Sei Σ ein endliches Alphabet. Eine Sprache L Σ ist genau dann regulär, wenn sie von einem regulären Ausdruck beschrieben werden kann.
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1 Der Satz von Kleene Wir haben somit Folgendes bewiesen: Der Satz von Kleene Sei Σ ein endliches Alphabet. Eine Sprache L Σ ist genau dann regulär, wenn sie von einem regulären Ausdruck beschrieben werden kann. Fragen: (a) Gegeben ein regulärer Ausdruck R, wie groß wird der zu R äquivalente ɛ-nfa? Antwort: O( R ) (Beweis: Übung!) (b) Gegeben ein vollständiger DFA A, wie groß wird der zu A äquivalente reguläre Ausdruck R? Antwort: 2 O( Q ) (Beweis: siehe Tafel) Reguläre Ausdrücke 112 / 124
2 Reguläre Ausdrücke für Komplement und Durchschnitt (1/2) Wir wissen: Die Klasse aller regulären Sprachen ist abgeschlossen unter Komplement- und Durchschnittbildung Obwohl die regulären Ausdrücke keine expliziten Operatoren für Komplementund Durchschnittbildung enthalten, gibt es daher für alle regulären Ausdrücke R und S einen regulären Ausdruck R, der die Sprache L(R) beschreibt, und T, der die Sprache L(R) L(S) beschreibt. Frage: Wie können wir bei gegebenen R und S solche regulären Ausdrücke R und T konstruieren? Antwort: R, S ɛ-nfas A L(R), A L(S) vollständige DFAs B L(R), B L(S) vollständige DFAs B L(R), B L(R) L(S) reguläre Ausdrücke R, T. Laufzeit unserer Verfahren: Für R: 2 2O( R ). Für T : 2 2O( R + S ). Frage: Geht das effizienter? Reguläre Ausdrücke 113 / 124
3 Reguläre Ausdrücke für Komplement und Durchschnitt (2/2) Wir kennen Verfahren, die bei gegebenen regulären Ausdrücken R und S in Zeit 2 2O( R ) einen regulären Ausdruck R für die Sprache L(R) 2 2O( R + S ) einen regulären Ausdruck T für die Sprache L(R) L(S) liefern. Frage: Geht das effizienter? Antwort von Gelade und Neven (2008): (hier ohne Beweis) Für R ist unser Verfahren im Wesentlichen optimal: Es gibt reguläre Ausdrücke R n der Länge O(n), so dass die kürzesten regulären Ausdrücke, die die Sprache L(R n) beschreiben, Länge mindestens 2 2n haben. Für T gibt es ein (relativ naheliegendes) Verfahren, das mit Laufzeit 2 O( R S ) auskommt. Dieses Verfahren ist im Wesentlichen optimal: Es gibt reguläre Ausdrücke R n, S n der Länge O(n 2 ), so dass die kürzesten regulären Ausdrücke, die die Sprache L(R n) L(S n) beschreiben, Länge mindestens 2 n haben. Reguläre Ausdrücke 114 / 124
4 Reguläre Grammatiken Reguläre Grammatiken 115 / 124
5 Grammatiken Programmiersprachen lassen sich am besten als die Sprache aller syntaktisch korrekten Programme auffassen. Definiere die Syntax durch eine Grammatik. Wie erzeugt man arithmetische Ausdrücke mit ganzzahligen Konstanten? Wir arbeiten mit den Variablen A: erzeuge einen arithmetischen Ausdruck, I: erzeuge eine natürliche Zahl und Z: erzeuge eine Ziffer. A A + A A A A A (A) I + I I I Z I Z Z Wir benutzen Produktionen (oder Ersetzungsregeln). Reguläre Grammatiken 116 / 124
6 Die Komponenten einer Grammatiken Eine Grammatik G = (Σ, V, S, P) besteht aus: einem endlichen Alphabet Σ, einer endlichen Menge V von Variablen (oder Nichtterminalen) mit Σ V =, dem Startsymbol S V und einer endlichen Menge P von Produktionen der Form u v mit u (Σ V ) V (Σ V ) und v (Σ V ) Beginne mit dem Startsymbol S und wende dann Produktionen an: Eine Produktion u v ersetzt ein Vorkommen von u durch ein Vorkommen von v. Reguläre Grammatiken 117 / 124
