Krankenhaushygiene. Studentenvorlesung 26. Januar Walter Popp
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- Judith Steinmann
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1 Krankenhaushygiene Studentenvorlesung 26. Januar 2018 Walter Popp Seite 1 Adolf Neubauer ( ) Trennung von septischen und aseptischen OPs. Einführung von OP-Sälen mit abwaschbaren Wänden. Curt Schimmelbusch ( ) Schimmelbusch-Trommel zur Lagerung von Sterilgut. Johann v. Mikulicz (1897) Mundschutz. Dampfsterilisator Erster Sterilisator für einen aseptischen OP (rechts). Prototyp für die Klinik des Chirurgen Ernst von Bergmann in Berlin. Firma Lautenschläger,
2 Themen Krankenhausinfektionen Multiresistente Keime Wieviele nosokomiale Infektionen können verhindert werden? Krankenhaushygiene Surveillance Ausbrüche Disziplinlosigkeit Krankenhaus-Infektionen = Nosokomiale Infektionen Im Krankenhaus erworben. Im allgemeinen nach dem 2. Tag Aufenthalt, d.h. ab dem 3. Tag. Als Reaktion auf das Vorhandensein von Mikroorganismen oder deren Toxine liegen lokale oder systemische Infektionszeichen vor. Keine Kolonisation. Vermeidbarkeit / Nichtvermeidbarkeit hat keinen Einfluss. Bei Ausbruch Meldepflicht nach 6 IfSG. Ebenfalls Meldepflicht bei definierten Erregern nach 6 IfSG. Heute auch im ambulanten Bereich und Alten/Pflegeheim. 2
3 Risiko Risiken Tödlicher Ausgang, Wahrscheinlichkeit für 1 Individuum pro Jahr Wahrscheinlichkeit Herzkrankheiten 1 : 405 Zigarettenrauchen 1 : 500 Nosokomiale Infektion, stationär (bezogen auf Patienten) 1 : 600 Krebs 1 : 910 Verletzung durch Unfall oder Gewalt 1 : Nosokomiale Infektion, stationär (bezogen auf Gesamtbevölkerung) 1 : Unfälle aller Art 1 : Autounfall 1 : Verbrechen 1 : Flugzeugunfall 1 : Blitzschlag 1 : Hundeattacke 1 : Infektionen Sepsis hohe Mortalität zentrale Katheter Lungenentzündung (Pneumonie) - Beatmung Wundinfektionen - OP Harnwegsinfektionen - Blasenkatheter Gastroenteritis Sonstige, z.b. Auge, Gehirn 3
4 Klinische Zeichen Mikrobiologie Sonstige Zeichen, z.b. Röntgen Infektionen erfassen Entscheidung des Arztes (oder Hygiene ) Erfassung von nosokomialen Infektionen: Surveillance einschl. statistischer Auswertung und Bewertung ( 23 IfSG) Definitionen, z.b. von CDC oder KISS (NRZ)
5 Sepsis: Zunahme mit Anzahl Blutkulturen Bewertung der Hautkeime? Pneumonie: Wer bewertet das Röntgenbild? Eindeutigkeit des Röntgenbildes? Wundinfektionen: Erfassung nach Entlassung? Klinische Diagnosen Derzeit meist nicht erfasst Subjektive Einflüsse bei den Erfassern Probleme bei der Erfassung 13 Jahre Erfassung von Wundinfektionen in der Schweiz Eingriff Anteil Wundinfektionen mit Erfassung nach Entlassung Appendektomie 66 % Cholezystektomie 60 % Colectomy 21 % Hüft-TEP 78 % Knie-TEP 94 % Staszewicz et al, J Hosp Infect 2014, 88, 40 5
6 Universitätsklinikum Jena, , 12 Fachabteilungen, 809 Betten 5,3 % nosokomiale Infektionen nach CDC 8,4 % einschließlich klinischer Diagnosen Prävalenz-Ergebnisse 1994: (3,5 % im Haus erworben) 2011: 5,1 % (3,8 % im Haus erworben) WI: 1,3 % (1. Platz) 2016: 4,6 % (3,3 % im Haus erworben) WI: 1,1 % (2. Platz) 6
7 Bundesgesundheitsministerium, RKI: pro Jahr Todesfälle Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH): pro Jahr Todesfälle
8 Häufigste nosokomiale Infektion: Postoperative Wundinfektionen, Harnwegsinfektionen, Infektionen der unteren Atemwege. je nach Studie. Jeweils Anteil von %. Seite 15 Universitätsklinikum Hannover 2 Monate prospektive Erfassung in ,2 % nosokomiale Infektionen 10,7 % mitgebrachte Infektionen Dito ECDC-Eintages-Prävalenz 2013 in Deutschland: 25 % Antibiotika 8
9 Land Nosokomiale Antibiotika-Anwendung Infektionen Frankreich 4,9 % 21,4 % Deutschland 5,0 % 23,9 % Griechenland 9,0 % 54,7 % Italien 6,3 % 44,0 % Niederlande 7,4 % 31,8 % Spanien 8,2 % 45,1 % Schweden 7,3 % 39,3 % UK-England 6,0 % 34,0 % Erreger Häufigkeit Escherichia coli 15 % Staphylococcus aureus 12 % Pseudomonas aeruginosa 11 % Enterococcus spp. 10 % Koagulase-neg. Staph. 8 % Klebsiella spp. 8 % Candida spp. 5 % Enterobacter spp. 4 % Acinetobacter spp. 4 % Streptococcus spp. 4 % Proteus spp. 3 % Anaerob. Bacilli 2 % Serratia spp. 2 % Andere Enterobakterien 2 % Stenotrophomonas malt. 1 % 9
