Migrationsleitfaden Leitfaden für die Migration der Basissoftwarekomponenten auf Server- und Arbeitsplatz-Systemen
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1 Migrationsleitfaden Leitfaden für die Migration der Basissoftwarekomponenten auf Server- und Arbeitsplatz-Systemen Version 1.0 Juli 2003 Schriftenreihe der KBSt ISSN Band 57 Juli 2003
2 Schriftenreihe der KBSt Band 57 ISSN Nachdruck, auch auszugsweise, ist genehmigungspflichtig Dieser Band wurde erstellt von der KBSt im Bundesministerium des Innern in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), dem Bundesverwaltungsamt (BVA) und der C_sar Consulting, solutions and results AG Redaktion: C_sar AG, Berlin Interessenten erhalten die derzeit lieferbaren Veröffentlichungen der KBSt und weiterführende Informationen zu den Dokumenten bei Bundesministerium des Innern Referat IT 2 (KBSt) Berlin Tel.: +49 (0) Fax.: +49 (0) Homepage der KBSt: 1 Frau Monika Pfeiffer (mailto: monika.pfeiffer@bmi.bund.de)
3 Migrationsleitfaden Leitfaden für die Migration der Basissoftwarekomponenten auf Server- und Arbeitsplatz-Systemen Version 1.0 Juli 2003 Herausgegeben vom Bundesministerium des Innern
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5 INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung Über das Vorhaben Über diesen Leitfaden Hinweise zur Benutzung des Leitfadens Hinweise an die Entscheider Grundsätzliche Empfehlungen Fortführende und ablösende Migration Migrationswege Vergleichbarkeit von Alternativen Künftige Schwerpunte Wirtschaftlichkeit 16 2 Schwerpunkte des Migrationsleitfadens Wichtige Definitionen Open Source -, Free -, Freie Software Proprietäre Software Commercial Linux Software Ablösende Migration Fortführende Migration Migrationspfade Ausgangslage Microsoft Windows Systemlandschaft bei ablösender Migration Systemlandschaft bei fortführender Migration Interne Abhängigkeiten in der Microsoft- Systemlandschaft Linux-Distributionen Einleitung Debian GNU Linux SuSE Linux Distribution Red Hat-Distribution Zertifizierungen Fazit 34 Seite 1
6 INHALTSVERZEICHNIS 2.4 Lizenzmodelle GPL Lesser GPL BSD Lizenz Datenerhebung Erfahrungen aus Migrationsprojekten Einbindung von Experten 39 3 Technische Betrachtung der Migrationspfade Einleitung Dateiablage Überblick Windows NT Ablösende Migration Fortführende Migration Druckdienst Überblick Einleitung Ausgangssituation Drucken unter Windows NT Ablösende Migration Fortführende Migration Authentisierungsdienste Überblick Ausgangslage Windows NT Ablösende Migration Linux, Samba und OpenLDAP Fortführende Migration Netzwerkdienste Überblick Ausgangslage Netzwerkdienste unter Windows NT Ablösende Migration Netzwerkdienste unter Linux Fortführende Migration Netzwerkdienste unter Windows System-Überwachungs- und Management-Dienste 111 Seite 2
7 INHALTSVERZEICHNIS Überblick Ausgangslage Systems Management Server unter Windows NT Ablösende Migration Linux Fortführende Migration Windows Verzeichnisdienst Überblick Grundlagen Active Directory Service (ADS) Ablösende Migration Samba und OpenLDAP Fortführende Migration Einführung ADS Middleware COM,.NET, J2EE Component Object Model (COM) NET Java 2 Enterprise Edition (J2EE) Web Services Überblick Grundlagen Net Web-Services J2EE XML (Extensible Markup Language) Webserver Überblick Einleitung Internet Information Server Ablösende Migration Fortführende Migration SharePoint Portal Server Überblick Einleitung Dashboardsite Dokumentenmanagementsystem (DMS) Suchfunktionen Fazit 176 Seite 3
8 INHALTSVERZEICHNIS 3.13 Datenbanken Überblick Einleitung MS SQL Server Ablösende Migration Fortführende Migration Groupware Überblick Einleitung Ausgangslage Microsoft Exchange Ablösende Migration Fortführende Migration Office / Desktop Überblick Einleitung Ausgangslage MS Office Ablösende Migration Fortführende Migration Weitere Desktopanwendungen Integration von Windows-Anwendungen beim Einsatz von Linux-Client Bewertung Terminal-Server und Thin Clients Überblick Einleitung Linux-Terminal-Server-Projekt Terminalservices NX Windows Terminal Services und Citrix Hochverfügbarkeit Ziele Die fünf Neunen und die Realität Vorgehensweise Kategorien von HA-Systemen Proprietäre HA-Software 288 Seite 4
