Wirtschaftlicher Lagebericht zum Jahresbeginn 2017
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- Rolf Bertold Bader
- vor 6 Jahren
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1 Wirtschaftlicher Lagebericht zum Jahresbeginn 2017 Konjunktur im IHK-Bezirk Lahn-Dill bleibt auf Kurs Brexit und US-Wahl können heimische Wirtschaft (zunächst) nicht beirren Das Wichtigste in Kürze: Geschäftsklima: Der Klimaindex der Wirtschaft an Lahn und Dill hält den Kurs. Zum Jahresbeginn 2017 erreicht er mit 117,2 Indexpunkten nahezu exakt das Ergebnis der Vorumfrage. Wirtschaftslage: Die Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage gleicht einer Ergebniskopie zur Herbstbefragung. 90 % der befragten Unternehmer an Lahn und Dill beurteilen ihre aktuelle Situation mit gut oder befriedigend. Der Saldo aus gut bzw. schlechter Antworten beträgt plus 28 %. Erwartungen: Für die nächsten 12 Monate erwarten 66 % der Befragten gleichbleibende Geschäfte. Der Saldo aus günstiger/ungünstiger-antworten ergibt, analog zum Umfrageergebnis aus Oktober 2016, 7 %. Export: Die Exporterwartungen deuten nach mehreren Umfragen mit rückläufigem Trend zaghaft Optimismus in die Auslandsgeschäfte der kommenden Monate an. Nach 7 % zum Sommer 2016 lag der Saldo in der Herbstumfrage bei 0 %. Zu Beginn des Jahres lässt eine Kehrtwende auf nahezu plus 8 % hoffen. Investitionen: Die Investitionsbereitschaft der Unternehmer bleibt ihrem Zick-Zack- Kurs mit aufwärtsgerichtetem Trend treu. In der aktuellen Umfrage liegt der Saldo bei fast plus 13 % und somit um 8 %-Punkte besser als im Herbst Beschäftigung: Der Arbeitsmarkt bleibt stabil und signalisiert Beschäftigungsaufbau. Im Saldo mit plus 3,9 % liegt er auf dem Niveau der letzten Umfrage.
2 -2- Unternehmen starten positiv gestimmt ins neue Jahr Trotz steigender Unsicherheiten wie beispielsweise den Konsequenzen aus der amerikanischen Präsidentenwahl oder dem Ausgang der Verhandlungen über den Brexit präsentiert sich die Konjunktur an Lahn und Dill zuversichtlich. Der IHK-Klimaindex, Indikator aus aktueller Lagebeurteilung und Erwartung, verbleibt auch in der Umfrage zu Jahresbeginn 2017 mit 117 Indexpunkten auf dem guten Niveau der Vorumfrage. Der Geschäftsklimaindex kann zwischen 0 und 200 Punkten variieren. Ein Ergebnis größer als 100 Punkte steht für ein erwartetes Wachstum in der Region. Die heimische Wirtschaft hinterlässt somit weiterhin einen soliden Eindruck und trotzt den weltwirtschaftlichen Herausforderungen, Fachkräftemangel und zunehmender Regulierung. Auch in der Umfrage zum Jahresanfang führen die Dienstleister (personenbezogene DL mit 154 Indexpunkten und unternehmensbezogene DL mit 134 Indexpunkten) das aktuelle Klimaindexranking an. Die personenbezogenen Dienstleister und die Baubranche profitieren von einer durch Niedrigzinsen und Infrastrukturinvestitionen der öffentlichen Hand motivierten Nachfrage. Das Baugewerbe, wie auch die für die Region besonders bedeutende Industrie, belegen mit einem Klimaindex von je 121 Punkten weitere Spitzenplätze. Auch innerhalb der Industrie sind es die eng am privaten Endverbraucher orientierten Hersteller von Konsum- und Verbrauchsgütern, die die gute Stimmung treiben. Die Unternehmen der noch kleinen, aber kontinuierlich wachsenden heimischen Gesundheitswirtschaft positionieren sich mit einem Klimaindex von 140 Punkten auf einem der vorderen Plätze. Der Einzelhandel beurteilt seine konjunkturelle Situation, verglichen mit der Herbstumfrage, mit 106 Indexpunkten nicht mehr ganz so positiv. Nach wie vor belasten das anhaltend niedrige Zinsniveau und die regulatorischen Rahmenbedingungen die heimische Kreditwirtschaft. Mit 60 Punkten steht sie, nach dem Verkehrssektor (88 Indexpunkte) am Ende des Klimaindexrankings. Die Einschätzungen zur Geschäftslage haben sich auf dem Niveau der Herbstumfrage gehalten. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten verbleibt zum Jahresbeginn 2017 auf 28 % und stellt sich somit weiterhin gut positioniert dar. Auch die Erwartungshaltung der Unternehmer für die nächsten 12 Monate ist nahezu unverändert zur Vorumfrage. Zwei Drittel der Unternehmer an Lahn und Dill erwarten einen gleichbleibenden Geschäftsverlauf. 20 % gehen von einer günstigeren und 13 % einer ungünstigeren Geschäftslage in der Zukunft aus. Der Saldo ist mit 7 % also positiv.
