Mit 20 Atombomben nebenan
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- Rüdiger Brahms
- vor 6 Jahren
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1 Mit 20 Atombomben nebenan Internationales Friedens-Workcamp in Süddeutschland, 1. bis 16. Juli 2017 Aus China, Russland, Mexiko, Portugal und der Türkei trafen sich Studierende zu einem zweiwöchigen Workcamp für eine atomwaffenfreie Welt. Mit dabei waren Wolfgang Schlupp-Hauck von der Friedenswerkstatt Mutlangen, Beate Körsgen sowie Thomas Bühler vom Internationalen Versöhnungsbund. Zunächst erfuhren sie Jugendlichen von Protesten, an denen in den 80er Jahren Hunderttausende teilnahmen: Junge und Alte, auch Prominente, Nobelpreisträger, sogar Richter bis die Atomraketen von Mutlangen tatsächlich abgezogen wurden. Sodann erneuerten sie die Bemalungen einer Mauer bei der Pressehütte. Genau dort wurden vor 35 Jahren die Atomwaffen vorbeigefahren und es bildete sich ein Zentrum des gewaltfreien Widerstands gegen die sogenannte Nachrüstung mit PershingII Atomraketen. Bis heute arbeitet die Pressehütte für eine gewaltfreie Konfliktarbeit und die vollständige Abschaffung von nuklearen Massenvernichtungswaffen. Weiter unterstützten die Workcampler die Bürgermeister für den Frieden in Stuttgart, Schwäbisch Gmünd, Mutlangen, Mainz und Rothenburg beim Flaggentag. Zu den Rathäusern brachten sie große, selbstgestaltete Transparente mit: Der Atom-Explosionspilz steht für Hiroshima, der Regenbogen für die Hoffnung auf eine nicht-nukleare Zukunft mit einem wirksamen Verbot sämtlicher Atomwaffen. Die nukleare Weltuntergangs-Uhr erinnert an Etappen der atomaren Auf- und Abrüstung. Die Gefahr steigerte sich nach dem Wettrüsten bis auf 3 Minuten vor 12 im Jahr Der Atomwaffensperrvertrag 1969 und Abrüstungserfolge verringerten zwischendurch die Risiken, etwa 1991 auf 17 vor 12. Heute steht die Uhr auf zweieinhalb Minuten vor dem Untergang, denn: Technische Ausrüs-
2 tungspläne aller Atomwaffenstaaten, wuchernde National-Egoismen und gegenseitiges Misstauen eskalieren die Kriegsgefahr. Hoffnung für ein Überleben der Menschheit ergibt sich aus dem von über 120 Staaten bei der UNO beschlossenen Atomwaffenverbot im Juli 2017 und einem Aufbau von Vertrauen zwischen politischen Nachbarn und Kontinenten - so, wie der Regenbogen Farben ohne scharfe Grenzen zusammenführt und Himmel und Erde verbindet. Die ganze Gruppe war auch in Rothenburg ob der Tauber eingeladen. Zwei Teilnehmerinnen sangen dort ein chinesisches Friedenslied. Der Bürgermeister erhielt dort einen Überlebensbaum aus dem Samen eines Gingkobaumes, die die Atombombe von Hiroshima überlebt hatte. Solch ein Baum wächst auch auf der Dachterrasse des Rathauses in Stuttgart.
3 Nicht weit davon besuchten die Workcampler das Büro von Ohne Rüstung leben und halfen beim Versand von Rundbriefen. In großer Zahl werden Postkarten an Politiker und Vorsitzende von Konzernen geschrieben mit kurzen Feststellungen, die beispielsweise den Schusswaffen-Hersteller in Oberndorf betreffen: Andere retten Leben, Wir helfen töten - oder an den deutschen Wirtschaftsminister: Deutschland exportiert Krieg. auf der Rückseite folgen ernste Forderungen an die Menschlichkeit und Glaubwürdigkeit der Entscheidungsträger, z.b. den Stopp von Rüstungsexporten an Staaten, die im Jemen Krieg führen, und mehr humanitäre Hilfe. Weiter fuhr das Team zu der US-militärischen Kommandozentrale für Europa und Russland EUCOM. Darüber informierte der Friedensforscher Wolfgang Sternstein und berichtete von Aktionen des zivilen Ungehorsams, die auch ihn für mehr als ein Jahr ins Gefängnis brachten. Wenn legale Mittel an ihre Grenzen stoßen, tragen Verbotsüberschreitungen dazu bei, die militärische Bedrohung im Blick der Öffentlichkeit zu behalten. Die letzten Tage verbrachte die Gruppe im Friedenscamp beim Fliegerhorst Büchel. Dort werden seit Jahren US- Atombomben für den Einsatz bereitgehalten. Die Vereinigten Staaten planen nicht deren Abschaffung, sondern ihre technische Erneuerung für präzisere und damit wahrscheinlichere Einsätze. Deutsche Tornado-Piloten trainieren den Abwurf. Aktivisten aus den Niederlanden und den USA erklärten, warum Nuklearwaffen ein Verbrechen gegen die Menschheit sind und ein Verstoß gegen das Kriegs- und Völkerrecht.
4 Auf die Workcampler waren spannende Herausforderungen zugekommen: Eine Umstellung von den Metropolen wie Peking oder Moskau - hineins in ein Camp ohne fließend Wasser und fast ohne Strom zum Akkuladen fürs Smartphone. Das freilich förderte die Geselligkeit. Es wurde ein Sprung von einem kulturellen Mainstream in eine friedensbewegte kreative Minderheit eines fremden Landes, vom kuscheligen Bett auf eine dünne Schlafmatte im Zelt - wo es, hoch in der Eifel, nachts recht kalt wurde. Das ungewohnt vegetarische Essen wurde mitgemocht und akzeptiert. So nahm man fünf Tage lang teil am einfachen Lebensstil des Friedenscamps, das, einsprechend den 20 Atombomben nebenan, sich 2017 über 20 Wochen erstreckte. Anschließend gab es ein besonders schönes Stück einer friedlichen Kultur: ein Konzert mit dem Liedermacher Konstantin Wecker. Nachtrag: Vier US - Aktivisten und einem Deutschen gelang es wenige Tage später, durch Zäune und Stacheldrähte in den Fliegerhorst einzudringen und das Dach eines Bomben-Bunkers zu besetzen. Bemerkt und festgenommen wurden sie erst, als sie DISARM (Abrüsten) auf das Tor schrieben und Friedenslieder sangen. Inhaftierungen sind sie offenbar gewohnt, man nennt sie Prison-Gang (Gefängnisbande). Ein Befehlshaber wies auf die Gefährlichkeit ihres Tuns hin: Sie hätten erschossen werden können - Eine viel größere Gefahr geht von den hier gelagerten Atombomben aus antwortete die 73-jährige Susan Clane im Blick auf hunderttausende potentielle Menschenopfer. Text und Fotos: Thomas Bühler
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Die Landeshauptstadt Hannover ist zum Höhepunkt der Friedensbewegung im Jahr 1983 Mitglied von Mayors for Peace geworden.
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