Familie Bildung und Erziehung
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- Oswalda Grosser
- vor 6 Jahren
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1 Familie Bildung und Erziehung PROF. DR. JUTTA ECARIUS UNIVERSITÄT ZU KÖLN HUMANWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT Kongress: Familie-Bildung- Migration , Wien
2 Vorgehensweise Wandel von Familienmustern Wandel von Erziehung und Bildung: Befehlen-Verhandeln-Beraten Erziehung des Beratens Verantwortete Elternschaft und Familie als Bildungsort Schlussfolgerungen
3 Familie der Moderne seit 1960er: drei zentrale Umbruchserfahrungen 1. Pluralisierung von Lebensformen und Milieus 2. Veränderungen der Geschlechterverhältnisse 3. Individualisierung im Widerspruch zu Gemeinschaft Intimität und Authentizität zentrale Prinzipien für intime Beziehungen, Basis für Familiengründung
4 Familie und privates Glück - Fokussierung auf emotionale Authentizität in der Partnerschaft - Emotionale Aufwertung - größtes Gefährdungspotenzial Dennoch: der Mythos von vollständiger Familie lebt, sie ist Hoffnungsträger privaten Glücks Familie als verantwortete Elternschaft
5 Familien und ihre Strukturen (Datenreport 2016, S. 51) 8,1 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern (2004: 9,0 Millionen; Rückgang von 10%) Mindestens ein Elternteil mit Migrationshintergrund: 30% an Familien mit Kindern unter 18 Jahren, 2,5 Millionen Familien Zahl der Familien ohne Migrationshintergrund: Rückläufig (-14%), von 6,5 Millionen (2005) auf 5,6 Millionen (2014)
6 Ehe und Scheidung (Datenreport 2016, S. 50) 35% aller in einem Jahr geschlossenen Ehen werden in den nächsten 25 Jahren wieder geschieden Circa 50% der geschiedenen Ehepaare hatten Kinder unter 18 Jahren; insgesamt minderjährige Kinder (0,9% weniger als 2013 und 0,4% weniger als 2004)
7 Private Lebensformen Universität zu Köln
8 Erziehung: Befehlen Verhandeln Beraten Bis 1960er er Ab 2000er
9 Wandel von Erziehung Bis 1960 Befehlen Verhandeln Ab 2000 Beraten Erziehung zu Echtheit, Pünktlichkeit Gehorsam Religiosität Gleichbehandlung der Geschwister Eltern als Respektspersonen Selbstbestimmung, Autonomie Verhandlungsspielraum Kinder: Individuelle Bedürfnisse Eltern als Vertrauenspersonen Selbstfindung, Evaluation Erziehung als Bildungserfahrung Authentische Subjekte u lebenslanges Lernen Eltern als Berater Regeln Eltern bestimmen Regeln Verhandeln als Tabu-Bruch Einsicht in Regeln Regeln: Aushandeln Eltern und Kinder beraten alles (Schule, Freunde, etc.)
