Projekt: Nachhaltiges Wirtschaften im Mittelstand Steigerung der Ressourceneffizienz in KMU
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- Fritzi Müller
- vor 8 Jahren
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1 Projekt: Nachhaltiges Wirtschaften im Mittelstand Steigerung der Ressourceneffizienz in KMU Ausgangssituation Vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie der global wachsenden Umweltprobleme hat die Debatte über die langfristige Tragfähigkeit unserer Wirtschaftsweise an Fahrt aufgenommen. Zunehmend scheint Konsens zu sein, dass sich unser Wirtschaftsund Lebensmodell stärker am Leitbild nachhaltiger Entwicklung orientieren muss. Es sei in einer Weise neu auszurichten, dass es langfristig in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht stabil bleibt und auch nachfolgenden Generationen Wohlstand und Lebensqualität ermöglicht, so der Tenor. Mit Blick auf diese Debatte kann man prognostizieren: Unternehmen werden in Zukunft in wachsendem Maße daran gemessen, inwieweit sie den Anforderungen nachhaltigen Wirtschaftens gerecht werden. Laut Harvard Business Review 1 ist das Thema Nachhaltigkeit sogar der wirtschaftliche Megatrend der nächsten Jahrzehnte. Unternehmen können sich dem Thema Nachhaltigkeit also nicht entziehen, wenn sie nicht ihre eigene Zukunftsfähigkeit aufs Spiel setzen wollen. Aber was bedeutet Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen Kontext und was bedeutet es für ein mittelständisches Unternehmen, nachhaltig zu wirtschaften? Das Leitbild nachhaltiger Entwicklung wurde vom Brundtland-Bericht geprägt und hat seit der Konferenz von Rio de Janeiro im Jahr 1992 international eine große Popularität erfahren. Die Grundidee dieses Leitbildes in Bezug auf Unternehmen ist, wirtschaftliches Gewinnstreben nicht mehr uneingeschränkt in den Mittelpunkt unternehmerischer Tätigkeit zu stellen. Vielmehr sollen Unternehmen in gleichem Maße auch ökologischen und sozialen Zielen Rechnung tragen. Nach einem ersten Projektaufschlag, der im Juli 2011 in eine Überblickstudie über die Dimensionen nachhaltigen Wirtschaftens in mittelständischen Unternehmen mündete, möchte der der FES sich nun speziell der ökologischen Dimension von Nachhaltigkeit widmen und die Frage in den Mittelpunkt stellen, wie die Ressourceneffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen gesteigert werden kann. Im Rahmen dieser Fragestellung soll ein besonderer Fokus auf mögliche Beiträge der Arbeitnehmervertretungen zur Lösung dieser Problematik gelegt werden. Steigerung der Ressourceneffizienz in KMU Aktuellen Studien zu Folge sind in deutschen Unternehmen große ungenutzte Potenziale zur Senkung des Ressourcenverbrauchs vorhanden. Allein im verarbeitenden Gewerbe sind durchschnittlich 44,8% der Bruttoproduktionskosten reine Materialkosten und zusätzlich noch 1,8 % Energiekosten. In Studien wurde ein Einsparpotenzial von ungefähr 20% der Materialkostenermittelt, was ca. 100 Mrd. Euro pro Jahr entspricht. Auch der jüngste Indikatorenbericht (2010) der Bundesregierung zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland 1 Ausgabe 04/
2 kommt zu dem Ergebnis, dass im Bereich der Ressourceneffizienz noch deutlicher Nachholbedarf besteht. Vor dem Hintergrund der oben geschilderten Debatte sowie den in den vergangenen Jahren zu beobachtenden erheblichen Rohstoffpreissteigerungen muss es daher ein vordringliches Ziel der Unternehmen sein, ihre Potentiale zur Steigerung der Ressourcenproduktivität zu heben. Mittel- und langfristig können sie sich dadurch einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Kleine und mittlere Unternehmen haben es im Vergleich zu Großunternehmen aufgrund ihrer geringeren Kapazitäten schwerer, die notwendigen Investitionen und Schritte zu identifizieren und in die Wege zu leiten. Umso wichtiger ist es daher für KMU, die im Unternehmen vorhandenen Wissens- und Innovationspotentiale umfassend zu erschließen. Die Rolle der Belegschaft als Wissenspool ist dabei nicht zu unterschätzen. In der Veröffentlichung Zukunftsfähige Innovationen des Wuppertal Institutes (2004) wird zum Thema Materialeffizienz als neue Kostensenkungsschraube den Unternehmen nahe gelegt: Wichtig ist der aktive Einbezug der Mitarbeiter. Sie sind die Experten vor Ort und können am besten Vorschläge zur Materialeinsparung machen und müssen diese schließlich umsetzen. 