vorgelegt von Antonia Schliermann (840886)
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1 Praktikumsbericht 3 Zentrum für seelische Gesundheit des Kindesund Jugendalters Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie vorgelegt von Antonia Schliermann (840886) Fakultät Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie Institut für Psychologie und Pädagogik Universität Ulm Ulm, den Anzahl der Wörter: 1258
2 Die Einrichtung, in welcher das beschriebene Praktikum abgeleistet wurde, nennt sich Zentrum für seelische Gesundheit des Kindes- und Jugendalters Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Sie gehört zum Sana-Klinikum Remscheid GmbH, einem akademischen Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln. Das Behandlungsangebot richtet sich an Kinder und Jugendliche sowie deren Familien im gesamten Bergischen Städtedreieck (Remscheid, Wuppertal und Solingen). Die Postanschrift lautet Zentrum für seelische Gesundheit des Kindes- und Jugendalters; Burger Straße 211; Remscheid. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie wird entweder ambulant, teilstationär oder vollstationär behandelt. Sie zählt insgesamt 38 teilzeit- und vollzeitarbeitende Mitarbeiter (Psychologen in Ausbildung und Pflegekräfte exklusive). Diese arbeiten in einem multiprofessionellen Behandlungsteam zusammen, bestehend aus Psychiatern; Psychologen; Ergotherapeuten; Motopäden; Sozialarbeitern; Erziehern und Krankenschwestern/-pflegern. Die leitende Funktion der Institution liegt bei dem Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Gerhard Hapfelmeier. Diesem unterstehen zwei leitende Oberärztinnen. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie besitzt drei Stationen für teil- und stationäre Aufenthalte (zwei offene Stationen für Kinder- und Schulkinder, sowie eine geschlossene Station für Kinder jeder Altersgruppe) sowie angegliederte Institutsambulanzen in Remscheid und Wuppertal. Die Hauptaufgabe der Kinder- und Jugendpsychiatrie liegt darin, seelisch erkrankte Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 18 Jahren zu behandeln. Ziel hierbei ist, die seelische Gesundheit wieder herzustellen und die Alltagsfunktionen, wie das Zurechtkommen in der Familie, der Schule und mit Gleichaltrigen, zu verbessern. Das Behandlungsspektrum umfasst psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters, wie Angst- und Zwangsstörungen; Depressionen; Essstörungen und Psychosen. Darüber hinaus richtet es sich an Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit, wie Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (ADHS); kindliche Trennungsangst; soziale Ängstlichkeit; Autismus; Mutismus; Ticstörung; nicht organisches Einnässen und Einkoten und der gesamte Bereich umschriebener Entwicklungsstörungen. Kernaufgabe der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist die Diagnostik und Therapie von Kindern/Jugendlichen. Dies manifestiert sich in Gesprächen mit dem Kind/Jugendlichen und den Erziehungsberechtigten oder Erziehungspersonen, wobei das Kennenlernen des Kindes, seiner Familie und Lebenssituation sowie die Erfassung von seelischen Problemen und deren psychotherapeutischer Behandlung im Vordergrund stehen. Die Kinder/Jugendliche werden
3 sowohl in Einzeltherapien als auch in Gruppentherapien behandelt (z.b. Selbstsicherheitstraining). Darüber hinaus erfolgt eine medizinische Abklärung körperlicher Krankheitsursachen, sodass in Einzelfällen medikamentös behandelt werden kann. Das übergreifende Ziel der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist somit, die positive Entwicklung des Kindes/Jugendlichen zu festigen und Sicherheit im Umgang mit seinen Problemen zu geben. Da ich mir vor dem Praktikum bereits sicher war, nach dem Studium in die klinische Psychologie zu gehen, überlegte ich mir, welcher psychologische Bereich von Interesse sein könnte. Den klinischen Erwachsenenbereich kannte ich bereits aus vorangegangenen Praktika. Somit kam ich auf die Idee, auch den Kinder- und Jugendbereich genauer kennen zu lernen. Mein Ziel des Praktikums war also herauszufinden, ob ich mir diesen Bereich als späteren Arbeitsbereich vorstellen kann. Um eine Vorstellung von der Arbeit mit psychisch schwerstkranken Kinder/Jugendlichen zu bekommen entschied ich mich dazu, das Praktikum auf der Intensiv Therapeutischen Station (geschlossene Station) zu absolvieren. Meine Hauptaufgabe des gesamten Praktikums bestand darin, den Stationsalltag der geschlossenen Station kennen zu lernen und mit den Kindern/Jugendlichen in Kontakt zu kommen. Organisatorisch gliederte man mich deshalb an das Pflege- und Erzieherteam an. Somit arbeitete ich wochenweise in der Frühund Spätschicht (von 06.30h bis 14.45h oder von 13.45h bis 22.00h). Meine Tätigkeit bestand in der Begleitung der Kinder/Jugendliche in ihrem Alltag. Dies beinhaltete je nach Schicht Folgendes: Wecken der Kinder; Zubereitung vom Frühstück/Mittagessen/Zwischenmahlzeiten/Abendessen; Wegbegleitung