Persönlicher Erfahrungsbericht Université de Lausanne. Persönliches
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- Carsten Winkler
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1 Persönlicher Erfahrungsbericht Université de Lausanne Persönliches Ich bin 21 Jahre alt und Studentin am Institut für Sekundarstufe I an der PH Bern. Vor dem Austauschsemester in Lausanne habe ich bereits drei Semester studiert. Ich habe mich für ein Austauschsemester entschieden, weil ich Französisch studiere und deshalb einen Aufenthalt in einem französischsprachigen Gebiet machen muss. Ich studiere ausserdem Englisch, was bedeutet, dass ich zwei Sprachaufenthalte machen muss. Um nicht beide Aufenthalte während den Sommerferien zu machen, entschied ich mich, ein Semester in der Westschweiz zu studieren. Dadurch konnte ich Sprachaufenthalt und Studium kombinieren und verlor keine Zeit. Meine Erwartungen waren mein Französisch zu verbessern und gleichzeitig weiterstudieren zu können, so dass ich möglichst keine Zeit verliere. Ich wollte vor allem das Hörverstehen verbessern, da mir dies am meisten Mühe machte. Ausserdem wollte ich meinen Wortschatz erweitern. Eine weitere Erwartung war es, die westschweizerische Kultur und Mentalität kennenzulernen, um mich selbst davon zu überzeugen, ob die stereotypischen Vorstellungen tatsächlich zutreffen oder nicht und um meinen zukünftigen Schülerinnen und Schülern authentisch über die Westschweiz berichten zu können. Ausserdem wollte ich mein Studium und mein Leben an einer neuen Universität und in einer neuen Stadt selbst organisieren, um selbständiger und unabhängiger zu werden. Den letzten Sprachaufenthalt hatte ich in Brighton gemacht. Diesmal wollte ich in der Schweiz bleiben, um meine Familie und Kollegen öfter sehen zu können und aus Kostengründen. Ich habe mich für Lausanne entschieden, weil es eine schöne und berühmte Stadt ist und ich sehr gerne am See bin. Die Universität Lausanne hat dafür die perfekte Lage. Ausserdem wurde mir vom International Office empfohlen, nicht an die PH Lausanne sondern an die Universität zu gehen, weil man dann ein Zimmer in einem Studentenwohnheim bekommt. Dies war dann leider nicht der Fall und ich musste mir selbst ein Zimmer suchen, was in Lausanne sehr schwierig ist. Eine Alternative zu Lausanne wäre Neuenburg gewesen, welches sich ebenfalls am See befindet.
2 Unterkunft Da ich kein Zimmer in einem der Studentenwohnheime erhielt, musste ich mir selbst eine Unterkunft suchen. Bei der Universität kann man Listen beantragen mit Adressen von Leuten, die Zimmer oder WGs vermieten. Da ich aber nur für ein Semester dort war, war kaum jemand daran interessiert mir ein Zimmer zu vermieten. Ich fing bereits im Sommer an zu suchen (fürs Frühlingssemester) und die meisten Vermieter wollten sehen, ob sich jemand finden lässt, der mindestens ein Jahr bleibt. Ausserdem sind die Preise hoch. Ein weiteres Problem ist, dass der Weg von den Wohnungen zur Universität zum Teil sehr lang war, was ich möglichst vermeiden wollte. Weitere Unterstützung erhielt ich nicht, obwohl mir als Austauschstudentin ein Zimmer in einem Studentenwohnheim versprochen worden war. Schlussendlich konnte ich ein Zimmer bei einer Bekannten mieten, hatte aber eine Stunde Reiseweg bis zur Universität. Ich musste zuerst den Zug nehmen (30 min.) und dann die Metro. Die Metro nimmt eigentlich jeder, ausser man kann im Studentenheim wohnen, das nur eine Metrostation von der Universität entfernt ist. Das Preis-Leistungs-Verhältnis meiner Unterkunft war gut. Ich hatte ein grosses Zimmer mit einem grossen Bett, einem geräumigen Schrank, zwei Nachttischchen, zwei Tischen und einem Stuhl und einem Balkon. Ich konnte das Bad, die Küche benutzen, die Waschmaschine und den Drucker benutzen und hatte Internetanschluss. Die Vorteile waren, dass ich ungestört war, in einem sehr schönen und ruhigen Quartiert wohnte und ein grosses und gemütliches Zimmer hatte. Ich wohnte in einem Dorf ausserhalb von Lausanne und konnte daher jederzeit hinaus ins Grüne. Ausserdem hatte ich durch die Wohnsituation Kontakt mit jemandem, der sich in der Gegend auskannte. Zu Beginn des Semesters zeigte sie mir den Weg zur Universität und zwischendurch zeigte sie mir einige von Lausannes Sehenswürdigkeiten. Die Nachteile waren der lange Weg bis zur Universität (Ich brauchte eine Stunde für einen Weg) und dass ich mich etwas einschränken musste, weil ich ja bei jemandem in der gleichen Wohnung lebte. Wer es vor hat, ein Semester in Lausanne zu studieren, soll sich so früh wie möglich auf Wohnungssuche machen und notfalls im privaten Umfeld nach Möglichkeiten umhören.
