Arzneiformenlehre 1. Homöopathie

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1 Arzneiformenlehre 1 Homöopathie

2 Grundlagen der Homöopathie Begründer der Klassischen Homöopathie Samuel Hahnemann (1755 bis 1843) Grundprinzipien 1. Ähnlichkeitsprinzip similia similibus curentur 2. Prinzip der Potenzierung 3. Arzneiprüfung am Gesunden Homöopathische Arzneimittel Nach dem Arzneimittelgesetz werden Homöopathische Arzneimittel durch das Herstellungsverfahren definiert 2

3 Angaben laut Ph.Eur. Homöopathische Zubereitungen (Praeparationes homoeopathicae) Definition Homöopathische Zubereitungen werden aus Substanzen, Stoffen oder konzentrierten Zubereitungen nach einer homöopathischen Verfahrenstechnik hergestellt. Eine homöopathische Zubereitung wird in der Regel mit der lateinischen Bezeichnung der konzentrierten Zubereitung sowie dem Verdünnungsgrad gekennzeichnet. Arzneiträger Hilfsstoffe für die Herstellung / Potenzierung Bsp.: gereinigtes Wasser, Ethanol geeigneter Konzentration, Glycerol, Lactose Konzentrierte Zubereitungen Ausgangsmaterial für die Herstellung homöopathischer Zubereitungen: pflanzliches, tierisches, menschliches Material als Urtinktur / Glycerolmazerat chemische und mineralische Stoffe 3

4 Angaben laut Ph.Eur. Homöopathische Zubereitungen Potenzierung Durch Potenzierung ( ) werden aus konzentrierten Zubereitungen Verdünnungen (Dilutionen) und Verreibungen (Triturationen) hergestellt. Methoden: stufenweise Verdünnung / Verschüttelung bzw. stufenweise Verreibung Man unterscheidet a) Dezimal-Potenzen (Bezeichnung: D, DH oder X) Herstellung aus 1 Teil konz. Zubereitung und 9 Teilen Arzneiträger b) Centesimal-Potenzen (Bezeichnung: C, CH) Herstellung aus 1 Teil konz. Zubereitung und 99 Teilen Arzneiträger c) LM- (oder Q-)Potenzen Herstellung nach spezieller Verfahrenstechnik Die Anzahl der Potenzierungsstufen bestimmt den Verdünnungsgrad Bsp.: C3 dritte Potenzierungsstufe im Centesimalsystem 4

5 Angaben laut Ph.Eur. Homöopathische Zubereitungen Darreichungsformen Darreichungsformen homöopatischer Zubereitungen entsprechen ( ) den jeweiligen Monographien zu Darreichungsformen im Ph.Eur. Als Wirkstoffe (Arzneistoffe) der Darreichungsformen homöopathischer Zubereitungen gelten Verdünnungen (Dilutionen) oder Verreibungen (Triturationen) konzentrierter Zubereitungen. Spezielle Homöopathische Darreichungsformen Streukügelchen und Globuli velati aus Saccharose, Lactose oder anderen geeigneten Hilfsstoffen Herstellung durch Imprägnierung vorgefertigter Streukügelchen/Globuli velati Tabletten und Imprägnierte Tabletten aus Saccharose, Lactose oder anderen geeigneten Hilfsstoffen Herstellung durch Verpressen von Hilfsstoff/Wirkstoff oder durch Imprägnieren von vorgefertigten Tabletten 5

6 Homöopathisches Arzneibuch Gliederung Allgemeine Vorschriften Angaben zur Lagerung, Abkürzungen, Symbole Allgemeine Methoden verschiedene Analysenmethoden Reagenzien Verfahrenstechniken zur Herstellung homöopathischer Arzneimittel enthält Unterkapitel zu Ausgangsstoffen, Arznei- und Hilfsstoffen, Herstellungsvorschriften Monographien Das HAB ist rechtlich dem Ph.Eur. zugeordnet und folgt den Vorschriften der Monographie Homöopathische Zubereitungen Ph.Eur. 6

