Der ultimative Studentenleitfaden
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- Viktoria Brodbeck
- vor 8 Jahren
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1 Der ultimative Studentenleitfaden Deutsche Schule San Salvador (Stand: Dezember 2012) Von: Hugo S. Velásquez (Flugzeugbau, Hamburg), Nick Eisele (Logistik & Mobilität, Hamburg) Vorwort: Als frischer Schulabsolvent kennt man die vielen Herausforderungen nicht, die ein Aufenthalt in Deutschland mit sich bringen. Aufenthaltserlaubnis, Einwohnermeldeamt, Kaltmiete oder Sozialversicherung sind ein paar Begriffe, mit denen man sich vor dem Beginn des Studiums auf jeden Fall vertraut machen sollte, um einen möglichst glatten und angenehmen Start in Deutschland zu haben. Jeder von uns aus früheren Jahrgängen musste all diese bürokratischen Prozesse auf die harte Art vor Ort kennenlernen, was sehr viel Zeit kostete. So ist das Ziel dieses Studentenleitfadens, euch zukünftigen Studenten in Deutschland den Weg ins Studium zu erleichtern, indem wir euch hier eine kurze, aber ausführliche Informations über Begriffe und Aspekte zusammenstellen. I. Wohnen Im Allgemeinen gibt es für Studenten in Deutschland drei verschiedene Wohnmöglichkeiten: 1. Studentenwohnheim Ein Studentenwohnheim ist in der Regel ein Gebäudekomplex, in dem nur Studenten wohnen dürfen. Pro Stockwerk wohnen 10 bis 15 Studenten in Einzelzimmern, und alle teilen sich eine gemeinsame Küche, ein gemeinsames Wohnzimmer und mehrere Toiletten und Duschen. VORTEILE: Man lernt schnell viele neue Leute kennen! Die Nachbarn sind junge Leute und Studenten aus unterschiedlichen Ländern und Studiengängen. Es werden auch in der Regel verschiedene Aktivitäten organisiert (z.b. Fußballspiele, Partys, usw.)
2 Ein Studentenwohnheim ist meistens günstig! Wasser, Heizung, Strom und Internet sind (fast) immer schon im Mietpreis enthalten. Eine kleine Tabelle mit den monatlichen Durchnittspreisen in ausgewählten deutschen Städten ist angefügt. Stadt Preis pro Monat in Euro Hamburg 230 München Berlin Köln NACHTEILE: Die Zimmer sind in der Regel sehr klein (ca m 2 ; ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch). Die gemeinsamen Toiletten, Waschräume und Küche können manchmal sehr belastet sein. Es kann auch vorkommen, dass man in einem Flur mit unfreundlichen Nachbarn landet. Man kann vorher nicht wissen, welches Zimmer man im gesamten Gebäude bekommt. INFO: Bei google Studentenwerk und die Stadt, in der man studieren wird, eintippen, z.b.: Studentenwerk Hamburg. Wichtig: Es kann schwierig sein, einen Platz in einem Studentenwohnheim zu bekommen. Normalerweise gibt es lange Wartelisten und deswegen sollte man sich rechtzeitig beim Studentenwerk anmelden. Es ist empfehlenswert, sich für mehrere Studentenwohnheime am Studienort zu bewerben. 2. Wohngemeinschaft (WG) Die WG ist die beliebteste Wohnart in Deutschland. Eine kleine Gruppe von Leuten tut sich zusammen und mietet gemeinsam eine ganz normale Wohnung, wobei in der Regel alle Kosten unter den WG-Mitgliedern aufgeteilt werden. 2
