Forschungsmethoden VORLESUNG SS 2018
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- Brigitte Schuler
- vor 6 Jahren
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1 Forschungsmethoden VORLESUNG SS 2018 SOPHIE LUKES
2 Überblick Letzte Woche: - Psychologie als empirische Wissenschaft I Heute: -Nachtrag -Psychologie als empirische Wissenschaft II
3 Rückblick letzte Woche Def. Wissenschaft und Merkmale empirischer Wissenschaft Wege des Schlussfolgerns Darstellung des quantitativen Paradigmas: Zahlen als Ergebnisse Kritischer Rationalismus
4 Kritischer Rationalismus: Theorien unterschiedlicher Informationsgehalt und Grad der Falsifizierbarkeit verschiedener Theorien Breiter Gültigkeitsbereich und präzise Vorhersagen Höherer Informationsgehalt Viele potenzielle Falsifikatoren empirische Bewährung einer Theorie mit hohem Informationsgehalt trotz vieler Falsifikationsmöglichkeiten großer Beitrag zum Erkenntnisgewinn
5 Kritischer Rationalismus: Theorien Wenn dann Wenn-Komponente + Konjunktion geringerer Grad an Allgemeingültigkeit und weniger Falsifikatoren
6 Kritischer Rationalismus: Theorien Wenn dann Wenn-Komponente + Disjunktion größerer Grad an Allgemeingültigkeit und mehr potenzielle Falsifikatoren
7 Kritischer Rationalismus: Theorien Wenn dann Dann-Komponente + Konjunktion höherer Informationsgehalt und mehr potenzielle Falsifikatoren
8 Kritischer Rationalismus: Theorien Wenn dann Dann-Komponente + Disjunktion geringerer Informationsgehalt und weniger potenzielle Falsifikatoren
9 Anforderungen des kritischen Rationalismus an wissenschaftliche Theorien Theorien bestehen aus: Definitionen Axiomen Theoremen/Propositionen Nach Bortz & Döring (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Human- und Sozialwissenschaften. S. 56 f.
10 Anforderungen des kritischen Rationalismus an wissenschaftliche Theorien Kriterien für Theorien: Innere Widerspruchsfreiheit Äußere Widerspruchsfreiheit Falsifizierbarkeit Möglichst hoher Informationsgehalt Nach Bortz & Döring (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Human- und Sozialwissenschaften. S.56 f.
11 Anforderungen des kritischen Rationalismus an wissenschaftliche Theorien Kriterien für Theorien: Möglichst große Erklärungskraft Praktische Anwendbarkeit Möglichst große Einfachheit (Ockham s razor) Möglichst hoher empirischer Bewährungsgrad Nach Bortz & Döring (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Human- und Sozialwissenschaften. S. 56 f.
12 Deduktiv-nomologische Erklärungen Verknüpfung einer allgemeinen Gesetzesaussage mit einer logisch abgeleiteten empirisch prüfbaren Hypothese Bei logisch korrekter Ableitung kann, wenn die Forschungshypothese nicht zutrifft, auch die Theorie nicht zutreffen in Psychologie lediglich probabilistische Hypothesen und Gesetze, die nicht für jeden Einzelfall gelten müssen Festlegen von Falsifikationskriterien notwendig!
13 Erhebungsmethoden im quantitativen Paradigma Selbstberichtsverfahren Beobachtung Tests physiologische Methoden Experiment
14 Grenzen des/kritik am kritischen Rationalismus mangelnde Umsetzung bestimmter Prinzipien in der Praxis keine Aussage über die Generierung neuer Theorien Zweifel an wissenschaftlicher Objektivität Zweifel an Anwendbarkeit in der Wissenschaftspraxis Zweifel an Erklärbarkeit sozialer Wirklichkeit anhand allgemeingültiger Gesetzmäßigkeiten
15 Qualitatives Paradigma zeitgleich zur Entwicklung der naturwissenschaftlichen Psychologie Entwicklung der geisteswissenschaftlichen Psychologie Kritik an der Existenz sozialer Gesetzmäßigkeiten im quantitativen Ansatz Erklären vs. verstehen
16 Verstehende Psychologie nach Dilthey geisteswissenschaftliche Tradition verstehend-interpretativ durch Kommunikation mit Betroffenen Verständnis ihrer Sichtweise und somit ihres Handelns und Erlebens
17 Prinzipien des qualitativen Paradigmas 1) Ganzheitliche und rekonstruktive Untersuchung lebensweltlicher Phänomene 2) Theoretische Offenheit zur Bildung neuer Theorien 3) Zirkularität und Flexibilität des Forschungsprozesses 4) Kommunikation und Kooperation zwischen Forschenden und Beforschten 5) Selbstreflexion Nach Bortz, J., & Döring, N. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Human und Sozialwissenschaften. Heidelberg: Springer-Verlag. S
18 Ganzheitliche und rekonstruktive Untersuchung lebensweltlicher Phänomene alltägliche Lebenswelt als Mittelpunkt menschlichen Handelns und Erlebens interessierende Konstrukte abhängig von Besonderheiten der Beforschten und ihren Umwelten ganzheitliche Untersuchung Berücksichtigung und detaillierte Erfassung der Sichtweisen der Betroffenen Nach Bortz, J., & Döring, N. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Human und Sozialwissenschaften. Heidelberg: Springer-Verlag. S
