Logistik & Produktionssysteme
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- Frieda Adenauer
- vor 8 Jahren
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1 MAX VON DER LINDEN Logistik & Produktionssysteme
2 Logistik & Produktionssysteme Seite I Inhaltsverzeichnis Konzeption der Studienschrift... III Kurzinformationen zum Autor... IV 1. Einführung und Begriffsbestimmung Einkauf ABC-Analyse Desktop Purchasing System Elektronische Marktformen Angebotsvergleich Partieller Preisvergleich Lieferantenvergleich ICC Incoterms - Regeln Preisgleitklauseln und Festpreis Beschaffungsmarketing Beschaffungsmarktforschung Lieferantenpolitik Beschaffungsstrategien areale Strategieelemente quellenbezogene Strategieelemente objektbezogene Strategieelemente Partnerstrategien Bereitstellungsstrategien XYZ-Analyse Materialbedarfsermittlung Standardisierung Klassifikation Methoden der Bedarfsermittlung Verbrauchsabhängige Bedarfsermittlung Programmgesteuerte Bedarfsermittlung Subjektive Schätzung Dispositionsformen Programmgesteuerte Disposition Auftragsgesteuerte Disposition Plangesteuerte Disposition Verbrauchsgesteuerte Disposition Bestellpunktverfahren Bestellrhythmusverfahren Mischformen (Lagerhaltungsstrategien) Kennzahlen zum Bestandsmanagement
3 Logistik & Produktionssysteme Seite II 5.5 Bestellmengenrechnung Bestimmungsfaktoren der Bestellmenge Einstandspreis Bestellkosten Lagerhaltungskosten Verfahren zur Berechnung der Bestellmenge Sicherheitsbestand und Sicherheitszeit Bestellterminrechnung Abschlussverhandlungen Logistik Efficient Consumer Response (ECR) Transportlogistik Innerbetrieblicher Transport Außerbetrieblicher Transport Kontraktlogistik Logistische Netzwerke Lagerzentralisation Postponement Internationalisierung Lagerhaltung Lagerarten Lagertechnik Kommissionierung Kreislaufwirtschaft und Entsorgung Produktionssysteme Fertigungsverfahren Fertigungstypen Organisationstypen Produktionstechnik Verrichtungsprinzip und Flussprinzip Produktionsprogrammplanung Fertigungsvollzugsplanung Herstellungsplanung Bedarfsplanung Zeitplanung Qualitätsmanagement Glossar Stichwortverzeichnis Fragebogen zur Studienschriftkritik
4 Logistik & Produktionssysteme Seite III Konzeption der Studienschrift Der folgende Lehr-/Lerntext umfasst alle grundlegenden Inhalte für Ihr Studium, wobei zu Beginn eines jeden Kapitels die Lernziele formuliert und am Ende eines jeden Kapitels entsprechende Übungsaufgaben geboten werden. Mit der Bereitstellung zugehöriger Lösungshinweise können Sie die Bearbeitung der Aufgaben selbständig kontrollieren. Ein wichtiges didaktisches Hilfsmittel des Lehrtextes stellen die Marginalien (Randbemerkungen) dar, die Ihnen stichwortartig eine unmittelbare Orientierung über den Fortschritt der stofflichen Bearbeitung ermöglichen. Am Ende des Lehrtextes stehen ein Literaturverzeichnis und ein Glossar, in welchem die Kernbegriffe sowie Fremdwörter, die für das Verständnis der Studieninhalte grundlegende Bedeutung haben, erläutert werden. Daran schließt sich ein Stichwortverzeichnis an, das Ihnen eine schnelle Suche nach allen möglichen Begriffen garantiert. Den Schluss bilden ein Fragebogen, über den wir Ihre persönliche Meinung zu der Studienschrift erbitten, und ein Anhang, der zusätzliche hilfreiche Informationen für Ihr Studium umfasst. Die Taxonomie der Lernziele des Studientextes besteht aus den drei Gliederungsebenen Kennen, Verstehen und Anwenden: Kennen Verstehen beschreibt die Aneignung von Wissen (Fakten, Daten, Sachverhalte), das notwendig ist, um Zusammenhänge zu verstehen. beschreibt das Erkennen und Verinnerlichen von Zusammenhängen, so dass komplexe Aufgabenstellungen und Probleme einer Lösung zugeführt werden können. Anwenden beschreibt die aus dem Verstehen der Zusammenhänge resultierende Fähigkeit zu sach- und fachgerechtem Handeln. Die Studienschrift beinhaltet viele praktische Übungen. Bitte nehmen Sie sich Zeit, die einzelnen Aufgaben zunächst selbständig zu bearbeiten und erst im Anschluss mit den Musterlösungen zu vergleichen. Diese Vorgehensweise ermöglicht einen guten Lernerfolg, selbst wenn Sie bei Ihrem Lösungsversuch zuvor einen Fehler gemacht haben sollten. Auch eine Differenzerfahrung bei der gemeinsamen Erarbeitung von Aufgabenstellungen in einer selbstorganisierten Arbeitsgruppe kann Ihrem Aneignungsprozess von Wissen dienlich sein. Um die Lesbarkeit der vorliegenden Studienschrift zu verbessern, wurde darauf verzichtet, neben der männlichen auch die weibliche Form anzuführen, die gedanklich selbstverständlich immer mit einbezogen ist.