9 INHALTSVERZEICHNIS Open Source HA-Software Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Einleitung Methodische Grundsätze Monetäre Analyse Nutzwert-Analyse IT-WiBe Migrations-Kosten-Matrix TCO Vergleichbarkeit Neueinführung vs. Migration von Systemen Vollkostenansatz Monetäre (operative) Dimension Einsatzbereiche Kostenkategorien Eigenschaften angewandter Behördenkategorien Strategische Dimension Makroökonomische Betrachtung Mikroökonomische Betrachtung Gesamtergebnisse der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Migrationsempfehlungen aufgrund der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Vollständige Migration Fortführende Migration Teilmigration Fazit Aufwände für unterschiedliche Migrationsszenarien Allgemeine Annahmen für Migrationsaufwände Migrationsaufwände von Windows NT nach Windows Migrationsaufwände von Windows NT nach Linux Migrationsaufwände von Exchange 5.5 nach Exchange Seite 5
10 INHALTSVERZEICHNIS Migrationsaufwände von Exchange 5.5 nach Samsung Contact Einschätzungsempfehlungen zu Produkten/ Produktgruppen Beispiel Bewertung Dringlichkeit und Qualität/ Strategie Dringlichkeits-Kriterien Qualitativ-strategischen Kriterien Nutzwertanalyse Migrationsempfehlungen Grundsätzliche Aussagen Weg der Entscheidungsfindung Grundsatzempfehlungen Vollständig Ablösende Migration Architekturmodell Mittlere und große Behörden Spezialisierte Behörden mit IT-Dienstleistung Kleine Behörden Vollständig Fortführende Migration Minimierung des Grades an Integration, Bewahrung von Freiheitsgraden Weitere Migrationspfade Teilmigration Punktuelle Migration Serverseitige Teilmigration Migrationswege Schnelle Migration Sanfte Migration Kritische Erfolgsfaktoren Mitwirkende Experten Abkürzungsverzeichnis Seite 6
11 INHALTSVERZEICHNIS 8 Glossar Tabellenverzeichnis Abbildungsverzeichnis Anhang Anhang -WiBe Überblick empfohlener Kriterienkataloge Genereller Kriterienkatalog IT-WiBe21 für Migrationsszenarien Spezieller Kriterienkatalog IT-WiBe21 für Migrationsobjekte Erläuterung ergänzter Kriterien 431 Seite 7
12 Einleitung 1 Einleitung Ein Produkt ersetzt ein anderes, wenn es den Abnehmern einen Umstellungsanreiz bietet, der stärker ist als die Umstellungskosten, oder der den Widerstand gegen die Umstellung überwindet. Ein Ersatzprodukt bietet einen Umstellungsanreiz, wenn es im Vergleich zu seinem Preis dem Abnehmer einen höheren Wert als das bislang benutzte Produkt bietet. M.E. Porter 1.1 Über das Vorhaben Kaum eine Formulierung beschreibt den Kern der seit einiger Zeit in der Öffentlichkeit intensiv stattfindenden Diskussion über den Einsatz der Open Source Software besser als dieser eher einfache Grundsatz des Harvard Business School Professors zu den Grundlagen der Wettbewerbsfähigkeit. Das Open Source Flaggschiff Linux hat im Bereich der Betriebssysteme schon längst die Position eines aus der Sicht der Wettbewerbstheorie etablierten Ersatzproduktes erreicht, andere Softwareprodukte wie MySQL oder Open Office sind auf dem Weg dorthin. (Für diejenigen, die in dieser Aufstellung den OSS-Klassiker Apache vermissen, sei die Feststellung erlaubt, dass es sich nach Meinung der Autoren bei diesem Produkt selbst um das Original und nicht um einen Ersatz handelt). Insbesondere das Freie Betriebssystem Linux ist eines der wenigen Softwareprodukte überhaupt, das heute über kontinuierliche Wachstumsraten verfügen und in der Zwischenzeit in über 40% der deutschen Unternehmen und Organisationen produktiv eingesetzt wird 2, mit steigender Tendenz. Angesichts dieser Entwicklung müsste die Frage nach den Anreizen, die zu dieser Entwicklung der Open Source Software geführt haben, leicht