7 Die von einer Grammatik erzeugte Sprache Für eine Produktion u v und ein Wort w 1 = xuy wird das Wort w 2 = xvy abgeleitet. Wir schreiben xuy xvy. Für Worte r, s (Σ V ) schreiben wir r s : Es gibt Worte w 1 = r, w 2,..., w k = s, für k 1, so dass w 1 w 2 w k. s kann in null, einem oder mehreren Schritten aus r abgeleitet werden. L(G) = { w Σ : S w } ist die von der Grammatik G erzeugte Sprache. Reguläre Grammatiken 118 / 124
8 Reguläre Grammatiken Frage: Welcher Typ von Grammatik erzeugt reguläre Sprachen? Eine Grammatik G = (Σ, V, S, P), bei der alle Produktionen von der Form X ɛ für X V oder X ay für X, Y V und a Σ sind, heißt regulär. Die zentralen Fragen: Wird jede reguläre Sprache von einer regulären Grammatik erzeugt? Ist die von einer regulären Grammatik erzeugte Sprache regulär? Reguläre Grammatiken 119 / 124
9 Reguläre Grammatiken: Ein Beispiel Eine Grammatik für die Sprache aller Worte über Σ = {a, b}, die das Wort aba als Teilwort besitzen: Die Variablen: S: ist das Startsymbol; es soll ein beliebiges Präfix erzeugen, V a: bedeutet, dass wir gerade ein a erzeugt haben und dass als nächstes ein b erzeugt werden soll, V ab : bedeutet, dass wir gerade ab erzeugt haben und dass als nächstes ein a erzeugt werden soll, T : soll ein beliebiges Suffix erzeugen. Die Produktionen: S as bs av a V a bv ab V ab at T at bt ɛ Reguläre Grammatiken 120 / 124
10 Reguläre Sprachen besitzen reguläre Grammatiken Sei A = (Q, Σ, δ, q 0, F) ein NFA, der die Sprache L := L(A) akzeptiert. Auf Eingabe w = a 1 a n führt A Zustandsübergänge durch. a q 1 a 0 2 a q1 n qn Sei G = (Σ, V, S, P) die reguläre Grammatik mit Variablenmenge V := Q Startsymbol S := q 0 Produktionen p aq für alle p, q, a mit δ(p, a) q p ɛ für alle p F. Behauptung: Diese Grammatik G erzeugt die Sprache L = L(A). Beweis: Übung! Reguläre Grammatiken 121 / 124
11 Reguläre Grammatiken erzeugen reguläre Sprachen Sei G = (Σ, V, S, P) eine reguläre Grammatik, die die Sprache L := L(G) erzeugt. Eine Ableitung von G hat die Form S a 1 V 1 a 1 a 2 V 2 a 1 a nv n a 1 a n. Sei A = (Q, Σ, δ, q 0, F) der NFA mit Zustandsmenge Q := V, Startzustand q 0 := S, Überführungsfunktion δ : Q A P(Q), wobei für alle X Q und a Σ gilt: δ(x, a) := {Y : (X ay ) P}. Endzustandsmenge F := {X V : (X ɛ) P} Behauptung: Dieser NFA A akzeptiert genau die Sprache L = L(G). Beweis: Übung! Reguläre Grammatiken 122 / 124
12 Zusammenfassung (1/2) (1) Wir haben deterministische Automaten effizient minimiert. Dazu haben wir den Äquivalenzklassenautomat berechnet. Um Minimalität nachzuweisen, haben wir die Nerode-Relation definiert. Bis auf eine Umbenennung der Zustände stimmen alle minimalen Automaten mit dem Nerode-Automaten überein: Der Index ist eine untere Schranke für die Anzahl benötigter Zustände. Eine Sprache L ist genau dann regulär, wenn der Index von L endlich ist. (2) Mit dem Pumping-Lemma oder mit dem Index der Sprache oder den Abschlusseigenschaften der Klasse aller regulären Sprachen kann man Nicht-Regularität nachweisen. Zusammenfassung 123 / 124