3 Studium Vor Semesterbeginn stellte ich ein Learning Agreement zusammen. Ich wollte im Austauschsemester vor allem ESS- und die vc.edu-veranstaltungen besuchen, da diese am ehesten angerechnet werden. Ausserdem besuchte ich Veranstaltungen, die mir im Französisch, Englisch und Deutsch angerechnet wurden. Als ich das Veranstaltungsverzeichnis im Internet sah, war ich jedoch erst einmal ratlos, da ich nicht wusste, welche Veranstaltungen wohl Ähnlichkeit mit einer Veranstaltung an der PH Bern haben würden. Zum Glück konnte ich Kontakt mit zwei Studentinnen aufnehmen, die ebenfalls ein Semester an der Universität Lausanne studiert hatten. Sie schickten mir ihre Learning Agreements, an denen ich mich etwas orientieren konnte. ESS-Veranstaltung fand ich schlussendlich keine passende, was mich überraschte und enttäuschte, weil ich gedacht hatte, dass sich sicher etwas Ähnliches finden lässt. Deshalb machte ich schlussendlich nur 23.5 ECTS-Punkte statt 30. Rückblickend war ich jedoch mit meinen 17 Lektionen pro Woche doch recht ausgelastet. Ein Problem war auch, dass die Veranstaltungen in Lausanne grösser sind als an der PH Bern. Während also beispielsweise ein Seminar im Französisch an der PH einmal pro Woche während zwei Lektionen stattfindet, waren es an der Universität Lausanne vier Lektionen. Ich hatte also den doppelten Zeitaufwand, erhielt jedoch nur die Hälfte der Punkte und es wurde mir nur ein Seminar angerechnet. Daher finde ich es nicht gerecht, dass der Punktewert der PH verrechnet wird und nicht der Wert, den die Veranstaltung an der Gasthochschule hat. Vor meiner Abreise zeigte ich Frau Bieri mein provisorisches Learning Agreement, um sicher zu gehen, dass mir die Veranstaltungen angerechnet werden. Eine Woche vor Semesterbeginn findet eine Informationsveranstaltung für Austauschstudierende statt, die ich sehr empfehlen kann. Man ist dadurch das erste Mal an der Universität und weiss dann zu Semesterbeginn, wie man dort hinkommt. Nebst allgemeinen Informationen hat es für jede Fakultät einen Stand, an dem man sich informieren kann. Dort kann man den Zuständigen das Learning Agreement zeigen und sie können dieses dann bestätigen oder auf Probleme hinweisen. Ausserdem lernt man die anderen Austauschstudenten/innen kennen und kann erste Kontakte knüpfen. An der Universität Lausanne kann man während den ersten vier Wochen in die Veranstaltungen schnuppern gehen und muss sich dann in der vierten Woche definitiv eintragen. So gab es bei mir noch eine Änderung. Ich besuchte 7 verschiedene Kurse in den Fakultäten Lettres und Sciences Sociales et Politiques.
4 Diese beiden Seminare, die mir fürs Französisch angerechnet wurden ( Lecture de textes et d images und Culture française et francophone ), besuchte ich an der EFLE (École Français Langue Etrangère), das heisste, dass der Unterricht auf Studenten mit Französisch als Muttersprache ausgerichtet war. Dies war natürlich sehr praktisch und das Niveau ist daher mit den Französischveranstaltungen an der PH Bern zu vergleichen. Ich besuchte auch ein Literatur-Seminar auf Englisch ( Introduction to Literary Analysis ) und da bemerkte ich, dass es Universitäts- und nicht PH-Niveau war, was jedoch kein Problem darstellte. Die beiden vc.edu- Veranstaltungen waren sehr unterschiedlich. Die eine (Introduction à la psychanalyse) war eine grosse Vorlesung mit sehr vielen Studierenden im gleichen Raum, so dass es mir schwer viel mich zu konzentrieren und ich nicht alles verstand. Zum Glück konnte ich die Notizen eines Mitstudenten ausleihen, um meine zu ergänzen. Die andere Veranstaltung ( Sociologie des parcours de vie: théories et illustrations ) war viel angenehmer. Es war auch eine Vorlesung, aber wir waren nur knapp 20 Studentinnen und daher war viel mehr Interaktion möglich die Erklärungen waren verständlich und das Tempo angenehm. Das Semester an der Universität Lausanne hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte meinen Horizont erweitern und echte Universitätsluft schnuppern. Auch die Atmosphäre fand ich sehr angenehm. Freizeit Die Universität bietet einige Freizeitangebote, die ich jedoch nicht genutzt habe. Es gibt ein Sportangebot, wie in Bern, das jedoch im Vergleich zu Bern mickrig ist. Gegen eine Gebühr werden Massagen angeboten und es gibt ein Atelier Yoga du rire oder eines, in dem man über gesunde Ernährung informiert wird. Ausserdem gibt es zum Beispiel die Möglichkeit für 5.