Demenz Vergesslichkeit im Alter was ist normal und was ist auffällig
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- Paula Beutel
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1 Demenz Vergesslichkeit im Alter was ist normal und was ist auffällig Dr. med. Dipl. oec. med. Björn Johnson & Andrea Kuttenhofer HELIOS Amper Klinik Indersdorf 1
2 Gedächtnis Es gibt nicht EIN Gedächtnis, sondern verschiedene Gedächtnisfunktionen 2
3 Häufige Gedächtnisprobleme (im Alter) Wie heißt noch gleich der neue Nachbar? Jetzt hab ich vergessen, Zahnpasta zu kaufen Wann war noch gleich der Arzttermin? Jetzt steh ich im Keller und weiß nicht mehr, was ich holen wollte Hab ich den Zucker schon in den Kuchenteig getan, oder nicht? 3
4 Vergesslichkeit im Alter Was lässt nach? Menge aufnehmbarer Information Informationsverarbeitungs-geschwindigkeit (ca. 50 % langsamer als im Jugendalter) Abruf-Funktionen Geistige Flexibilität 4
5 Unterschiede zwischen normalem Altern und Demenz normales Altern Demenz Vergessen gelegentlich häufig Wiederfinden von Verlegtem meist rasch, an den üblichen Orten selten, an unüblichen Orten Vergessene Inhalte Einzelheiten Wiedererinnern häufig selten ganze Erlebnisse und Begebenheiten Merkhilfen nutzbar zunehmend nutzlos 5
6 Demographische Daten Aktuell ca. 1,1 Mio. Demenzkranke in Deutschland Bis 2050 wird sich diese Zahl verdoppeln Jeder Dritte über 90 Jahren leidet an einer Demenz Thema der Zukunft! Herausforderung für Pflegekräfte! 6
7 Definition fortschreitende Erkrankung des Gehirns kontinuierliches Absterben von Nervenzellen Störungen des Gedächtnisses, des Denkvermögens, der Sprache, der Orientierung u.u. Veränderungen in Sozialverhalten und Persönlichkeit Störung der Bewältigung alltäglicher Handlungen Zeitkriterium: mindestens seit 6 Monaten bestehend 7
8 Demenzformen aus: Möller HJ, Laux G, Deister A (2009). Psychiatrie und Psychotherapie: Duale Reihe. 4. Auflage. Thieme-Verlag: Stuttgart 8
9 Alzheimer Demenz 9
10 Alzheimer Demenz vom Arzt Alois Alzheimer 1906 erstmals beschrieben chronische, langsam fortschreitende Erkrankung des Gehirns Untergang von Gehirnzellen, v.a. temporo-parietal Schrumpfung des Gehirns, Mangel an Acetylcholin, Amyloid-Plaques, neurofibrilläre Bündel 10
11 Neuropsychologie der Alzheimer Demenz Gedächtnis: - Neuerlernen erheblich beeinträchtigt (Speicherstörung) - Altgedächtnis sehr gut erhalten Sprache: Wortfindungsstörungen Visuokonstruktive Störungen Orientierungsstörungen Aufmerksamkeit: - Basale Aufmerksamkeitsleistungen ungestört - Komplexere Aufmerksamkeitsleistungen beeinträchtigt 11
12 Vaskuläre Demenz 12
13 Vaskuläre Demenz Ursache: Durchblutungsstörungen im Gehirn Risikofaktoren: Bluthochdruck Rauchen Blutfetterhöhung (Cholesterin) Zuckerkrankheit (Diabetes) Bewegungsmangel 13
14 Symptome einer vaskulären Demenz nicht kontinuierliche, sondern stufenweise Verschlechterung Psychomotorische Verlangsamung Neuropsychologische Ausfälle entsprechend der Lokalisation Antriebsstörung Affektlabilität Dranginkontinenz Gangstörung mit gehäuften Stürzen 14
15 Gemischte Demenz Definition: Demenzielles Syndrom, das sich aus Komponenten einer neurodegenerativen und einer zerebrovaskulären Erkrankung zusammensetzt insbesondere mit zunehmenden Alter ist davon auszugehen, dass der Anteil gemischter Demenzen stark zunimmt 15
16 Frontotemporale lobäre Degeneration (Pick-Komplex) Beginn: häufig bereits zwischen Lebensjahr 16
17 Parkinson-Plus-Demenzen % aller Patienten mit idiopathischem Morbus Parkinson entwickeln im Laufe der Erkrankung eine Demenz (ᴓ 10 Jahre) - atypische Parkinsonsyndrome gehen sehr häufig und sehr früh im Krankheitsverlauf mit Demenz einher (ᴓ 1 Jahr) 17