zu beantworten sein. Diese Annahme trifft aber nicht zu im Gegenteil: Über kaum ein anderes Thema wird in der IuK-Branche eine derart kontroverse Diskussion geführt wie über die Vor- und Nachteile beim Einsatz von Open Source Software. Es ist allerdings verständlich, dass bei einem jährlichen Umsatz von über 10 Mrd. US-Dollar allein bei Windows-Betriebssystemen, die Diskussion über Alternativen von erheblichen wirtschaftlichen Interessen beeinflusst wird. Neben der Einzigartigkeit des Lizenzmodells und den häufigen Fragen zum Einfluss dieses Modells auf die Innovationsfähigkeit der IT-Branche werden gleichermaßen die technologischen Eigenschaften der Produkte und die wirtschaftlichen Parameter der zum Vergleich stehenden Alternativen diskutiert. Dies führt insgesamt zu einer mehrdimensionalen und somit zwangsläufig komplexen und interpretierbaren Betrachtung. Zusätzlich fällt ins Gewicht, dass es sich bei den 2 Berlecon Research, 2002 Seite 8
13 EINLEITUNG Wettbewerbern Open Source versus Microsoft nicht um vereinzelte Softwareprodukte, sondern um eine in der Zwischenzeit nahezu komplette Plattform mit einer großen Auswahl an Software handelt. In dieser durch vielseitige Interessen und hohe Komplexität bestimmten Situation kommt einer objektiven und umfassenden Analyse eine entscheidende Rolle zu. Eine solche Betrachtung sollte nicht nur die technischen Eigenschaften der jeweiligen Software, sondern auch die konkrete Ausgangssituation für deren künftigen Einsatz berücksichtigen, insbesondere die spezifischen finanziellen, strukturellorganisatorischen und politischen Rahmenbedingungen der Öffentlichen Verwaltung in Deutschland. 1.2 Über diesen Leitfaden Bereits mit dem Titel soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass zunächst einmal unabhängig von der Grundsatzentscheidung zur Einführung von Open Source Software bereits durch den natürlichen Lebenszyklus der Microsoft- Software eine Reihe von Migrationsentscheidungen zu treffen sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Auslaufen der Unterstützung für das immer noch weit verbreitete Betriebssystem Windows NT, dessen Nachfolger einen grundsätzlich anderen Ansatz zur Gestaltung von Domänen erfordert. Um zwischen der Ablösung dieser Software durch OSS-Produkte und einer Umstellung auf nachfolgende Generationen von Microsoft-Produkten zu unterscheiden, wird im Leitfaden generell zwischen einer ablösenden und einer fortführenden Migration gesprochen. Im Fokus des Migrationsleitfadens steht nicht die einseitige Ausrichtung auf Ablösung von bereits im Einsatz befindlichen Produkten, sondern die Empfehlung für eine den Umständen entsprechend optimale und wirtschaftliche Lösung. Der Migrationsleitfaden richtet sich an die mit der Planung und Umsetzung der IT-Strategien und -Vorhaben in der Öffentlichen Verwaltung verantwortlichen Entscheider. Der erste Teil (Kapitel 2) beschäftigt sich mit der Ausgangssituation der IT- Software, die zur Entstehung der Migrationsplanungen führte, und stellt einen Überblick über die Basis-Architektur der Microsoft-Software sowie der alternativen, auf Open Standards/Open Source - basierten Plattform dar. Die sogenannte Karte der Systemlandschaft zeigt dabei die Abdeckung von Funktionen durch konkrete Produkte oder Lösungen und visualisiert die Zusammenhänge zwischen einzelnen Produkt- und Softwareschichten. Der zweite Teil (Kapitel 3 und 4) setzt sich mit einer potenziellen Migration oder einer Neueinführung der Systeme und Infrastrukturen auseinander. Die einzelnen Einsatzbereiche der Software werden sowohl einer technischen als auch einer betriebswirtschaftlichen Betrachtung unterzogen. Während erstere sich auf die Identifikation und Beurteilung von Alternativlösungen für Microsoft-Produkte fokussiert, geht es im Abschnitt zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung um die Frage Seite 9