3 Meistens wird eine WG von einer Gruppe von Freunden/Bekannten gegründet, und genau das macht eine WG so attraktiv: Man kennt sich gut. Man muss nicht unbedingt selber eine WG gründen. Es ist auch möglich, in eine bestehende, fremde WG einzutreten. Jeden Tag werden Dutzende, sogar hunderte Zimmerangebote über Internet oder über Aushänge in der Uni veröffentlicht: Oft muss man nur eine kleine Mail schreiben oder die angegebene Telefonnummer anrufen und einen Besichtigungstermin vereinbaren. Der Besichtigungstermin ist sehr wichtig, denn man lernt zum ersten Mal den Vermieter kennen und kann z.b. einschätzen, ob man mit ihm klarkommt und als zukünftigen Mitbewohner akzeptieren kann. Es ist sozusagen ein kleines Interview, und wenn man Glück hat, wird man vom Vermieter innerhalb der nächsten Tage (manchmal Wochen) benachrichtigt und man darf in die WG einziehen. Dies geschieht üblicherweise zum 1. oder 15. eines Monats. ACHTUNG: Es gibt auch WGs, die sich als Zweck WG bezeichnen. Diese sollte man vermeiden, denn, wie schon der Name sagt, basiert eine solche WG nicht auf dem freundschaftlichen Miteinander der Mitglieder, sondern auf eine aus der Notwendigkeit entstandene Beziehung zwischen den Mitgliedern. Die Mitglieder sind untereinander nicht befreundet, sie wohnen zusammen, weil die Miete und die Kosten zwischen mehreren Personen aufgeteilt werden sollen, damit es nicht so teuer wird. INFO: Einzelwohnung/Einzelappartment Die letzte 3. Wohnmöglichkeit ist, eine Einzelwohnung zu mieten. Diese ist im Vergleich zu den anderen beiden meistens die teuerste Wohnart (dies hängt stark von der Stadt ab, in der man wohnt). Es werden auch nicht wirklich viele Einzelwohnungen/Einzelappartments für Studenten angeboten, bzw. es ist schwer, einen Vermieter zu finden, der eine Wohnung an Studenten vermieten möchte. 3
4 INFO: suche: Einzelwohnung 4. Weitere wichtige Information Wenn man in einer WG oder einer Einzelwohnung wohnen will, muss man auf bestimmte Dinge achten: Unterschied zwischen Kalt- und Warmmiete Die Kaltmiete ist die reine Miete für die Wohnfläche, die man mieten will. Es ist sozusagen das Geld, das man für die Bodenfläche (die Quadratmeter) bezahlt. Strom, Wasser, Heizung und andere Nebenkosten sind darin noch nicht enthalten. Im Mietvertrag wird meist auch eine so genannte Warmmiete angegeben. Diese ist die Kaltmiete + Nebenkosten wie Müllabfuhr, Treppenhausreinigung sowie die Kosten für einen der drei Versorgungsanschlüsse (Heizung, Strom oder Wasser). Um die beiden anderen Versorgungsanschlüsse muss man sich selbst kümmern. Wenn z.b. in der Warmmiete die Heizungskosten enthalten sind, muss man extra selber einen Vertrag mit den Wasserwerken und einem Stromversorger abschließen. Lest euch euren Mietvertrag genau durch, damit ihr wisst, worum ihr euch selbst kümmern müsst! Kaution In einem Mietvertrag wird oft eine Kaution vereinbart. Das ist eine Art Pfand, die der Mieter dem Vermieter überweist, wenn er in die neue Wohnung einzieht. Wenn beim Auszug aus der Wohnung Reparaturen oder Renovierungen nötig sind, kann der Vermieter das Geld der Kaution benutzen, um die Mängel auf eure Kosten beheben zu lassen. Wenn alles in Ordnung ist (wie im Mietvertrag vereinbart: sorgfältig lesen!), bekommt ihr die komplette Kaution plus die Zinsen vom Vermieter zurück. Die Kaution beträgt normalerweise 2 bis 3 Kaltmieten. Provision, Courtage 4
5 Es kann vorkommen, dass ihr selbst oder der Vermieter einen Markler beauftragt, um eine Wohnung zu finden. Ist dies der Fall, dann will der Makler dafür bezahlt werden. Entweder habt ihr mit dem Makler ein Honorar, also eine Provision oder Courtage, vereinbart, oder der Vermieter gibt euch die Wohnung nur, wenn ihr diese Provision übernehmt. Auch das wird im Mietvertrag festgelegt. Die Provisionen unterscheiden sich von Stadt zu Stadt stark. Die Provision und die Courtage sind jeweils mindestens so teuer wie die Kaution! Der große Unterschied ist, dass man diese am Ablauf des Mietvertrages nicht zurückbekommt Denkt dran: Man kann auch ohne Makler eine Wohnung finden!! Das ist oft günstiger. Noch ein paar Worte bzgl. Wohnungssuche In großen, attraktiven Städten (z.b. Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt) und mehreren kleineren Städten (z.b. Münster, Bonn, Leipzig, Karlsruhe) kann die Wohnungssuche sehr lang und stressig sein!! Also nicht verzweifeln und ein bisschen Geduld haben!! In der Regel dauert es mindestens 4 Wochen, um eine Wohnung zu bekommen. Wenn es um den Preis geht, dann müsst ihr wissen: München ist die teuerste Stadt in Deutschland zum Wohnen, gefolgt von Städten wie Frankfurt, Köln, Hamburg und Düsseldorf. Günstig bis sehr günstig kann man allgemein in Berlin und Ostdeutschland wohnen. II. Behörden 1. Einwohnermeldeamt (Amt = oficina administrativa) Wenn man in einer Stadt angekommen ist und dauerhaft dort wohnen will, muss man sich bei den Behörden als Einwohner der Stadt anmelden. Das macht man beim so genannten Einwohnermeldeamt. In einer Stadt gibt es je nach Größe mehrere Einwohnermeldeämter für die verschiedenen Bezirke oder Zonen, in die die Stadt aufgeteilt ist. Im Internet kann man das zuständige Amt leicht herausfinden (achtet auf die Öffnungszeiten! Deutsche Ämter haben nur wenige Stunden am Tag geöffnet, meistens vormittags). Man geht einfach hin und sagt bei der Rezeption, dass man neu in der Stadt ist und sich anmelden möchte. Man bekommt ein Formular, das man mit seinen persönlichen Daten ausfüllen muss. Dann geht man zu einem entsprechenden 5
6 Mitarbeiter des Amtes, der eine Meldebescheinigung aausfertigt. Dieser Prozess sollte in der Regel gratis sein, kann in einigen Städten 5 bis 10 Euro kosten. WICHTIG: Man muss einen Nachweis für die neu angegebene Wohnadresse dabei haben (z.b. die Zusage eines Studentenwohnheimes). Erst wenn man sich angemeldet hat, kann man bei der Bank mit Hilfe der Meldebestätigung ein neues Konto eröffnen! Also ist es empfehlenswert, die Anmeldung innerhalb der ersten Tage so schnell wie möglich zu machen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man in den ersten Tagen noch keine Wohnung hat und bei einem anderen Salvadorianer wohnt. Man kann seine Adresse vorübergehend als Wohnadresse angeben und sie später beim Einwohnermeldeamt jederzeit ändern. 2. Ausländeramt Wenn man in Deutschland ankommt, darf man als Tourist bis maximal 90 Tage im Land bleiben. Danach braucht man auf jeden Fall eine so genannte Aufenthaltsbescheinigung (permiso de residencia). Diese bekommt man beim Ausländeramt. Im Internet kann man das zuständige Ausländeramt herausfinden und einen Termin vereinbaren. Man wird von einem Mitarbeiter interviewt und dazu muss man ein paar Formulare ausfüllen. Man muss nachweisen, dass man Student ist (z.b. mithilfe der Immatrikulationsbescheinigung) und dass man über die nötige Finanzierung verfügt. Zum Besipiel die Behörden in Hamburg setzen voraus, dass man zum Leben mindestens 500 Euro pro Monat braucht. Dafür zeigt man normalerweise einen Kontoauszug (estado de cuenta) von dem neu eröffneten Konto in Deutschland oder vom Konto der Eltern in El Salvador mit der entsprechenden Geldmenge für ein gesamtes Jahr vor. 6
