KONGRESS. Oberösterreichischer Umweltkongress Klimawandel und Migration die neuen Flüchtlinge? Dienstag, 21. Juni 2016
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1 KONGRESS Oberösterreichischer Umweltkongress 2016 Klimawandel und Migration die neuen Flüchtlinge? Dienstag, 21. Juni 2016 Schlossmuseum Schlossberg 1, 4020 Linz Impuls 1: Hotspots von Migration im Klimawandel Schicksal oder Herausforderung? Referent: Prof. Dr. Manfred Stock Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Potsdam
2 Hotspots von Migration im Klimawandel Schicksal oder Herausforderung? Prof. Dr. Manfred Stock Oberösterreichischer Umweltkongress 2016 Klimawandel und Migration - die neuen Flüchtlinge Linz, 21. Juni 2016
3 Hotspots von Migration im Klimawandel 1. Klimawandel und Konflikte Beispiele: Darfur und Syrien 2. Welchen Anteil hat der Klimawandel an den komplexen Ursachen für Migration? 3. Der Klimawandel führt zu einer Zunahme extremer Wetterereignisse 4. Welche zukünftigen Folgen des Klimawandels sind für Migration / Vertreibung zu erwarten? 5. Klimawandel und Migration Schicksal oder Herausforderung? 2
4 WBGU (2007) Der Klimawandel und die internationale Sicherheit. 3
5 Konflikte in Darfur: Korrelation mit Niederschlagsrückgang Niederschlag [mm] Darfur im Sudan Konfliktintensität [?] 2003 Kriegsausbruch M. Suliman (1993) Warfare in Darfur: the Desert versus the Oasis Syndrome; 4
6 Darfur: Abnahme der Niederschläge und Auswirkungen Messstation Mittlerer Jahresniederschlag (mm) Mittlerer Jahresniederschlag (mm) Rückgang (-mm) Steiner, A. Sudan: Post-Conflict Environmental Assessment, UN Environment Program, 2007, esp. Ch, 3, 329. in Prozent El Fasher, Nord-Darfur % Nyala, Süd-Darfur % El Geneia, West-Darfur % Die regionale Klimaänderung mit Rückgang der Niederschläge führte zu Wüstenbildung, Armut und erhöhtem Konfliktpotenzial Die Vertreibung der Bevölkerung verstärkte die Umweltschäden Es gibt eine enge Korrelation zwischen Umweltdegradation und Konflikten 5
7 Diskussion um Klimakriege S. Fischer Verlag, 2008, 336 Seiten Kampf um Trinkwasser, Massengewalt, ethnische Säuberungen, Bürgerkriege und endlose Flüchtlingsströme bestimmen schon jetzt die Gegenwart. H. Welzer zeigt, was jetzt getan werden müsste, um Menschheitskatastrophen abzuwenden. Kritik an WBGU, UN & H. Welzer von verschiedenen Seiten (z.b.) : Darfur, ein Klima-Krieg? Darfur, ein Völkermord! (z.b.) 6
8 Vertriebene infolge von Konflikten und Gewalt bis Ende 2015 Fallstudien zum Zusammenhang mit dem Klimawandel: Sudan/Darfur Syrien Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) 2016 Global Report on Internal Displacement IDMC 2016: 7
9 Welchen Anteil hat der Klimawandel an der Situation in Syrien? Kelley, Colin P., et al. (2015); Proceedings of the National Academy of Sciences :
10 Beobachtete Veränderungen der Niederschläge Die Unterschiede zwischen a) feuchten und trockenen Regionen und b) feuchten und trockenen Zeitabschnitten haben sich verstärkt Quelle: IPCC-AR5-WG1 (2013) 9
11 Beobachtete Veränderungen der Niederschläge Quelle: IPCC-AR5-WG1 (2013) (= Folie 14 mit Lupe) 10
12 Niederschlagdifferenz [ ] zu [ ] 11
13 Naher Osten - beobachtete / berechnete Klimaänderung & Folgen trockene Jahre [ ] Kelley et al minus feuchte Jahre [ ] Nachrechnung Klimaänderung 12
14 Beispiel Syrien: Klimawandel und andere Faktoren Abnahme der Niederschläge im Winter und extreme Trockenzeiten Zunahme der Jahresmittel- Temperatur und extreme Hitzeperiode Wachstum der Bevölkerung in Syrien (und interne Migration) Kelley et al
