2012: Durchgehend windarm, aber sonnig
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- Jonas Tiedeman
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1 Witterungsreport für das Jahr : Durchgehend windarm, aber sonnig Ist in Sonne und Wind ausreichend Energie enthalten, um andere Energieträger zu ersetzen? Diese Frage war im Jahr 2012 durchgängig präsent. Sieht man nun von den typischerweise ohnehin windärmeren Sommermonaten Juni und Juli ab, die sich im Bereich des langjährigen Mittels bewegten, zeigte sich das Windangebot 2012 unterdurchschnittlich. Es war somit ein weiteres hinsichtlich des Ertragspotenzials für Windenergieanlagen unter dem Mittelwert des vorangehenden Zeitraums liegendes Jahr für die Windenergienutzung das vierte in Folge. Das Windangebot über das gesamte Jahr 2012 lag, wie die Auswertung der Messdaten des Standortes Königshain in Sachsen (Messstation der Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH) ergab, bei etwa 79 % des Referenzwertes aus dem Vergleichszeitraum von 1993 bis Abbildung 1: Vergleich der Leistungsdichte-Indizes [1] (Anm.: Januarwert 2010 unvollständig; Dezemberwert 2010, November- und Dezemberwert 2011 aufgrund geringer Datenverfügbarkeit aus Regression mit WEA-Daten ermittelt) Nachdem das Windangebot in drei Wintern in Folge, die ja sonst in unseren Breiten die windreichste Zeit des Jahres bilden, weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, hat sich nun zumindest die Verteilung des Windangebotes über das Jahr wieder normalisiert. Dies lässt der Hoffnung auf eine ertragreichere Zukunft Raum. Abbildung 2: Jahressumme der Globalstrahlung 2012 in W/m² [2] (links) und Abweichung des spezifischen PV-Ertrags in % vom langjährigen Mittel [7] (rechts) Hinsichtlich der Solarstromerträge handelte es sich dagegen um ein leicht überdurchschnittliches Jahr. Im Jahresmittel waren die regionalen Unterschiede größer als aus dem typischen Süd-Nord-Gefälle der vorherigen Witterungsreport 2012 Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH 1 von 7
2 Jahre resultierend, was zu überdurchschnittlichen Solarstromerträgen vom bis zu 5,5 % in den südlichen Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen) sowie zu unterdurchschnittlichen Erträgen von bis zu -3,3 % im Norden Deutschlands (Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) führte. [7] Das Jahr 2012 startete mild und ausgesprochen nass. Nachdem das erste Drittel des Januars ungewöhnlich warm war, normalisierten sich die Temperaturen anschließend wieder und brachten auch Frost mit sich. Die häufigen heftigen Niederschläge wurden immer wieder von freundlichen Phasen unterbrochen, so dass auch die Sonnenscheindauer leicht über dem Durchschnitt lag. Das Windangebot blieb leicht hinter dem Erwartungswert für einen typischen Januar zurück, obgleich vor allem am Anfang des Monats eine Reihe von Sturmtiefs sowie die Orkantiefs Ulli und Andrea durchzogen und für Windgeschwindigkeiten von mehr als 160 km/h in den Bergen (z. B. Andrea: 176 km/h Feldberg/Schwarzwald, Zugspitze) und von mehr als 120 km/h an der Küste und im Binnenland (z. B. Ulli: 122 km/h Borkum, Emstek) sorgten. Abbildung 3 : Niederschlagshöhe im Januar 2012 (absolut in mm und relativ in % des langjährigen Mittels ) [2] Ungewöhnlich kalt, trocken und sonnig zeigte sich der Februar Besonders ausgeprägt waren diese Tendenzen in der ersten Monatshälfte, wohingegen sich das Wetter anschließend wieder den langjährigen Mittelwerten annäherte. Auch Sturmtiefs zeigten sich erst in der zweiten Monatshälfte. Vor allem Sturmtief Olivia machte sich mit Windgeschwindigkeiten von über 140 km/h in den Bergen (z. B.: 148 km/h Wallberg) sowie 120 km/h im Binnenland (z. B.: 124 km/h Sankt Bartholomä) bemerkbar. Abbildung 4: Lufttemperatur (absolut in C) und Temperaturabweichung im Februar 2012 (Abweichung vom langjährigen Mittel in K) [2] 2 von 7 Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH Witterungsreport 2012
