BERUFS- UND STUDIENORIENTIERUNG IN NIEDERSACHSEN
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- Hella Holtzer
- vor 6 Jahren
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1 Rudolf Schröder, Ludger Wester 1) Potenziale und Herausforderungen Im Rahmen von Jobmessen können die Schülerinnen und Schüler wichtige Ausbildungsunternehmen (und teilweise auch Hochschulen) und weiterführende Schulen kennenlernen und unkompliziert Kontakt aufnehmen. Im Rahmen eines Gesprächs können die Jugendlichen schnell klären, ob sie sich um einen Ausbildungs- oder Praktikumsplatz bewerben können. Insbesondere Jobmessen mit dem Fokus auf die berufliche Erstausbildung sind zumeist regional orientiert. Über die Stände der Unternehmen, Schulen und Hochschulen hinaus wird auf vielen Messen weiterführender Service angeboten. Ein typisches Beispiel ist die Prüfung von Bewerbungsmappen oder die Anfertigung von Bewerbungsfotos. Der Erfolg von Jobmessen hängt auch aus der Sicht der Aussteller maßgeblich von der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler ab. Zu vermeiden sind Besuche mit unvorbereiteten und wenig motivierten Schülerinnen und Schülern, deren Aktivitäten sich auf das Sammeln von Präsenten beschränkt. 2) Schüleraktivierende Maßnahmen seitens der Messebetreiber und Aussteller Nicht selten ist in der Praxis festzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler entsprechende Messen eher unmotiviert wahrnehmen. Diesbezüglich sind die Lehrkräfte, aber auch die Aussteller und Messebetreiber gefordert. Die Hemmschwelle vieler Jugendlicher, konkret auf die Aussteller zuzugehen, kann auch durch eine sorgfältige Vorbereitung des Messebesuchs in den Schulen nur bedingt abgebaut werden. Diesbezüglich haben sich geführte Touren (Azubi-Scouts), die von Auszubildenden geleitet werden, sehr gut bewährt. Auf den job4u- Ausbildungsmessen der Oldenburgischen IHK konnten gerade in Verbindung mit den Azubi-Scouts die Berührungsängste von Hauptschülern abgebaut werden. Aber auch im Rahmen der Elternarbeit spielen die Azubi-Scouts eine wichtige Rolle. Eltern und Schüler können so mit deren Hilfe gezielt die Unternehmen besuchen und sich über Ausbildungsberufe und Chancen erkundigen, die sie interessieren. Anzumerken ist, dass entsprechende Touren auch für die Auszubildenden sehr lernwirksam und motivierend sind. Unternehmen nutzen diese Scoutingmöglichkeit sehr gerne, weil ihre Kapitel 3.4 / Seite 1 Veröffentlichungsdatum:
2 Auszubildenden durch die Führungen wertvolle Erfahrungen sammeln, was in der betrieblichen Ausbildung so nicht möglich ist. Für Veranstalter von Messen heißt dieses, dass für die Azubis-Scouts entsprechende Informationsunterlagen vorhanden sein müssen. Ebenso ist es ratsam, die Lehrkräfte und Unternehmen in die Messevorbereitung frühzeitig mit einzubinden. Ausgelegte Präsente an den Ständen können falsche Anreize auslösen: Nicht selten fühlen sich solche Jugendliche, welche die Präsente abgreifen möchten, zum Standbesuch motiviert und blockieren Gesprächsmöglichkeiten für die interessierten Schülerinnen und Schüler. 3) Schulische Maßnahmen zur Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf den Messebesuch Bevor die Vorbereitungen mit den Schülerinnen und Schülern in Angriff genommen werden, sollte zunächst die Lehrkraft prüfen, ob die anvisierte Messe für die konkrete Schulform geeignet ist. Zahlreiche Messen bedienen sowohl die Sekundarstufe I und II, nicht wenige sind aber mehr oder weniger explizit auf bestimmte Schulformen abgestimmt. Voraussetzung für den Besuch einer Jobmesse ist die Durchführung des Kompetenzfeststellungsverfahrens (vgl. Kapitel 3.2), damit die Schülerinnen und Schüler zielgerichtet nach für sie relevante Berufe und Unternehmen recherchieren können. Außerdem sollte im Fach Wirtschaft das Thema Regionaler Wirtschaftsraum behandelt worden sein, damit wichtige regionale Wirtschaftssektoren, Berufe und Arbeitgeber bekannt sind. In der Vorbereitung auf einen Messebesuch sollte herausgearbeitet werden, welche Kompetenzen in welchen Berufsfeldern erwartet werden. Die kostenfreie Arbeitshilfe für Schülerinnen und Schüler zu den Themen Berufswahl, Bewerbung und Vorstellungsgespräch Startup4Job Erfolgreich bewerben überzeuge dein Gegenüber (vgl. kann in der Vorbereitung des Messebesuchs eingesetzt werden. Sie unterstützt die Schüler bei der Vorbereitung des Messebesuchs. Welcher Beruf passt zu mir? Wie läuft eine duale Ausbildung ab? Wo kann ich mich über Ausbildungsberufe informieren? Viele Tipps und Arbeitsblätter bereiten Schülerinnen und Schüler optimal auf den Messebesuch vor. Kapitel 3.4 / Seite 2 Veröffentlichungsdatum:
