Gesundheitskompetenz als wichtige Voraussetzung für die Nutzung des elektronischen Patientendossiers
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- Ingelore Schmid
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1 Gesundheitskompetenz als wichtige Voraussetzung für die Nutzung des elektronischen Patientendossiers Swiss ehealthforum, 9. März 2017 Dr. Christina Dietscher
2 Inhalt Gesundheitskompetenz Definition und Bedeutung für das Gesundheitswesen Gesundheitskompetenz in Europa und der Schweiz: Daten und Fakten Ansätze zur Verbesserung von Gesundheitskompetenz Gesundheitskompetenz und Elektronische Patientendossiers Gesundheitskompetenz als Voraussetzung für die Nutzung Beiträge elektronischer Patientendossiers für die Verbesserung der Gesundheitskompetenz Fazit
3 Gesundheitskompetenz vier spezifische Fähigkeiten Gesundheitsrelevante Informationen Finden Verstehen Beurteilen Anwenden Teil der Definition der HLS-EU Studie (Sorensen et al. 2012) bezogen auf Informationen und Angebote zur Krankenbehandlung, aber auch zur Prävention und Gesundheitsförderung Quelle: Sorensen et al 2012
4 Gesundheitskompetenz ist voraussetzungsreich! Gesundheitskompetenz 4
5 Gesundheitskompetenz abhängig von Person und Situation! Persönliche Kompetenzen / Fähigkeiten Gesundheitskompetenz Anforderungen / Komplexität der Situation Quelle: Parker, 2009 Kompetenzen / Fähigkeiten X Anforderungen / Komplexität = Gesundheitskompetenz Gleichung Gesundheitskompetenz: Quelle: Brach 2013
6 Gesundheitskompetenz besonders wichtig für das Krankenbehandlungssystem Personen mit geringer Gesundheitskompetenz nutzen weniger Vorsorgeangebote und werden häufiger hospitalisiert verstehen Gesundheitsinformationen schlechter sind weniger gut in der Lage, Medikamente richtig einzunehmen haben eine schlechtere Mitwirkung an Behandlung und Pflege haben schlechtere Behandlungsergebnisse haben ein höheres Risiko, Komplikationen zu erleiden haben mehr ungeplante Wiederaufnahmen verursachen 3-5% der Behandlungskosten (Eichler, Wieser und Brügger 2009) In der Schweiz geschätzte 1,5-2,3 Mrd. Franken pro Jahr (Stutz-Steiger et al. 2009) die Verbesserung der Gesundheitskompetenz kann Effektivität und Effizienz des Krankenbehandlungssystems erhöhen! (Vgl. Berkman et al sowie zitierte Studien in Brach et al. 2012)
7 Eingeschränkte Gesundheitskompetenz ist weit verbreitet! inadäquate GK-Ges 0-25 Pkt. problematische GK-Ges >25-33 Pkt. ausreichende GK-Ges >33-42 Pkt. exzellente GK-Ges >42-50 Pkt. Niederlande 1.8% 26.9% 46.3% 25.1% Schweiz 8.6% 36.5% 45.3% 9.6% HLS-EU8 12.4% 35.2% 36.0% 16.5% Deutschland 9.7% 44.6% 38.4% 7.3% Österreich 18.2% 38.2% 33.7% 9.9% Bulgarien 26.9% 35.2% 26.6% 11.3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Quelle: HLS-EU Survey 2011 (AT, BG, NL, HLS-EU8), HLS-GER 2014, HLS-CH 2015 Careum Dialog «Gesundheitskompetenz die Fakten (in den drei Ländern)» 7
8 Gesundheitskompetenz in der Schweiz Quelle: Faktenblatt Gesundheitskompetenz in der Schweiz, BAG 2016
9 Wie kann Gesundheitskompetenz gefördert werden? Menschen schulen Systeme / Organisationen gestalten Politischgesellschaftlichen Rahmen gestalten
10 Systeme und Organisationen gestalten /healthliteracyenvironment.pdf quality-patient-safety/qualityresources/tools/literacytoolkit/healthliteracytoolkit.pdf nts/10-attributes-health-literateorg.pdf s-links/downloads.html#c3513
11 Politische Initiativen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz in Österreich 2010 Gesundheitskompetenz wird im Masterplan Gesundheit der Österreichischen Sozialversicherung erwähnt 2012 Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung als 3. von 10 nationalen Gesundheitszielen 2013 Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz im Bundeszielsteuerungsvertrag, Zielsteuerung-Gesundheit Gesundheitsportal Elektronische Gesundheitsakte ELGA, TeWeb Telefon- und webbasierter Erstkontakt- und Beratungsservice Teilnahme an weiteren Surveys zur HL 2014 Etablierung einer österreichischen Plattform für Gesundheitskompetenz 2016 Strategie zur Verbesserung der Gesprächsqualität 11
12 Welche Kompetenzen benötigt man für die Nutzung elektronischer Patientendossiers? Gesundheitskompetenz 12