5 Logistik & Produktionssysteme Seite IV Kurzinformationen zum Autor Max von der Linden, Jahrgang Berufsausbildung zum Bankkaufmann und ausbildungsbegleitendes, betriebswirtschaftliches Studium mit Abschluss zum Betriebswirt IFM mit Wirtschaftsdiplom. Universitätsstudium der Betriebswirtschaftslehre im Rahmen des integrierten Studienganges Wirtschaftswissenschaften an der Universität Essen Duisburg. Seit dem Jahr 2000 in der professionellen Erwachsenenbildung als Referent der Fachbereiche für Allgemeine Volks- und Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen und Controlling sowie Finanzierung, Investition und Steuern tätig. Seit dem Jahr 2005 in geschäftsführender Funktion verschiedener Bildungsträger. Gegenwärtig geschäftsführender Gesellschafter des IFM-Institut für Managementlehre sowie dem LFM-Lehrinstitut für Meisterberufe. Autor verschiedener Studienschriften und Fachbeiträgen zu Themen des betrieblichen Rechnungswesens und Controllings, der Materialwirtschaft sowie zu Gebieten der Volks- und Außenwirtschaftslehre.
6 Logistik & Produktionssysteme Seite 1 1. Einführung und Begriffsbestimmung LERNZIEL: Sie sollen die Grundbegriffe des Themenkomplexes definieren und gegeneinander abgrenzen können. Der leichte Einstieg in den vorliegenden Themenkomplex ist häufig dadurch erschwert, dass in der wissenschaftlichen Literatur sowie der betrieblichen Praxis zahlreiche Begriffe verwendet werden, deren Abgrenzungen nicht einheitlich getroffen wurden. Um für die weiteren inhaltlichen Ausarbeitungen dieser Studienschrift eine verlässliche Struktur zu bilden, ist es daher notwendig, im Vorfeld einige Begriffsbestimmungen festzulegen: Beschaffung als Primärfunktion des Betriebs Eine lange Tradition in der Betriebswirtschaftslehre hat der Begriff der Beschaffung. Allgemein bekannt ist der Begriff der Beschaffung als so genannte Längsschnittfunktion bzw. Primärfunktion eines typischen Betriebes. Im Kontext dieses wirtschaftlich geprägten Betriebsbegriffes dominiert der Wertschöpfungsgedanke, wonach Input-Güter innerhalb des Betriebes in Output-Güter transformiert werden und damit gleichzeitig ein höherer (Mehr-)Wert geschaffen wird. Beschaffung Produktion Absatz Aus der vorstehenden Abbildung wird deutlich, dass in der Regel unter Beschaffung eine dem Prozess der Produktion vorgelagerte Bezugshandlung von Inputfaktoren verstanden wird. Als klassische Inputfaktoren insbesondere vor dem Hintergrund der produzierenden Betriebe gelten dabei Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe. Allerdings lässt sich die Darstellung problemlos um Dienste und Handelswaren erweitern. Logistik als Unterstützungsfunktion für alle Primärfunktionen Weil die alleinige Darstellung der Primärfunktionen (Beschaffung, Produktion und Absatz) nicht ausreichen kann, um die vielfältigen Leistungsbeziehungen innerhalb eines Betriebes hinreichend wiederzugeben, werden üblicherweise so genannte Querschnittfunktionen ergänzt. Unter einer betrieblichen Querschnittfunktion versteht man Unterstützungsfunktionen, welche die Primärfunktionen insgesamt durchziehen, wie beispielsweise die Finanzwirtschaft, die Personalwirtschaft und - in unserem Falle bedeutsam - die Logistik. Logistik ist demnach ein auf allen Ebenen der Leistungserstellung dauerhaft angelegter Prozess, der die gesamte Wertschöpfungskette begleitet und die Verbindung zwischen den Primärfunktionen schafft.