15 Hotspots von Migration im Klimawandel 1. Klimawandel und Konflikte Beispiele: Darfur und Syrien 2. Welchen Anteil hat der Klimawandel an den komplexen Ursachen für Migration? 3. Der Klimawandel führt zu einer Zunahme extremer Wetterereignisse 4. Welche zukünftigen Folgen des Klimawandels sind für Migration / Vertreibung zu erwarten? 5. Klimawandel und Migration Schicksal oder Herausforderung? 14
16 Wirkungsschema für Umwelt-/Klima-Migration : extreme Hitze- & Dürreperiode in Syrien; Migration der Landbevölkerung in die Städte Umwelt- /Klima- Veränderungen drastischer Anstieg der Kosten für Nahrung und Wohnraum Weltwirtschaft/Handel Governance & Politik Demographischer Druck Ökonomischer Druck 2011: Aufstand in Syrien; Beginn von Bürgerkrieg & Flucht 2014: UN reduziert die Lebensmittelhilfe für Flüchtlinge um 40%. + Push-Faktoren: Entscheidung zur Migration + Pull-Faktoren: Entscheidung wohin Eigene Darstellung 15
17 16
18 Klimaflüchtlinge Migrationsursachen Länge der Linien = Stärke des Einflusses Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
19 Vertreibungen durch Konflikte und Katastrophen in 2015 IDMC 2016: 18
20 Relative Displacements 2015 (per 100,000 inhabitants) IDMC 2016: 19
21 Anzahl der weltweit Vertriebenen aufgrund von Naturkatastrophen: Müller, Bettina. Klimamigration: Definitionen, Ausmaß und politische Instrumente in der Diskussion. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Mehr als fünfmal mehr Vertriebene durch klimabezogene Katastrophen als durch andere. IDMC 2016: + IDMC ,7 14,7 0,7 4,5 32,4 19,2 20
22 Hotspots von Migration im Klimawandel 1. Klimawandel und Konflikte Beispiele: Darfur und Syrien 2. Welchen Anteil hat der Klimawandel an den komplexen Ursachen für Migration? 3. Der Klimawandel führt zu einer Zunahme extremer Wetterereignisse 4. Welche zukünftigen Folgen des Klimawandels sind für Migration / Vertreibung zu erwarten? 5. Klimawandel und Migration Schicksal oder Herausforderung? 21
23 Große Schadensereignisse weltweit Schadensereignisse mit Klimabezug nehmen zu! 22
24 Hochwasserfaktor: mehr Wärme mehr Wasser bis zu 7%/ o C mehr Wasser und Energie! Allianz Umweltstiftung 23
25 Veränderte Wahrscheinlichkeiten für extreme Wetterereignisse ~ vor Durch den Klimawandel werden extreme Hitzeperioden Dürrezeiten Starkregen Hochwasser tropische Wirbelstürme wahrscheinlicher! Die Risiken für Betroffene steigen! Stott, Peter A., et al. "Attribution of extreme weather and climate-related events." Wiley Interdisciplinary Reviews: Climate Change 7.1 (2016):
26 Länder-Hotspots: Der Klima-Risiko-Index 25
27 Der Rückgang des arktischen Meereises verändert globale atmosphärische Wellen Jetstream & Rossby-Wellen Schwingen die Wellen nach Norden, saugen sie warme Luft aus den Tropen nach Europa, Asien oder Nordamerika; schwingen sie nach Süden geschieht das gleiche mit kalter Luft aus der Arktis. veränderte Wetterlagen in Sommer und Winter NASA, Goddard Space Flight Center MMCD NEW MEDIA 26
28 Beobachtete Veränderungen bei Extremwetterlagen Im Sommer mehr stabile Hochdrucklagen mit Hitze oder daneben bzw. davor/danach auch mehr stationäre Tiefs mit Starkregen Coumou et al
29 Extreme Hitze und Waldbrände in Russland : heißester Juli in Moskau seit Beginn der Aufzeichnungen vor 130 Jahren, ~ Hitzetote, ~ 12 mio ha Wald in > 130 Bränden vernichtet, zu 80% wahrscheinlich dem Klimawandel zuzuschreiben (Rahmstorf et al., PNAS 2011) Temperaturdifferenz Juli 2010 zu
30 Flutkatastrophe Pakistan 2010 Extrem starker Monsunregen ab Juli nach Rekord-Temperaturen von 53,5 o C Niederschläge von bis zu 300 mm innerhalb von 36 Stunden. Überflutetes Gebiet bildet zeitweise den größten Süßwassersee der Welt. Mehr als 14 Millionen Menschen obdachlos, über 1700 Todesopfer. 29