14 Einleitung nach dem betriebswirtschaftlich optimalen Weg mit dem Softwarewechsel umzugehen. Im dritten Teil (Kapitel 5) sind die Migrationsempfehlungen zu unterschiedlichen Behördenstrukturen als zusammenfassendes Ergebnis der technischen und wirtschaftlichen Betrachtungen formuliert. Diese Empfehlungen beinhalten konkrete Vorschläge für kleine, mittlere, große und spezialisierte Behörden. Zusätzliche werden die Vor- und Nachteile verschiedener Migrationswege abgewogen. Abschließend sind im dritten Teil die kritischen Erfolgsfaktoren für Migrationsvorhaben dargestellt. Obwohl eine Softwareablösung nichts grundsätzlich Neues ist, bestätigen die Erfahrungen der in der Öffentlichen Verwaltung durchgeführten Migrationsprojekte, dass die Einführung von Software Produkten sorgfältig geplant werden muss und der Erfolg dieser Vorhaben wesentlich von der Vorbereitung der an der Migration beteiligten Mitarbeiter abhängt. Während der mehrmonatigen Arbeit am Migrationsleitfaden hat sich einmal mehr bestätigt, dass es sich bei diesem Thema um ein insgesamt sehr dynamisches und schnell veränderndes Feld handelt. Die Anzahl der unter Linux verfügbaren Softwarepakete, sowohl unter GPL als auch kommerzieller Natur, hat während der Projektarbeiten auf sichtbare Art und Weise zugenommen, genauso wie die Anzahl der Hersteller, die einem strategischen Commitment zur Linux-Strategie konkrete Produkte oder zumindest eine Release-Planung folgen lassen. Neben den großen Softwareanbietern wie SAP, Oracle, Sun oder IBM, stoßen kontinuierlich kleine und mittlere Softwareunternehmen mit einem wachsenden Angebot an spezialisierten Anwendungen und Systemen dazu. Diese für die Open Source Befürworter erfreuliche Entwicklung trägt zwar einerseits zu einer fortschreitenden Reife des OSS-Angebotes bei, macht jedoch andererseits den Überblick ü- ber den erreichten Stand zunehmend schwieriger. Es bleibt letztendlich die Aufgabe der Leser, die eingangs erwähnten Umstellungsanreize für sich zu finden. Die Autoren hoffen, dass der Migrationsleitfaden dabei eine gute und verlässliche Hilfe für technische wie wirtschaftliche Überlegungen sein wird. 1.3 Hinweise zur Benutzung des Leitfadens Den Lesern des Leitfadens werden im folgenden Abschnitt kurze Hinweise zum Umgang mit der internen Struktur des vorliegenden Dokumentes gegeben. Hiermit sollen die Leser eine Navigationshilfe bezüglich der für sie relevanten Inhalte innerhalb des recht umfangreichen Leitfadens erhalten. Dabei wird zwischen zwei Zielgruppen unterschieden, an die sich der Leitfaden richtet. Die eine Zielgruppe sind die mit der Planung und Umsetzung der IT-Strategien und -Vorhaben verantwortlichen Entscheider. Die zweite Gruppe ist die der IT-Verantwortlichen in den Behörden, für die detaillierte technische Betrachtungen von großem Interesse sein dürften. Beiden Zielgruppen wird die vollständig Lektüre der folgenden Hinweise empfohlen. Seite 10
15 EINLEITUNG Unmittelbar im Anschluss an dieses Kapitel folgt ein Abschnitt, der sich speziell an die Entscheider wendet. Der Abschnitt Hinweise für Entscheider enthält eine zusammenfassende Darstellung der wesentlichen Inhalte und Ergebnisse des Migrationsleitfadens in komprimierter Form. Grundsätzlich sollte es kein Leser des Migrationsleitfadens versäumen, sich den ersten vier Abschnitten des Kapitels 2 zu widmen. Diese enthalten wichtige Begriffsbestimmungen, die für das Verständnis des restlichen Leitfadens von Bedeutung sind. Des weiteren werden die Komponenten der einer Migration zugrundeliegenden IT-Landschaft beschrieben. Es werden die Komponenten nach einer ablösenden Migration wie auch nach einer fortführenden Migration dargestellt. In Ergänzung dazu steht den Entscheidern, die sich einen Überblick über die Ergebnisse der technischen Betrachtungen verschaffen wollen, zu den verschiedenen Migrationskomponenten jeweils zu Beginn einer Betrachtung in Kapitel 3 eine zusammenfassende Darstellung der Zielsetzung und der Ergebnisse der jeweiligen technischen Betrachtung zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der wirtschaftlichen Betrachtungen liefert das Kapitel 4.7. Weiterhin enthält das Kapitel 5 entsprechende Empfehlungen zu ökonomischen Auswirkungen der unterschiedlichen Migrationsverfahren. