Kindeswohlgefährdung: Handlungsansätze aus medizinischer Sicht und Anforderungen an die Kooperation mit sozialen Diensten
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- Agnes Tiedeman
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1 Kindeswohlgefährdung: Handlungsansätze aus medizinischer Sicht und Anforderungen an die Kooperation mit sozialen Diensten Evangelisches Krankenhaus Düsseldorf Fachtagung Frühe Hilfen bei Kindeswohlgefährdung -Gemeinsame Aufgabe von Jugendhilfe und Gesundheitshilfe- Borken, Eberhard Motzkau Ärztliche Kinderschutzambulanz am EVK Düsseldorf
2 Gewalt gegen Kinder Gewaltformen Vernachlässigung Seelische Gewalt Körperliche Gewalt Zeugenschaft von Gewalt Erwachsener (körperlich und verbal) Sexuelle Gewalt Dr. E. Motzkau 2
3 Gewaltformen und mögliche Auswirkung auf Kinder Körperliche Gewalt: Verletzung, Tod, Bedrohung, Erniedrigung, Entwertung, Desintegration von gut-böse, Ambivalenzkonflikte Schmerz, Angst (Trauma?), Scham, Schuld, negativer Selbstwert, Verwirrung, Aggression/Depression Zeugenschaft von Gewalt Angst (Trauma?), Schuld, Ambivalenz, Aggression/Depression Innen weiß es jeder, Reden ist tabu, außen verleugnet/tabu! Sexuelle Gewalt Verletzung von Grenzen (körperlich + emotional), Bedrohung, Manipulation, Desintegration, Verleugnung Angst (Trauma?), Ekel, Ambivalenz?, Scham, Schuld, Verwirrung, neg. Selbstwert, Aggression/Depression, Innen geheim, außen geheim Dr. E. Motzkau 3
4 Gewaltformen und mögliche Auswirkung auf Kinder Vernachlässigung Die Grundbedürfnisse des Kindes werden zu wenig bis gar nicht berücksichtigt, oft mit anderen Gewaltformen kombiniert krankheitsanfällig, Minderwuchs, verzögerte motorische Entwicklung Verzögerte Sprachentwicklung, geringerer Erfolg in Schule und Beruf Hospitalismus, Regulationsstörung, unsichere Bindung/Bindungsstörung, wenig Gefühl für vertraut - fremd Verminderung von: Selbstwertgefühl, Selbstwahrnehmung, Impulskontrolle, sozialen Kontakten und Anpassungsfähigkeit Seelische Gewalt Entwerten, bedrohen, Schuldzuschreibung, parentifizieren Überanpassung, negatives Selbstwertgefühl, depressive Entwicklung Dr. E. Motzkau 4
5 Grundbedürfnisse Befriedigung der phys. Bedürfnisse Schutz vor äußeren Einwirkungen und Krankheiten Ermöglichen einer kindgemäßen Entwicklung in Sicherheit Soziale Bindungen Seelische + körperliche Wertschätzung Angemessene Anregung / Förderung Aufbau eines eigenen funktionellen Selbst- Konzeptes / Identitätsbildung Dr. E. Motzkau 5
6 Diagnostische Ebenen Anamnese, Familienanamnese Mehr-Generationenanamnese! Körperliche Untersuchung Bildgebende Diagnostik Rechtsmedizinische Untersuchung Entwicklungsdiagnostik Bindungsdiagnostik Psycho Diagnostik Familien-Diagnostik Dr. E. Motzkau 6
7 Familiendiagnostik Die Balance wahren! Ressourcen Stärken/Fähigkeiten Schwächen Defizite/Unkenntnis Individuelle Situation Realitäten subjektiv Komplexität macht hilflos Verallgemeinerung Hypothesenbildung! Verstehen von Gesetzmäßigkeiten Entwicklungstempo und motivation der Eltern Entwicklungstempo und bedürfnisse der Kinder Dr. E. Motzkau 7
8 Angebote der Gesundheitshilfe Vorsorge und medizinische Betreuung in Schwangerschaft Geburt und Wochenbett Kinderärztliche Vorsorge und Versorgung, ambulant + stationär Rechtsmedizinische Begutachtung Dienste des Gesundheitsamtes Frühfördereinrichtungen Sozialpädiatrische Zentren Kinder- und Jugendpsychiatrische Versorgung Entwicklungspsychologische Beratung Psychotherapie / Traumatherapie Dr. E. Motzkau 8