in die Schule/zu anderen Stationen/ins Krankenhaus (Ultraschall-Untersuchung etc.), ins Bett bringen. Zudem erledigte ich den Flurdienst und Gruppenraumsdienst. Hierbei schaute ich in halbstündigen Abständen nach den Kindern/Jugendlichen und schätzte ein, ob die Kinder/Jugendliche Hilfe bräuchten (zum Beispiel in Form eines Gesprächs/ein Medikaments/ einer Mahlzeit etc.). Die Aufträge der Kinder führte ich entweder selbst durch oder gab sie an das Team weiter. Zudem konnte ich jederzeit mit den Kindern im Gruppenraum Gesellschaftsspiele spielen, mich mit ihnen unterhalten oder etwas vorlesen. Dies diente dem Beziehungsaufbau zu den Kindern/Jugendlichen. An circa zwei Tagen in der Woche war ich zudem im Intensiven Bereich eingeteilt. Dieser nimmt die akut suizidalen Kinder auf, wobei diese unter Dauerbeobachtung (teilweise ans Bett fixiert) stehen. Im Konkreten ging es dabei um die Patientin S.P., 16. Jahre alt, die in
4 ihrer Pflegefamilie von ihren zwei älteren Pflegebrüdern sexuell missbraucht worden war. In Folge dieses traumatischen Ereignisses litt sie an einer schweren depressiven Episode und schwebte zudem in akuter Suizidalität. Auf Grund der starken inneren Anspannungen versuchte sie sich regelmäßig selbst zu verletzen, in dem sie ihre - durch spitze Gegenstände hinzugefügte- alten Wunden wieder aufzukratzen versuchte. Ließ sie sich durch Gespräche oder Medikamente nicht beruhigen, so musste sie ans Bett fixiert werden. Meine Aufgabe bestand dann darin, Patientin S.P. am Bett zu überwachen und diese dadurch zu beruhigen. Hierbei führte ich Protokoll. An einigen Tagen hatte ich zudem die Gelegenheit, bei psychologischen Gesprächen zu hospitieren. Eine Psychologin in Ausbildung zur Kinder- und Jugendpsychotherapeutin begleitete ich zu den verhaltenstherapeutisch orientierten Explorationsgesprächen. Der Zweck dieser Gespräche ist das genauere Kennen lernen des Kindes/Jugendlichen sowie eine Einschätzung seiner Absprachefähigkeit. Zudem muss die potentielle Suizidalität abgeklärt werden. Meine Aufgabe bestand darin, die Fragetechniken der Therapeutin und die Reaktion des Kindes/Jugendlichen darauf zu beobachten. Nach diesen Gesprächen fragte mich die Therapeutin nach meinem Eindruck von dem Patienten und der Einschätzung zu dem Krankheitsbild. Zusammen trugen wir darauf hin unsere Feststellungen in der Akte ein. Insgesamt ist mir während des Praktikums klar geworden, dass sich die Arbeit mit psychisch kranken Kindern/Jugendlichen stark von der Arbeit mit psychisch gesunden Kindern/Jugendlichen unterscheidet. So merkte ich schnell, dass Kinderschicksale sehr belastend sind und ich mich nicht so gut von diesen distanzieren kann, wie von psychisch kranken Erwachsenen. Zudem hatte ich den Eindruck, dass sich die Therapeuten während der Gespräche anders auf die Kinder/Jugendliche einstellten, als ich es aus den Therapie- und Beratungsgesprächen mit Erwachsenen kenne: So scheint in der Kinder-und Jugendpsychiatrie stark im Vordergrund zu stehen, den Kindern primär Sicherheit und (Tages-) Struktur zu vermitteln. Therapie- und Beratungstechniken, wie ich sie aus Seminaren und Praktika kennen, wurden hingegen selten eingesetzt. Ich denke, dass das Team dennoch stark von mir profitiert hat, da ich durch meine Mitarbeit vor allem das Pflegeteam entlastete. Auch für die Kinder/Jugendlichen stellte ich eine wichtige Funktion dar, da ich für sie einen weiteren Ansprechpartner darstellte und mich ihnen, vor allem durch Spielkontakt, zuwendete.
5 Es bleibt allerdings zu kritisieren, dass ich das psychologische Arbeitsfeld während der vier Wochen wenig kennen lernen konnte. Zum einen liegt dies daran, dass auf der geschlossenen Station weniger rein therapeutisch gearbeitet wird, als auf anderen Stationen (zum Beispiel der Ambulanz). Zum anderen werden die Praktikanten an das Pflegeteam angegliedert und laufen daher vor allem mit diesem mit. Um in den direkten Kontakt zu den Kindern zu kommen ist dies hilfreich, doch bleibt das Kennenlernen des Berufsbilds eines Kinder- und Jugendpsychotherapeuten dabei in meinen Augen zu stark auf der Strecke. Von daher fallen die Erfahrungen in dieser Praktikumsstelle etwas geringer aus, als bei meinen vorangegangenen Praktikumsstellen. Verbessern kann man dies, indem man den Praktikanten einem Psychologen/mehreren Psychologen zuordnet, mit denen dieser im Berufsalltag mitlaufen kann. Der Praktikant könnte zum Beispiel im Frühdienst verstärkt bei den Psychologen hospitieren, da diese vor allem vormittags arbeiten. Im Spätdienst könnte man das Augenmerk auf die pflegerische Arbeit legen und somit in direkten Kontakt mit den Kindern/Jugendlichen kommen. Auf diese Weise würde man als Praktikant sowohl die psychologische Tätigkeit kennen lernen, als auch eine Beziehung zu den Kindern/Jugendlichen aufbauen und dadurch einen umfassenderen Eindruck bekommen, als es bei mir der Fall war.
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