Der Segelflugplatz in Kombach ( Flugplatz )

Transkript

1 Kombacher Flugplatz

2 2 in Kombach ( Flugplatz ) Ja, was ist das denn? Ein Segelflugplatz in Kombach? Wo war der denn? Was ist dort gemacht worden? Ein Ausschnitt aus zeigt uns einen Teil Kombachs mit der Höhenstraße und der Schlinke sowie einem Teil des Hirschsteins. Ganz charakteristisch und schon weithin sichtbar ist ein alter Birnbaum, der auf dem Grundstück von Scheffersch (Familie Werner, Am Fortshaus 2) steht (siehe roter Kreis). Oberhalb des Weges neben diesem Birnbaum befindet sich ein weiteres Grundstück von Scheffersch (siehe blaue Umrandung). Das Bild zeigt einen Erntedankumzug mit dem Bonnanshaus und dem ehemalige Backhaus und ist eines der wenigen bildlichen Zeugnisse aus der damaligen Zeit auf dem das alte Backhaus noch zu sehen ist. Dieser Bild-Ausschnitt aus Google Earth zeigt die damalige Lage des Startplatzes der Segelflugschule. Ein Einwohner Kombachs, Heinrich Pracht ( Kochens Heinrich ) erinnert sich noch heute: Der Startbereich für die Segelflugzeuge war am Hang im Hirschstein, der jetzt aber mit Bäumen bewachsen ist (siehe gelber Bereich). Das Segelflugzeug wurde dort aufgestellt und von zwei Personen gehalten. An zwei Halterungen, die an dem Flieger befestigt waren, wurden zwei Gummiseile gespannt. An den Gummiseilen zogen mehrere Personen unterhalb des Fliegers, bis das Seil straff gespannt war. Dann gab es das Kommando: Fertig! Los! und die beiden Flugzeughalter ließen das Segelflugzeug los. Durch die Kraft der Gummiseile wurde der Flieger beschleunigt und in die Luft befördert. Wenn das Flugzeug eine gewisse Höhe erreicht hatte, lösten sich die Gummiseile aus ihren Halterungen und der Flug konnte beginnen.

3 3 Ähnliche Erinnerungen hat auch Willi Platt, ein ehemaliger Kombacher, der bereits seit 62 Jahren in Allendorf wohnt. Er ist verwandt mit Gerhard Weigel ( Goardeschneirasch ), Birgit und Friedhelm Krüger ( Kriechersch ) und der Familie Platt aus der Bergstraße ( Hanns ). Er beschreibt, dass ein Stück am Hirschstein abgeholzt war und für den Startbereich der Flugzeuge genutzt wurde. An die Segelflieger wurden zwei Gummizüge gespannt, die aus alten Schläuchen (wahrscheinlich aus alten Autoreifen) gefertigt waren. Diese hatte vermutlich Herr Ellenberger aus Biedenkopf zur Verfügung gestellt, der eine Autowerkstatt in der Hainstraße (in der Nähe des Landratsamtes) betrieb; heute werden dort noch Nummernschilder für Autos hergestellt. Das Gerippe aus Holz für den Bau der Flugzeuge stammte von Fritz Cyriax, ebenfalls aus Biedenkopf. Die Fa. Cyriax betrieb lange Jahre ein Sägewerk, so dass das Beschaffen für das Baumaterial kein Problem darstellte. Die Segelflugzeuge wurden auf einem Anhänger von Biedenkopf nach Kombach transportiert und hier dann zusammengebaut, indem man die Flügel an den Rumpf montierte. Zwei Personen mussten also zunächst das Flugzeug am Heck festhalten, die beiden Gummizüge wurden mit dem Kommando Anziehen gespannt. Dann wurden die Starter mit dem Befehl Laufen losgeschickt, um das Flugzeug zu beschleunigen und schließlich diente das Kommando Los dazu, den Flieger loszulassen, so dass er abheben konnte. Die Gummibänder fielen dann aus ihren Verankerungen am Segelflieger heraus, wenn das Flugzeug über die Köpfe der Starter hinweg segelte. Oft endete der Flug schon lange, bevor die Bundesstraße erreicht worden war. Für uns Kinder war das jedes Mal eine tolle Abwechslung von unserem Alltag. Bild vom ehemaligen Flugplatz in Blickrichtung Eckelshausen wird noch eingefügt. Aussicht vom ehemaligen Kombacher Flugplatz über das Lahntal in Richtung Eckelshausen

4 4 Vorgabe für die Piloten der Segelflieger war, nicht die Bundesstraße zu überqueren, da sonst für den Rücktransport des Fliegers die Flügel abmontiert werden mussten. Die Landung erfolgte also in der Mennau oder im mittleren Feld oder auch in Richtung Eckelshausen. Nach geglückter Landung wurde das Flugzeug auf einen gummibereiften Wagen verladen und dann wieder an den Start gezogen, entweder von einem Pferd oder auch unter Mitwirkung der Kombacher Jugendlichen. Für uns Kinder war das immer ein Rießenspaß. Zwei Artikel aus dem Hinterländer Anzeiger bestätigen, dass es in Kombach in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts tatsächlich einen Segelflugplatz mit Flugbetrieb gegeben hat: Der Artikel1) beschreibt die ersten Flüge, die auf dem Kombacher Flugplatz stattgefunden haben ( Eine Menge Zuschauer wohnten den bis jetzt hier nicht gesehenen Segelflügen bei. ). Für die Kombacher offensichtlich eine Attraktion, die die Leute des Fliegerstützpunktes Biedenkopf hier dargeboten haben. Dass der erste Pilot aus Hirzenhain kam, um den Flieger zu testen, sollte auch nicht verwundern, denn in Hirzenhain wird bis heute Segelflug betrieben. Die ersten Flüge dauerten allerdings nicht sehr lange; es ist von 10, 29 und 36 Sekunden die Rede. Aber der Flieger erfüllte offensichtlich seine Aufgabe, denn es waren nicht die letzten Flüge in Kombach. Ein zweiter Artikel2) auf Seite 00 beschreibt dann auch den ersten Schulbetrieb mit dem Segelflugzeug Biedenkopf.

5 5 Wie aus dem Artikel ersichtlich, hat Fluglehrer Schäfer dem Kombacher Gelände ein gutes Zeugnis ausgestellt: Die ersten durch den Fluglehrer ausgeführten Flüge beweisen, daß das Gelände zur Ablegung der A- und B-Prüfung, ja sogar zum längeren Segeln ganz vorzüglich geeignet ist. So dauerte der längste Flug diesmal fast 2 Minuten und der Flieger erreichte eine um 30 Meter größere Höhe im Vergleich zur Starthöhe. Leider muss das Wetter an diesem Tage aber nicht mitgespielt haben: Wegen des andauernden Regens wurde nachmittags nach dem 15. Flug der Schulbetrieb abgebrochen, um ihn am kommenden Sonntag wieder mit neuem Mut aufzunehmen. 1) 2) Hinterländer Anzeiger vom Hinterländer Anzeiger vom