Kaufsucht als ein Symptom. Erklärungsansätze auf dem Hintergrund der mehrgenerationalen Psychotraumatologie
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- Erica Holzmann
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1 Kaufsucht als ein Symptom Erklärungsansätze auf dem Hintergrund der mehrgenerationalen Psychotraumatologie (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 1
2 Kaufsucht wird diagnostiziert als nicht stoffgebundene, verhaltensbezogene Suchtform oder als Impulskontrollstörung (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 2
3 Kriterien für das Vorliegen einer Verhaltenssucht (nach Werner Gross 2003) Kontrollverlust Abstinenzunfähigkeit Wiederholungszwang Entzugserscheinungen Dosissteigerung Interessensabsorption und zentrierung Psychischer und körperlicher Verfall Gesellschaftlicher Abstieg (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 3
4 Kaufsucht ist das in Anfällen auftretende, süchtige Kaufen von Konsumgütern und Dienstleistungen (Lucia Reisch und Klaus Scherhorn) (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 4
5 Menschen in Deutschland gelten als kaufsüchtig. Drei Millionen Bundesbürger gelten als extrem gefährdet. Bundesweit gelten mehr als zwei Millionen Haushalte als überschuldet (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 5
6 Merkmale der Kaufsucht Unwiderstehlicher Drang zu kaufen Euphorie beim Kaufvorgang Steigerung bei Menge und Preisen Kaufen bis zum finanziellen Ruin Entzugserscheinungen bei Geldnot (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 6
7 Psychologie des Kaufakts Tröstung, Beruhigung, Belohnung Anspannung, Aufregung Kompetenzgefühl Wichtigkeitsgefühl Anerkennung von Verkäufern Unter Menschen kommen (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 7
8 Auslösende Bedingungen für Kaufsucht Frustrationen Selbstwertknick Einsamkeit Fehlende Partner Werbung (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 8
9 Für die Kaufsucht besteht eine hohe Korrelation mit Depressionen Zwängen Angststörungen Essstörungen Substanzmissbrauch Borderline-Persönlichkeitsstörung (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 9
10 Gründe und Ursachen bei Kaufsucht Fehlende innere Schutzfaktoren (Selbstkontrolle, Gewissenhaftigkeit) Emotionale Vernachlässigung in der Kindheit Selbst erlebter sexueller Missbrauch Traumata der Eltern (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 10
11 Menschliche Entwicklung findet im Wechsel zwischen Symbiose- und Autonomiebedürfnissen statt (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 11
12 Wie kommt es zu einer gesunden psychischen Entwicklung? Symbiotische kindliche Bedürfnisse nach Wärme, Schutz, Halt, Liebe und Zugehörigkeit werden von der Mutter und vom Vater befriedigt. Bestreben nach Eigenständigkeit des Kindes wird von beiden Eltern gefördert (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 12
13 Symbiotische Urbedürfnisse genährt werden gewärmt werden Körperkontakt haben gehalten werden Augenkontakt gesehen werden verstanden werden unterstützt werden Rückhalt bekommen zusammengehören (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 13
14 Die Psyche eines Menschen am stärksten prägende Lebenserfahrung. ist die symbiotische Beziehung mit seiner Mutter (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 14
15 Jedes Kind ist mit seiner Mutter doppelt symbiotisch verwoben passiv: die psychischen Qualitäten der Mutter prägen sich in die psychische Grundstruktur des Kindes ein aktiv: das Kind hält sich an der Mutter fest und versucht, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Die Bindungsliebe eines Kindes zu seiner Mutter ist die stärkste psychische Kraft (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 15
16 Autonomiebedürfnisse Eigenständig sein In sich selbst Halt finden Etwas selbst machen Unabhängig sein Frei sein Selbst entscheiden (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 16
17 Eine Erfahrung wird zum Trauma wenn in einer lebensbedrohlichen Situation alle unsere Stressprogamme versagen und die Lebensgefahr sogar noch weiter steigern und wir diese deshalb unterdrücken müssen, um zu überleben (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 17
18 Der Trauma-Notfallmechanismus besteht aus: Erstarren Einfrieren Dissoziieren und Aufspalten der Identität Er sichert das Überleben (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 18