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung (Kapitel 4) beleuchtet die finanziellen Aspekte von Migrationsprojekten und ist somit für Leser, die grundsätzliche strategische und wirtschaftliche Entscheidungen treffen müssen, von besonderer Relevanz. Anhand unterschiedlicher Szenarien werden die monetären Aspekte möglicher Migrationsprojekte betrachtet. Für eine vertiefende Lektüre der für eine Behörde relevanten Empfehlungen empfiehlt es sich einen Blick auf das Kapitel Migrationsempfehlungen zu werfen. Hier werden für unterschiedliche Migrationsszenarien 3 differenziert nach unterschiedlichen Behördenstrukturen 4 Empfehlungen für eine Kombination von geeigneten Systemkomponenten ausgesprochen. Diese beruhen auf den Ergebnissen der vorangegangenen technischen und wirtschaftlichen Betrachtungen. Von besonderem Interesse dürften auch die Ausführungen im Abschnitt Kritische Erfolgsfaktoren sein, der Lesern aufzeigt, welche Bedingungen und Faktoren für eine erfolgreiche Projektdurchführung zu beachten sind. Damit dürften den Entscheidern die wesentlichen und für sie relevanten Informationen zur Verfügung stehen. Es bleibt allerdings jedem Entscheider unbenommen, sich auch den weiteren Inhalten des Leitfadens zu widmen. Für die IT-Verantwortlichen dürften grundsätzlich alle Informationen des Leitfadens von Interesse sein. Der Leitfaden ist so aufgebaut, dass nach der Einleitung 3 Vollständig ablösende Migration, vollständig fortführende Migration und Teilmigration. 4 Kleine, mittlere, große und spezialisierte Behörde. Seite 11
16 Einleitung das Kapitel 2 Schwerpunkte des Migrationsleitfadens allgemeine Informationen enthält, die als Grundlage für das Verständnis des restlichen Leitfadens von Interesse sind. Neben den bereits oben erwähnten ersten vier Abschnitten sind in den daran anschließenden Abschnitten Informationen über verschiedene Linux- Distributionen, Open Source Lizenzmodelle und vor allem Hinweise bezüglich der Datengrundlagen für diesen Leitfaden zu finden. Die technischen Detailbetrachtungen in Kapitel 3 stellen für die IT- Verantwortlichen, in Kenntnis der hausspezifischen technischen Anforderungen, wohl mit die wichtigste Informationsquelle dar, wenn es darum geht, Hinweise auf u.a. folgende Fragen zu bekommen: Was ist technisch machbar bzw. wo bestehen Probleme? Wie können bekannte Probleme ggf. gelöst bzw. umgangen werden? Worauf ist bei einer Migration einer Komponente aus technischer Sicht zu achten? Welche Funktionalitäten können auch nach einer Migration weitergenutzt werden bzw. wo gibt es Einschränkungen? usw. Innerhalb der Abschnitte werden die jeweiligen Systemkomponenten aus technischer Sicht betrachtet. Die jeweiligen Abschnitte beschreiben die technische Ausgangsituation und dann die Aspekte der ablösenden und fortführenden Migration. Es wird den technisch versierten und interessierten Lesern ein Überblick über die unterschiedlichen Technologien gegeben. Der Leser hat die Möglichkeit, sich detailliert über die Eignung der unterschiedlichen Lösungen und Produkte zu informieren. Speziell für Leser, die bisher nicht oder kaum Kontakt zu linuxbasierten Technologien hatten, bieten die Abschnitte zur ablösenden Migration vielfältige Informationen an. Innerhalb des Kapitel 5 münden die technischen und wirtschaftlichen Betrachtungen der vorangestellten Kapitel in konkrete Empfehlungen. Dargestellt werden unterschiedliche Szenarien, die differenziert in Abhängigkeit von der jeweiligen Größe und Spezialisierung der Behörde erläutert werden. Der Leser hat die Möglichkeit sich entsprechend seiner Bedürfnisse und der konkreten Ausgangssituation gezielt zu informieren. 1.4 Hinweise an die Entscheider Grundsätzliche Empfehlungen Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt angedeutet, werden im Migrationsleitfaden grundsätzlich beide Wege, sowohl der ablösenden als auch der fortführenden Migration analysiert. Das grundsätzliche Ergebnis sei an dieser Stelle vorweggenommen: Die Anzahl der Szenarien, in denen eine ablösende Migration unter Einsatz von Open Source Produkten für die Behörden vorteilhafter ist, hat zugenommen. Dies liegt einerseits an den Ergebnissen der Wirtschaftlichkeitsbe- Seite 12
