Erfahrungsbericht. Austin/ Texas 2009/10. Miriam Said. (Amerikanistik, Neueste Geschichte Magister)

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Stanislaus Schuler
vor 6 Jahren
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1 Erfahrungsbericht Austin/ Texas 2009/10 Miriam Said (Amerikanistik, Neueste Geschichte Magister) "Texas? Wirklich? Da denke ich an Wüste, Cowboys, Pickup Trucks und Bush-Wähler". Während meinen Vorbereitungen für Texas und bis hin zu meiner Abreise hörte ich dieses Stereotyp recht oft, wobei ich zugeben muss ein nicht unähnliches Bild im Kopf gehabt zu haben. Meine Entscheidung für welche der drei Partneruniversitäten der Uni Würzburg ich mich entscheiden sollte, war schnell gefallen. Rein von der Landschaft, dem Klima und vielleicht auch vom Lebensgefühl dachte ich, dass New York State sich nicht so sehr von dem in Deutschland unterscheiden würde. Ich wollte in die Südstaaten - etwas ganz anderes kennen lernen und mit eigenen Augen sehen in wie weit der Süden meine Stereotypen wirklich bedienen würde. Aus anderen Erfahrungsberichten und von Erzählungen von Freunden gefiel mir die Stadt Austin so sehr, dass ich mich für diese Uni entschied und auch das Glück hatte, für diese zugelassen worden zu sein. Formalitäten vor der Abreise Sich durch den Formalitätenwust zu kämpfen ist schon recht zeitaufwendig, aber definitiv machbar. Am Besten man fängt damit an sobald man den Zulassungsbescheid des Auslandamtes in Würzburg bekommen hat. Ich habe damals noch mit der Buchung meines Fluges gezögert, weil ich ganz sicher sein wollte, dass ich auch die offizielle Zusage aus Texas (Mai/Juni) hatte. Im Auslandsamt wurde mir dann aber gesagt, dass es bisher noch nie vorgekommen sei, dass ein Bewerber vom Auslandsamt in Würzburg zugelassen wurde, nicht aber in Texas. Also kann man sich um den Flug schon im Februar/März kümmern - sobald der Bescheid kommt.

2 So früh wie möglich sollte man sich wegen des Visums auch um einen Termin bei der Amerikanischen Botschaft kümmern. Ich habe mich damals über deren Internetseite registriert und angemeldet. Dafür braucht man eine Visa Karte (die bietet sich übrigens sowieso an, da man in den USA auch oft kleine Beträge mit Visa Karte zahlen kann). Ansonsten kann man sich gegen eine Gebühr auch per Telefon für einen Termin anmelden. Es gibt eine Botschaft/ Konsulat in Frankfurt, München und Berlin- ich war bei der in München und habe auch nur eine halbe Stunde warten müssen. Während meines 'Interviews' wurden mir ein paar Fragen zu meinem Studium gestellt - (warum ich nach Austin wolle, ob ich schon mal in den USA war - recht einfach und unspektakulär). Für einen Termin sollte man sich erst anmelden, wenn man den offiziellen Bescheid der Uni in Austin bekommen hat. Den Reisepass lässt man bei der Botschaft und er wird einem mit dem Visum nach zwei bis drei Tagen zugeschickt. In Würzburg zahlt man während des Auslandsjahres keinen Studienbeitrag (500 ), sondern nur das Semesterticket und den Studentenwerksbeitrag. Außerdem muss man sich in Würzburg beurlauben lassen - inzwischen kann man das in einem Schwung für beide Semester tun. Zur Krankenversicherung: Ich habe mich bei Victoria versichern lassen - die FH Hannover hat eine Art Kooperation mit dieser Versicherungsgesellschaft - am Besten kann man das unter diesem Link nachlesen: Ich musste während meiner Zeit in Texas nie zum Arzt und weiß daher nicht wie unproblematisch dies gewesen wäre. Egal wo man sich versichern lässt- es ist wichtig, dass man die Krankenversicherungsbescheinigung in englischer Sprache mit in die USA nimmt, da man ansonsten die Versicherung der Uni in Austin annehmen muss, die um Einiges teurer ist.