3 Bei der Vorbereitung eines Messebesuchs sollten die Schülerinnen und Schüler sich nicht ausschließlich mit den beruflichen Anforderungen eines Ausbildungsberufes auseinandersetzen. Ebenso wichtig ist es, die persönlichen und sozialen Kompetenzen mit einzubeziehen. Schülerinnen und Schüler, die sich ihrer persönlichen Stärken und Schwächen bewusst sind, können auf die Anforderungen der Unternehmen reagieren. Defizite in einem Bereich lassen sich dann durch die Nennung von persönlichen Stärken im Gespräch ausgleichen. Gut vorbereitete Jugendliche haben schon vielfach auf der Messe erste Kontakte zu ihren späteren Ausbildungsbetrieben geknüpft. Deshalb empfiehlt es sich, Messebesuche in das schulische berufsorientierende Konzept mit einzuplanen. So kann auch eine gezielte Einbindung der Eltern erfolgen (siehe Kapitel 4.3). Abb. 3.4/1 und 3.4/2 enthalten eine kurze Handreichung zur Vorbereitung des Messebesuchs, die im Vorfeld mit den Schülerinnen und Schülern besprochen werden sollte. Die Schülerinnen und Schüler sollten auf der Basis der Handreichung im Vorfeld eine Liste mit Ausstellern und Fragen erstellen; die mögliche Struktur wird in Abb. 3.4/3 dargestellt. Ein Bereich zur anschließenden Auswertung ist in dem Formular auch vorgesehen. Wenn die Schülerinnen und Schüler noch unerfahren hinsichtlich der Gesprächsführung mit den Ausstellern sind, sollte dies im Vorfeld z. B. mit Rollenspielen eingeübt werden. Kapitel 3.4 / Seite 3 Veröffentlichungsdatum:
4 Abb. 3.4/1: Schülerhandreichung zum Besuch von Jobmessen, Seite 1 (entwickelt von Rudolf Schröder) Kapitel 3.4 / Seite 4 Veröffentlichungsdatum:
5 Abb. 3.4/2: Schülerhandreichung zum Besuch von Jobmessen, Seite 2 (entwickelt von Rudolf Schröder) Kapitel 3.4 / Seite 5 Veröffentlichungsdatum:
6 4) Gestaltung des Messebesuchs Die entsprechende Vorbereitung vorausgesetzt, sollte sich die Durchführung für die Lehrkraft weitgehend auf organisatorische Aspekte wie die An-/Abreise und Anwesenheitskontrolle sowie die eigene Information beschränken. Die Sicherstellung der gegenseitigen Erreichbarkeit sollte im Zeitalter des Mobiltelefons einfach zu bewerkstelligen sein. Der Besuch der Stände sollte nicht in Schülergruppen erfolgen, da intensive Einzelgespräche damit unterbunden werden. Alternativ können Tandems gebildet werden, damit die Schülerinnen und Schüler ihre Schüchternheit und Unsicherheit einfacher überwinden können. Als Grundlage für die spätere Auswertung ist es notwendig, dass die Jugendlichen ihre Besuche protokollieren; die Protokolle sind im Berufswahlpass (vgl. Kapitel 3.1) abzuheften. Wichtig ist in diesem Zusammenhang insbesondere, welche Bewerbungsaktivitäten sich anschließen sollen (vgl. Abb. 3.4/3). Jobmesse:... Datum: Ort:.. Vorbereitung Unternehmen, Schulen und andere Angebote, die Fragen, die ich stellen will (z. B. Ausbildungsberufe, Praktikumsplätze): besuchen will: Meine Folgeaktivitäten (z. B. wo bewerben) und Termine Auswertung Abb. 3.4/3: Formular für eine Check- und Auswertungsliste des Messebesuchs (eigene Darstellung) Kapitel 3.4 / Seite 6 Veröffentlichungsdatum:
7 5) Nachbereitung im Unterricht In der Klasse kann dann (z. B. unterstützt mit Plakaten) zusammengetragen werden, welche Ausbildungsmöglichkeiten bei welchen Ausstellern bestehen. Außerdem bietet es sich an, mit den Schülerinnen und Schülern verbindliche Folgeaktivitäten (z. B. Bewerbungen) zu vereinbaren. Weiterhin sollten die Ergebnisse der Berufserkundung und die Vereinbarungen zu den Folgeaktivitäten im Berufswahlpass o. Ä. (vgl. Kapitel 3.1) abgeheftet werden. 6) Quellenangaben Kaiser, F. J./Kaminski, H. (2012): Methodik des Ökonomieunterrichts: Grundlagen eines handlungsorientierten Lernkonzepts mit Beispielen, 4. vollst. überarb. Aufl., Bad Heilbrunn (insbesondere relevant: Kapitel 5 Praxiskontakte, ) Reuter-Kaminski, O. (2010): Praxis Berufsorientierung, Arbeitsheft, hrsg. von H. Kaminski. Braunschweig Oldenburgische IHK (Hrsg.) (2012): Startup4Job Erfolgreich bewerben überzeuge dein Gegenüber! Eine interaktive Arbeitshilfe für Schülerinnen und Schüler zur Berufswahl. 2. Aufl. Online: _und_weiterbildung/ausbildung/lehrer_und_schueler/startup4job.php ( ) Kapitel 3.4 / Seite 7 Veröffentlichungsdatum:
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