10 Keime Staphylococcus aureus: Nase, Rachen Wundinfektionen MRSA Darmkeime: Escherichia coli Harnwegsinfektionen MRGN, VRE Umweltkeime: Pseudomonas Atemwegsinfektionen MRGN Multiresistente Erreger (MRE) 10
11 Multiresistente Erreger MRSA Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus MRGN Multi-resistente Gram-negative Erreger: Darmkeime, Enterokokken, Serratia Pseudomonas Acinetobacter VRE - Vancomycin-resistente Enterokokken vor allem Enterococcus faecium (Toxin-bildende Clostridium difficile) ESBL derzeit in Deutschland nicht mehr zwingend gekennzeichnet 11
12 Seite 23 MRSA MRGN stationär 1 2 % 1 2 % Bevölkerung < 0,5 % Bis zu 10 % Sanierung 80 % - 50 % neg. nach Mon. Seite 24 12
13 Multiresistente Erreger Weitgehende Schutzmaßnahmen, z.b. Isolierung Eigene Toilette Schutzkittel, Handschuhe Mund-Nasen-Schutz, Kopfhaube Sanierungsversuche bei MRSA Verlust pro Fall: mindestens Pronovost-Studie: Sepsis: Dramatische Reduktion möglich 108 Intensivstationen in Michigan, USA ( ) Bundle: Händehygiene Schutzkleidung beim Legen Hautdesinfektion mit Chlorhexidin Kein Femoralkatheter Unnötige Katheter entfernen Pronovost et al: N Engl J Med 2006, 355,
14 Ähnlich andere Studien. Folgerung: Mindestens 50 % Reduktion möglich! 14
15 Krankenhaushygiene Aufgaben der Krankenhaushygiene Hygieneplan Schulung, Ausbildung Überwachung, Surveillance, Umgebungsuntersuchungen, Begehungen Beratung, z.b. bei Bau- und Renovierung Aufbereitung Medizinprodukte 15
16 Hygienepersonal Krankenhaushygieniker Hygienefachkräfte Hygienebeauftragte Ärzte Hygienebeauftragte Pflegekräfte Hygienekommission Die Verantwortung liegt bei der Krankenhausleitung! 32 16
17 Surveillance 17
18 Surveillance: Struktur, z.b. wieviele Einzelzimmer, z.b. wieviel Hygiene-Personal z.b. Pflege-Patient-Relation Prozess, z.b. Verbrauch Händedesinfektionsmittel z.b. Erregerstatistik z.b. Antibiotika-Verbrauch Ergebnisse, d.h. vor allem Infektionsraten Surveillance der Ergebnisse: Infektionsraten (nosokomial) Hand hygiene opportunities Opportunities for hand hygiene on a surgical ICU: 188 per patients day 63 per shift 30 minutes in a shift per patient Opportunities for hand hygiene on a pedriatric ICU: 321 per patients day 107 per shift 54 minutes in a shift per patient Scheithauer, Am J Infect Control 2009, 37, 835 Scheithauer, Am J Infect Control 2011,
19 Ergebnisse, Beispiele KISS Externe Qualitätssicherung, ehemals BQS Kassendaten (AOK, Barmer GEK) MRSA in Blutkultur Nosokomiale Infektionen melden Re-OPs durch Infektionen Nosokomiale Infektionen melden 19
20 Ausbrüche Ausbruchsdefinition nach 6 Abs. 3 IfSG Das gehäufte Auftreten von zwei oder mehr nosokomialen Infektionen, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird. Meldepflicht! 20
21 Ausbrüche Derzeit ein zentrales Problem der Hygiene: Deuten immer auf Fehler hin. Hohe mediale Wirksamkeit. Mögliche juristische Folgen. Kosten! 28 Fälle. Ausbruch mit Pseudomonas oxytoca 1997 in der Neonatologie Gießen Diverse Hygienefehler z.b. Eintauchen von Infusionsflaschen in Lösung mit Flächendesinfektionsmittel Zu geringe Konzentration des Desinfektionsmittels: 0,25 % Aldehyd-haltiges Präparat 4-Stunden-Wert Nachweis von Klebsiellen-Wachstum darin Kein Wachstum in 0,5 % - 1-Stunden-Wert Publikation in Lancet Klage der Eltern 21
22 Ausbruch Neonatologie Bremen ESBL-bildende Klebsiellen. Ausbruch über Monate nicht erkannt (Mikrobiologie, Station). Desinfizierende Reinigung: Quaternäre Ammoniumverbindung. Konzentration entsprechend 4-Stunden-Wert. Eco-Wipes-Tücher (Pseudomonas nachgewiesen). Ungenügende Schulungen. Pflegeschlüssel zu niedrig bis zu 6 Frühchen pro Schwester. Zu wenig Hygienefachkäfte. Ausbruchsmeldung zu spät Meldungskette defizitär. Individuelle Fehler. Staph. aureus MRSA bekannter MRSA-Patient Ergebnisse Abklatschuntersuchungen: 9 x MRSA 3 x Staph. aureus 22
23 Ausbrüche Selten monokausal Meist multikausal Was sieht der Patient? Händehygiene (korrekte und häufige Händedesinfektion, kein Tragen von Uhren, Ringen, Schmuck) Wundversorgung regelmäßige (desinfizierende) Reinigung der Zimmer und Sanitärbereiche Isolierung von MRSA-Patienten Bettenaufbereitung 46 23
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