7 Logistik & Produktionssysteme Seite 2 Aus diesem Grund wird Logistik häufig mit den Längsschnittfunktionen begrifflich verknüpft, wie nachfolgender Grafik zu entnehmen ist. Beschaffung Produktion Absatz Fasst man den traditionellen Begriffskontext noch einmal zusammen, ergibt sich ein relativ einfaches Bild: Beschaffung ist eine Primärfunktion des Betriebes und befasst sich mit dem Bezug von Inputfaktoren und deren Bereitstellung für die Produktion. Logistik hingegen ist eine Querschnittfunktion und sichert den Güterfluss über alle Primärfunktionen und damit die gesamte Wertschöpfung hinweg. Geplant und organisiert werden sämtliche Abläu- Beschaffungslogistik Produktionslogistik Absatzlogistik In der anfänglichen Bedeutung verstand man unter Logistik insbesondere den Transport bzw. die Bereitstellung von Gütern. Daher ist leicht nachzuvollziehen, dass Logistik auf allen Unternehmensebenen eine notwendige Unterstützungsfunktion darstellt: Logistik - im engeren Sinne - sichert den Realgüterfluss ausgehend von der Beschaffung, über die Produktion, bis hin zum Absatz. Einbezug der Managementfunktionen Um die Definition des klassischen Betriebsbegriffes zu vervollständigen, müssen schließlich noch die Unternehmensführungsfunktionen einbezogen werden: Sowohl die Längsschnitt-, als auch die Querschnittfunktionen werden durch die typischen Managementfunktionen überlagert, wie beispielsweise die Unternehmensplanung, die Organisation oder die Personalführung. Dabei führt der Einbezug der Managementfunktionen dazu, dass aus einer rein operativen Handlung (konkrete Durchführung) eine strategische Unternehmensentscheidung werden kann. Weiterhin wird durch den Einbezug der Managementfunktionen die vermeintliche Linearität der Primärfunktionen aufgehoben und die wechselseitigen Abhängigkeiten der verschiedenen betrieblichen Funktionsbereiche berücksichtigt. Managementfunktionen Lieferant Beschaffung Produktion Absatz Kunde Logistik
8 Logistik & Produktionssysteme Seite 3 fe durch die Unternehmensführung und erhalten damit eine strategische Dimension als Managementaufgabe. Neue Begrifflichkeiten und komplexere Definitionen Neue Begrifflichkeiten und komplexere Definitionen sind erst im Rahmen der wachsenden Bedeutung des Beschaffungs- und Logistikbereiches in den Unternehmen bzw. der Volkswirtschaft notwendig geworden. Insbesondere durch die Verlagerung von Managementfunktionen in die ursprünglich operativen Ebenen sowie die Erweiterung der Betriebskontextes durch den Einbezug sämtlicher Interessensgruppen, wie beispielsweise Lieferanten und Kunden, Investoren, Politik und Gesellschaft, führen zu weitreichenderen Erklärungsansätzen. Einkauf Einkauf ist ursprünglich eine reine Tätigkeitsbeschreibung, also eine operative Handlung innerhalb des Beschaffungsprozesses. Dieser Begriff bildet damit den kleinsten Definitionsbereich. Besinnt man sich auf die konkrete Durchführung des Einkaufens, sind insbesondere die folgenden Aufgaben gemeint: Die Verwaltung von Preisen und sonstigen Konditionen, der Vergleich und die Auswahl von Lieferantenangeboten sowie die Gestaltung und der Abschluss von Verträgen mit den Lieferanten. Nicht mehr zum klassischen Einkauf gehören üblicherweise die Aspekte der Beschaffungslogistik (vgl. Schulte, Logistik). Eine vollständige inhaltliche Trennung des Einkaufbegriffes von grundlegenden Managementüberlegungen muss allerdings angesichts der heutigen Komplexität der Unternehmensprozesse scheitern. So finden sich im Einkauf verschiedene Organisationsformen insbesondere in Abhängigkeit der Menge, des Wertes sowie des Marktumfeldes der zu beschaffenden Güter. Beschaffung Beschaffung ist - wie eingangs dargelegt - eine Primärfunktion des Betriebes und wird unterstützt durch die Querschnittfunktion der Logistik. Im Kern besteht Beschaffung aus dem Prozess des Einkaufs sowie der damit einhergehenden Beschaffungslogistik. In weiter gefassten Begriffsdefinitionen zur Beschaffung werden zusätzlich weitere Teile der Unternehmensführungsfunktionen mit einbezogen und damit der Beschaffung eine deutlich strategischere Ausrichtung verliehen. Begriffe, wie Beschaffungspolitik und Beschaffungsmarketing, verdeutlichen, dass nicht nur innerbetriebliche Erfordernisse den Beschaffungsprozess beeinflussen können, sondern auch die jeweilige Marktverfassung, die sich beispielsweise aus der besonderen Marktform (Monopol, Oligopol, Polypol), der aktuellen Konjunkturlage sowie aus dem Leistungspotential der nationalen oder internationalen Lieferanten ergibt.
