Zukunftsperspektiven mit Kindern und Jugendlichen entwickeln
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- Thilo Albrecht
- vor 6 Jahren
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1 Zukunftsperspektiven mit Kindern und Jugendlichen entwickeln Anregungen und Konzeptbausteine aus dem Projekt Care Leaver Wege in die Selbstständigkeit Ulrike Amann Matthias Hamberger Heiner Schüz
2 1. Was wissen wir aus Forschung und Praxis zum Thema Übergänge von Jugendlichen ins Erwachsenenleben heute? 2. Was waren unsere Zugänge und Arbeitsschwerpunkte in den letzten beiden Projektjahren? 3. Was könnten konzeptionelle Grundlagen für die weitere Umsetzung sein? 4. Wo stehen wir mit unseren Konzeptüberlegungen in unseren beiden Einrichtungen? 5. Ausblick und Diskussion mit Ihnen.
3 Was wissen wir zum Thema Übergänge ins Erwachsenenleben heute
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6 Was wissen wir zum Thema Übergänge ins Erwachsenenleben Jugendphase nicht mehr entlang standardisierter Altersgrenzen gekennzeichnet es gibt keinen typischen Endpunkt Übergänge sind fließend, viele Teilübergänge ereignen sich parallel zahlreiche diffuse Anforderungen und Unsicherheiten, z.t. auch mit Krisen und Rückschritten verbunden Soziale Ungleichheiten haben sich in den letzten Jahrzehnten weiter zugespitzt Jugendphase wird nicht nur insgesamt länger und verzögert, sondern auch anspruchsvoller
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8 Doppelt belastete Übergänge für Jugendliche aus stationären Hilfen mein Leben bestand immer wieder darin kräftig auf die Schnauze zu fliegen, wieder aufstehen, aufrichten, Krone richten und weiter. es wäre einfach schon früher schön gewesen, dass man weiß wenn man nicht mehr weiter weiß: ja ok, man hat so einen Ansprechpartner (...nach der Jugendhilfe) in dieser Zeit gibt es so viele Umbrüche, oft treten auch überwunden geglaubte Probleme neu zum Vorschein. Bsp. beim BaföG, bei jedem Umzug, bei Unterhaltszahlungen. Sicher sind das Themen, die auch später noch auftreten können, aber als junger Mensch ist das soziale Umfeld meist noch recht klein, die finanzielle Lage prekär. andere Care Leaver akzeptieren mich so wie ich bin. Man kann sagen, darüber mag ich nicht reden und es wird akzeptiert. Man weiß, die verurteilen da jetzt einen nicht. Bei anderen passe ich enorm auf, dass es nicht rauskommt. Das ist ständig auch so anstrengend darauf zu achten, dass es ja keiner mitkriegt, dass ich in einer Wohngruppe war.
9 Zwischenbilanz: Diejenigen jungen Menschen, denen sich weniger Chancen bieten, sind ganz besonders darauf angewiesen, dass sie die wenigen Chancen und Ressourcen gut für sich nutzen können (müssen). Ausgangspunkt für unser Projekt und Anforderung an die Kinder- und Jugendhilfe: Was können wir dazu beitragen, dass junge Menschen aus stationären Hilfen die Übergänge ins Erwachsenenleben gut bewältigen können? Wie können wir als Einrichtungen die jungen Menschen am besten dabei unterstützen?
10 Projekt: Wege in die Selbstständigkeit Kooperationsprojekt Albert-Schweitzer-Kinderdorf (ASK) und Martin-Bonhoeffer-Häuser (MBH) Start 2016, Ende Januar 2019: Was haben wir bislang gemacht? - Kontaktanfrage und Einladungen an viele Care Leaver, Treffen und Wochenenden an beiden Standorten - daraus Entwicklung und Erprobung von Bausteinen, die den Übergang für und die Arbeit mit Care Leavern verbessern sollen - Parallel Workshops für päd. Fachkräfte zur Sensibilisierung und konzeptionellen Weiterentwicklung - Vernetzung mit anderen Projekten, Einrichtungen, Öffentlichkeitsarbeit, Fachtagung.. viel im Gespräch mit Care Leavern.. Stärkung/Vernetzung/Lobbyarbeit, vor allem mit Care Leavern öffentlichkeitswirksam
11 Begegnungen zw. Jugendlichen in den Hilfen und Care Leaver Plattformen für Austausch/ Vernetzung Sensibilisierung und Übergangskonzept in den Einrichtungen Anlaufstelle für Care Leaver Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Leaving Care
12 Empowerment Empowerment bezeichnet biographische Prozesse, in denen Menschen ein Stück Macht für sich gewinnen Selbstbefähigung, Selbstbemächtigung, Stärkung der Eigenmacht und Autonomie Empowerment beschreibt Mut machende Prozesse, in denen Menschen in Situationen des Mangels, der Benachteiligung oder der gesellschaftlichen Ausgrenzung beginnen, ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen.
