NEUESTE ERKENNTNISSE ZUR OPTIMALEN GALTKUHFÜTTERUNG

Transkript

1 Christof Baumgartner Nathalie Roth Pirmin Zürcher NEUESTE ERKENNTNISSE ZUR OPTIMALEN GALTKUHFÜTTERUNG MACHBARE LÖSUNGEN FÜR SCHWEIZER RATIONEN

2 AUSGANGSLAGE die-fruchtbare-kuh.ch

3 AUSGANGSLAGE Laktation: - Ad libitum Fütterung - Beste Futterqualität - Eiweissbetonte Grundration - Kraftfutterergänzung Galtphase: - Knapp Futter - Oft minderwertige Futterqualität - Kein Eiweiss - Keine Stärke - Wenig bis keine Mineralstoffergänzung

4 INHALT Energieversorgung Milchfieberprophylaxe: mögliche Strategien Zusammenfassung: Oberste Ziele einer Galtviehration

5 WER IN DER GALTPHASE VIEL FRISST, BLEIBT FITTER

6 WER IN DER GALTPHASE VIEL FRISST, BLEIBT FITTER

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9 Kriterium Erfüllt Nicht erf. Die aufgenommene TS-Menge entspricht mind. 2% des LG. Die Kühe haben 24 Stunden am Tag Zugang zum Futter. Für jede Kuh steht ein Fressplatz zur Verfügung. Die Kuh kann ihren Bedürfnissen entsprechend ohne Einschränkungen fressen. Mind. 2/3 der Kühe sind am Fressen oder Wiederkauen. Mind 2/3 der Kühe sind am Liegen. Die Wiederkauschläge pro Bissen liegen zwischen Das Fressgitter ist wie folgt eingestellt: - 22 cm Breite (Halsbeschränkung) - Ab 50 cm (Betonmauer) 125 cm Höhe mit 20 cm Neigung nach vorne. Die Höhe der Wasseroberfläche der Tränken beträgt 60 cm. Pro 10 Kühe steht eine Tränke zur Verfügung. Der Wasserdruck beträgt mind. 10 l/min.

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11 Beobachtung Pansenfüllungsgrad CHECKLISTE ZUR BEURTEILUNG DER % PANSENFÜLLUNG S. 48 Hungergrube gespannt, keine Einsenkung erkennbar leichte Einsenkung erkennbar 80% Einsenkung deutlich erkennbar 60% dreieckige Hungergrube deutlich erkennbar viereckige Hungergrube deutlich erkennbar 40% 20%

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13 WELCHEN ENERGIEGEHALT SOLL DIE GALTVIEHRATION AUFWEISEN?

14 MASSIVE ENERGIE- ÜBERVERSORGUNG VERMEIDEN

15 MASSIVE ENERGIE- ÜBERVERSORGUNG VERMEIDEN

16 ZIEL: 100% ENERGIEAUFNAHME ZU HOHER ENERGIEGEHALT FÜHRT ZU TIEFEREM TS-VERZEHR (KETOSE) Grundsätzlich 3 Möglichkeiten: Restriktive Fütterung: nicht sinnvoll Alleinfutter mit tiefem Energiegehalt Verdünnte Ration

17 n=11 n=9 ZIEL: MJ NEL/KG TS Umfrage HAFL Zollikofen

18 Mandok et al. 2013: Versuch mit nichtlaktierenden Holstein- und Holstein x Jersey-Kühen im Vollweidesystem n=11 n=9 ZIEL: MJ NEL/KG TS Umfrage HAFL Zollikofen

19 IN FRAGE KOMMENDE RATIONEN ALLEINFUTTER: Grassilage gräserreich Stad. 5 (5.0 MJ NEL) Dürrfutter/Graswürfel der Grassamenvermehrung des 1. Schnitts ( MJ NEL) Dürrfutter ausgewogen/gräserreich Stad. 5 (4.9 MJ NEL) nicht älter/kein Ökoheu, keine Streue VERDÜNNTE RATION: Milchviehration verdünnt mit ca. 40% kurzgeschnittenen (<4 cm) Stroh + evtl. 0.5 kg Eiweisskonzentrat + Mineralstoff für Galtvieh Achtung: Grassilage! TMR-Analyse von Zeit zu Zeit + Mineralstoff für Galtvieh