18 Reversible Demenzformen Verschiedene körperliche und psychische Krankheiten können ähnliche Störungen hervorrufen wie eine Demenz, jedoch ohne bleibende Schädigung des Gehirns Durch rechtzeitige Behebung der auslösenden Faktoren kann der geistige Zustand (meist) wieder normalisiert bzw. zumindest stabilisiert werden 18
19 Sinnvolle Untersuchungen zur Diagnosestellung vollständige Erhebung der Krankheitsvorgeschichte gründliche körperliche und neurologische Untersuchung Neuropsychologische Testverfahren Laboruntersuchungen (Blut, Liquor) bildgebende Verfahren: Computertomographie (CCT) Kernspintomographie (MRT) PET / SPECT 19
20 Medikamentöse Therapie von Stimmungs- und Verhaltensauffälligkeiten Angst, Unruhe, Depression, Sinnestäuschung, Schlafstörung Mittel zur Stimmungsaufhellung und Antriebsverbesserung (Antidepressiva) Mittel gegen Unruhe, Wahngedanken und Sinnestäuschungen (Neuroleptika) 20
21 Umgang mit Stimmungs- und Verhaltensauffälligkeiten Medikamente sollen nur ergänzend gegeben werden, wenn die Situation nicht anderweitig beherrschbar ist (Risiken: z.b. sedierende Medikamente erhöhen Sturzgefahr) Erste, wichtigste Intervention: adäquater Umgang mit dem Patienten 21
22 Demenz Wörtliche Übersetzung: weg vom Geist, ohne Geist Zieht das ganze Sein des Menschen in Mitleidenschaft: - Gedanken - Wahrnehmung - Verhalten - Erleben 22
23 Abschied vom Ich Gedächtnis (Vergessen von Terminen und Namen) Orientierung (Wege werden nicht mehr gefunden) Sprache (Worte fehlen) Affekt (Niedergeschlagenheit, Ängste) Persönlichkeit ( Wer bin ich? ) Autonomie (Fähigkeit, sich selbst zu versorgen) 23
24 Demenz-Paradoxon Der Kranke kann sich wegen seiner Krankheit nicht mit seiner Krankheit auseinandersetzen Die kognitiven Defizite machen ihm eine Reflexion seiner Defizite und eine bewusste Krankheitsverarbeitung unmöglich (und hier ist aufgrund der Progredienz auch keine Besserung zu erwarten) Folgen: Ängste, Hilflosigkeit, Depression, Aggression 24
25 Ich versteh die Welt nicht mehr Probleme für Außenstehende: innere Erlebniswelt des Demenzkranken bleibt nach außen verschlossen wir müssen versuchen, uns in die Situation einzufühlen, um die Bedürfnisse zu verstehen Entschlüsselung z.b. über Biografie 25
26 Umgang 26
27 Demenz-Therapie erhaltende Rehabilitation: Ziel ist nicht eine Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit / Wiederherstellen von bereits Verlorengegangenem, sondern Verzögerung des Fortschreitens der Erkrankung Stärkung des noch vorhandenen Funktionsniveaus Unterstützung der Selbständigkeit, ohne zu überfordern Vermeiden von Stimmungseinbrüchen und Verhaltensauffälligkeiten ( neuropsychiatrische Symptome ) 27
28 Sie wollen einem 72jährigen demenzkranken Mann bei der Morgentoilette helfen. Herr Meister schreit Sie an und schlägt nach Ihnen: Nehmen Sie Ihre Finger weg! Das kann ich alleine! 28
29 Umgang mit Aggression Aggressivität ist oft ein Hinweis auf Überforderung, Verunsicherung oder Scham Situation hinterfragen! Deeskalieren! Gelassen bleiben! Kranken ablenken, beruhigen Auf eigene Sicherheit achten Raum verlassen, Anforderung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben 29
30 Demenzgerecht kommunizieren Keine Warum-Fragen Keine Fragen, die das Kurzzeitgedächtnis betreffen Gestik und Mimik einsetzen Gute Stimmung 30
31 Achtung! auch wenn der Kranke sich vielleicht inhaltlich nichts mehr merken kann - das schlechte Gefühl nach einem Misserfolg oder einem Streit bleibt zurück, ohne dass der Kranke es reflektieren und einordnen kann! er vergisst das eh gleich wieder gilt nicht! 31
32 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 32
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