7 Homöopathisches Arzneibuch HAB-Positivliste: Ammoniumdihydrogenphosphat, Argon, Ascorbat-Phosphat-Pufferlösung, Calciumbehenat, Mikrokristalline Cellulose, Ethanol verschiedener Konzentration, Ether, Glycerol, Hämatit, Hartfett, Hefe, Honig, Kohlendioxid, Lactose-Monohydrat, Likörwein, Magnesiumstearat, Molke, Nährlösung für die Kultivierung von Hefe, Natriumchlorid, isotonische Natriumchlorid-Lösung, Natriumhydrogencarbonat, Pflanzenöle, Rübendicksaft Saccharose, Hochdisperses Siliciumdioxid, Stärke, Gereinigtes Wasser, Wasser für Injektionszwecke, Wollwachsalkoholsalbe, Zink, Zuckersirup Urtinkturen (Kurzzeichen Ø): Mischungen pflanzlicher Presssäfte mit Ethanol der angegebenen Konzentration Auszüge aus frischen oder getrockneten Pflanzen sowie deren Absonderungen, Pflanzenteilen, Tieren, Teilen von Tieren sowie deren Absonderungen mit den genannten flüssigen Arzneiträgern Nosoden 7

8 Homöopathisches Arzneibuch Allgemeines H Der Zusatz von Geruchs- und Geschmackskorrigentien sowie von Färbemitteln ist grundsätzlich nicht gestattet. Der Zusatz von Konservierungsmitteln ist ebenfalls nicht gestattet, es sei denn, dass im Einzelfall ( ) etwas anderes vorgeschrieben ist. Flüssige Verdünnungen werden in Gefäßen hergestellt, deren Rauminhalt um mindestens ein Drittel größer ist als die aufzunehmende Flüssigkeitsmenge (i.d.r. 30 oder 43 % m/m Ethanol). Zur Potenzierung wird nach der jeweiligen Vorschrift verdünnt und jedes Mal mindestens 10mal kräftig geschüttelt. Für jede Verdünnung muss ein eigenes Gefäß benutzt werden (Mehrglasmethode). Bei der Herstellung flüssiger oder fester Verdünnungen darf keine Stufe übersprungen werden, sofern nichts anderes angegeben ist. Als Kapseln sind dafür ungefärbte Hartkapseln zu verwenden. Imprägnierung von Globuli 8

9 Homöopathisches Arzneibuch HAB Vorschriften 6 und 7: Verreibungen Man unterscheidet Handverreibung und Maschinenverreibung. Bis zur 4. Verdünnung muss so gearbeitet werden, dass 80% der Teilchen < 10µm und kein Teilchen > 50µm (früher HAB). Für höhere Verdünnungen: ein Drittel der Lactosemenge mit der Vorverdünnung bis zur Homogenität mischen und anschließend in Portionen die zwei weiteren Drittel Lactose zugeben. 9

10 Homöopathisches Arzneibuch HAB Vorschrift 10: Streukügelchen Saccharosekügelchen Standardgröße 3: Kügelchen pro Gramm Herstellung: Befeuchtung von 100 Teilen Saccharosekügelchen mit 1 Teil der betreffenden Dilution (mind. 66% Ethanol); anschließend trocknen HAB Vorschrift 17: LM-Potenzen nach Hahnemann: 1 Streukügelchen in 1 Tropfen Wasser lösen, mit 2,5 ml Ethanol 86 % durch 100 maliges Schütteln potenzieren und diese Lösung auf Streukügelchen (ca. 100 g) aufbringen und trocknen 10

11 Beispielrezeptur Rp. Calcium fluoratum Dilutio D 8 10,0 Herstellung nach HAB-Monographie: D 1-Verreibung nach HAB bzw. PhEur: 1 Teil Grundstoff + 9 T Lactose (Calciumfluorid ist unlöslich!) Überführen in Dilution: aus 1 Teil D 6 Verreibung + 9 T Wasser anschließend mit 30 % (m/m) Ethanol verdünnen Potenzierung: Mehrglasmethode, 1/3 Extravolumen, 10 x Schütteln) 11