3 -3- Nachdem die heimischen Betriebe seit Jahresbeginn 2014 ihre Erwartungen in die Geschäfte mit dem Ausland stetig nach unten angepasst hatten, verbessert sich der Saldo von 0 % zum Herbst 2016 auf 8 % zum Jahresbeginn Neben die bereits gute Absatzentwicklung auf dem europäischen Markt tritt offensichtlich die Hoffnung auf eine Belebung des Welthandels. Brexit und US-Wahl sind darin zwar schon eingepreist, aber noch nicht die Irritationen aus den ersten Amtshandlungen Trumps, die eine protektionistische US-Politik wahrscheinlicher machen. Die Umsätze des heimischen verarbeitenden Gewerbes mit europäischen Kunden wuchsen im Zeitraum Januar bis November 2016 um 5,5 % auf 1,3 Mrd. Euro. Der Export in das außereuropäische Ausland ging im gleichen Zeitraum um 3,9 % zurück und belief sich auf 1,6 Mrd. Euro. Zum Ende des dritten Quartals 2016 (aktuellste vorliegende Zahlen) weist der Vergleich mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum für die Exporte in die europäischen Nachbarländer eine Zunahme um 6,1 % und in Länder außerhalb Europas ein Minus von 4,2 % aus. Erfreulich: der Verlauf der Investitionsneigung nimmt wieder Fahrt auf. Nachdem der Trend in der Vorumfrage sich leicht abwärts orientiert hat, legt der Saldo aus zunehmend- und abnehmend-stimmen wieder zu. Der Saldo klettert um 8 Prozentpunkte aufwärts und liegt jetzt bei nahezu 13 %. Nach wie vor zeigen die Ergebnisse der Umfrage über die Branchen hinweg ein differenziertes Stimmungsbild. Der Arbeitsmarkt stellt sich nach wie vor positiv dar. 17 % (Vorumfrage 20 %) der Personalchefs wollen zukünftig mehr Personal einstellen. Nach minus 1,5 % zu Jahresbeginn 2016 und plus 4,4 % in der vorangegangenen Umfrage weist der aktuelle Saldo von 3,9 % weiter auf einen Beschäftigungsaufbau hin. Allerdings blicken die Personalverantwortlichen der heimischen Betriebe mit sorgenvoller Miene auf den als Risiko immer bedeutender werdenden Fachkräftemangel. Für die Unternehmer an Lahn und Dill bleibt der Fachkräftemangel nach einer rückläufigen Inlandsnachfrage und vor der Sorge um steigende Arbeitskosten das größte Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Dies sind die Kernaussagen der Konjunkturumfrage der IHK Lahn-Dill zu Jahresbeginn 2017 unter knapp 800 repräsentativ ausgewählten Mitgliedsbetrieben. Arbeitsmarkt profitiert von der guten Konjunktur Beflügelt vom Konjunkturoptimismus wollen die heimischen Personalverantwortlichen weiter Personal aufbauen. 17 % der Befragten planen, ihre Personalstärke weiter auszubauen. Aus den Reihen der personenbezogenen Dienstleister möchte fast die Hälfte die Mitarbeiterzahl aufstocken. Jahreszeitentsprechend gehen drei Viertel der antwortenden Unternehmer der Baubranche in den nächsten Monaten davon aus Mitarbeiterzahlen unverändert zu belassen und 14 % rechnen mit rückläufigen Mitarbeiterzahlen. In der Industrie gibt fast jedes 5. Unternehmen der Nicht-Automobilzulieferer an, Personal aufzubauen. Drei Viertel wollen die Belegschaftsstärke beibehalten. Der Handel plant zurückhaltender. Im Einzelhandel gehen 16 % von rückläufigen Zahlen ihrer Beschäftigten aus, 5 % wollen Personal aufbauen. Unter der Belastung der anhaltenden Niedrigzinsphase setzt sich der der Abbau von Arbeitsplätzen im Kreditgewerbe fort. Kein Personalverantwortlicher geht von steigenden Mitarbeiterzahlen aus, aber 82 % planen eine Reduzierung der Beschäftigtenzahlen.