13 Handlungsbefähigung/ Lebenskompetenz Sinnhaftigkeit Kernfaktoren der Handlungsbefähigung (Straus/Höfer 2017) Soziale Zughörigkeit Sicht selbst mögen/ Optimismus Handlungsbefähigung als andauerndes und dynamisches Gefühl der Zuversicht Verstehbarkeit Selbstwirksamkeit Perspektivität/ Interesse
14 I. Bindungen und Vertrauen schaffen: Handlungsbefähigung und Empowerment während der Jugendhilfe II. Step by step: Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft, Perspektiven für den Übergang entwickeln III. Netz mit doppeltem Boden : Infrastruktur, stabilisierende Begleitung und Unterstützungsleistungen im Übergang IV. In Kontakt bleiben, Interesse an weiteren Lebenswegen, Unterstützung anbieten, Nachhaltigkeit sichern
15 I. Bindungen und Vertrauen schaffen: Handlungsbefähigung und Empowerment während der Jugendhilfe Beteiligung und Partizipation als durchgängiges Handlungsprinzip = Alltag, Hilfeplanung, institutionell Gruppensprecher, Vollversammlung Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und Familienverbindungen (Biographiearbeit) Soziale Netze als Ressource Bewusste Gestaltung und Ermöglichung von vielfältigsten Selbstwirksamkeits- und Bildungserfahrungen..
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17 II. Step by step: Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft, Perspektiven für den Übergang entwickeln Zusammen mit den Jgdl. deren weitere Lebenswege denken, Bildungswege gestalten und berufliche Perspektiven eröffnen Bearbeitung individueller Bewältigungsaufgaben (Wünsche, Gefühle, Hoffnungen, Ängste, Enttäuschungen, Identität, Abhängigkeiten, Beziehungen, Netze...) Thematisierung der Erfahrungen als Care Receiver = Bsp.: Workshop für Jugendliche in Vorbereitung auf den Übergang
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19 III. Netz mit doppeltem Boden : Infrastruktur, stabilisierende Begleitung und Unterstützungsleistungen im Übergang Bearbeitung verschiedener äußerer Handlungserfordernisse und Bewältigungsaufgaben für ein gelingendes Leben (Schule, Ausbildung, Arbeit, Wohnen, Versorgung, Finanzen, Geld, Hygiene, Gesundheit, Freizeitgestaltung, ) Begleitung/ Coaching der Erkundungen & Erprobungen durch Erwachsene & Peers Übergang in eigenen Wohnraum Abschiede gestalten Bsp.: Alleinwohnen auf Probe ; Themenabende; Wohnführerschein; Workshop mit Care Leavern und Care Receivern, Thematisierung der Übergänge, äußerer & innerer Anforderungen
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21 IV. In Kontakt bleiben, Interesse an weiteren Lebenswegen, Unterstützung anbieten, Nachhaltigkeit sichern Individuelle Nachbetreuung im Rahmen des Hilfeplans zur Stabilisierung der weiteren Lebensplanung thematisieren (Nachsorge) Institutionalisierte Kontakt- und Beratungsangebote (bislang) jenseits der formellen Zuständigkeit der KJH schaffen: Einverständniserklärung Datenspeicherung ; Postkarte Ansprechperson und Netzwerk ; Nachsorgetelefonate Langfristige Beziehungen zu Care Leavern aufrechterhalten/ pflegen: Niedrigschwellige Kontaktmöglichkeit durch regelmäßigen Care Leaver Brunch, Ehemaligentreffen, Ehemaligenrat u.a. Kontakt- und Anlaufstelle als Angebot der Kurzberatung und Weitervermittlung Care-Leaver-Fonds bei materiellen Engpässen Selbstorganisation und informelle Netzwerke von Care Leavern stärken
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23 Schlussfolgerungen für eine gute Praxis des Leaving Care Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in allen Hilfen und allen sie betreffenden Angelegenheiten als wichtige Basis für Handlungsbefähigung und Empowerment Thematisierung der eigenen Zukunft, Wünsche, Hoffnungen, Ängste, Fragen, Unsicherheiten, Auseinandersetzung mit Herausforderungen und Suche nach Ressourcen Übergänge/Abschiede vorbereiten, Beziehungskontinuität anbieten, wirtschaftliche Sicherheit herstellen Keine Radikalzäsuren und mehrere Übergangsprozesse parallel einleiten, sondern Stabilisierung step-by-step Reversible Übergänge strukturell und konzeptionell verankern, Rückkehrmöglichkeiten bei Scheitern ermöglichen Nach Kräften Netzwerke, peer-to-peer-beratungsansätze und Kontaktmöglichkeiten unter Jugendlichen und mit Care Leavern anbieten, aufbauen und stärken auch im Sinne der Selbstorganisation Stärkung der Rechte von Care Leavern: Advocacy Verbindungen ermöglichen und erhalten: Orte des Zurückkommens gestalten und institutionalisieren
24 Ungelöstes, Ermutigung, weitere Vertiefung notwendig Spielräume im SGB VIII und politische Einflussnahme: Anspruch auf Erziehungshilfen bis 23 sowie Rückkehrmöglichkeiten stärken; Gesetzliche Verankerung der Übergangsbegleitung und Nachbetreuung Bermuda-Dreieck zwischen und Schnittstellen zu anderen Systemen Infrastruktur und Hilfen aus einer Hand ausbauen! Zugang zu Wohnraum als Grundrecht/ ggf. Notwendigkeit eigener Ankerplätze und Zwischenstationen/Wohnraum für Care Leaver Neben dem Kontakthalten der Einrichtung die Bedeutung bzw. den Aufbau sozialer Beziehungen als Teilaufgabe des Leaving Care besser in Blick nehmen (Herkunftsfamilie, Peers, signifikant Andere)
25 Netzwerk Bundesweites Netzwerk: Careleaver e.v. und Infos für Care Leaver: Baden-Württemberg: Care Leaver Wege in die Selbstständigkeit Careleaver Stark für die Zukunft Andere Bundesländer: Careleaver-Kompetenznetz Berlin Home Support und Care Leaver-Netzwerk Kinder- und Jugendhilferechtsverein Dresden
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