Ist 3D-Druck disruptiv?
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- Nicolas Brinkerhoff
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Lst. f. Wirtschaftsinformatik und Systementwicklung Julius-Maximilians-Universität Würzburg IHK Heilbronn
2 Innovationen treten in unterschiedlichen Variationen auf Produktinnovationen manifestieren sich in den Gütern oder Dienstleistungen eines Unternehmens Beispiel: Substitution der Glühbirne durch LED-Leuchten Prozessinnovationen sind neuartige Verfahrensweisen für deren Produktion oder Vermarktung Beispiel: Verbesserung der Glühbirnenfertigung von 200 Schritten pro Stunde zu 20 Schritten in 20 Sekunden Geschäftsmodellinnovationen sind Innovationen, die gleichzeitig (!) das Wertversprechen, das Erlösmodell bzw. die Wertschöpfungskette verändern Beispiel: Licht wird vom Produkt zur Dienstleistung 2
3 Technologie kann als "Enabler" für Geschäftsmodellinnovation wirken Beispiel Informations- und Kommunikationstechnik Automatisierungseffeke Integration mit Kunden bzw. Lieferanten Neuartige Transaktionsmechanismen Echtzeit-Datensammlung und -analyse Diese Eigenschaften führen zu verschiedenen Innovationsmustern, u.a. Freemium Hidden Revenue Peer-to-peer Crowdsourcing Affiliation 3
4 Beispiel "PatientsLikeMe.com" Quelle: Board of Innovation 4
5 Disruptive Innovationen können ganze Branchenstrukturen verändern Internet-Shopping "Long Tail" & Netzeffekte Mobile Endgeräte 5
6 Ist 3D-Druck eine disruptive Innovation? Source: The Economist Source: Communications of the ACM Source: Business Horizons 6
7 Aktuelle Prognosen und Marktanalysen scheinen diese Sicht zu stützen Wohlers (2013): By 2017, Wohlers Associates believes that the sale of 3D-printing products and services will approach $6 billion worldwide. By 2021, Wohlers Associates forecasts the industry to reach $10.8 billion. 21% annual revenue growth Roland Berger (2013): The market for systems, service and materials for AM currently totals EUR 1.7 bn (2012) and is expected to quadruple over the next 10 years. 15% annual revenue growth Crédit Suisse (2013): 3D Printing is going to be way bigger than what the 3D Printing companies are saying % annual revenue growth 7
8 ebenso wie die Pressemeldungen über Aktivitäten bekannter Unternehmen McDonalds considers in-store 3D printing for Happy Meal toys HP to enter 3D printing market in mid-2014 UPS Store to offer 3D printing service, beginning in San Diego Largest Germany telecom company launches online 3D printing store Microsoft adds 3D printing support to Windows 8.1, 3D printers soon in MS stores 8
9 Wird 3D-Druck womöglich sogar die ganze Welt verändern? Source: Harvard Business Review 9
10 Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt Source: wake forest institute 10
11 Aber worin besteht die eigentliche Natur der additiven Fertigung? Flexibilität (Konstruktion, Variantenvielfalt, Fixkosten usw.) Erweiterung des Gestaltungsspielraums durch additive Verfahren Star Trek Replicator Welt der Werkstattfertigung Welt der Magie Welt der Fließfertigung 11 Effizienz (Durchlaufzeit, variable Kosten, Lieferfähigkeit usw.)
12 Disruption #1: Produktinnovation Flexibilität (Konstruktion, Variantenvielfalt, Fixkosten usw.) Disruption #1: Fertigung unmöglicher Konstruktionen 12 Effizienz (Durchlaufzeit, variable Kosten, Lieferfähigkeit usw.)
13 Beispiele Quelle: EADS Quelle: Fraunhofer IFAM Ökonomischer Nutzen: Differenzierung durch Qualität und Funktionalität Neuartige Anwendungsbereiche (sog. "blue oceans") 13
14 Disruption #2: Prozessinnovation Flexibilität (Konstruktion, Variantenvielfalt, Fixkosten usw.) Disruption #1: Fertigung unmöglicher Konstruktionen Disruption #2: Effizienzsteigerung durch Automatisierung 14 Effizienz (Durchlaufzeit, variable Kosten, Lieferfähigkeit usw.)
15 Beispiele Quelle: Objet Quelle: The Verge Ökonomischer Nutzen: Höhere Geschwindigkeit & niedrigere Kosten Kürzere "time to market" Quelle: Industrieanzeiger 15
16 Disruption #3: Geschäftsmodellinnovation Flexibilität (Konstruktion, Variantenvielfalt, Fixkosten usw.) Disruption #1: Fertigung unmöglicher Konstruktionen Disruption #2: Effizienzsteigerung durch Automatisierung Disruption #3: Mehr Variation in kürzerer Zeit (kürzere Produktzyklen, höhere Variantenvielfalt, Individualisierung) 16 Effizienz (Durchlaufzeit, variable Kosten, Lieferfähigkeit usw.)