3 Anreise und Unterkunft Am Flughafen in Austin wurde ich draußen mit 40 C begrüßt! Mit dem Airport Flyer (ca. $3) bin ich bis zum Campus gefahren, von wo aus es nicht mehr weit zum German House war, wo ich die ersten Tage bleiben wollte. Bereits im Bus habe ich mich nicht nur mit der Busfahrerin unterhalten, sondern wurde auch von anderen Mitfahrern gefragt wo ich denn herkäme und bei meiner Haltestelle aus dem Bus begleitet. Das Bussystem ist etwas anderes als in Deutschland. Ich habe in Austin Stundenten getroffen, die noch nie mit einem öffentlichen Bus gefahren sind. In Texas ist es normal ein Auto zu haben und da das Verkehrssystem nicht so ausgebaut ist wie in Deutschland, fahren doch viele lieber mit dem Auto. Ich habe während meiner gesamten Zeit im German House Co-op gewohnt. Das ist eine Art Riesen-WG, in der man zusammen mit anderen Mitbewohnern wohnt und sich als Neukömmling ein Zimmer mit einer anderen Person teilt. Das mag vielleicht erstmal unvorstellbar klingen, aber man kann sich wirklich daran gewöhnen. Ich hatte wirklich nette Mitbewohnerinnen und habe das gemeinsame Wohnen sehr genossen. In dem Co-op hat jeder eine Arbeitsaufgabe, der man einmal in der Woche nachkommen muss - ich habe mit einem Partner einmal in der Woche die Küche nach dem Abendessen sauber machen müssen. In einem Co-op zu wohnen ist anders als in einem Wohnheim in Deutschland - es ist sehr viel mehr Gemeinschaft da und das tägliche gemeinsame Abendessen war eines der schönsten Dinge im Co-op. Die Gruppe im letzten Jahr hat sich relativ gut verstanden und wir sind öfters in Musicals zusammen gegangen oder manche zum Two-Steppin' (Paartanz). Das Leben in einem Co-op (es gibt noch mehr als das German House Co-op) ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber es bietet sich auch für die ersten Tage an, in denen man in Austin ankommt und noch keine Bleibe hat. Um noch ein Missverständnis vorzubeugen: Das German House Co-op ( studentorgs.utexas.edu/dhaus/) ist keineswegs nur für Deutsche reserviert. Von den

4 rund 25 Leuten die wir waren, gab es nur vier bis fünf Deutsche. Hauptsächlich haben dort Amerikaner gewohnt und noch weitere internationale Stundeten. Studium Jeder Austauschstudent wird als undergraduate (Bachelor) Student eingestuft. Es ist jedoch möglich, graduate classes zu besuchen, nach einem Gespräch mit dem Graduate Advisor. Als Austauschstudent muss man mindestens zwölf credit hours pro Semester belegen (meistens sind dies vier Kurse). Ich würde niemandem, zumindest im ersten Semester,raten mehr als vier Kurse zu belegen. Die Kurse sind recht lernintensiv und verschulter als in Deutschland. Austin hat so viel zu bieten und mit einem so vollen Stundenplan bleibt nicht wirklich viel Zeit die Stadt zu erleben. Neben Literaturkursen habe ich habe ich Klavier- und Gesangsunterricht gehabt, welche jeweils als zwei credit hours zählen! Auch Sportkurse kann man belegen, welche allerdings nur als ein credit hour zählen. Freunde von mir haben einen Tauchkurs belegt und schließlich auch einen Schein gemacht! Das Studienangebot ist riesig und vielfältig und es ist wunderbar, Kurse aus allen möglichen bereichen belegen zu können! Für der Anerkennung von Scheinen setzt man sich am Besten mit Dozenten aus dem eigenen Lehrstuhl in Verbindung, bzw. geht zum Prüfungsamt in Würzburg. Meist gilt jedoch, dass wenn in Würzburg für einen Schein eine Klausur und Hausarbeit verlangt wird, dies auch der Fall in Austin sein muss, damit der Kurs angerechnet wird. Integration an der Hochschule, Land und Leute Ich hatte so gut wie nie Heimweh, oder das Gefühl, als würde ich einfach nicht nach Texas passen. Die Leute an der Uni sind so vielfältig und international, dass jeder seine Nische finden kann. Das Leben im Co-op hat sehr geholfen einen Freundeskreis aufzubauen. Ich habe in Texas wirklich keine schlechten Erfahrungen gemacht - die Menschen, die ich getroffen habe, waren sehr offen, interessiert und nett. Klar hatte ich manchmal andere Ansichten zur bestimmten Themen, aber ich finde es toll, dass man lernen kann damit

5 umzugehen und sich trotzdem zu verstehen. Eine andere tolle Erfahrung habe ich auch außerhalb der Uni gemacht. Ich habe in einem Chor gesungen, in dem ich mit Abstand die jüngste war - das Durchschnittsalter lag sicherlich bei 50 Jahren. Das Singen dort war wunderbar - zum Teil waren die Frauen dort von kleineren Dörfern rund um Austin und einfach ganz anders als die Uni- Studenten. Ich habe das Gefühl, dass ich ein paar Texaner durch diesen Chor auch noch auf eine andere Art kennen gelernt habe. Die Uni in Austin hat mir wirklich gut gefallen - sie ist riesig, modern und es gibt unglaublich viel Angebot. Toll ist z.b. auch das große Sportzentrum mit Swimmingpools die bis abends um 22:00 Uhr geöffnet sind. Das Land um Austin herum ist überraschend grün und wunderschön, und die Leute unglaublich nett und offen. Ich kann definitiv sagen, dass das Jahr in Austin das Beste war, was ich je für mich entschieden habe und würde jedem zu einen Auslandsaufenthalt raten. Man lernt nicht nur unglaublich viel Neues kennen, neue Menschen und Gepflogenheiten, sondern man kann auch sehr viel über sich selbst lernen. Wer Fragen zur Uni, Austin oder generell einfach zum Austausch hat, kann mir gerne eine schreiben! miriam_said@web.de

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