Influenzaüberwachung bei Mensch und Schwein Oktober 2009 Dezember 2015

Transkript

1 März 2016 Influenzaüberwachung bei Mensch und Schwein Oktober 2009 Dezember 2015 Hintergrund: 2009 löste das Influenza A(H1N1)pdm09 Virus eine weltweite Pandemie aus. Die Sequenzierung des Virus ergab, dass bei dessen Entstehung Schweine-Influenzaviren (SIV) beteiligt waren. Aus diesem Grunde wurde ab Herbst 2009 die Überwachung der SIV in Schweinehaltungen der Schweiz verstärkt und es wurden gezielt Betriebe mit an Husten erkrankten Schweinen untersucht. Bei rund einem Viertel der Betriebe mit hustenden Schweinen wird seither vom Schweinegesundheitsdienst (SGD) eine Beprobung der möglicherweise grippekranken Schweine mittels Nasentupfer vorgenommen. Da auch die Übertragung der Grippeviren zwischen Mensch und Schwein von grossem Interesse ist, sollen vor allem die Betriebe besucht werden, wo zeitgleich Personen im Betrieb an grippeähnlichen Symptomen erkrankt sind. Letztere sind gebeten, sich selbst mittels Nasentupfer zu beproben. Die Proben der Tiere werden am Virologischen Institut der Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich mit molekularbiologischen Methoden auf Influenzaviren untersucht und isolierte Viren typisiert. Die Proben der Personen werden am Centre National de Référence de l Influenza in Genf (CNRI) untersucht. Sollten auf demselben Betrieb sowohl beim Schwein als auch beim Menschen Grippeviren nachgewiesen werden, können durch Vergleich der genetischen Information der Viren mögliche Übertragungswege sowie Veränderungen der Viren rechtzeitig erkannt werden. Resultate der Überwachung beim Schwein 1. Betriebe mit hustenden Schweinen Von Oktober 2009 bis Dezember 2015 verzeichnete der SGD 1444 mal hustende Schweine auf Schweinebetrieben. Im Verlauf der Überwachungsjahre wurden immer weniger Betriebe mit hustenden Schweinen dokumentiert (Grafik 1). Auch wenn insgesamt die Betriebszahlen abnahmen, ist davon auszugehen, dass Husten im Verlauf der letzten Jahre weniger häufiger von Schweinehaltenden gemeldet wird. Am häufigsten werden hustende Schweine in den Wintermonaten verzeichnet, mit deutlichem Höchstwert im November (Grafik 2). Grafik 1: Anzahl beim SGD dokumentierter Betriebe mit hustenden Schweinen pro Jahr Seite 1 von 6

2 Grafik 2: Summe aller beim SGD bekannten Betriebe mit hustenden Schweinen pro Monat von Oktober 2009 bis Dezember Anzahl beprobte Betriebe Von den registrierten Schweinebetrieben mit hustenden Schweinen wurden durchschnittlich ein Viertel (26%) beprobt. 3. Anzahl Influenza-A positive Betriebe Im Durchschnitt waren 57% der beprobten Betriebe Influenza A positiv. Als positiv galt ein Betrieb, wenn mindestens ein Nasentupfer positiv auf Influenza A Viren getestet wurde. Schweineinfluenzaviren wurden das ganze Jahr über nachgewiesen, kamen aber vermehrt in den Wintermonaten vor. Eine Gesamtübersicht geben Tabelle 1, Grafik 3 und Grafik Typisierung der Influenza A Viren Im Jahr 2015 wurden im Rahmen des Influenzaüberwachungsprojekts Nasentupfer von 48 Betriebsbesuchen zur genaueren Abklärung ans Virologische Institut nach Zürich gesandt. Bei 31 Betriebsbesuchen konnten mittels einer auf dem Matrixprotein-Gen basierenden, Pan-Influenza A real-time PCR Influenza A Viren nachgewiesen werden. Bei 19 Betriebsbesuchen konnten die mittels klassischer PCR näher typisierten Influenza A Viren zu in Europa und der Schweiz kursierenden Stämmen des Subtyps H1N1 zugeordnet werden. Durch Untersuchung mit einer weiteren spezifischen real-time PCR konnten keine der als H1N1 identifizierten Stämme dem Influenza A(H1N1)pdm09 Virus zugeordnet werden. Bei den restlichen 12 Betriebsbesuchen, bei denen Influenza A Viren nachgewiesen wurden, konnten diese nur als H1 bzw. eine nur als N1 identifiziert werden. Da die einzelnen H1 und N1 Sequenzen auch zu den normalen europäischen SIV zählten und da H1 Subtypen aktuell in Kombination mit N1 zirkulieren, gehören diese Stämme wahrscheinlich auch zu solchen des H1N1 Subtyps. Nicht alle Nasentupfer pro Betriebsbesuch konnten weiter typisiert werden, aufgrund einer zu tiefen Konzentration viraler RNA. Zusätzlich wurde eine Auswahl an 13 Proben negativ auf N2 und weitere 2 Proben negativ auf H3 getestet. Seite 2 von 6

