Raumwechsel. Georg-Kolbe-Museum Berlin, Cornelia Lengfeld zusammen mit Susanne Bayer, Erika Klagge und Carola Scheil

Transkript

1 Raumwechsel Georg-Kolbe-Museum Berlin, 1991 Cornelia Lengfeld zusammen mit Susanne Bayer, Erika Klagge und Carola Scheil

2 Im ehemaligen Bildhaueratelier von Georg Kolbe werden seit anderthalb Jahrzehnten in Sonderausstellungen Arbeiten unterschiedlicher Bildhauer vorgestellt. Anfangs lag das Schwergewicht bei Retrospektiven von Zeitgenossen Kolbes, immer deutlicher verschiebt es sich nun zur zeitgenössischen Bildhauerei hin. Wenn jetzt zum ersten Mal Vertreterinnen einer jüngeren Künstlergenerationen vorgestellt werden, liegt dies im Sinne des Vermächtnisses von Georg Kolbe, der testamentarisch die Förderung junger Bildhauer als eine der Aufgaben der Georg-Kolbe-Stiftung bestimmte. Dr. Ursel Berger, Direktorin des Georg-Kolbe-Museums, Berlin (Auszug aus dem Vorwort im Katalogs zur Ausstellung Raumwechsel, 1991)

3 (im Vordergrund eine Arbeit von Susanne Bayer) Hockende Göttin, 1985, Höhe 78 cm

4 (im Vordergrund: eine Arbeit von Susanne Bayer, im Hintergrund: eine Arbeit von Erika Klagge) Großer Männerkopf, 1986, Höhe 48 cm

5 im Vordergrund: Schlafender König, 1989/90, Länge 140 cm Gottesanbeterin, 1990, Höhe 180 cm

6 Schlafender König, 1989/90, Länge 140 cm (im Hintergrund Skulpturen von Georg Kolbe) König sitzend, 1989/90, Höhe 140 cm

7 Liegendes Paar (Schlafender König, 1989/90 / Gestürzte Tänzerin 1984/90)

8 Großer stehender Mann, 1981/1982, Höhe 199 cm

9 Weibliche Figur stehend, 1982, Höhe 150 cm (links) (rechts Skulptur von Georg Kolbe)

10 Das Material der in den Räumen und im Garten des Georg-Kolbe-Museums präsentierten Skulpturen von Cornelia Lengfeld ist Gips, Pigment, Graphit

11 Akt und Torso, Figur und Zeichen sind vier für die Plastiken Cornelia Lengfelds charakteristische Begriffe; aber sie geben nur eine Richtung bildhauerischer Arbeit an, nicht die Summe inhaltlicher und formaler Beziehungen, die sich in den schlanken Gestaltung versammelt haben. Tatsächlich stehen diese in einem Schnittpunkt von Körperlichkeit und Geschichte oder von Tradition und Leben. Viele der großen Figuren lassen sich auf reale Modelle zurückführen. Diese entsprechen Ideen, die die Künstlerin lange hat reifen lassen, ehe über die Realisierung durch das Modell die Plastik Form angenommen hat. Sie ist damit zum ersten eine Konkretisierung der Idee: doch im Arbeitsprozess abstrahiert Cornelia Lengfeld zum anderen die körperlichen Formen zu einem betont formalen Gefüge, das wie in Anlehnung an archaische Körpervorstellungen an die Grenze herangeführt wird, an der die Abstraktion das anfänglich Individuelle auflöst und ein allgemeines Zeichen daraus werden lässt. Schon die Idee hat nicht selten in Verbindung mit einer überirdischen mythischen oder historischen Gestalt gestanden: sie gewinnt ihre inhaltliche Bedeutung von dort, auch wenn in der realisierten abstrakten Körperlichkeit diese Bedeutung nur noch als geahnte Erscheinung zu spüren ist. Konsequent umfasst der bildhauerische Kanon von Cornelia Lengfelds Plastiken unterschiedliche Abstraktionsgrade; die Arbeiten folgen Einander als kleine Schritte einer Entwicklung, bei der die Grenze zwischen Abstraktion und Zeichen untersucht wird, der sie mal näherkommt, mal ferner bleibt. Die Entdeckung, dass durch eine Lageveränderung, durch Liegen statt Stehen oder Sitzen, bei einer Figur eine stärker formstrenge Komposition in den Vorderbrund tritt, bestimmt die jüngsten Arbeiten auf dem Erdboden. Hier kommt der Charakter der Architektur der Gestalt, etwa die Parallelität der Glieder, die Kurven des Körpers, zu einem autonomen Recht, ohne dass dabei die menschenbezogene Körperlichkeit ganz verlorengeht. Im Gegenteil, die scheinbar erstarrte Form besitzt eine eigentümlich spröde Aggressivität. Inmitten von Objektkunst und nonfigurativer Plastik nimmt Cornelia Lengfelds Werk eine Position ein, in der nicht die Brüche, sondern die Brücken zur Tradition sichtbar werden, ohne dass es die Aktualität der Gegenwart verliert. (Jürgen Weichardt in dem Katalog zur Ausstellung Raumwechsel, Cornelia Lengfeld, Georg-Kolbe-Museum, Berlin, 1991)

12 Cornelia Lengfeld 1954 geboren in Wolfenbüttel lebt und arbeitet in Berlin Studium an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Siegfried Neuenhausen und Emil Cimiotti, Meisterschülerin seit 1983 in Berlin, Ausstellungen und Projekte 1981 Niedersächsisches Arbeitsstipendium für die Künstlerstätte Bleckede 1984 Arbeitsstipendium des Landkreises Helmstedt 1985 Nachwuchsstipendium des Landes Niedersachsen 1988 Arbeitsstipendium des Senators für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin 1988 Gedenkzeichen am Ort der zerstörten Synagoge Fraenkelufer, Berlin 1991 Ausstellungsprojekt "Raumwechsel", Georg-Kolbe-Museum, Berlin (zusammen mit Susanne Bayer, Erika Klagge und Carola Scheil) Ausstellungen 1980 Städtische Galerie Wolfsburg, Braunschweiger Künstlerpreis 1982 Museum Lüneburg, Stipendiaten der Künstlerstätte Bleckede 1983 Galerie Kulmerstrasse, Berlin (Einzelausstellung) 1984 Kunstverein Hannover, Bewerber um das Villa Massimo-Stipendium Kreuzgang von t. Marienberg, Helmstedt (Einzelausstellung) 1987 Mönchehaus, Museum für Moderne Kunst, Goslar, Profile, Impulse Berlinische Galerie, Berlin, Gedenken und Denkmal 1989 Kubus Hannover, Stipendiaten des Landkreises Helmstedt 1991 Kunstverein Wilhelmshaven, Herzsprung Werke in öffentlichen Sammlungen/Kunst im Stadtraum Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Niedersachsen Berlin Hameln Helmstedt Lüneburg Mönchehaus für Moderne Kunst, Goslar

13 Cornelia Lengfeld 2009