2 Aber auch die Politik steht in der Verantwortung: Empirisch sind vielfältige Hemmnisse und Tatbestände von Marktversagen hinsichtlich der effizienten Nutzung von Ressourcen festzustellen. Ohne entsprechende politische Rahmensetzung, Anreizschaffung und Förderung werden daher insbesondere kleine und mittlere Unternehmen die große Herausforderung nicht meistern können. Die Leitfragen des Projektes lauten: 1. Vor welchen besonderen Herausforderungen stehen KMU (auch im Gegensatz zu Großunternehmen) bei der Steigerung ihrer Ressourceneffizienz? Welche grundsätzlichen Zielkonflikte zu anderen Unternehmenszielen sind festzustellen? 2. Welche Maßnahmen und Instrumente zu Steigerung der Ressourceneffizienz sind für KMU geeignet? Wie können diese bestmöglich vermittelt werden? Wie ist die Bilanz bisheriger Aktivitäten? 3. Wie können Belegschaften und Arbeitnehmervertretungen dazu beitragen, die Ressourceneffizienz in KMU zu steigern? 4. Welche politischen Instrumente und Maßnahmen können dazu beitragen, die Ressourceneffizienz in KMU zu steigern (Rahmenbedingungen, Regulierungen etc.)? Vorgehensweise: Die Leitfragen sollen im Rahmen von Expertenworkshops mit mittelständischen Unternehmern, Verbands- und Gewerkschaftsvertretern, Arbeitnehmervertretern, Wissenschaftlern und Politikern weiter konkretisiert und diskutiert werden. In einem ersten Workshop sollen v.a. mögliche betriebliche Instrumente für eine Steigerung der Ressourceneffizienz in KMU identifiziert und Möglichkeiten erörtert werden, wie diese bestmöglich in die Unternehmen vermittelt werden können. In einem zweiten Workshop geht es um die Frage, welche Rolle die Belegschaften und die Arbeitnehmervertretungen im Prozess der Steigerung der Ressourceneffizienz einnehmen können und wie das 2 Vgl. Busch, Liedtke
3 Betriebsverfassungsgesetz ggf. angepasst werden müsste. In einem dritten Workshop sollen dann verschiedene politische Instrumente und Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz in KMU erörtert werden. Auch wenn sich die Workshops schwerpunktmäßig an verschiedene Zielgruppen richten, ist geplant, die für das Thema zentralen Fraktionsmitglieder an allen Workshops zu beteiligen. Die Ergebnisse der Workshops fließen in eine abschließende Publikation ein. Die Einladungen zu den (etwa halbtätigen) Workshops sollen möglichst gezielt vorgenommen werden. Angestrebt wird eine Größenordnung von Teilnehmenden pro Workshop. Workshop 1: Betriebliche Instrumente zur Steigerung der Ressourceneffizienz in KMU und deren Relevanz bei bestehenden Beratungsinstitutionen Gerade kleine und mittlere Unternehmen tun sich häufig schwer mit dem Thema Ressourceneffizienz. Es gibt kaum Personal, das sich speziell mit diesem Bereich befasst und häufig scheitert die kontinuierliche Arbeit am Thema an der alltäglich zu bewältigenden Aufgabenfülle. Schließlich scheuen viele Unternehmen Investitionen in Verbesserungsmaßnahmen besonders, wenn die Erträge für die Aufwendungen nicht genau zu kalkulieren sind. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind daher auf bestmögliche Beratungsangebote angewiesen, um die Potentiale zur Steigerung der Ressourceneffizienz tatsächlich erschließen zu können. Im Rahmen des Workshops soll anhand von wissenschaftlichen Beiträgen und Berichten aus der Praxis erörtert werden, welche betrieblichen Instrumente und Möglichkeiten es für KMU gibt, ihre Ressourceneffizienz zu steigern und wie diese z.b. durch Beratung besser in die Unternehmen vermittelt werden können. Dabei sollen auch kritische Stellungnahmen berücksichtigt werden. Anhand konkreter Fakten sollen Erfahrungen dahingehend dargestellt werden, was bisherige Aktivitäten mit dem Ziel der Steigerung der Ressourceneffizienz gebracht haben, welche Zielkonflikte aufgetreten sind, welche Vorhaben, Instrumente und Ansätze funktioniert haben und welche nicht (und warum) und an welchen Stellen welche