31 Hotspots von Migration im Klimawandel 1. Klimawandel und Konflikte Beispiele: Darfur und Syrien 2. Welchen Anteil hat der Klimawandel an den komplexen Ursachen für Migration? 3. Der Klimawandel führt zu einer Zunahme extremer Wetterereignisse 4. Welche zukünftigen Folgen des Klimawandels sind für Migration / Vertreibung zu erwarten? 5. Klimawandel und Migration Schicksal oder Herausforderung? 30
32 Szenarien des Klimawandels & Klimarisiken Mittlere globale Temperaturänderung relativ zu Leitplanke Szenario mit hohen Emissionen (RCP 8.5) Szenario reduzierter Emissionen (RCP 2.6) Risikobewertungen SEHR HOCH HOCH MODERAT 1900 vereinfachte Darstellung nach IPCC-WGIIAR5 (2013) 31
33 Veränderungen beim durchschnittlichen Niederschlag zu RPC2.6 RCP8.5 Die Unterschiede verstärken sich zwischen feuchten und trockenen Regionen feuchten und trockenen Jahreszeiten In mittleren Breiten und feucht-tropischen Regionen werden extreme Niederschläge intensiver und häufiger Quelle: IPCC-AR5-WG1 (2013) 32
34 Wie viele Klimaflüchtlinge kann/wird es in Zukunft geben? 33
35 Projektionen von Klimawirkungen im Mittleren Osten und Nordafrika (ausgewählte Beispiele) Hitze Dürre und Trockenheit Ernährung von ungewöhnlicher Hitze betroffene Landfläche 5% 25% 30% 75% > 95% Von Trockenheit betroffene Landfläche < 0,5 M/a - 84% ~ 1,5 M/a > 6 M/a - 87% Ertragseinbußen bis 30% bis 57% Abnahme der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche Küstenfluten Ägypten 1,9 Millionen Betroffene Marokko 1,8 Millionen 3,6 Millionen 2,1 Millionen Daten aus Turn Down the Heat, Worldbank Report 3, PIK
36 Szenarien zum globalen Meeresspiegel-Anstieg Parris, A. et al. (2012) Global sea level rise scenarios for the United States National Climate Assessment ; National Oceanic and Atmospheric Administration 35
37 36
38 Hotspots von Migration im Klimawandel 1. Klimawandel und Konflikte Beispiele: Darfur und Syrien 2. Welchen Anteil hat der Klimawandel an den komplexen Ursachen für Migration? 3. Der Klimawandel führt zu einer Zunahme extremer Wetterereignisse 4. Welche zukünftigen Folgen des Klimawandels sind für Migration / Vertreibung zu erwarten? 5. Klimawandel und Migration Schicksal oder Herausforderung? 37
39 Umwelt-/Klimamigranten, Flüchtlinge & Vertriebene Zwang Umweltflüchtlinge Klimaflüchtlinge und Vertriebene Beispiele: Umsiedlungen oder Vertreibungen für Maßnahmen zu Klimaschutz & Anpassung Freiwilligkeit 1900 Umweltmigranten Klimamigranten Zeit Zu den verschiedenen Begriffen und Definitionen siehe: Müller, Bettina. Klimamigration: Definitionen, Ausmaß und politische Instrumente in der Diskussion. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge,
40 Fazit: die Menschheit ist in Bewegung Migration erfolgt zu 80% innerhalb der Länder und hauptsächlich in die Städte. Neben anderen Faktoren trägt der Klimawandel bereits heute zur Migration bei Klimabedingte Katastrophen haben daran bereits heute einen wesentlichen Anteil Der Klimawandel erhöht die Risiken klimabedingter katastrophaler Ereignisse vor allem bei Sturmfluten, Hochwasser & Dürren Das zukünftig zu erwartende Ausmaß an Flüchtlingen, Schäden und Not ist kein unausweichliches Schicksal, sondern eine Herausforderung für solidarisches Handeln bei Klimaschutz und Anpassung an die Folgen WBGU 2016 Gutachten zur UN-Konferenz Habitat III 39
41 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 40
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