10 Befehlen Verhandeln - Beraten Freizeit Trennung zwischen Eltern-und Kinderwelt Bis Ab 2000 Dürfen Freizeitinteressen selbst bestimmen Kindbezogene Familienfreizeit Alle: eigene Freizeitinteressen Zugleich: Freizeit als Bildungsprojekt Aus: Ecarius 2002, Ecarius et al. 2017
11 Befehlen Verhandeln - Beraten Bestrafung Prügel, verbale Maßregelung Bis Ab 2000 Verhandeln und Diskussion über Fehlverhalten Beraten über Fehlverhalten Sozialmilieu Sozialgeschichte Getrennte Milieus und Geschlechtertrennung Traditionelle, konservative Gesellschaft Aus: Ecarius 2002, Ecarius et al Aufbrechungder sozialen Milieus Förderung beider Geschlechter Interkulturalität Moderne Gesellschaft Getrenntes Oben und Unten Geschlechtervielfalt, Interkulturalität,Inklusion Transnationale global-mediale Gesellschaft
12 Erziehung des Beratens Empirische Studie mit Jährigen über Familie und Erziehung NRW-Studie Jugend.Leben Ergebnis => Erziehung des Beratens Milieuspezifisch strukturiert Humanwissenschaftliche Fakultät
13 Erziehung des Beratens Mutter und Vater als Berater (Items Selbst-und Weltbild) Mutter/ Vater sind Berater für die Selbstsicht, wenn sie sich mit ihnen darüber beraten was ich machen soll, wenn es mir schlecht geht wem ich vertrauen kann mir darüber klar zu werden, was ich kann Mutter/ Vater sind Berater für die Weltsicht, wenn sie mit ihnen beraten - warum es Krieg und Ungerechtigkeit auf der Welt gibt - bei Problemen mit Leuten in meinem Alter - bei Problemen mit Lehrern/Lehrerinnen Werden die Eltern nicht gefragt, sind sie keine Berater Humanwissenschaftliche Fakultät
14 Erziehung des Beratens: Selbstsicht Ich erzähle meiner/m Mutter/Vater, was mich gerade besonders beschäftigt (Mutter: n=881; Vater: n=853; r=0,000) ,5 0 0,7 4,3 6,4 14,2 24,2 21,7 9, ,8 51,5 35,4 62,3 trifft auf mich nicht zu nie 40 selten gelegentlich 20 43,2 24,2 35,8 24,7 immer 0 Beraterin Selbstsicht keine Beraterin Selbstsicht 0 Berater Selbstsicht 2,6 kein Berater Selbstsicht 1,3 Mutter Vater Humanwissenschaftliche Fakultät
15 Erziehung des Beratens: Weltsicht Ich erzähle meiner/m Mutter/Vater, wie ich in der Schule zurechtkomme (Mutter: n=889; Vater: n=858; r=0,000) immer gelegentlich selten nie trifft auf mich nicht zu M. BW 73 20,3 4,9 1,70 V. BW 67,4 23,5 5,8 3,2 0 M. kbw V. kbw 3,7 29, ,5 3, Humanwissenschaftliche Fakultät
16 Erziehung des Beratens: Weltsicht Ich erzähle meiner/m Mutter/Vater, wenn mich andere Heranwachsende ärgern (Mutter: n=882; Vater: n=853; r=0,000) immer gelegentlich selten nie trifft auf mich nicht zu M. BW 47,8 17, ,4 10,9 V. BW 43,5 19,8 14,3 12,7 9,7 M. kbw 2 12,2 14,3 63,3 8,2 1,2 V. kbw 3,7 9,9 71,6 13, Humanwissenschaftliche Fakultät
17 Erziehung des Beratens: Zuhören und Interesse Mein/e Vater/Mutter interessiert sich für meine Meinung (Mutter: n=883; Vater: n=859; r=0,000) M. BS stimmt genau stimmt eher stimmt eher nicht stimmt nicht trifft auf mich nicht zu 71,3 23,7 0,9 3,8 0,3 1,1 V. BS 67,5 27,3 3,9 0,2 M. kbs 3 30,3 36,4 30,3 0 V. kbs 10,5 15,8 19,7 52,6 1, Humanwissenschaftliche Fakultät
18 Erziehung des Beratens: Kompetenzen zeigen In meiner Familie kann ich zeigen, was ich alles weiß (n=889; r=0,000) stimmt genau stimmt eher stimmt eher nicht stimmt nicht das will ich dort gar nicht zeigen 0,2 M. BS 71,6 21,3 6,4 0,5 0,4 V. BS 75,7 18,2 5,3 0,4 M. kbs 30,3 21,2 27,3 18,2 3 V. kbs 39,5 34,2 11,8 9,2 5, Humanwissenschaftliche Fakultät
19 Erziehung des Beratens: Ausflüge In meiner Familie machen wir gemeinsam Ausflüge (n=899; r=0,000) stimmt genau stimmt eher stimmt eher nicht stimmt nicht ,1 5,5 8,6 5,8 27,8 25,8 18,2 30, ,8 3,5 6,5 6,3 26,3 26, , ,5 62,9 30, ,4 63,4 26, , , BS BW kbs kbw BS BW kbs kbw Mutter Vater Humanwissenschaftliche Fakultät