17 EINLEITUNG trachtung, in der OSS-Produkte generell gut abschneiden. Andererseits ebnen insbesondere die inzwischen fortgeschrittene Reife, Verbreitung und Kompatibilität von OSS-Produkten den Weg für Migrationsprojekte und sorgen somit für geringere Umstellungskosten als in der Vergangenheit. Insbesondere die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bestätigen, dass nicht nur die unter Umständen wegfallenden Lizenzgebühren, sondern vor allem der in Gang kommende Wettbewerb im Bereich der Betriebssysteme und Office-Produkte zu wesentlichen Einsparungen führen kann. Die Ergebnisse des Leitfadens beziehen sich in erster Linie auf eine Ausgangslage, wie sie in den meisten Behörden noch vorzufinden ist: Für diese sind Windows NT 4 als Betriebssystem sowie die darauf aufsetzenden Microsoft- Softwareprodukte, wie z.b. MS Exchange 5.5, Internet Information Server 4 und MS SQL Server 7 charakteristisch Fortführende und ablösende Migration Diese Konfiguration bildet die Ausgangssituation für die fortführende Migration innerhalb der Microsoft Produktfamilie. Hier wird insbesondere die Umstellung der o.g. Produkte auf Windows 2000 und die 2000er-Produktserie betrachtet auch mit Blick auf Windows XP und Windows Die Fokussierung auf Windows 2000 bedeutet nicht, dass alle, die schon eine Umstellung nach Windows 2000 vollzogen haben, den Leitfaden nun beiseite legen sollten. Auch für diese Behörden liefert der Leitfaden sowohl in den technischen Betrachtungen als auch in den Empfehlungen wichtige Erkenntnisse. Die Beachtung dieser und der daran anknüpfenden Maßnahmen zur Reduktion der internen Abhängigkeitsgrade sorgt dafür, dass alle Optionen bezüglich zukünftiger Migrationen offen gehalten werden können. Diese Empfehlungen richten sich primär an jene Behörden, die zum einen gerade erst eine Migration nach Windows 2000 durchgeführt haben, und zum anderen an die Behörden, welche die Microsoft- Produktlinie vorläufig weiterführen möchten oder (aus unterschiedlichen Gründen) weiterführen müssen. Der Blick auf die ablösende Migration zeigt, dass durch die Vielzahl und Vielfalt der Lösungen eine Differenzierung der Ergebnisse und Empfehlungen sinnvoll ist. Insbesondere die Größe, die Intensität der IT-Nutzung und der Spezialisierungsgrad bei Behörden, die selbst IT-Dienstleistungen für andere Behörden erbringen, sind die wesentlichen Kriterien für die Auswahl der richtigen Lösung. Neben der Auswahl der passenden Produkte und Konfigurationen müssen die richtigen Migrationsszenarien gefunden werden. Der Leitfaden unterscheidet an dieser Stelle zwischen punktueller, breiter und vollständiger Migrationen abhängig von dem Flächendeckungsgrad innerhalb der IT. Punktuell durch Ablösung einzelner Komponenten der IT-Landschaft, wie z.b. die MS Office Suite oder MS Exchange. Partiell durch Ablösung der gesamten Serverinfrastruktur und unter Beibehaltung bzw. Fortführung der Windows Clients. Vollständig durch die Ablösung der gesamten Windows-Systeme durch eine linuxbasierte Systemlandschaft. Seite 13