9 Logistik & Produktionssysteme Seite 4 Logistik Logistik ist in der ursprünglichen Bedeutung insbesondere eine Querschnittfunktion des Betriebs. Hierbei steht die Untersuchung von Transport-, Lager- und Umschlagsvorgängen im Vordergrund. Die Dimension des Logistikbegriffes ist in der heutigen Praxis allerdings sehr viel weiter gefasst und geht dabei deutlich über die einzelbetriebliche Betrachtungsweise hinaus: Die nationale und internationale Zusammenarbeit moderner Industrie- und Handelsbetriebe sowie verschiedenster Dienstleister erweitert den Logistikbegriff schließlich um tiefgreifende Managementfunktionen: Logistik ist ebenso eine marktorientierte, integrierte Planung, Gestaltung, Abwicklung und Kontrolle des gesamten Material- und dazugehörigen Informationsflusses zwischen einem Unternehmen und seinen Lieferanten, innerhalb eines Unternehmens sowie zwischen einem Unternehmen und seinen Kunden (vgl. C. Schulte, Logistik, S.1). Nach heutigem Standard sollte das vorstehende Zitat sogar um weltweite Lieferanten und Kunden sowie um Unternehmen mit Konzernstrukturen aus mehreren Einzelbetrieben ergänzt werden, um der aktuellen Bedeutung vollständig gerecht zu werden. Materialwirtschaft Der Begriff Materialwirtschaft geht weg von der einzelnen, operativen Handlung und nimmt eindeutig Bezug zu den Unternehmensführungsfunktionen. Die Materialwirtschaft umfasst dabei typischer Weise die Analyse der gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen der Beschaffung und den restlichen Primärfunktionen des Betriebs sowie zu den Querschnittfunktionen, insbesondere der Logistik und der Finanzwirtschaft. Wichtige Aspekte sind die Ableitung der erforderlichen Bedarfsdeckung, das Feststellen von Regelmäßigkeiten in den betrieblichen Beschaffungsprozessen und die Festlegung von Methoden und Techniken, mit denen die Aufgabe der Bedarfsdeckung optimal gelöst werden kann. Der Begriff Materialwirtschaft betont den Managementcharakter der betrieblichen Versorgungsfunktion. Materialwirtschaft kann in weiten Begriffsauslegungen bis hin zum Einbezug von Produktionsplanung und Produktionssteuerung führen.