3 Im März 2012 setzte sich die trockene und sonnige Witterung des Februars fort. Die Temperaturen allerdings stiegen beachtlich. Insgesamt sollte es einer der wärmsten, trockensten und sonnenscheinreichsten Märze der letzten Jahrzehnte werden. Die Kehrseite der Medaille sind die Wald- und Wiesenbrände, die es im Jahr 2012 schon außergewöhnlich früh gab. Auch das Windangebot blieb deutlicher hinter dem Erwartungswert eines typischen März zurück als in allen anderen Monaten des Jahres. Bewegung brachten auch nur Randtief Barbara mit Windgeschwindigkeiten von maximal 100 km/h sowie Sturmtief Ellen. Abbildung 5 : Temperaturabweichung (Abweichung vom langjährigen Mittel in K), Niederschlagshöhe (relativ in % des langjährigen Mittels ) und Sonnenscheindauer (relativ in % des langjährigen Mittels ) im März 2012 [2] Ein ausgesprochen typischer Monat war der April Im Gegensatz zu den zurückliegenden Jahren war er wechselhaft und machte damit seinem Namen alle Ehre. Auch alle meteorologischen Messdaten lagen sehr nahe bei den jeweiligen langjährigen Mittelwerten. Keine Ausnahme bildet dabei das Windangebot, das nur knapp unterhalb des Durchschnittswertes lag. Zu Monatsanfang brachten das Sturmtief Ellen und das Randtief Fabiola Windgeschwindigkeiten von mehr als 110 km/h. Gegen Ende des Monats folgten die Sturmtiefs Olga, Petra und Queenie mit Spitzengeschwindigkeiten von 180 km/h (Queenie) auf der Zugspitze. Abbildung 6: Wetterkarte vom 26. April 2012 [6] Witterungsreport 2012 Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH 3 von 7
4 Auch der Wonnemonat Mai machte seinem Namen alle Ehre. Er brachte etwas höhere Temperaturen, etwas mehr Sonne und etwas weniger Regen als im langjährigen Mittel mit sich. Das Windangebot lag am Standort Königshain in Sachsen nur geringfügig unter dem Referenzwert aus den Jahren 1993 bis Das Sturmtief Ute und das Randtief Wiebke sorgten für Windgeschwindigkeiten von mehr als 80 km/h. Abbildung 7 : Sonnenscheindauer (absolut in h und relativ in % des langjährigen Mittels ) im Juni 2012 [2] Der Juni 2012 brachte recht wechselhaftes Wetter mit sich. Im Norden und Westen Deutschlands fiel der Monat besonders kühl und sonnenarm aus. Der Süden hingegen genoss einen überdurchschnittlich warmen und deutlich weniger sonnenarmen Juni. Die sich ab der Monatsmitte häufenden Gewitterlagen sorgten für einen ausgesprochen nassen Sommermonat, aber auch für eine stark unterschiedliche Verteilung der Niederschläge. Das Windangebot könnte den Referenzwert aus dem Messzeitraum von 1993 bis 2011 kaum genauer treffen. Randtief Annette am Anfang des Monats und Sturmtief Katarzyna am Monatsende brachten jeweils Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h in den Bergen und mehr als 70 km/h im Binnenland mit sich. Abbildung 8: Monatsmittel der Temperatur an der Messstation des Instituts für Meteorologie, Universität Leipzig [4] 4 von 7 Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH Witterungsreport 2012
5 Der Juli 2012 setzte anfangs fort, was der Juni begonnen hatte, ehe sich zum Monatsende hin Sommerwetter durchsetzte. Insgesamt fiel der Monat ein wenig kühler, ein wenig feuchter und etwas weniger sonnig aus als im Durchschnitt. Das Windangebot in Mittelsachsen übertraf wenn auch nur minimal in diesem Monat den Referenzwert aus den Jahren 1993 bis 2011 leider neben dem Juni der einzige Monat dieses Jahres, in dem das geschah. Im Monatsverlauf sorgten lediglich die Sturmtiefs Mina und Rhiannon sowie das Randtief Petra für windiges Wetter. Die Windgeschwindigkeiten lagen dabei über 110 km/h in den Bergen (z. B. Mina und Petra: 118 km/h Feldberg/Schwarzwald) und über 80 km/h an den Küsten und im Binnenland (z. B. Mina: 100 km/h Borkum; Rhiannon: 96 km/h Berlin-Wannsee). Warm, sonnig und trocken zeigte sich der August 2012, auch wenn diese Werte nur geringfügig über dem Durchschnitt lagen. Regen fiel nur an wenigen Tagen, dafür aber in Form von heftigen Gewittern. Das Windangebot am Messstandort Königshain blieb unter dem Referenzwert aus den Jahren 1993 bis Sturmwetterlagen blieben gänzlich aus. Nach einem recht sommerlichen ersten Monatsdrittel brachte der September 2012 anschließend herbstlichere Witterung mit sich. Alles in allem zeigte er sich etwas trockener, etwas sonniger und etwas windärmer als im langjährigen Mittel, dafür aber durchschnittlich warm. Gegen Ende des Monats kamen dann