18 Einleitung Die Empfehlungen des Migrationsleitfadens zeigen hier, welche Lösungsausprägungen für welche Anforderungen und welche Behördenstruktur aus heutiger Sicht zu bevorzugen sind Migrationswege Die Wahl des Migrationsweges, die Wahl zwischen schneller und sanfter Migration, spielt ein wichtige Rolle. Dabei ist es entscheidend, dass es technisch möglich ist, heterogene (gemischte) Systemumgebungen weitgehend problemlos aufzubauen und zu betreiben. Damit haben Behörden die Chance, im Rahmen einer Migration einzelne Komponenten aus ihrer IT-Landschaft durch Open Source Software oder kommerzielle Software für Linux zu ersetzen. Der optimale Migrationsweg wird durch mehrere Faktoren bestimmt. Schnelle Migration bedeutet (wie der Name es vermuten lässt) eine vollständig ablösende Migration in einem Guss durchzuführen. Dies macht unter Einhaltung der Wirtschaftlichkeitsprinzipien vor allem dort Sinn, wo IT-Infrastrukturen und Systeme entweder bereits einen hohen Anteil an Unix-Durchdringung haben, oder bei Behörden mit größerem Modernisierungsbedarf (und sogenanntem Investitionsstau). In der Regel sind sanfte Migrationen der sinnvollere Weg. Diese werden in ein bis drei Stufen durchgeführt und setzen sich aus Teil- und/oder punktuellen Migrationen zusammen. Sanfte Migrationen eröffnen die Möglichkeit, fehlendes Know-how bezüglich der neuen Techniken im Hause langsam aufzubauen und Administratoren und Benutzer allmählich an die neuen Techniken und Umgebungen heranzuführen. Unabhängig vom gewählten Migrationsweg gilt es die kritischen Erfolgsfaktoren zu beachten, soll eine Migration erfolgreich zu Ende geführt werden. In den Empfehlungen werden diese Erfolgsfaktoren verdeutlicht, seien es die notwendigen Vorbereitungen, die Maßnahmen zur Informationsverbreitung und Schaffung von Nutzerakzeptanz, die notwendigen Schulungen, die Aufgaben der Führungsebene oder die Projektorganisation ganz allgemein. Wenn es auch für fast jeden Bedarf und jede Anforderung adäquate Lösungen gibt, so ist ein Wechsel von alt Bekanntem hin zu Neuem in den meisten Fällen mit Schwierigkeiten und häufig mit subjektiven Schmerzen verbunden. Grundsätzlich gilt jedoch gleichermaßen für beide Migrationswege, dass auf die Systemplaner und -Administratoren viel Neues zukommt. Das Gleiche gilt für die Benutzer, wobei die Änderungen für diese in der Regel weniger auffallend sind Vergleichbarkeit von Alternativen Fest steht, dass sich nicht alle Funktionen von Windows und anderen Microsoft- Produkten spiegelartig unter Linux mit Open Source Software bzw. kommerzieller Software für Linux abbilden lassen. Es lässt sich jedoch sowohl aus Erfahrungen der Nutzer beider Plattformen als auch aus den durchgeführten Migrationsprojekten die Erkenntnis bestätigen, dass beide Software-Alternativen grundsätzlich vergleichbar sind. Seite 14
19 EINLEITUNG Da es im Einzelfall durchaus auf Spezialfunktionen und konkrete Eigenschaften ankommen kann, empfiehlt es sich für jede Behörde, die Kritikalität abweichender Funktionalitäten für sich zu bewerten. Solche Abweichungen finden sich in erster Linie im Bereich der Officeanwendungen, insbesondere in der Integration von Fach- und Officeanwendungen, sowie in der Kompatibilität bezüglich des Dokumentenaustausches zwischen Microsoft Office und OpenOffice.org bzw. StarOffice. Die Kompatibilitätsprobleme führen dazu, dass die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten mit OpenOffice.org bzw. StarOffice und MS Office nur sehr eingeschränkten möglich ist. Im Prinzip ist eine gemeinsame Bearbeitung nur auf Inhaltsebene möglich. Aus den technischen Betrachtungen ergibt sich, dass es für die bestehenden Windows-Systemkomponenten und -Infrastrukturdienste sowie für das Windows- Desktop insgesamt adäquate Open Source Lösungen und/oder kommerzielle Lösungen für linuxbasierte Systeme gibt. Bezüglich der Infrastrukturdienste spielen Samba und OpenLDAP eine wichtige Rolle bei der Realisierung von heterogenen System- Umgebungen. CUPS als innovativer und zugleich bewährter Druckdienst erfüllt alle Anforderungen, die an eine moderne, wirtschaftliche und komplexe Druckumgebungen gestellt werden. Hinsichtlich der Systemmanagementdienste gibt es immer mehr und umfassendere freie Software Lösungen. Aber auch die