Kurzdokumentation. Restaurierung des Spieltisches der Mauracher Orgel zu St. Johann von Herberstein

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Ewald Bösch
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1 Kurzdokumentation Restaurierung des Spieltisches der Mauracher Orgel zu St. Johann von Herberstein

2 Objektdaten Objekt: freistehender pneumatischer Spieltisch der Orgel aus St. Johann bei Herberstein (Steiermark in Österreich) Datierung: Opus 113 Orgelbauer: Albert Mauracher in Salzburg Mülln Materialien: Spieltischgehäuse: Nadelholz, lasiert Notenpult: Eiche mit Überzug Schellack Spieltischausbau: Eichefurnier mit Überzug Schellack Tastenauflage: verm. Knochen Obertasten: Kernobstgewächs Registerschilder: Porzellan Spielhilfenschilder: Porzellan Pedal: Nadelholz mit Obstholzauflage Jeweils mit Überzug Schellack Orgelbank: Nadelholz, lasiert

3 Zustand Am Spieltisch sind im Zustromsystem der Spiel- und Registertraktur sowie in den Koppeln Verzögerungen festgestellt worden. Die Absteller der Registerwippen klemmen. Die Handdrücker unterhalb des I. Manuales zur Betätigung der festen Kombinationen u.a. klemmen und wechseln sich nicht gegenseitig aus. An den Manualklaviaturen haben die Tasten in der Mittellage etwas seitliches Spiel. Die Tastenreise beträgt ca. 15mm.Die Plattfedern der Tasten sind etwas labil eingestellt, so daß die Tasten nachwippen. Die Repitition der Töne ist nicht gewährleistet. An der Pedalklaviatur haben die Tasten seitliches Spiel. Die Anschlagfilze sind zerdrückt. Laute Geräusche sind bei Betätigung der Pedalklaviatur hörbar. Im Inneren des Spieltisches wurden etliche Windzuführungen durch Flexrohre ersetzt. Bei den Registerschildern wurde 1956/1957 die Vox coelestis 8 durch die Spitz- Flöte 2 sowie die Gamba 8 durch den Nasard 2 2/3 ersetzt. Bei den Spielhilfen wurde vermutlich 1956/1957 die feste Kombination Piano durch den Tremulanten ersetzt. Die Staffelei rechts neben der Manualklaviatur mußte dem elektrischen Einschalter für die Orgel weichen. Dazu weist das Furnier etliche Ausbrüche auf. Bei den Rolldeckelgriffen sind die Verzierungen gebrochen.

4 Maßnahmen Der Spieltisch wurde komplett zerlegt, d.h. es wurde die Bleiverrohrung entnommen. Manualapparate: Die Apparate wurden zerlegt, die Ventilbeläge wurde durch neue ersetzt, die Blattfedern wurden aufpoliert, die Ventiloberseite, welche schon ziemlich eingedrückt war von der Blattfeder wurde abgeschliffen und im Bereich der Blattfeder mit Graphit eingestrichen. Spielhilfeapparat: Der Apparat wurde zerlegt, die Lederlappen, sämtliche Lederlappen, die im Laufe der Jahre hart geworden sind, wurden durch neue ersetzt. Behandlung mit Balistolöl. Die Dichtung, die in Ordnung war, wurde aufgerauht. Danach wurde der Apparat wieder zusammengeschraubt, wobei die Schrauben Beilagscheiben bekamen, um das Eindrücken der Senkkopfschrauben in das Holz zu verhindern. Koppelapparate: Sie wurden zerlegt, das Leder, welches noch im ordentlichen Zustand war, wurde 2x mit Balistolöl eingelassen. Danach die Dichtung wieder aufgerauht und zusammengebaut. Schrauben wurden mit Beilagscheiben versehen. Pedalapparate: Sie wurden zerlegt, defekte Ledermembranen wurden durch neue ersetzt, alte noch gängige Membranen wurden mit Balistolöl behandelt. Die Pedalstecher wurden aufpoliert mit Gundelputz, die Garnierung, welche schon sehr hart war durch eine neu ersetzt. Danach die Dichtung wieder aufgerauht und zusammengebaut. Schrauben wurden mit Beilagscheiben versehen.