19 Identitätsspaltungen nach einer Traumaerfahrung Traumatisierter Anteil Überlebensanteil GesunderAnteil (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 19
20 Traumata bei den Eltern (Existenz-, Verlust-, Bindungstraumata) setzen sich als Symbiosetraumata bei ihren Kindern fort (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 20
21 Die Beziehung zu seiner Mutter kann für ein Kind zu einem Symbiosetrauma werden. Das Kind ist hilflos und ohnmächtig, einen stabilen, sicheren, Halt gebenden emotionalen Kontakt zu einer Mutter aufzubauen, die selbst traumatisiert ist (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 21
22 Traumatisierte Mütter können sein Emotional nicht erreichbar Übergriffig Emotional schwer belastet Unberechenbar Emotional bedürftig Gewalttätig Sie sind psychisch gespalten (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 22
23 Gesunde psychische Strukturen bei einem Kind Eigene Lebenskraft Eigener Lebenswille Gesunde Urbedürfnisse Freude an der Bewegung Freude am Spielen Freude am Lernen Offenheit, Kreatitivät (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 23
24 Merkmale traumatisierter Anteile bei einem Symbiosetrauma Verzweiflung, dass keine Mutter/Elternliebe spürbar ist Verlassenheits- und Einsamkeitsgefühle Todesängste Unterdrückte Wut Unterdrückte Trauer extremer Rückzug Tendenz zur Selbstaufgabe (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 24
25 Merkmale der Überlebensanteile bei einem Symbiosetrauma zähes Ringen um den Kontakt mit den Eltern Idealisierung der Mutter/des Vaters Identifikation mit den Überlebensmechanismen der Eltern die Eltern retten wollen verschmelzen mit den traumatisierten Anteilen der Eltern oder Großeltern verdrängen und leugnen des eigenen Traumas (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 25
26 Folgen eines Symbiosetraumas Leben in einer fremden Identität Eigene und übernommene Gefühle können nicht unterschieden werden Lebenslange symbiotische Verstrickung mit den Eltern Symbiotische Verstrickungen in anderen nahen Beziehungen Psychische Störungen aller Art (Ängste, Hyperaktivität, Depressionen,Süchte, Psychosen ) (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 26
27 Wesentliche Merkmale bei der Kaufsucht Ablehnung durch die Mutter, kein emotionaler Halt beim Vater Eigene Aggressionshemmung und generalisierte Angst vor Wut und Aggression Positive Bindungsgefühle (Wärme, Halt, Sicherheit) können nur mit Dingen (Nahrung, Kleidung...) verbunden werden (alternativ wäre: Ästhetik, Naturerleben) Anhängliche Beziehungen, Vermeiden von Konflikten Stilles, heimliches Leiden Sich in Dingen Selbstbestätigung suchen und gleichzeitig nicht finden können ( bin es nicht wert ) (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 27
28 Schritte zur Auflösung eines Symbiosetraumas den eigenen Willen stärken, Nein sagen lernen Realität und Illusionen unterscheiden lernen eigene von übernommenen Gefühle unterscheiden lernen Niemanden mehr retten wollen weder Opfer noch Täter sein wollen eigene Traumata anerkennen sich aus symbiotisch verstrickten Bindungen lösen Wunsch nach gesunden und konstruktiven Beziehungen verspüren (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 28
29 Tor zu den Traumagefühlen aufmachen Integration der Spaltungen nach einer Traumaerfahrung Tor der Illusionen passieren Tor in die Freiheit nutzen Gesunde Anteile stärken (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 29
30 Literatur Batthyany, D. & Pritz, A. (Hg.) (2009). Rausch ohne Drogen. Berlin: Springer Verlag. Gross, W. (2003). Sucht ohne Drogen. Frankfurt/M.: S. Fischer Verlag. Franz Ruppert (2007). Seelische Spaltung und innere Heilung. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. Franz Ruppert (2010). Symbiose und Autonomie. Symbiosetrauma und Liebe jenseits von Verstrickungen. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. Franz Ruppert (2012). Trauma, Angst und Liebe. Unterwegs zu gesunder Eigenständigkeit. Wie Aufstellungen dabei helfen. München: Kösel Verlag (in Vorbereitung). Scherhorn, G., Reisch, L. & Raab, G. (1992). Kaufsucht. Bericht über eine empirische Untersuchung. Universität Hohenheim: Lehrstuhl für Konsumtheorie und Verbraucherpolitik (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 30
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