Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz
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- Götz Böhme
- vor 6 Jahren
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1 Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1788 Goethes Reise durch Graubünden Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter
2 Goethes Reise durch Graubünden Hans-Ulrich Mielsch Mielsch Hans-Ulrich: Die Schweizer Jahre deutscher Dichter. Zürich Auszug aus Seite :
3 - 3 - S. 163: Wahrschein]ich ist, dass Goethe 1788 auf seiner Rückkehr aus Italien deshalb den Splügenpass als Reiseroute wählte, weil er einen Bogen um Zürich machen wollte, um auf diese Weise Lavater und dessen Kreis aus dem Wege zu gehen. Auf ein Wiedersehen mit Barbara Schulthess aber, der «Schönen- Guten», wie er sie in den «Wanderjahren» nennen sollte, wollte er nicht verzichten und bat sie zu sich in den «Goldenen Anker» nach Konstanz. Was Goethes Weg durch die Schweiz Ende Mai 1788 betrifft, ist man geradezu versucht, von einer Phantomreise zu sprechen, denn er hat sich über sie ausgeschwiegen. Zwar besitzen wir von seiner Hand eine Reihe von Zeichnungen aus diesen Tagen, darunter eine Skizze der Via Mala, aber weder Tagebuchaufzeichnungen noch Briefe Goethes nehmen Bezug auf die Reise durch Graubünden. Erst 40 Jahre später erinnert sich der Dichter in einem Brief an Marianne von Willemer vom 12. Juni 1829 an die Via Mala. Aber dies auch erst, nachdem ihm die Freundin ihre eigene Reise über den Splügenpass an der Seite ihres Mannes in einem bequemen Phaeton beschrieben hatte - die Zeiten hatten sich geändert. Fragt man sich nach den Gründen für Goethes Schweigen, ist man auf Vermutungen angewiesen. Goethe dürfte die Schweiz damals gespannt und ohne allzuviel Enthusiasmus durchreist haben. Er hatte Italien höchst ungern verlassen, vor ihm lag Unerfreuliches. In Weimar konnte er auf nur wenig Verständnis für sein Italienerlebnis hoffen. Seine Rückkehr sollte denn auch entscheidende Veränderungen im Privaten mit sich bringen - den Beginn seiner Liebesbeziehung zu Christiane Vulpius und den Bruch mit Charlotte von Stein. Fest steht, dass Goethe mit dem «Lindauer Boten» reiste, einer Art Transportunternehmen, dem man sich für die Strecke zwischen Mailand und dem Bodensee anvertrauen konnte, und dass er am in Splügen und am folgenden Abend in Chur übernachtet hat. Er wurde begleitet von dem Musiker Philipp Kayser. Möglich ist, dass die aus Chur gebürtige Angelika Kauffmann Goethe die Reiseroute über den Splügen empfohlen hatte. Einen
4 - 4 - S. 164: Bezug zu Graubünden im weitesten Sinne bildet auch das Porträt, das Angelika Kauffmann 1787 in Rom von dem mit ihr befreunde ten Goethe gemalt hat. Ein Porträt, das aber weder ihr selbst, noch dem Dichter sonderlich gefallen wollte, und auf dem dieser, sehr auffallend, die Züge der Malerin trägt. Ein eigenartiger Fall von Identifikation des Künstlers mit seinem Modell. Am 4. Juni 1788 stiegen Goethe und Philipp Kayser im «Schwarzen Anker» in Konstanz ab. Begleitet von ihrer Tochter Döde und ihrem Neffen Heinrich Schinz von Sengen, stiess dort, wie verabredet, Barbara Schulthess zu ihnen und blieb eine ganze Woche bei Goethe. Wie schwierig die Entzweiung der beiden Menschen für sie war, die ihr so viel bedeuteten, lässt sich nachempfinden, wenn man weiss, dass sie die Besuche Goethes «wie die eines höheren Wesens» empfing. Über ihre Tage in Konstanz hat sie geschrieben: «Ich kann nicht schreiben, nur hören. Der gestrige Tag ging herum, ich weiss nicht wie. Es wurde immer erzählt, meistens von Kunstsachen. - Der Rat gibt sich soviel Mühe, und lässt keinen Augenblick verloren gehen.» Wie sehr Goethe die unauffälligen menschlichen Qualitäten dieser Frau zu schätzen wusste, beweist sich daran, dass er ihr neben vielen seiner Gedichte auch das Manuskript von «Wilhelm Meisters Theatralischer Sendung» anvertraute fand sich im Nachlass der Familie Schulthess in Zürich eine Abschrift von «Wilhelm Meisters Theatralischer Sendung» durch die Hand von Barbara Schulthess und ihrer Tochter. Eine ausserordentliche Ergänzung und sozusagen der erste Akt des grossen Wilhelm Meister-Projektes, das Goethe von 1777 bis 1829 beschäftigt hat. Während das Original verloren ging, blieb auf diese Weise eine Abschrift erhalten - bei ihrer Entdeckung eine literarische Sensation ersten Ranges. Durch Tagebuchaufzeichnungen der jüngeren Barbara Schulthess, die immer wieder von Ausrufen des Entzückens unterbrochen werden, sind wir über die Fakten der Abschrift unterrichtet. Sie entstand zwischen 1783 und 1786 in der Absicht, auch weiterhin über das Werk zur persönlichen Lektüre verfügen zu können. «Wilhelm Meisters Theatralische Sendung» ist nicht nur ein bedeutsames Kapitel Kulturgeschichte, sondern zugleich der reizvollste Theaterroman der deutschen Literatur aus dem Klima des Sturm und Drang. Darüber hinaus steckt in ihm bereits der Keim
5 - 5 - S. 165: zum Entwicklungs- und Bildungsroman, dessen bedeutendstes Beispiel dann «Wilhelm Meisters Lehrjahre» geworden sind. Gleich das Eingangskapitel der «Theatralischen Sendung» vom Puppenspiel der Grossmutter besitzt den ganz eigenen Zauber des jungen Goethe und beweist die Bedeutung und Eigenständigkeit dieser Urfassung des «Wilhelm Meister». Nach dem Zusammensein in Konstanz verliessen beide Reisegesellschaften am 10. Juni 1797 die Stadt. Barbara Schulthess kehrte, zusammen mit ihrer Tochter, zurück nach Zürich, Goethe reiste in Begleitung von Philipp Kayser weiter nach Weimar. Internet-Bearbeitung: K. J. Version 12/
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