3 Das Influenza A(H1N1)pdm09 Virus, welches 2009 zur Pandemie führte, wurde 2011 in vier Schweinebetrieben nachgewiesen und 2013 in 3 Betrieben. In drei der Betriebe im Jahr 2011 und in einem Betrieb im Jahr 2013 zeigten Schweinehalter und Angehörige gleichzeitig oder rund eine Woche vor den Schweinen Grippesymptome, so dass der Übertragungsweg Mensch-Tier nicht ausgeschlossen werden konnte; leider wurden damals keine entsprechenden Humanproben untersucht. Da während der Grippesaison 2009/10 und 2010/11 in der Bevölkerung hauptsächlich Influenza A(H1N1)pdm09 zirkulierte, war der Nachweis bei Schweinen nicht überraschend. Seit Beginn des Überwachungsprogramms im Jahr 2009 ergaben sich neben dem Auffinden von H1N1 keine Hinweise auf ein Vorkommen von anderen Influenza A Subtypen. Sechs ausgewählte Proben, 5 Proben vom 2015 und eine interessante Probe vom 2013, wurden erfolgreich auf Zellkultur gezüchtet und nach Amplifikation aller acht Genomsegmente erfolgreich mittels next-generationsequencing untersucht. Die Analyse der Sequenzierung ist noch ausstehend. Weitere 6-7 Proben vom 2015 werden noch folgen. Resultate der Überwachung beim Menschen Von Oktober 2009 bis Dezember 2015 waren auf 62% der beprobten Betriebe keine Personen erkrankt, auf 23% der Betriebe waren Personen maximal in den letzten 10 Tage erkrankt. Bei 14% fehlten die Angaben (Tabelle 2). Ab 2013 wurden nur noch Personen beprobt, die maximal 3 Tage vor der Hustenmeldung/Beprobung erkrankt waren. Auf insgesamt 30 Schweinebetrieben waren 39 erkrankte Personen bereit, sich einen Nasentupfer zu entnehmen. In 7 dieser 39 Proben (18%) konnten Influenza A Viren nachgewiesen werden: 6 Schweineinfluenza A(H1N1) und 1 Influenza A(H1N1)pdm09. Auf 6 Betrieben der an SIV A(H1N1) erkrankten Personen waren auch die Schweine positiv auf SIV getestet worden. Wahrscheinlich fand hier eine Übertragung vom Tier auf den Menschen statt. Auf dem Betrieb der an Influenza A(H1N1)pdm09 erkrankten Person wurden die Schweine jedoch negativ auf dieses Virus getestet. Gesamtbeurteilung Schweineinfluenzaviren können gelegentlich von Schweinen auf den Menschen übertragen werden. Da in der Schweiz Influenza A(H1N1)pdm09 vor der Entdeckung bei den Schweinen in der Bevölkerung zirkulierte, kann hier von einer Übertragung vom Menschen auf die Schweine ausgegangen werden. Schweineinfluenzaviren werden das ganze Jahr über nachgewiesen, vornehmlich in den Wintermonaten. Das Monitoring ergab bislang keinen Hinweis auf die Entstehung neuer Subtypen oder neuer Virenstämme. H1N1 ist der einzige Subtyp, der derzeit in der Schweizer Schweinepopulation zirkuliert. Auch eine Weiterverbreitung der Schweineinfluenzaviren durch Mensch zu Mensch Übertragung wurde bisher nicht beobachtet. Seite 3 von 6

4 Grafik 3: Anzahl dem SGD bekannter Betriebe mit hustenden Schweinen (blaue Linie), Anzahl Betriebsbesuche mit Probenahme (grüne Linie) und mit positivem Resultat (rote Linie) pro Quartal Grafik 4: Anzahl Betriebsbesuche mit negativem (grüne Balken) und positivem (rote Balken) Resultat pro Monat Seite 4 von 6

5 Periode (Jahr_ Quartal) Anzahl Betriebe mit hustenden Schweinen Anzahl Betriebsbesuche mit Beprobung % beprobte Betriebsbesuche mit positivem Resultat A % pos H1N1 SIV 2009-Q % 21 70% 10 0 Zwischentotal % 21 70% Q % 13 93% Q % 7 39% Q % 7 58% Q % 21 70% 6 0 Zwischentotal % 48 65% Q % 12 67% Q % 5 38% Q % 3 25% Q % 15 58% 6 0 Zwischentotal % 35 51% Q % 4 22% Q % 4 44% Q % 4 33% Q % 5 45% 4 0 Zwischentotal % 17 34% Q % 6 55% Q % 11 85% Q % 7 88% Q % 18 64% 9 0 Zwischentotal % 42 70% 21 3 A(H1N1) pdm Q % 6 38% Q % 6 43% Q % 2 33% Q % 9 69% 5 0 Zwischentotal % 23 47% Q % 7 58% Q % 4 44% Q % 8 80% Q % 12 71% 6 0 Zwischentotal % 31 65% 19 0 Gesamttotal % % Tabelle 1: Übersicht über die Anzahl dem SGD bekannten Betriebe mit hustenden Schweinen, Anzahl und Anteil Betriebsbesuche mit Beprobung und deren Untersuchungsergebnis pro Quartal Seite 5 von 6

6 Grafik 5: Anzahl beprobter Personen auf dem SGD bekannten Betrieben mit hustenden Schweinen pro Quartal Periode (Jahr_ Quartal) Anzahl Anzahl Betriebe Personen krank krank vor 1-3d krank vor 4-10d nicht kürzlich krank Anzahl Anzahl Anzahl Inf A Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Inf A Anzahl Anzahl Anzahl Betriebe Personen positiv Betriebe Personen Betriebe Personen positiv Betriebe Betriebe Personen Humantupfer beprobt krank Humantupfer beprobt Humantupfer beprobt Anzahl Inf A positiv 2009-Q Zwischentotal Q Q Q Q Zwischentotal Q Q Q Q Zwischentotal Q Q Q Q Zwischentotal Q * Q Q Q Zwischentotal Q Q Q Q Zwischentotal Q Q Q Q Zwischentotal Total keine Angaben Anzahl Betriebe * Person war innerhalb der letzten 10 Tage erkrankt, sprich sie könnte auch innerhalb der letzten 1-3 Tage krank gewesen sein Tabelle 2: Angaben zum Grippestatus von Personen auf dem SGD bekannten Betrieben mit hustenden Schweinen pro Quartal Seite 6 von 6