unter Windows eingesetzten kommerziellen Managementsysteme werden zum Teil für linuxbasierte Systeme angeboten. Als ersetzende Lösungen für MS Exchange gibt es zunächst einmal freie Softwareprodukte, insbesondere für den Einsatz als reine Mail-Server. Als vollwertiger Ersatz und mit Forderung nach Weiternutzung des Outlook- Clients stehen heute Samsung Contact für mittlere bis große Umgebungen und Exchange4 Linux für kleinere Umgebungen zur Verfügung. Als Datenbankmanagementsysteme stehen mehrere freie Produkte zur Auswahl. Beispiele hierfür sind SAP DB, MySQL und PostgreSQL. Daneben gibt es kommerzielle Datenbanksysteme wie Oracle und DB2, die sich schon lange unter Unix/Linux bewährt haben und daher nicht näher technisch betrachtet werden. Die Liste kann nahezu für alle Anwendungs- und Infrastrukturbereiche fortgeführt werden. Der Migrationsleitfaden geht auf einige von ihnen, wie beispielweise Hochverfügbarkeitslösungen oder Thin Clients, gesondert ein. Dort, wo zwischen den betrachteten Alternativen relevante Unterschiede oder Einschränkungen vorhanden sind, werden sie erläutert Künftige Schwerpunte Um die technische Betrachtung mit einem notwendigen Zukunftsausblick zu versehen, wird über die beschriebene Ausgangssituation hinaus die Bedeutung der Komponenten betrachtet, die in der neuen Softwarearchitektur von Microsoft eine zentrale Rolle spielen. Hierzu zählen vor allem das.net Framework mit seinen Seite 15
20 Einleitung wesentlichen Bestandteilen Web-Services und XML sowie der SharePoint Portal Server. Zusammenfassend lassen sich folgende Erkenntnisse formulieren: Sowohl das.net-framework als auch die Alternative Java/J2EE bieten grundsätzlich zwei Möglichkeiten, die Wiederverwendbarkeit von Komponenten und die Interoperabilität zwischen Plattformen und Anwendungen zu realisieren. Die über die Verwendung des gleichen Komponentenmodells (COM+ bei Microsoft und JavaBeans in Java) erreichbare Wiederverwendbarkeit wird hier aufgrund ihrer Bindung an die Laufzeitumgebung und/oder Programmiersprachen als tiefe Integration bezeichnet. Die mit einem Komponentenmodell erstellten Anwendungen sind nur innerhalb einer Plattform verwendbar. XML wird als Dokument- und Datenaustauschformat die Grundlage für den Einsatz von Web-Services bilden. Diese können aufgrund ihrer Unabhängigkeit von einer konkreten Laufzeitumgebung und Nutzung von Protokollschnittstellen für eine flache Integration von Diensten verwendet werden. Die auf Web-Services basierten Dienste können über die Plattformgrenzen hinweg eingesetzt werden. Eine generelle Empfehlung für das plattformübergreifende flache Integrationsmodell kann zur Zeit aufgrund ungelöster Sicherheitsfragen bei Nutzung der über Web-Services angebotenen Anwendungen nicht formuliert werden und wird einen Schwerpunkt weiterer Entwicklungsarbeiten bilden. Eine generelle Empfehlung für das Komponentenmodell beim tiefen Integrationsmodell wurde bereits in der Standardisierungsempfehlung SAGA formuliert und legt JSE/J2EE aufgrund der grundsätzlichen Plattformunabhängigkeit als obligatorisches Komponentenmodell fest. Nur in begründeten Fällen (z.b. bei erheblichen Wirtschaftlichkeitsvorteilen) soll von dieser zu bevorzugenden Technologie abgewichen werden (z.b. zugunsten des.net-framework). Die Nutzung von XML als Datenformat, das bereits in SAGA als der universelle und primäre Standard für den Datenaustausch aller verwaltungstechnisch relevanten Informationssysteme festgelegt wird, sowie die SAGA-Festlegung auf PDF zum Dokumentaustauschformat wird voraussichtlich zu einer erheblichen Verbesserung (wenngleich voraussichtlich nicht vollständigen Problembehebung) bei der Interoperabilität der Office- Produkte ab MS Office 2003 führen Wirtschaftlichkeit Im Fokus der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Migrationleitfadens liegen zwei wesentliche Schwerpunkte: Seite 16
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