9 Angebote der Gesundheitshilfe Typische Strukturen Freiwilligkeit, eigene Motivation vorausgesetzt Freie Wahl der Helferpersonen Vorwiegend Komm-Strukturen Keine Macht-Optionen im System Orientiert an Störungen, Defiziten und Diagnosen Regeln der Kunst sind für das Ziel der Heilung handlungsleitend, nicht die Wünsche der Familie. Der Prozess folgt primär den Regeln medizinischer Erfahrung. Dr. E. Motzkau 9
10 Probleme in Familien mit psychosozialen Risikofaktoren Gefühle von Ohnmacht oder Allmacht Hohe Schwelle für Annahme von Hilfe Misstrauen Neigung zu Entwertung Niedriger Selbstwert Gefühl von Bedeutungslosigkeit Wenig Gefühl für Verantwortung Wenig Erfahrung mit Selbstwirksamkeit Aggressionsbereitschaft oder Opferbereitschaft Hohe Stressanfälligkeit Illusionäre Autarkie Neid auf Versorgung der Kinder durch Dritte Inszenierung der eigenen Ohnmacht und Schuldzuweisung nach außen Dr. E. Motzkau 10
11 Vernachlässigung Helferdynamik Übertragung und Gegenübertragung: Ohnmacht, Hilflosigkeit Resignation, Hoffnungslosigkeit, Gleichgültigkeit, Ablehnung, Lästigkeit, Unlust Wut Ekel Dr. E. Motzkau 11
12 Kooperationshindernisse mit Familien bei früher Intervention und Hilfe Problembeschreibung> Entwertung Mißtrauen: Hilfe> feindl. Machtausübung Inkonstanz in Kompetenz und Verantwortung Identifikation mit neg. Anteilen> Kritik und projektive Schuldvorwürfe Angst vor Stetigkeit in Beziehungen Gefahr des Abbruchs> zentrale Verantwortung! Balance von Hilfe und Kontrolle Balance Hilfe für Eltern und Kindeswohl Elternverantwortung Machtoptionen der Hilfen Dr. E. Motzkau 12
13 Vernachlässigung Fallen für Helfersysteme Konkurrenz, Machtkampf, Entwertung Isolierung, Tabuisierung Unklarheit, Strukturlosigkeit Ressourcenverleugnung Vergessen, Lähmung, Abschieben Überfordern mit Anforderung +Verantwortung Überfordern mit Überversorgung Umzingeln mit Hilfen Nicht - Wahrnehmen Dr. E. Motzkau 13
14 Anforderung an die Kooperation mit sozialen Diensten Klare Rahmenbedingungen, Klärung von Macht und Datenschutz Klärung von Zuständigkeiten, Kompetenzen, Möglichkeiten und Grenzen Bei Interventionen festlegen zentraler Prozessverantwortung persönliches Kennen, Vertrauen, gegenseitige Wertschätzung, Bearbeitung von Vorurteilen, Klärung der unterschiedlichen System-Sprachen Authentische Motivation zur Kooperation, Konferenzroutine, Abstimmen von Rollen und gegenseitigen Erwartungen Krisen- und Fehlermanagement Gemeinsame Kriterien für Erfolg und Misserfolg Evaluationsroutine Dr. E. Motzkau 14
15 Ärztliche KinderschutzAmbulanz Aufgaben Diagnostik bei Vermutung von Gewalt Bindungsdiagnostik, Interaktionsdiagnostik Entwicklungspsychologische Beratung Mitarbeit Zukunft für Kinder in Düsseldorf Therapie für gewaltgeschädigte Kinder Therapie für Schädiger Beratung bez. auf Gewalt gegen Kinder Fortbildungen Präventionsveranstaltungen Begutachtung Dr. E. Motzkau 15
16 Ärztliche KinderschutzAmbulanz Babysprechstunde Interaktionsdiagnostik Bindungsdiagnostik Entwicklungsdiagnostik Entwicklungspsychologische Beratung, videogestützt Dr. E. Motzkau 16
17 Ärztliche KinderschutzAmbulanz Finanzierung GKV, Private KV (ca. 15%) Jugendhilfebudget Düsseldorf und umliegende Kommunen (ca. 55%) Landschaftsverband Förderung von Anlaufstellen gegen sexuellen Missbrauch (ca. 15%) Förderverein EVK (Spenden/Sponsoren) (ca. 15% = ) Dr. E. Motzkau 17
18 Vernetzung KinderschutzAmbulanz Kindergarten Schule Kinderärzte Kliniken -pädiatrisch -gynäkologisch -ki- u jups Kinderpsychiater, Kinderpsychologen Jugendamt Familie Kind KSA Beratungsstellen Polizei Staatsanwalt Verfahrenspfleger Gerichte Anwälte Gutachter Rechtsmedizin Gesundheitsamt Bezirkssozialarbeit Jugendhilfeträger Dr. E. Motzkau 18
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