- ins Theater zu gehen. Für Austauschstudenten (vor allem für diejenigen aus dem Ausland gedacht) werden Aktivitäten angeboten, durch die man die Schweiz besser kennenlernen kann. Man kann Ski fahren gehen, wandern, es gibt Bootsfahrten und vieles mehr. Kontakt zu Einheimischen hatte ich relativ wenig. Erst gegen Ende Semester kam ich mit ein paar Mitstudentinnen häufiger ins Gespräch. Andere Austauschstudierende lernte ich am Infotag und in den EFLE-Veranstaltungen kennen, hatte aber nicht sehr häufig Kontakt mit ihnen. Was ich super fand, war das Tandem-Programm. Etwa in der dritten Woche gibt es einen Abend, an dem man Studenten und Studentinnen treffen kann, die gerne eine Fremdsprache lernen möchten. Man sucht sich dann
5 jemanden aus und trifft sich von da an regelmässig und unterhält sich einmal in der einen und das andere Mal in der anderen Sprache. So hatte ich die Gelegenheit Französisch zu sprechen, da man in den Veranstaltungen ja doch häufig vor allem zuhören muss. Sehenswert in Lausanne ist sicher die Kathedrale. Ganz oben in der Stadt gibt es einen See und einen hohen Holzturm (Fodovi), der aus Sturmholz von Lothar gebaut wurde, von welchem aus man über die Stadt blicken kann. Mir persönlich gefällt Ouchi sehr gut, das befindet sich unten am See. Auf einem Platz befindet sich an der Fassade eines Hauses eine Art Uhr, die zu jeder vollen Stunde ein elektrisch gesteuertes kleines Theaterstück vorführt. In einer Metrostation kann man durch ein Glas den unterirdischen Fluss sehen, der unter Lausanne hindurchfliesst. In Lausanne gibt es ausserdem ein olympisches Museum und am See kann man römische Ruinen bestaunen. Im Zusammenhang mit einer Vorlesung besuchte ich das Musée d Art Brut, das ich weiterempfehlen kann. Darin werden Werke von Künstlern vorgestellt, die ihre Werke nicht dafür schufen, um sie auszustellen. Es sind spezielle Künstler, die zum Teil psychisch krank waren. Fasziniert hat mich zum Beispiel ein Künstler, der im Gefängnis sein einziges Essen, nämlich Brot, zu einem Teig knetete und daraus Figürchen formte. Eine andere Künstlerin versah ein grosses Segeltuch mit unzähligen winzigen Mustern. Fazit Während meines Austauschsemesters an der Universität Lausanne konnte ich einige persönliche und fachliche Erfahrungen machen. Es gelang mir, mich in einer fremden Stadt und fremden Universität einzuleben und zu organisieren, was mir zeigte, dass ich unabhängig und selbständig bin. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass ich dem Unterricht, der sich an frankophone Studenten und Studentinnen richtet, ohne grosse Probleme folgen kann und habe die Prüfungen mit guten Noten bestanden. Im Englisch stellte ich fest, dass ich auch mit dem Universitätsniveau gut zurechtkomme und die Dozentin bat mich sogar, weiterhin an der Universität Lausanne Englisch zu studieren. Zukünftigen Outgoing-Studierenden kann ich empfehlen, sich frühzeitig zu überlegen, ob sie ein Austauschsemester machen wollen, und dann rechtzeitig die Infoveranstaltung vom International Office an der PH zu besuchen, um alles Weitere
6 zu erfahren, denn man muss sich etwa ein Jahr vorher anmelden. Zu Beginn des Semesters sollte man sich über alles Organisatorische auf dem Laufenden halten, um keine Fristen zu verpassen, sei es bei der Anmeldung für die Veranstaltungen oder Dokumenten für die PH. Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir der Aufenthalt an der Universität Lausanne sehr gut gefallen hat. Ich war die ganze Zeit mit einer Sprache in Kontakt, die ich sehr mag und war überrascht, dass ich nicht mehr Schwierigkeiten mit dem Verstehen hatte. Nach den ersten paar Wochen hatte ich das Organisatorische erledigt und wusste schliesslich auch in welchen Gebäuden und Räumen die Veranstaltungen stattfanden, so dass es nicht mehr so stressig war. Ich fand es bereichernd, einmal Veranstaltungen auf Universitätsniveau besuchen zu können und fand die Atmosphäre sehr angenehm. Ich hätte gerne um ein Semester verlängert, wenn ich mehr Veranstaltungen gefunden hätte, die mir in Bern wären angerechnet worden. Ich würde jedem ein Austauschsemester empfehlen, denn es ist auf jeden Fall eine bereichernde Erfahrung!
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