20 Erziehung des Beratens: Familienform Familienform - Vater als Berater (n=922; r=0,000) 100 BS BW kbs kbw 80 79,9 81, ,4 49, ,8 30, ,5 11,7 7,4 7,2 8 8,5 4,8 3,1 5,2 6 keine Zuordnung leibliche Eltern alleinerziehende/r Mutter/Vater Patchwork-Familie Humanwissenschaftliche Fakultät
21 Erziehung des Beratens: Schulabschluss der Eltern Schulabschluss der Eltern (n=922; Mutter: BS: r=0,032, BW: r=0,010; Vater: BW r=0,006) Mutter BS Mutter BW Vater BW ,1 69,3 63, ,3 28,6 42,9 39,9 38,8 37,6 25,9 25,9 0 Sonstige höherer Schulabschluss mittlerer Schulabschluss niedriger und kein Schulabschluss Humanwissenschaftliche Fakultät
22 Erziehung des Beratens Konturen einer Erziehung des Beratens: Auseinandersetzung mit dem Selbst und der Welt: - was mich gerade besonders beschäftigt -wenn ich mich alleine fühle - wo ich nach der Schule meine Freizeit verbringe - wenn mich Andere ärgern Performanz, sich zeigen in der Familie: - Wissen zeigen - handwerkliches Können - Hobbies zeigen - Ängste und Unsicherheiten zeigen Interesse am Kind: -Zuhören - sich für die Meinung des Kindes interessieren Freizeit: - gemeinsame Unternehmungen Andere Erwachsene: - Lehrer, Trainer, Schulsozialarbeiter, Eltern von Freunden Humanwissenschaftliche Fakultät
23 Wieso wird so eine Erziehung praktiziert? Kindern können in der Spätmoderne als vollständig anzuerkennende Subjekte nicht mehr direktive Vorgaben gemacht werden, sie sind Bildungssubjekte Verschwinden von handlungsorientierenden Erfahrungen und Erwartungen Eltern sind konfrontiert mit steigenden Ansprüchen (verantwortete Elternschaft) Familie ist als Bildungsort zu gestalten Humanwissenschaftliche Fakultät
24 Verantwortete Elternschaft Herstellen von Familie und Erziehung in der Postmoderne ist höchst anspruchsvoll Verantwortete Elternschaft für Familie und professionelles Handeln: Wohl des Kindes, Förderung aller Kompetenzen zu jeder Zeit Belastungen und Überforderungen: Soziale Ungleichheit, Migration und sprachliche wie auch körperliche Behinderungen Humanwissenschaftliche Fakultät
25 Fragilität von Familie Idealbild von Familie ist fragil: 1. Familiale Lebensformen: Patchwork-Familien, nicht eheliche, gleichgeschlechtliche Lebensformen mit/ohne Kinder, Ein- Eltern-Haushalte etc. 2. Entgrenzungstendenzen zwischen Erwerbsarbeit und Familienzeit, zeiträumliche Koordination von Familie und Erziehung-> komplex 3. Soziale Beschleunigung: Erodiert sind traditionelle Muster zwischen Älteren und Jüngeren, in der Erziehung und den Sicherheiten, wie familiales Leben und Erziehung auszusehen hat => Auf Gewissheiten kann nur noch selten zugegriffen werden Humanwissenschaftliche Fakultät
26 Conclusio Schlussfolgerungen: Entwurf einer guten Erziehung wird zu einer fast umfassenden Bildung Verantwortete Elternschaft geht einher mit dem Anspruch Familie als Bildungswelt zu arrangieren Idealbild wird als Überforderung oder gar als Gegenwelt erlebt bei fehlenden sozialen Kompetenzen und ökonomischen Ressourcen Hinzu kommt: Zeit des Erziehens und Zeit der Berufstätigkeit fallen in einem engen Zeitraum zusammen (erstes Kind: ca. 29. Lebensjahr der Mutter, akademische Frauen ca. 35 Jahre) Insofern erklärt sich Familie nicht alleine über Bildung und soziale Milieus, sondern es ist ihre Differenziertheit zu berücksichtigen Humanwissenschaftliche Fakultät
27 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Prof. Dr. Jutta Ecarius, Humanwissenschaftliche Fakultät Humanwissenschaftliche Fakultät
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