20 PROPYLENGLYKOL ANFÜTTERN

21 80 % DER KRANKHEITEN EINER MODERNEN MILCHKUH HABEN IHREN URSPRUNG IN DER ZEIT RUND UMS ABKALBEN.

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24 2. GROSSES PROBLEM: PLASMA-KALZIUM RUND UMS ABKALBEN

25 BEREITS EINE 25-PROZENTIGE ABSENKUNG DES CA-GEHALTS IM BLUT KANN EINEN VOLLSTÄNDIGEN STILLSTAND DES PANSENS BEDEUTEN.

26 UNTERSCHIED KLINISCHE/AKUTE UND SUBKLINISCHE HYPOKALZÄMIE

27 Quelle: kuhgesundheit.de

28 EIN SCHLEICHENDER CALZIUM- MANGEL KANN DER ANFANG VOM ENDE BEDEUTEN.

29 HYPOKALZÄMIE: RISIKOFAKTOR FÜR ANDERE ERKRANKUNGEN NACH GRÜNBERG 2018

30 ZWEI SCHLÜSSELHORMONE PARATHORMON PHT Mobilisation von Ca und P aus den Knochen Erhöhte Ca-Reabsorbation aus der Niere Aktivierung von Vit. D in der Niere VITAMIN D Erhöhte Ca-Absorbtion aus dem Darm Negativer Feedback- Mechanismus auf die Parathormon-Ausschüttung

31 ZWEI SCHLÜSSELHORMONE PARATHORMON PHT Mobilisation von Ca und P aus den Knochen Erhöhte Ca-Reabsorbation aus der Niere Aktivierung von Vit. D in der Niere VITAMIN D Erhöhte Ca-Absorbtion aus dem Darm Negativer Feedback- Mechanismus auf die Parathormon-Ausschüttung

32 ZWEI SCHLÜSSELHORMONE PARATHORMON PHT Mobilisation von Ca und P aus den Knochen Erhöhte Ca-Reabsorbation aus der Niere Aktivierung von Vit. D in der Niere VITAMIN D Erhöhte Ca-Absorbtion aus dem Darm Negativer Feedback- Mechanismus auf die Parathormon-Ausschüttung Ist abhängig von Mg-Gehalt

33 SORGE FÜR % MG IN DER GALTVIEHRATION!

34 ZWEI SCHLÜSSELHORMONE PARATHORMON PHT Mobilisation von Ca und P aus den Knochen Erhöhte Ca-Reabsorbation aus der Niere Aktivierung von Vit. D in der Niere K blockiert Ca-Mobilisation K hemmt Mg-Aufnahme VITAMIN D Erhöhte Ca-Absorbtion aus dem Darm Negativer Feedback- Mechanismus auf die Parathormon-Ausschüttung Sorge für möglichst tiefe K- Gehalte in der Galtviehration!

35 STRATEGIEN ZUR MILCHFIEBERPROPHYLAXE - KALZIUMARME FÜTTERUNG IN DER GALTPHASE - KALZIUMBINDER - ORALE KALZIUMGABEN RUND UM DIE GEBURT - VITAMIN D3-GABEN - KALZIUMINFUSION INTRAVENÖS - KALZIUMINFUSION SUBKUTAN - DCAB ( SAURE SALZE ) - TEILWEISES AUSMELKEN