13 Zusammenfassung (2/2) (3) Nichtdeterministische Automaten erlauben eine kompaktere Beschreibung. Die Potenzmengenkonstruktion haben wir für die Bestimmung äquivalenter deterministischer Automaten benutzt. Mit dem Satz von Glaister und Shallit haben wir eine Methode zum Nachweis unterer Schranken für die Größe von NFAs kennengelernt. (4) Reguläre Grammatiken und reguläre Ausdrücke defineren ebenfalls genau die Klasse der regulären Sprachen. (5) Reguläre Sprachen sind unter Komplement, Vereinigung, Durchschnitt, Konkatenation und Stern-Bildung, Homomorphismen, inversen Homomorphismen,... abgeschlossen. (6) Viele Entscheidungsfragen sind effizient für deterministische Automaten beantwortbar. Für nichtdeterministische Automaten ist schon die Frage Ist L(N) Σ? außerst schwierig. Aber das Wortproblem und das Problem L(N)? sind effizient lösbar. Zusammenfassung 124 / 124
14 Kapitel 3: Kontextfreie Sprachen Kontextfreie Sprachen 1 / 63
15 Die Syntax von Programmiersprachen Wie lässt sich die Syntax einer Programmiersprache definieren, so dass die nachfolgende Syntaxanalyse effizient durchführbar ist? Wir definieren die Syntax durch eine Grammatik. Beispiele: Wie definiert man arithmetische Ausdrücke? Wenn V alle gültigen Variablennamen definiert, dann wird ein arithmetischer Ausdruck A durch definiert. A A + A A A A A (A) V Die Menge der gültigen Variablennamen lässt sich einfach durch eine reguläre Grammatik definieren, arithmetische Ausdrücke aber nicht. Kontextfreie Sprachen 2 / 63
16 Kontextfreie Sprachen Eine Grammatik G = (Σ, V, S, P) mit Produktionen der Form X u mit X V und u (V Σ) heißt kontextfrei. Eine Sprache L heißt kontextfrei, wenn es eine kontextfreie Grammatik G gibt, die L erzeugt, d.h. wenn L(G) = L. Beachte: Nur Variablen X dürfen ersetzt werden: der Kontext von X spielt keine Rolle. Kontextfreie Grammatiken sind mächtig, weil rekursive Definitionen ausgedrückt werden können. Die Produktionen A A + A A A A A (A) V stellen eine rekursive Definition arithmetischer Ausdrücke dar. Kontextfreie Sprachen 3 / 63
17 Beispiele kontextfreier Sprachen {a n b n n N} ist kontextfrei: Wir arbeiten nur mit dem Startsymbol S und den Produktionen S asb ɛ. Die erste Anwendung von S asb erzeugt das linkeste a und das rechteste b. Die Dyck-Sprache D k aller Menge wohlgeformten Ausdrücke mit k Klammertypen ( 1, ) 1,..., ( k, ) k ist kontextfrei: Auch diesmal arbeiten wir nur mit dem Startsymbol S. Die Produktionen: S (1 S ) 1 ( 2 S ) 2 ( k S ) k SS ɛ. Was modellieren Dyck-Sprachen? Die Klammerstruktur in arithmetischen oder Booleschen Ausdrücken, die Klammerstruktur von Codeblöcken (z.b. geschweifte Klammern in C oder begin und end in Pascal), die Syntax von HTML oder XML. Kontextfreie Sprachen 4 / 63
18 Eine KFG für L := {w {0, 1} + : w 0 = w 1 } Wir arbeiten mit den drei Variablen S, Null, Eins und den Produktionen Idee: S 0 Eins 1 Null Eins 1 1 S 0 Eins Eins Null 0 0 S 1 Null Null Ein Wort w {0, 1} ist genau dann aus Eins ableitbar, wenn w genau eine Eins mehr als Nullen hat. w ist genau dann aus Null ableitbar, wenn w genau eine Null mehr als Einsen hat. w ist genau dann S ableitbar, wenn w genau so viele Nullen wie Einsen hat. Behauptung: L(G) = L. Beweis: siehe Tafel! Kontextfreie Sprachen 5 / 63
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