13 Wer bringt die nötigen Kompetenzen mit? Gesundheitskompetenz einzelner Bevölkerungsgruppen in der Schweiz exzellent ausreichend problematisch inadäquat MH* o. MH 8.6% 10.3% 33.9% 38.5% 44.6% 45.9% 12.9% 5.3% Bildungs niedrig Bildung mittel Bildung hoch 5.4% 7.2% 16.3% 33.7% 32.0% 47.2% 33.7% 51.9% 34.4% 27.2% 8.9% 2.1% chron. Er. ohne chron. Er. 10.4% 9.3% 32.8% 38.0% 37.0% 48.9% 19.8% 3.8% männlich weiblich 9.1% 10.1% 33.9% 39.1% 48.7% 42.0% 8.3% 8.9% Jahre Jahre Jahre ab 65 Jahre Sozialstat.^niedrig Sozialstat.^mittel Sozialstat.^hoch 6.7% 3.1% 10.5% 22.3% 16.40% 8.90% 11.00% 48.0% 37.3% 31.4% 38.8% 27.7% 30.3% 43.8% 58.0% 46.5% 22.9% 51.0% 44.9% 30.1% 47.3% 24.6% 0.4% 1.7% 11.7% 9.6% 5.0% 10.3% 0% 20% 40% 60% 80% 100% *Migrationshintergrund chronische Erkrankungen ^Sozialstatus Quelle: Referat T. Abel beim Careum Dialog 2017, , Zürich
14 Wie können elektronische Patientendossiers an die Gesundheitskompetenz der Zielgruppen insbesondere chronisch Kranke und Ältere angepasst werden? Gesundheitsrelevante Informationen Finden Verstehen Beurteilen Anwenden Selbsterklärende Benutzeroberfläche Verständliche Sprache / Symbole, Verknüpfung mit Wörterbuch, Verlinkung zu seriösen weiterführenden Quellen Erinnerungen, Dokumentation von Selbstmanagement,
15 Potenzial elektronischer Patientendossiers für Gesundheitskompetenz Gesundheitsrelevante Informationen Finden Verstehen Beurteilen Anwenden Erleichterter Zugang zu eigenen Daten Unterstützung erforderlich z.b. Fachwörterbuch, Unterstützung erforderlich z.b. Verlinkung zu Quellen Studien legen Beiträge zu besserem Selbstmanagement nahe
16 Was sagen PatientInnen zu elektronischen Patientendossiers? PatientInnen sehen zwei Hauptvorteile: Bessere Versorgungsqualität durch besseren Informationszugang Potenzial zur Unterstützung des Selbstmanagements PatientInnen sehen dafür folgende Voraussetzungen: Akzeptanz und Nutzung bei den Gesundheitsdienste-Anbietern Kompetenter Umgang der Versorger mit der Technik und den Daten Vernetzung aller Versorgungsbereiche möglichst alle Daten sollten einfließen Selbsterklärend, benutzerfreundlich Technische Unterstützung für die Nutzung Hanna et al. 2017
17 Ausgewählte Erfahrungen mit der Einführung der elektronischen Gesundheitsakte in Österreich Vorteile und Potenziale werden weitgehend gesehen und genutzt Beispiel Patientensicherheit / E-Medikation Bedenken von Teilen der Ärzteschaft Sorge vor rechtlichen Konsequenzen Z.T. Bedarf an technischer Aufrüstung Bedenken vonseiten mancher PatientInnen Datenschutz erfolgreiche Einführung braucht strategische Kommunikation!
18 Fazit Gerade die am stärksten im Gesundheitssystem vertretenen Gruppen der Bevölkerung sind am meisten von geringer Gesundheitskompetenz betroffen IKT-Lösungen sollten auf die Bedürfnisse und Kompetenzniveaus dieser Gruppen abstellen Nutzerfreundliche, funktionale und gut vernetzte elektronische Patientendossiers werden von PatientInnenen positiv bewertet Solche Patientendossiers können Gesundheitskompetenz umfassend fördern und insbesondere auch das Selbstmanagement unterstützen Die erfolgreiche Einführung braucht Zielgruppen-orientierte technische Lösungen Begleitend: klare, transparente strategische Kommunikation
19 Literatur Spycher S (2006): Ökonomische Aspekte der Gesundheitskompetenzen. Konzeptpapier im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit. Bern: BAG Wieser S, et al. (2008): Übersicht über Messung von Gesundheitskompetenz und Berechnung der Kosten aufgrund geringer Gesundheitskompetenz. In: Gesundheitsförderung Schweiz, Merck Sharp & Dohme-Chibret AG (Hrsg.). Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Gesundheitskompetenz. Eine Studie, ein Gespräch am runden Tisch und drei Interviews. Zürich Stutz Steiger T, Gasser J, Graf-Litscher E, Wenig T, Rödiger A (2009): Therapietreue, Gesundheitskompetenz und E-Health. In: Schweizerische Ärztezeitung 90(19) Hanna L, Gill SD, Newstead L, Hawkins M, Osborne RH (2017): Patient perspectives on a personally controlled electronic health record used in regional Australia: I can be like my own doctor. In: Health Information Management Journal 2017, Vol. 46(1) 42 48
20 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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