36 KALZIUMARME FÜTTERUNG TRAINING DER CALZIUM-AUFNAHME Umfrage HAFL Zollikofen

37 KALZIUMARME FÜTTERUNG TRAINING DER CALZIUM-AUFNAHME Sorge für einen Ca-Gehalt unter 3g/kg TS

38 KALZIUMARME FÜTTERUNG KALZIUM KANN KAUM AUS DER RATION ENTFERNT/FERNGEHALTEN WERDEN. ALSO MÜSSTE ES DURCH DIE KUH HINDURCH GEHEN, OHNE AUFGENOMMEN ZU WERDEN. LÖSUNG: KALZIUMBINDER

39 KALZIUMBINDER IN VERBINDUNG MIT EINER CA-ARMEN FÜTTERUNG Zeolith A: Na-Aluminiumsilikat Bindet Ca in der Ration Induziert negativen Ca-Haushalt Stimuliert PHT-Sekretion Stimuliert Vit. D-Aktivierung 250 g/t/d empfohlen Achtung: bindet auch P und Mg Pansengeschützte Reiskleie Reich an Phytat bindet Ca Phytat muss vor Abbau im Pansen geschützt sein Formaldehydbehandlung 1 kg Reiskleie bindet 8-10 g Ca im Futter Bis zu 3 kg empfohlen Muss für 2-3 Wo vor Abkalben gefüttert werden Achtung: Abnahme TS-Verzehr

40 FAZIT Ca-Binder potenziell sinnvoll in Kombination mit Caarmer Fütterung!

42 ORALE KALZIUMGABEN BEI ERSTEN ANZEICHEN: G ELEMENTARES CA IM 12H- INTERVALL, MINDESTENS ZWEIMALIG CaCl2: Sehr gut löslich (schnelle Aufnahme) Hoher Ca-Gehalt (geringes Volumen) Bitterer Geschmack Reizend (Schleimhautreizung) Ca-Propionat/Ca-Glukonat: Schlechter löslich (verzögerter Wirkungseintritt) Niedrigerer Ca-Gehalt (grösseres Volumen) Geschmacksneutral Nicht reizend (sicher!) Gleichzeitig Energiespender

43 FAZIT Orale Ca-Gaben arbeitsaufwändig, aber sinn- und wirkungsvoll!

45 VITAMIN D3-GABEN ZUR RICHTIGEN ZEIT IN DER RICHTIGEN DOSIS Einmalig 1 Mio. IU/45 kg zwischen 10 und 4 Tage vor der Kalbung: Dosis einhalten! (zu wenig: keine Wirkung / zu viel: tödlich) Verabreichung innerhalb 3 oder mehr als 12 Tage vor der Kalbung können Milchfieber nicht verlässlich vorbeugen! Hemmung der PHT-Sekretion Gestörte Ca-Regulation in der Startphase Erhöhte Wahrscheinlichkeit einer subklinischer Hypokalzämie

46 FAZIT Vit. D3-Gaben nur im Notfall. Keine langanhaltende Strategie! Adler Apotheke

48 KALZIUMINFUSIONEN Intravenös: Subkutan: Standardbehandlung festliegender Rinder Standard-Dosis: mg/kg Kontrollierte Geschwindigkeit: 10 min/500ml PHT-Sekretion Aktivierung Vit. D

49 KALZIUMINFUSIONEN PROPHYLAKTISCH Intravenös: Subkutan: Standardmässig allen Tieren PHT-Sekretion Aktivierung Vit. D Erhöht das Risiko einer subklinischen Hypokalzämie mind. 48 h nach der Behandlung! Nicht empfehlenswert!

50 KALZIUMINFUSIONEN Intravenös: Standardbehandlung festliegender Rinder Subkutan: Dosierung: 500 ml einer 23% Ca-Glukonatlösung Führt nicht zu massiver Hypokalzämie Arbeitsintensiv (mind. 2x) Stark saure Lösungen Verteilung auf mehrere Injektionsstellen