19 Theoretische Offenheit zur Bildung neuer Theorien wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn ausgerichtet auf Bildung neuer Theorien keine vorherige Festlegung auf einzelne Theorien Nach Bortz, J., & Döring, N. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Human und Sozialwissenschaften. Heidelberg: Springer-Verlag. S
20 Zirkularität und Flexibilität des Forschungsprozesses kein linearer Forschungsprozess, sondern Anpassung an Erkenntnisse mehrere Zyklen zirkuläre/ spiralförmige Annäherung an den Gegenstand In Praxis Datenerhebung allerdings oft nicht zirkulär, aus ökonomischen Gründen Nach Bortz, J., & Döring, N. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Human und Sozialwissenschaften. Heidelberg: Springer-Verlag. S
21 Kommunikation und Kooperation zwischen Forschenden und Beforschten Kommunikation mit Untersuchungsteilnehmern führt zu besserem Verständnis Kooperation des Untersuchungsteilnehmers notwendig Vermeidung von Machtasymmetrie, übergroßer emotionaler Nähe und unreflektierter Identifikation wichtig Nach Bortz, J., & Döring, N. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Human und Sozialwissenschaften. Heidelberg: Springer-Verlag. S
22 Selbstreflexion Rolle der Subjektivität der Forschenden Ablehnung einer Standardisierung der Erhebung wie im quantitativen Ansatz genaue Reflexion und Dokumentation gefordert wichtig in allen Phasen des Forschungsprozesses Nach Bortz, J., & Döring, N. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Human und Sozialwissenschaften. Heidelberg: Springer-Verlag. S
23 Sozialkonstruktivismus soziale Phänomene als Konstruktionsprozess der Handelnden Konstruktionen erster vs. Konstruktionen zweiter Ordnung unterschiedliche Konstruktionen bei unterschiedlichen Sichtweisen Betroffener
24 Erhebungsmethoden unstandardisierte Befragungen Beobachtung Lebensläufe Tagebücher Briefe Gruppendiskussion
25 Deskriptive Feldforschung Ziel: Beschreibung einer Kultur aus Sicht ihrer Mitglieder möglichst keine Veränderung durch Eingriff des Forschers Feld als Teil des Untersuchungsgegenstandes
26 Deskriptive Feldforschung Phasen Festlegen der Fragestellung Herstellen des Feldkontakts Materialsammlung Ausstieg aus dem Feld Auswertung
27 Methodenstreit Vorwurf der naturwissenschaftlichen an die geisteswissenschaftliche Psychologie: Unwissenschaftlichkeit Gegenvorwurf: nur Betrachtung von Variablen Heute oft: Mixed methods
28 Mixed methods Kombination quantitativer und qualitativer Methoden Einsatz qualitativer Methoden zur Generierung neuer Theorien Einsatz quantitativer Methoden zur Hypothesenprüfung
29 Ethik Forschungsethik Wissenschaftsethik
30 Forschungsethik Zu erfüllende Prinzipien im Umgang mit Versuchspersonen Freiwillige Teilnahme an der Studie Einwilligung nach Information
31 Forschungsethik Freiwilligkeit, Aufklärung nicht möglich/nötig, wenn: Studie risikolos ist Täuschung über das Untersuchungsthema notwendig ist (hinterher Debriefing!)
32 Forschungsethik Schutz vor Beeinträchtigung und Schädigung: Keine psychischen oder physischen Schäden Referenz: Alltag Vermeidung von Benachteiligung/Bevorzugung bei der Zuteilung zu Gruppen
33 Forschungsethik Anonymisierung von und vertraulicher Umgang mit Daten vor allem bei sensiblen Themen Je nach Erhebungsmethode nicht immer komplett möglich zu anonymisieren, hier sichere Lagerung wichtig
34 Forschungsethik Umsetzung: Vorgehen bei Publikation begründen Durch Ethikkommission genehmigen lassen Bei Verletzungen der Forschungsethik: Bedeutung Schadensbegrenzung, Möglichkeit wissenschaftsinterner und rechtlicher Sanktionen
35 Wissenschaftsethik Einhaltung der Regeln wissenschaftlichen Arbeitens Verwendung wissenschaftlicher Methoden Berücksichtigung des Forschungsstandes Selbstkritische Reflexion Aufbewahrung und Sicherung von Rohdaten Korrektes Zitieren und Festlegen der Autorenschaft Keine Sabotage der Forschung anderer
36 Ausblick Nächste Sitzung (04.05.): Messen
37 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
38 Literatur Bortz, J., & Döring, N. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Human- und Sozialwissenschaften. Heidelberg: Springer-Verlag. Kap , Kap. 2.2, Kap. 2.3, Kap. 4 Hussy, W., Schreier, M., & Echterhoff, G. (2010). Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften-für Bachelor. Springer-Verlag. Kap. 5.1, Kap. 5.5
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