Schwierigkeiten aufgetreten sind. - Welche Möglichkeiten gibt es für KMU, ihre Ressourcenproduktivität zu steigern (z.b.: Ressourceneffiziente Gestaltung der Produktionsprozesse, Ökologisch optimiertes Produktdesign, Arbeitsabläufe, Qualifizierung und Kompetenzentwicklung, Innovationsmanagementsysteme, Unternehmensübergreifende Kooperationen und Innovationsnetzwerke), welche Zielkonflikte entstehen? - Wie werden KMU in dieser Hinsicht beraten? Welchen Stellenwert hat das Thema überhaupt in der Unternehmensberatung? Welches Verbesserungspotential gibt es im Rahmen der bestehenden Beratungsinstitutionen? Was muss verändert werden? - Bilanz bisheriger Aktivitäten: Was muss optimiert werden? Die wissenschaftlichen Beiträge und insbesondere die Stellungnahmen aus den Unternehmen sollen kurz gehalten werden, um den Input auf den Punkt zu bringen und möglichst breiten Raum für die Diskussion zu lassen. Termin: 13. Juni
4 Workshop 2: Die Rolle von Belegschaft und Arbeitnehmervertretung bei der Steigerung der Ressourceneffizienz Ressourceneffizienz bringt positive Beschäftigungseffekte, indem sie Kostensenkungspotenziale jenseits von Einsparungen im Personalbereich erschließt. Belegschaften und Arbeitnehmervertretungen sollten daher ein ureigenes Interesse an der Steigerung der Ressourceneffizienz haben. Im Rahmen des Workshops soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle Belegschaften und Betriebsräte konkret bei der Steigerung der Ressourceneffizienz spielen können und wie ggf. auch gesetzlich (Betriebsverfassungsgesetz) die Grundlage für eine effektive Mobilisierung der Arbeitnehmerschaft geschaffen werden kann. Der Input seitens Betriebsräten und Gewerkschaftsvertretern soll in Form von Impulsreferaten geschehen. - Welche Rolle spielt die Thematik innerhalb der Belegschaft und in den Betriebsräten bislang? - Welche Ansatzpunkte bietet das Betriebsverfassungsgesetz im Hinblick auf ein stärkeres Engagement der Arbeitnehmervertreter für die Steigerung der Ressourceneffizienz? - Welche neuen betriebsverfassungsrechtlichen Regelungen sind ggf. notwendig? - Wer greift das Thema Ressourceneffizienz in kleineren Unternehmen mit entsprechend geringen Betriebsratskapazitäten und geringer Arbeitsteilung im Betriebsratsgremium auf (Unterstützung durch die Gewerkschaften)? - Wie gehen unorganisierte Betriebsräte mit dem Thema Ressourceneffizienz um, woher beziehen sie ihre Kompetenzen/Fachwissen? Welche Rolle können freie Bildungsträger hierbei übernehmen? - Wer ist in betriebsratslosen kleinen Unternehmen neben dem Management Akteur bzw. Ansprechpartner für nachhaltiges Wirtschaften und Ressourceneffizienz? - Welche Rolle können alternative Interessenvertretungsorgane abseits der Betriebsverfassung spielen (ohne Rechtsgrundlagen)? Termin: 15. Oktober
5 Workshop 3: Politisch-regulatorische Instrumente und Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz in KMU Die Steigerung der Ressourceneffizienz ist als Politikziel bereits seit längerem etabliert. So hat sich die Bundesregierung 2002 zum Ziel gesetzt, die Energie- und Rohstoffproduktivität bis 2020 bezogen auf das Basisjahr 1994 zu verdoppeln. Das Bundesumweltministerium hat 2008 im Rahmen der Strategie Ressourceneffizienz dieses Politikziel weiter konkretisiert. Gleichwohl ist festzustellen, dass die bisherigen Maßnahmen aller Voraussicht nach nicht ausreichen werden, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Aktuell hat das Bundeskabinett das interministeriell abgestimmte Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) beschlossen ( ). Die Inhalte dieses Programms sind bei der Gestaltung des Workshops zu berücksichtigen. Im Rahmen des dritten Expertenworkshops sollen vor dem Hintergrund einer Bestandsaufnahme bisheriger Maßnahmen erörtert werden, durch welche politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen und Regulierungen die Ressourceneffizienz von KMU gesteigert werden kann. - Forschungs- und Innovationspolitik - Förder- und Beratungsinstitutionen - Produktregulierung und -kennzeichnung - Fiskalpolitik Termin: 7. November
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