4 -4- Investitionsbereitschaft nimmt zu Nachdem sich die Investitionsabsichten der heimischen Unternehmer zur Herbstumfrage 2016 von Zurückhaltung geprägt waren, signalisiert das Ergebnis der aktuellen Umfrage Optimismus. Die Kurve des Saldos aus zunehmend / abnehmend Antworten setzt ihren zu Anfang 2016 angedeuteten Aufwärtstrend wieder fort. Nach leichtem Rückgang in der Vorumfrage klettert der Saldo zu Jahresbeginn 2017 um 8 %-Punkte auf 13 %. Die wieder auflebende Erwartung in zukünftig steigende Exporte belebt die Investitionsbereitschaft der heimischen Industriebetriebe. 35 % (Vorumfrage 21 %) der Industrieunternehmen wollen ihre Investitionen erhöhen und nur 13 % (Vorumfrage 22%) nach unten anpassen. Insbesondere die Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten signalisieren mit einem Saldo von +35 % (Vorumfrage -31%) gestiegene Investitionsbereitschaft. Analog zur Umfrage von vor vier Monaten wollen die personenbezogenen Dienstleister ihre Investitionspläne deutlich nach oben anpassen. In dieser Branche gehen 42 % (Vorumfrage 59 %) von steigenden und kein Unternehmer von sinkenden Investitionsausgaben aus. Wenn auch nicht in gleichem Maße so signalisieren auch die unternehmensbezogenen Dienstleister zusätzliche Investitionen. 21 % wollen mehr investieren und 68 % ihre Investitionsplanungen unverändert lassen. Obwohl, oder gerade weil, das Kreditgewerbe an Lahn und Dill im Zuge der nachlassenden Geschäftserwartung plant Personal abzubauen, möchten mehr als ein Viertel der Banken ihre Investitionen erhöhen und lediglich 9 % nach unten anpassen. 80 % der Antworten aus der Branche geben als Hauptmotiv Rationalisierung, gefolgt von Ersatzbedarf (60 %) und Produktinnovation (40 %) an. Im heimischen Großhandel möchten um 12 % mehr Händler ihr Investitionsvolumen nach oben korrigieren. Sinkende Investitionsbudgets in den nächsten Monaten sehen die Vertreter im Baugewerbe (- 5 %), Einzelhandel (- 5 %) und im Verkehrsgewerbe (- 25 %) als realistisch an. Als Hauptmotiv für Investitionen benennen die Verantwortlichen der heimischen Betriebe 61 % Ersatzbedarf, 35 % Rationalisierung, 30 % Produktinnovation, 24 % Kapazitätserweiterung und 9 % Umweltschutz. Insbesondere Im Baugewerbe ist für 90 % der Unternehmer Ersatzbedarf der Grund für Investitionen. Ihre Auslandsinvestitionen möchten die Unternehmen im IHK Bezirk Lahn-Dill im Rahmen ihrer bisherigen Planungen belassen (Saldo + 1,5 %). Von den Firmen, die im Ausland investieren, planen 60 % (Vorjahresumfrage 68 %) sich in der Euro-Zone zu enga-