17 Beispiele Quelle: Sculpteo Quelle: Normal Quelle: 3ders.org Ökonomischer Nutzen: Höhere Wertschöpfung Voraussetzung: Kunde nimmt höheren Wert wahr und ist auch bereit, dafür zu bezahlen! Quelle: Google 17
18 Analogie "Starbucks" Price per cup of coffee 5 Lifestyle 4 3 Service 2 1 Product Convenience Offering Coffee beans Instant coffee Nespresso Coffee in a cafe Starbucks 18
19 Kundenverhalten und individualisierte Produkte Die Marketingforschung zeigt, dass Kunden Produkte wertschätzen, an deren Entstehung sie beteiligt werden Beispiel IKEA-Effekt Selbst zusammengebaute Möbel haben einen höheren wahrgenommenen Wert als fertig montierte Beispiel "I designed it myself"-effekt Die höhere Wertschätzung selbst entworfener Produkte ist nicht nur durch "Passgenauigkeit" und Designaufwand bestimmt, sondern auch durch die kreative Tätigkeit an sich Aber: Design durch den Kunden kann auch negativ wirken, z.b. im Fall von Luxusgütern! 19
20 Analogie "Software as a service" Source: John Musser (2006) Web 2.0 Principles and Best Practices 20
21 Additive Fertigung hat Auswirkungen auf zahlreiche betriebliche Prozesse Open Innovation, Beschleunigte Timeto-Market, kürzere Produktlebenszyklen Längere und schnellere Versorgung mit Ersatzteilen, Unterstützung des technischen Aussendienstes Lagerbestandsreduktion, Produktion bei Bedarf, höhere Variantenvielfalt, Verkürzung von Lieferzeiten, höhere Lieferfähigkeit Erschliessung neuer Märkte und Kundensegmente, besseres Eingehen auf Kundenbedarfe, Customer Co-Creation 21
22 und womöglich sogar über Unternehmensgrenzen hinaus Designer Manufacturer Distributor Distributor Distributor Retailer Retailer Retailer Consumer Consumer Consumer Von der Entkopplung von Design und Fertigung Designer Printing Distributor Distributor Service Consumer Consumer Consumer zur lokalen Fertigung am "point-of-sale" Designer Local Retailer Production Retailer Consumer Consumer Consumer oder sogar am "point-of-use". Designer Consumer Consumer Home 22
23 Manche Anbieter bauen ihre Geschäftsmodelle auf dieser Vision auf Apps, Design Software, 3D Scanning Tools Materials Model Marketplace CubeX by 3D Systems Printing Service 23
24 Mehrseitige elektronische Marktplätze am Beispiel "Shapeways"
25 Unterschiede zwischen B2C- und B2B-Angeboten 25
26 Peer-to-peer-Fertigung am Beispiel "3D Hubs" 26
27 Stehen wir kurz vor dem Übergang in eine neue "Maker"-Kultur? 27
28 Wandeln wir uns vom passiven Konsumenten zum aktiven "Prosumer"? Source: Forbes (2012) 28
29 Was können wir tatsächlich aus derartigen Zahlen ableiten? Source: 29
30 Was können wir aus Technologiediffusion und adoption lernen?? Personal innovativeness Self-efficacy Relative advantage Ease of use Risk perception Social norms 30
31 3D-Druck-Marktplätze in Deutschland 31
32 Fazit Aus der Managementperspektive ist 3D-Druck nicht per se disruptiv Eine Disruption tritt erst ein, wenn die Technologie eingesetzt wird, um einen überragenden Kundennutzen zu generieren, z.b. das attraktivste Produkt, der niedrigste Preis, der bequemste Service usw. Die Lernkurve bis zu diesem Punkt wird jedoch voraussichtlich länger sein als erwartet, da ein tiefes Verständnis der Technik UND des Kunden nötig ist 32
33 Wo liegen mögliche "Roadblocker" oder gar "Showstopper"? Unsicherheit bzgl. der technischen Weiterentwicklung, Standardisierung und dominanter Designs Marktstruktur und Patenansprüche Materialkosten Grad der vertikalen Integration Verfügbarkeit komplementärer Innovationen Schutz geistigen Eigentums Hype-Hysterie 33
34 Umgang mit geistigem Eigentum: Beispiel "Nintendo vs. Hasbro" Quelle: Thingiverse Quelle: Superfanart.com 34
35 Komplementäre Innovationen: Beispiel "3D-Scanner" Quelle: Artec 35
36 Vielen Dank! Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systementwicklung Julius-Maximilians-Universität Würzburg Josef-Stangl-Platz 2, Würzburg, Germany T F E frederic.thiesse@uni-wuerzburg.de W
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