die Sturmtiefs Karin und Marianne, wobei Karin für Windgeschwindigkeiten von über 120 km/h in den Bergen (z. B.: 126 km/h Zugspitze) und über 90 km/h im Binnenland (z. B.: 94 km/h Trier, Berus/Saarland) sorgte. Abbildung 9: Wetterkarte vom 4. Oktober 2012 [6] Der Oktober 2012 zeigte sich ausgesprochen vielseitig. Das herbstliche Wetter am Monatsanfang machte schon bald spätsommerlicher Witterung zur Monatsmitte Platz, die sogar Wärmerekorde für einen Oktober fallen ließ. Das letzte Monatsdrittel brachte einen heftigen Temperatursturz direkt in winterliches Wetter mit Frost und Schnee mit sich. Diese Extreme glichen sich jedoch in der Bilanz gegenseitig aus, sodass der Monat bezüglich Temperatur, Sonnenscheindauer und Niederschlägen im Bereich des langjährigen Mittels lag. Das Windaufkommen lag etwas unter dem für einen typischen Oktober zu erwartenden Wert. Stürmisches Wetter gab es nur während der ersten Monatshälfte durch das Sturmtief Marianne und die Randtiefs Nurcan, Ortrun II und Quendoline. Die Windgeschwindigkeiten lagen dabei über 130 km/h in den Bergen (z. B. Nurcan: 144 km/h Brocken) und über 100 km/h im Binnenland (z. B. Marianne: 111 km/h Berlin-Adlershof). In jeglicher Hinsicht durchschnittlich war der November Temperatur, Sonnenscheindauer und Niederschlagsmenge wichen nur geringfügig vom langjährigen Mittel ab. Regionale Unterschiede gab es dabei aber durchaus. Deutlich weniger Regen als im Mittel gab es im Norden und Westen Deutschlands. In einem Streifen von Baden-Württemberg bis nach Sachsen regnete es jedoch erheblich mehr. Hier hielt teilweise gegen Ende des Monats auch der Winter Einzug. Für Wind sorgten zu Monatsbeginn das Sturmtief Xanthippe und das Randtief Yasmina und gegen Monatsende das Orkantief Franziska. Dabei wurden Windgeschwindigkeiten von mehr als 120 km/h in den Bergen (z. B.: Yasmina: 159 km/h Zugspitze; Franziska: 126 km/h Brocken) und an der Küste (z. B. Franziska: 122 km/h Helgoland) und von über 90 km/h im Binnenland (z. B. Yasmina: 105 km/h Karlsruhe; Franziska: 92 km/h Örlinghausen) erreicht. Witterungsreport 2012 Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH 5 von 7
6 Abbildung 10: Niederschlagshöhe im November 2012 (absolut in mm und relativ in % des langjährigen Mittels ) [2] Abbildung 11: Wetterkarte vom 1. November 2012 [6] Der Dezember 2012 begann winterlich. Gegen Mitte des Monats begann jedoch Tauwetter, sich von Südwesten her durchzusetzen, wodurch es zu Weihnachten und zum Jahresende hin rekordverdächtig mild wurde. Die Niederschlagsmengen lagen deutlich über dem Durchschnitt und sorgten zusammen mit dem Tauwetter im Westen Deutschlands für Überschwemmungen. Temperaturen und Sonnenscheindauer lagen im Monatsdurchschnitt im Bereich des langjährigen Mittels, das Windaufkommen darunter. Dabei übten im Monatsverlauf neben den Orkantiefs Johanna und Tina auch die Sturmtiefs Marie, Quirina, Silvia und Udine sowie die Randtiefs Nicki III und Rita ihren Einfluss auf Deutschland aus. Die höchsten Windgeschwindigkeiten in diesem Monat lagen über 130 km/h in den Bergen (z. B. Nicki III und Silvia: 141 km/h Zugspitze) sowie über 100 km/h an den Küsten (z. B. Rita: 117 km/h Helgoland) und im Binnenland (z. B. Rita: 130 km/h Schleswig/Jagel). 6 von 7 Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH Witterungsreport 2012
7 Abbildung 12: Temperaturverlauf im Dezember 2012 (Tagesmittel, -minimum und -maximum in C) an der DWD-Station Dresden- Klotzsche [eigene Darstellung, Datenbasis [2] ] Quellen: [1] Messdatenauswertung Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH: [2] Deutscher Wetterdienst: [3] Monatsrückblick von WetterOnline: [4] Institut für Meteorologie, Universität Leipzig: [5] Unwetterereignisse Meteomedia: [6] Institut für Meteorologie FU Berlin: [7] Zehner, M., Doll, A., Hammer, A., te Heesen, H.: Solarstromerträge 2012: Vergleichsweise heiter. In: Sonne, Wind & Wärme, 04/2013 zusammengestellt von: René Nowka, Andreas Köhl, Henning Krebs Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH Witterungsreport 2012 Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH 7 von 7
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