5 -5- gieren. Weitere Engagements sind geplant in Nordamerika 28 %, China 23 %, Asien/Pazifik (ohne China) 17 %, Süd- bzw. Mittelamerika 12 % und lediglich 5 % im Vereinigten Königreich. Exporteure blicken erwartungsvoll auf zukünftige Geschäfte Die heimischen Exporteure trotzen den befürchteten Auswirkungen schwachen Wachstums oder niedrigerer Investitionen in wichtigen Märkten wie China und anderen Schwellenländern und der Sorge um politische Krisen bzw. Konsequenzen aus Neuwahlen in vielen Regionen der Welt, insbesondere den USA. Die seit Sommer 2014 rückläufigen Geschäftserwartungen beenden in der Umfrage zu Jahresbeginn ihren Abwärtstrend. Der Saldo steigt von plus/minus 0 auf plus 8 %. Dieses Ergebnis basiert im Wesentlichen auf den Antworten der Industrie, die bedeutendste Exportbranche in unserer Region. Bei den Industriebetrieben geht ein Viertel (Vorumfrage 20 %) der Befragten von steigenden Umsätzen mit dem Ausland aus. Aktuell rechnen in der Industrie 17 % (Vorumfrage 20%) mit rückläufigen Auslandsgeschäften. Nahezu 60 % erwarteten im Herbst wie auch jetzt zu Anfang 2017 ein gleichbleibendes Auftragsvolumen mit ausländischen Kunden. Fachkräftemangel immer stärker im Fokus der Unternehmer Nach der Sorge um eine nachlassende Inlandsnachfrage (48%) schließt der Fachkräftemangel (41%) als Risikofaktor immer stärker auf. Zunehmend bedrückt die immer schwierigere Suche nach geeignetem Personal über alle Branchen hinweg die Personalverantwortlichen der heimischen Betriebe. Noch vor 2 Jahren wurde der Fachkräftemangel mit 30 % der Unternehmensantworten als eher nachgeordnetes Risiko gesehen. Es folgen Bedenken hinsichtlich der Entwicklung der Arbeitskosten mit 38 % auf Platz drei. Der kritische Blick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen folgt mit 32 %. Als konkrete Risiken werden benannt: Bürokratie und Regulierung (besonders mit Blick auf das Arbeitszeitgesetz und den Finanzsektor) sowie Steuern und Abgaben (z. B. Erbschaftsteuer, Energiesteuern) und bürokratische Anforderungen besonders mit Blick auf den Arbeitsmarkt (Arbeitszeitgesetz). Nach wie vor sieht der Finanzsektor in der schon länger anhaltenden Niedrigzinsphase das größte Risiko. Erheblich ist für die Industrie auch der Einfluss weiterer wirtschaftspolitischer Unsicherheiten wie den Konsequenzen aus dem Ergebnis der Präsidentenwahlen in den USA und noch anstehender Wahlen in Europa, der Finanzsituation einzelner europäischer Länder, politischen Entwicklungen in Russland, der Türkei oder im nahen Osten sowie der steigenden Gefahr von Terroranschlägen.
6 -6- Grafiken zu den Branchen: Industrie
7 Baugewerbe -7-
8 Großhandel -8-
9 Einzelhandel -9-
10 Gastgewerbe -10-
11 Kreditinstitute -11-
12 Verkehrsgewerbe -12-
13 Unternehmensbezogene Dienstleistung -13-
14 -14- Personenbezogene Dienstleistung ERLÄUTERUNGEN Trendaussagen Veränderung des Saldos gegenüber der Vorumfrage um mehr als 10 Punkte zwischen -5 und -10 Punkte zwischen 10 und 5 Punkte weniger als -10 Punkte zwischen 5 und -5 Punkte LEGENDE BALKENDIAGRAMME Investitionen Beschäftigung zunehmend etwa gleich abnehmend zunehmend etwa gleich abnehmend
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