5 Windzuführungen: Defekte Eckverbindungen wurden mit einem Lederband abgedichtet. Fehlende oder durch Flexkondukten ausgetauschte Rohre wurden aus Metall neu gemacht und geschwärzt. Manualklaviaturen: Klaviaturenbeläge wurden gereinigt mit einer Mischung aus Spiritus und Wiener Kalk. Danach aufpoliert mit einer Schwabbelscheibe. Sämtliche Garnierungen wurden entfernt mit Wasserdampf und durch neue ersetzt. Eingeleimt wurden diese mit Fischleim. Sämtliche Führungsstifte wurden aufpoliert mit Gundelputz. Pedalklaviaturen: Die Pedalklaviatur wurde zerlegt, das Tastenspiel durch aufleimen von Abstandshölzern eingestellt. Danach wurde unten ein neuer Filz aufgebracht. Vor dem Zusammenbau wurden die Tasten noch mit einem Überzug aus Schellack behandelt und um ihr einen Schutz zu geben nochmals 2x mit einem Öl eingelassen. Das vordere Fußbrett sowie die hintere Fußablage der Klaviatur wurden ersetzt durch neue Teile, um die Funktion zu gewärhleisten. Die alten Bretter kommen in die Orgel. Spieltischinneres und Staffeleien: Der Elektroschalter rechts neben der Klaviatur wurde entfernt. Die Staffelei, die damals den Schalter weichen mußte, wurde wieder rekonstruiert, wobei ein Teil noch vorhanden war. Die Schraubenlöcher, Ausrisse und tiefe Beschädigungen am Eichefurnier wurde ausgeflickt. Danach wurden alle sämtlichen Teile mit Schellack wieder aufpoliert. Die rekonstruierte Staffelei wurde farblich wieder angepasst.. Bei den Registerwippen wurden die Spitzflöte 2 durch Vox coelestis 8 sowie Nasat 2 2/3 durch Gamba 8 ausgetauscht. Bei den Spielhilfenplättchen wurde Tremolo durch Piano ersetzt. Die Absteller der Registerwippen wurden neu befilzt, so daß deren Funktion wieder einwandfrei funktioniert. Die Mechanik der Handdrücker unterhalb des I. Manuales, zuständig für die Betätigung der festen Kombinationen, wurden neu einreguliert. Die Verzierungen an den Rolldeckelgriffen wurden durch neue ersetzt. Die alten liegen bei.

6 Verwendete Materialien Schellackpolitur (Schellack dunkel mit Stocklack) Leinöl natur : Balsamterpentinöl 1:3 Knochenleim Fischleim Balistolöl Gundelputz Filze und Leder Spiritus- und Wienerkalkgemisch Schellack schwarz

7 Fotodokumentation Bild 2 : Vorzustand Spieltisch Bild 3: Endzustand Spieltisch

8 Bild 4: Vorzustand Detail Spieltisch Bild 5: Endzustand Detail Spieltisch

9 Bild 6: Vorzustand Spielhilfeapparate Bild 7: Endzustand Spielhilfeapparate

10 Bild 8: Vorzustand Manualventile Bild 9: Endzustand Manualventile

11 Bild 10: Vorzustand Pedalstecher Bild 11: Endzustand Pedalstecher

12 Bild 12: Vorzustand Spielhilfeapparate Bild 13: Endzustand Spielhilfeapparate

13 Bild 14: Rekonstruiertes Griffschild Bild 15: Rekonstruiertes Griffschild

14 Bild 16: Pedal vor Änderung Bild 17: Pedal nach Änderung

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