10 Logistik & Produktionssysteme Seite 5 2. Einkauf LERNZIELE: Sie sollen den Einkaufsprozess in seinem Ablauf darstellen und in den einzelnen Aspekten erläutern können. Sie sollen ausgewählte strategische Instrumente des Einkaufes kennen. Einkaufsprozess Der ursprünglich operative Charakter des Einkaufes wird besonders deutlich, wenn der Einkaufsprozess in seinen logischen Ablauf zerlegt wird, wie aus nachfolgender Grafik zu entnehmen ist: eingehende Bedarfsmeldung Angebotsvergleich Abstimmung mit Bedarfsträgern Bestellung einkäuferische Bedarfsbündelung Ausschreibung oder direkte Anfragen Angebotsbearbeitung Vergabeverhandlungen Auftragsbestätigung Aufgrund der heutigen Komplexität der Unternehmensleistung trifft man in der Praxis allerdings auf einige Varianten bei der Abwicklung der Einkaufsprozesse. Insofern ist es bei der inhaltlichen Darstellung der jeweiligen Aspekte des Einkaufes unvermeidlich, auch vereinzelt strategische Überlegungen mit einzubeziehen und so die Entstehung und fallbezogene Anwendung der unterschiedlichen Abwicklungsformen nachvollziehbar zu machen. 2.1 ABC-Analyse Ordnungsverfahren zur Klassifizierung von betrieblichen Daten Die ABC-Analyse ist ein allgemeines Ordnungsverfahren zur Klassifizierung von betrieblichen Daten und ein beliebtes grafisches Instrument zur Wiedergabe von Statistiken. Dabei werden die Daten anhand vorgegebener Kriterien, wie beispielsweise Umsatz, Gewinn, Einkaufspreis, Periodenverbrauch oder Produktionsbedarf in drei Klassen eingeteilt, die stellvertretend
11 Logistik & Produktionssysteme Seite 6 für einen hohen (A-Teile), mittleren (B-Teile) oder geringen (C-Teile) Stellenwert im Hinblick auf den jeweiligen Untersuchungsgegenstand stehen. Aufgrund der einfachen Anwendbarkeit dieser Methode findet die ABC-Analyse in vielen verschiedenen Gebieten Anwendung: Vertrieb: Segmentierung von Kunden (z.b. Key Accounts) Einkauf: Konzentration auf wirtschaftliche Produkt- bzw. Lieferantengruppen Lagerlogistik: Bildung von Zonen nach der Zugriffshäufigkeit Materialflussplanung / Standortbestimmung: Absatzgebiete und Berücksichtigung der vorherrschenden Transportbeziehungen Sortimentsplanung / Fertigungsprogramme: Klassifizierung nach Umsatz, Deckungsbeitrag, Gewinn Wertorientierte ABC-Analyse Wie aus der nachfolgenden Grafik ersichtlich ist, entfällt auf die A-Klasse zwar mengenmäßig der kleinste Anteil (15 %), jedoch wertmäßig der bei Weitem größte Anteil (80 %). Umgekehrt entfällt auf die C-Klasse der wertmäßig geringste Anteil (5 %), aber gleichzeitig mengenbezogen der größte Anteil (50 %) Wertanteil % Mengenanteil % 0 A Klasse B Klasse 5 C Klasse Mengenanteil % Wertanteil % die Unternehmensressourcen erfahren eine Lenkung Aus dieser Erkenntnis kann nunmehr die Optimierungsüberlegung abgeleitet werden, dass die Unternehmensressourcen eine Lenkung erfahren, in dem Sinne, dass ein höherer Ressourceneinsatz insbesondere für Objekte der A- Klasse wirtschaftlich wäre. Die übliche ABC-Kategorisierung (Datenbeschriftung des Diagramms) unterliegt in der Praxis einer Abweichungsbandbreite von ca. 10 %.
12 Logistik & Produktionssysteme Seite 7 Allgemeine Vorgehensweise Allgemeine Vorgehensweise: 1. Verbrauchswerte der einzelnen Materialien ermitteln: (Verbrauchswert = Verbrauchsmenge je Periode mal Wert pro Einheit.) 2. Materialien rangmäßig nach dem Verbrauchswert ordnen (absteigend sortieren). 3. Prozentanteil jedes Materials an der Gesamtverbrauchsmenge ermitteln. 4. Prozentanteil jedes Materials am Gesamtverbrauchswert ermitteln. 5. Prozentanteile kumulieren (schrittweise aufaddieren). 