Jochen Unbehaun. Grimms Lieder. mit Comics von Peggy Caramel. Muster

Transkript

1 Jochen Unbehaun Grimms er mit omics von Peggy aramel

2 I Inhaltsverzeichnis Die Bremer Stadtmusikanten 4 Der ischer und seine rau 12 Der Wolf und die sieben Geißlein 22 Tischlein, deck dich! 28 Hans im Glück 40 Hase und Igel 48 Die kluge Bauerntochter 54 Die kluge Gretel 60 Der alte Großvater und der Enkel 66 Rumpelstilzchen 70 Impressum 76

3 ISBN L Tischlein, deck dich! Jochen Unbehaun War G7 trug auf dem Bu - ckel ei - nen Tisch, aus gro-bem Holz zu - recht schnit-ten. mal G7 ein Schrei-ner, jung und frisch, der kam die Stra - ße lang schrit-ten, 7 ge - Du sag, was trägst du da um al - les in der Welt? Es ist ein ge - 7 Zau - ber - tisch, mehr wert als eu - er Geld! Ge - schenkt vom B 7 Meis-ter, kommt, ich lad euch al - le ein, nun sollt ihr mei - ne Gäs - te sein! 28 Alle insgesamt 10 Strophen finden Sie im Buch. Track 4 und 14

4 Die kluge Bauerntochter s war einmal ein armer Bauer, der hatte kein Land, nur ein E kleines Häuschen und eine Tochter. Diese sprach: Wir sollten den Herrn König um ein Stückchen Rottland* bitten. Als der König von ihrer Armut hörte, schenkte er ihnen ein Eckchen Rasen, auf dem sie ein wenig Korn und dergleichen säen wollten. Als sie den Acker beinah umgegraben hatten, fanden sie in der Erde einen Mörser aus purem Gold. Höre, sagte der Vater zu dem Mädchen, weil unser Herr König so gnädig war und uns diesen Acker schenkte, müssen wir ihm den Mörser dafür geben. Die Tochter aber wollte nicht und sagte: Vater, wenn wir den Mörser haben, dann müssen wir auch den Stößel herbeischaffen. Darum schweigt lieber still. Er wollte ihr aber nicht gehorchen, nahm den Mörser, trug ihn zum König und sagte, den hätte er gefunden in der Heide, ob er ihn als eine Verehrung annehmen wolle. Der König nahm den Mörser und fragte, ob er nicht mehr gefunden hätte. Nein, antwortete der Bauer. Da sagte der König, er solle nun auch den Stößel herbeischaffen. Der Bauer sprach, den hätten sie nicht gefunden. Aber das half ihm so viel, als hätte er es in den Wind gesagt. Er wurde ins Gefängnis gesetzt und sollte so lange dort bleiben, bis er den Stößel herbeigeschafft hätte. Die Bediensteten, die ihm täglich Wasser und Brot bringen mussten, hörten, wie der Mann in einem fort schrie: Ach, hätte ich auf meine Tochter gehört! Ach, hätte ich nur auf meine Tochter gehört! Da gingen die Diener zum König und erzählten ihm davon und dass der Bauer nicht essen und nicht trinken wolle. Da befahl der König ihnen, sie sollten den Gefangenen zu ihm bringen. Diesen fragte er, warum er in einem fort schreie und was seine Tochter denn gesagt hätte. Sie hat gesagt, ich solle den Mörser nicht bringen, sonst müsste ich auch den Stößel herbeischaffen. Wenn Ihr so eine kluge Tochter habt, lasst sie einmal herkommen! Also musste sie vor den König kommen. Der fragte sie, ob sie denn wirklich so klug sei, und 58

5 Die kluge Bauerntochter 7 sagte, er wolle ihr ein Rätsel aufgeben. Wenn sie dies lösen könne, dann wolle er sie heiraten. Da sagte sie gleich Ja, sie wolle es erraten. Da sagte der König: Komm zu mir, nicht gekleidet, nicht nackt, nicht geritten, nicht gefahren, nicht auf dem Weg und nicht daneben. Wenn du das kannst, will ich dich heiraten. Sie ging nach Hause und zog sich splitternackt aus. Da war sie nicht gekleidet. Sie nahm ein großes ischernetz und wickelte es ganz um sich herum. Da war sie nicht nackt. Sie borgte sich einen Esel, dem sie das ischernetz an den Schwanz band, sodass er sie fortschleppen musste. So würde sie nicht geritten und nicht gefahren kommen. Der Esel musste sie aber in der Wagenspur schleppen, sodass sie nur mit der großen Zehe auf die Erde kam. Und so war sie nicht auf dem Weg und nicht daneben. Und wie sie so daherkam, sagte der König, sie hätte das Rätsel gelöst, und es wäre alles erfüllt. Da ließ er ihren Vater aus dem Gefängnis und nahm sie zur Gemahlin. *Rottland = Ackerland, das durch (Brand-) Rodung gewonnen wurde 59