Krankheitskapitel (Zusatzkapitel integriert) (Kap. IV: Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkr.) 9
10 DRGs Diagnosis Related Groups Seit 2003 in Duetschland verpflichtend Fallpauschalen zur Kodierung eines einzelnen Behandlungsfalls Haupdiagnose (Major Diagnostic Category) Nebendiagnose (Sub-MDC) Prozedur Gewichtung möglich nach Komplikationen ==> Berechnung der Kostenübernahme einer Behandlung 10
11 DRG MDC-FALLGRUPPENNUMMER-SCHWEREGRAD B70A Schlaganfall mit schwerwiegenden oder katastrophalen Nebendiagnosen B entspricht MDC (Erkrankung Nervensystem) 70 Sub-MDC (raumfodernde Ischämie mit mehreren Herden) A Schweregrad (höchste Behandlungsschwere) 11
12 DRG Groupping Grouper unterstützen Zuordnung eines Behandlungsfalls zu einer DRG Relevante Informationen Hauptdiagnose Max. 19 Nebendiagnosen Max. 20 Prozeduren Alter, Geschlecht, Verweildauer, Entlassungsart Geburtsgewicht*, Zwangseinweisung*, Stunden der künstl. Beatmung*,... Grouper sind durch Gesundheitsministerium zertifiziert 12
13 TNM Klinische Einteilung bösartiger Tumoren T (Topographie), N (Noduli), M (Metastasen) T: 0-4, Größe und Ausbreitung N: 0-3, Befall der Lymphknoten M: 0-1, Metastasen (nicht) vorhanden G (Grading) G: 0-4, gut differenziert bis undifferenziert PT2N0M0 mittelgroßer Tumor ohne Befall der Lymphknoten oder Metastasenbildung Operation? 13
14 ICPM/OPS Die Internationale Klassifikation der Prozeduren in der Medizin (ICPM) ist die wichtigste, weltweit anerkannte Prozedurenklassifikation in der Medizin. Der Operationenschlüssel nach 301 SGB V - Internationale Klassifikation der Prozeduren in der Medizin (OPS-301) ist die für deutsche Krankenhäuser verbindliche Fassung. 44 Bereichsüberschriften (z.b. Bereich : Operationen an den Ohren) 113 Prozedurenklassen in der dreistelligen Systematik (z.b. Klasse 5-19: Mikrochirurgische Operationen am Mittelohr) Prozedurenklassen in der vierstelligen Systematik (z.b. Klasse 5-192: Revision einer Stapedektomie) 14
15 SNOMED SNOMED ist ein Ordnungssystem (Dokumentationssprache mit: Begriffssystem + Definition von Begriffen und Benennungen + Notation/Schlüssel), nämlich eine Nomenklatur Ziel: medizinische Aussagen so indexieren (kennzeichnen), dass ihr Inhalt möglichst vollständig erfasst ist. hoher Recall und hohe Präzision möglich. sprachunabhängige Repräsentation -> automatisch übersetzbar Diskussion: wie Klassifikation für patientenübergreifende Auswertung nutzbar? 15
16 SNOMED Die SNOMED II enthält 7 semantische Bezugssysteme: T Topographie M Morphologie E Ätiologie F Funktion D Krankheit P Prozedur J Beruf 16
17 SNOMED Aussagemodell: Die morphologische Veränderungen M an den Lokalisationen T wurden hervorgerufen durch die Wirkfaktoren E. Sie haben zu den Funktionsstörungen F geführt. Ein Zusammenhang mit den Berufen J des Patienten ist zu erwägen. Die Störungen werden mit den Krankheitsbegriffen D kategorisiert. Sie haben die Durchführung der Prozeduren P veranlasst. 17
18 Beispiel Ein Schiffskoch (J53150) wird mit den Symptomen Fieber (F03003), Schüttelfrost (F03260), und Diarrhöe (F62400) als Notfall in ein Krankenhaus aufgenommen (P00300). Dort wird eine akute Entzündung (M41000) der Schleimhaut des Magens (T63010) und des Dünndarms (T64000), hervorgerufen durch Salmonella cholerae-suis (E16010), festgestellt und als Gastroenteritis paratyphosa (D01550) diagnostiziert. 18
19 MeSH Mesh ist ein Thesaurus (Begriffssystem + Definition von Begriffen und Benennungen + terminologische Informationen (Synonyme, terminologische Nähe,...) (zunächst) ohne Notation/Schlüssel) 19
20 MeSH Ziel: biowissenschaftliche Literatur indexieren (verschlagworten) Verwendung primär bei der NLM (Medline, Pubmed,...) sprachunabhängige Repräsentation -> automatisch übersetzbar bzw. viele Übersetzungen (auch Deutsch) 20
21 UMLS Wie kann ich zu einer ICD-Diagnose Literatur in PUBMED finden? + Was mache ich, wenn ich eine Prozedur mit OPS 301 klassiert habe, ich aber in einer Datenbank dazu passende Patienten finden will, die aber mit SNOMED indexiert wurden? 21
22 UMLS Ausgangsproblem: Vielzahl verschiedener medizinischer Begriffsordnungen unterschiedlicher Umfang (ICD-10-SGBV und ICD-10-WHO) uneinheitliche Ordnung (Achsen und Hierarchien, Regelwerke) uneinheitliche Terminologie (Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Cheilognathopalatochisis) uneinheitliche Schreibweisen (Koronarangiografie, Coronarangiographie, Koronarangiographie) unterschiedliche Sprachen (deutsch, englisch, französisch, finnisch,... 22
23 UMLS UMLS verwaltet medizinische Termini und semantische Beziehungen zwischen zahlreichen heterogenen begrifflichen Ordnungssystemen und medizinischen Nomenklaturen in unterschiedlichen Sprachen. Meta-Thesaurus: Begriffe aus fast 100 Quellvokabularien und Klassifikationen Semantisches Netzwerk: Speziallexikon 23
24 Beispiel UMLS Konzepte (concept unique identifier CUI) z.b. : diabetische Nephropathie, CUI= C
25 Übung und Aufgaben Übersetzung eines Arztbriefs ins verständliche deutsch Unterstützung siehe mindpicnic Elektronische Gesundheitskarte 25
26 Diskussion und Fragen 26
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