6. Kategorien bilden und zuordnen: A - B - C. 7. Graphische Darstellung. Volumenorientierten ABC-Analyse Beispiel: Weitgehend betriebsübergreifend zählen zu den Gütern der C-Klasse insbesondere die Büro- und Verbrauchsmaterialien. Diese Güter gehen in die Leistungserstellung nicht direkt ein und sind in der Regel auch hinsichtlich ihres Beschaffungsvolumens - gemessen an den übrigen Bezugsmaterialien - nicht von herausragender Bedeutung. Dennoch kann eine ABC-Analyse wichtige Erkenntnisse über mögliche Effizienzsteigerungen liefern: Nach einer Untersuchung der Unternehmensberatung KPMG unter deutschen Maschinenbau-Unternehmen kostet ein Beschaffungsvorgang [bei Büro- und Verbrauchsgütern] durchschnittlich 90 Euro, und zwar unabhängig vom jeweiligen Beschaffungsvolumen und auch unabhängig von der Unternehmensgröße. Diese Kosten ergeben sich aus der Bearbeitungszeit für eine einzige Bestellung: 162 Minuten. Dabei dauert die gesamte Frist vom Start der Bestellung bis zur vollständigen Abwicklung aller Formalitäten etc. im Schnitt 16 Tage. [ ] Der größte Teil des Zeitaufwandes in den Einkaufsabteilungen etwa 80 Prozent entfällt auf die Beschaffung von vergleichsweise unwichtigen Büromaterialien (C-Güter). Diese haben aber nur einen Anteil von 20 Prozent am gesamten Beschaffungsvolumen. Ein Grund für diesen unverhältnismäßig großen Zeitaufwand und das krasse Missverhältnis von Aufwand und Effekt für das Unternehmen ist, dass 50 Prozent aller Bestellungen Einzelbestellungen sind. [ ] Im Gegensatz dazu machen Güter, die direkt in den Leistungserstellungsprozess des Unternehmens einfließen (A-Güter, z.b. Rohstoffe) etwa 70 Prozent des Beschaffungsvolumens aus. Sie verursachen aber nur etwa 10 Prozent des Beschaffungsaufwandes. [ ] (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Publikation e-f@cts zum Thema Elektronischer Einkauf)
13 Logistik & Produktionssysteme Seite 8 Die Ergebnisse des vorstehenden Zitats in einer Grafik zusammengefasst (in Anlehnung an die genannte Publikation): Volumen % Einzelbestellungen Aufwand A Klasse B Klasse C Klasse Aus den vorliegenden Ergebnissen kann nun die Erkenntnis gewonnen werden, dass im Bereich der hier betrachteten C-Güter ein erhebliches Potenzial zur Effizienzsteigerung bzw. Kostensenkung besteht. Die Bestellung von C- Gütern hat nämlich einen entscheidenden Vorteil: Sie lässt sich besonders gut automatisieren. Lieferanten können die Produktvarianten leicht katalogisieren, Bedarfsträger und Einkäufer diese leicht identifizieren (z. B. Papier im DIN-Format). Somit wäre für diese Güterkategorie insbesondere der Einsatz von elektronischen Einkaufsabwicklung (E-Procurement) zu prüfen.
14 Logistik & Produktionssysteme Seite 9 Übungsaufgaben Kapitel 2 (Teil 1) Aufgabe: Stellen Sie eine ABC-Analyse aus den nachfolgenden Angaben zusammen. Material- Kennung Jahresbedarf in Stück Preis je Stück in Verbrauchswert in Rang A ,40 B ,40 C ,50 D ,00 E ,12 F ,20 G ,30 H ,00 I ,10 J ,20 Klasse kumulierter Wertanteil in % kumulierter Mengenanteil in % wertmäßiger Anteil am Gesamtwert in % mengenmäßiger Anteil am Gesamtbedarf in % Verbrauchswert in Jahresbedarf in Stück Material-Kennung Hinweis: Bei Materialien bzw. Waren mit gleichem Verbrauchswert ist der Rang mehrfach zu vergeben.
15 Logistik & Produktionssysteme Seite 10 Lösungshinweise Lösung: Material Kennung Jahresbedarf in Stück Preis je Stück in Verbrauchswert in Rang A , ,00 4 B , ,00 3 C , ,00 2 D , ,00 8 E ,12 300,00 10 F , ,00 5 G , ,00 7 H , ,00 1 I , ,00 8 J , ,00 6 Material-Kennung Jahresbedarf in Stück Verbrauchswert in mengenmäßiger Anteil am Gesamtbedarf in % wertmäßiger Anteil am Gesamtwert in % kumulierter Mengenanteil in % kumulierter Wertanteil in % H 3.500, ,00 7,00 42,00 7,00 42,00 A C 4.000, ,00 8,00 38,00 15,00 80,00 A B 4.500, ,00 9,00 6,30 24,00 86,30 B A 500, ,00 1,00 6,20 25,00 92,50 B F , ,00 25,00 2,50 50,00 95,00 B J 7.500, ,00 15,00 1,50 65,00 96,50 C G 4.000, ,00 8,00 1,20 73,00 97,70 C D 1.000, ,00 2,00 1,00 75,00 98,70 C I , ,00 20,00 1,00 95,00 99,70 C E 2.500,00 300,00 5,00 0,30 100,00 100,00 C , ,00 100,00 100,00 Klasse Klasse Material Mengenanteil Wertanteil A H, C 15% 80% B B, A, F 35% 15% C J, G, D, I, E 50% 5%
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