51 FAZIT Kalziuminfusionen potenziell sinnvoll.

53 DCAB ANSÄUERUNG DES ORGANISMUS FÜHRT ZU MOBILISATION VON CA UND P AUS DEN KNOCHEN Säuren: Anionen wie Cl -, SO 4-2. Schritt: Ansäuern mit Anionen wie: Basen: Kationen wie Na +, K + 1. Schritt: K + rausnehmen - NH 4 Cl - CaSO 4 - (NH 4 ) 2 SO 4 - MgCl 2 - CaCl 2 - MgSO 4 Reduktion des DCAB-Werts möglichst gegen 0 oder sogar bis -250 meq/kg TS

54 DCAB ANSÄUERUNG DES ORGANISMUS FÜHRT ZU MOBILISATION VON CA UND P AUS DEN KNOCHEN Vorteile: Metabolische Azidose induziert Ca- Mobilisation Erhöhte PHT-Sekretion Aktivierung Vit. D Nachteile: Wirkungsweise noch nicht abschliessend geklärt Bis jetzt konnte noch keine erhöhte Ca-Werte im Blut vor der Kalbung nachgewiesen werden, nur erhöhte Ausscheidung über die Niere/Urin (6x) Mineralstoffgehalte der Rationsbestandteile müssen bekannt sein: Futtermittelanalyse Salze müssen in eine Mischung eingearbeitet sein. Rückgang TS-Verzehr wahrscheinlich Kontrolle notwendig entweder über ph Urin (leicht zu messen) oder NSBA (aufwändiger)!

55 FAZIT SAURE SALZE Unter bestimmten Voraussetzungen gut wirksam, aber Kontrolle muss sein! Bild: Wikipedia

57 TEILWEISES AUSMELKEN SOLL MILCHPRODUKTION DURCH ERHÖHTEN DRUCK IM DRÜSENGEWEBE REDUZIEREN Ausmelken von 30-50% der erwarteten Milchmenge in den ersten 2-3 Tagen: wenig bis gar kein Effekt auf die Milchleistung in der Frühlaktation Verlust von Kolostrum erhöhtes Risiko subklinischer Hypokalzämie vermutet (aber noch nicht dokumentiert)

58 FAZIT Teilweises Ausmelken nicht zu empfehlen!

59 STRATEGIEN ZUR MILCHFIEBERPROPHYLAXE - KALZIUMARME FÜTTERUNG IN DER GALTPHASE - KALZIUMBINDER - ORALE KALZIUMGABEN RUND UM DIE GEBURT - VITAMIN D3-GABEN - KALZIUMINFUSION INTRAVENÖS - KALZIUMINFUSION SUBKUTAN - DCAB ( SAURE SALZE ) - TEILWEISES AUSMELKEN - ALTERNATIVMEDIZIN

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61 WO LIEGEN DIE «SCHMERZGRENZEN»? MAX. 10 % DER ÄLTEREN TIERE HABEN: Acetonämie/Ketose Milchfieber MAX. 5% DER ÄLTEREN TIERE HABEN: Fettlebersyndrom Pansenazidose Labmagenverlagerung

62 WIE GEHE ICH BEI DER OPTIMIERUNG MEINER GALTFÜTTERUNG VOR?

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66 OBERSTE ZIELE DER GALTVIEHRATION 1. Max. TS-Verzehr: Nie unter 12 kg TS pro Kuh und Tag: Schmackhafte, faserreiche Ration, einwandfreie Futtermittel, möglichst viele Fressgelegenheiten schaffen 2. Energiegehalt zwischen MJ NEL/kg TS (Winterration) 3. Eiweissgehalt zwischen g RP / kg TS bzw g APD / kg TS 4. Angepasste Vitamin- und Mineralstoffergänzung: Mg (>3 g/kg TS), P (>2 g/kg TS), Zn, Se, Vit. A, Vit. D, Beta Carotin 5. Kalium- und Calziumarme Ration (< 3 g/kg TS) 6. Orale Calziumgaben rund ums Abkalben 1. Möglichst ähnliche Komponenten wie Ration der Laktierenden (oder stark verdünnt)

67 DANKE FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT VIEL ERFOLG IM STALL!