7 Wenn alles in Ordnung ist, bekommt man die Aufenthaltserlaubnis nach ein paar Wochen in Form eines elektronischen Ausweises (ähnlich wie das DUI in El Salvador). Die Gültigkeit der Aufenthaltserlaubnis kann zwischen einem Jahr und mehreren Jahren liegen. Einige Wochen bevor die Erlaubnis abläuft, vereinbart man einen neuen Termin, an dem wieder alle Unterlagen überprüft werden und die Aufenthaltsbescheinigung verlängert wird. Die Aufenthaltserlaubnis ist das wichtisgte Dokument und muss dementsprechend immer aktuell und gültig sein. 3. Krankenversicherung (seguro de medico) Als Student in Deutschland ist man verpflichtet, eine Krankenversicherung zu haben. Die Auswahl an Krankenkassen (organizaciones de seguros) ist sehr groß, wobei zwischen zwei grundlegenden Arten von Krankenversicherungen unterschieden wird: gesetzlich ( del estado ) und privat (privada). Die private Krankenversicherung soll angeblich besser sein, aber dafür ist sie in der Regel teurer. Die Mehrheit besitzt deswegen eine gesetzliche Krankenversicherung, die günstiger ist. Die meisten Studenten sind bei der AOK 1 gesetzlich versichert. Die AOK hat überall Filialen und die Erstellung einer Krankenversicherung ist unkompliziert. Man muss telefonisch einen Termin vereinbaren und bekommt am Ende einen Krankenversicherungsausweis. Wenn man krank wird, dann geht man mit diesem Ausweis zum Arzt, in die Klinik oder ins Krankenhaus. Bevorzugt man lieber eine private Krankenversicherung, dann ist z.b. die Continentale Krankenversicherung eine gute Option. Um eine private Krankenversicherung zu validieren, muss man allerdings eine sogenannte Befreiungsbescheinigung bei der AOK holen. Man geht zu einer AOK-Filiale und fragt nach einer Befreiungsbescheinigung. WICHTIG: Für die Immatrikulation an der Hochschule ist es notwedig, eine Kopie des Krankenversicherungsausweises abzugeben (bei privater Versicherung: Ausweis + Befreiungsbescheinigung). Ohne Krankenversicherung kann man sich an keiner Hochschule einschreiben! 1 Es wird hier keine Werbung für die AOK Krankenkasse gemacht; sie dient nur als Beispiel. 7
8 Manchmal ist es ärgerlich, dass auf der einen Seite die Krankenkasse die Imatrikulationsbescheinigung von der Hochschule braucht und auf der anderen Seite die Hochschule den Krankenversicherungsausweis. Das Problem wird in der Regel gelöst, indem man vorerst die Einschreibebestätigung der Hochschule bei der Krankenkasse einreicht und später die richtige Immatrikulationsbescheinigung. III. Öffentliche Verkehrsmittel In Deutschland gibt es eine große Anzahl an öffentlichen Verkehrsmitteln, mit denen man schnell, einfach und zu relativ günstigen Preisen überall hinkommt. Die S- und U-Bahnen sind die meist benutzten Verkehrsmittel. Große Städte (z.b. Berlin, Hamburg, München, Köln) haben eigene S- und U-Bahn-Netze (redes de metro), die sich über die gesamte Stadt erstrecken. An kleineren Orten ist die S-Bahn wie eine Regionalbahn (tren regional), die viele kleine Städte miteinander verbindet. Die S- und U-Bahnen fahren normalerweise jeden Tag bis ca. Mitternacht. Neben der S- und U-Bahn gibt es noch zahlreiche Buslinien und -in vielen Städten- die Straßenbahn (eine kleine S-Bahn). Semesterticket: Um die öffentlichen Verkerhsmittel zu benutzen, gibt es für Studenten das sogenannte Semesterticket. Mit diesem Ticket darf man das gesamte Semester über (ca. 6 Monate) mit S-Bahn, U-Bahn, Bussen, Straßenbahn und sogar mit bestimmten Zügen der Deutschen Bahn so viel fahren, wie man möchte. Das Semesterticket wird von den Hochschulen angeboten (sie wird mit dem Semesterbeitrag 2 abgerechnet). Man muss dafür selbstverständlich an der Hochschule immatrikuliert sein. Das Semesterticket ist an die Region gebunden, in der man studiert z.b.: mit dem Semesterticket von einer Hamburger Hochschule kann man nur in Hamburg und Umgebung fahren. Wie weit man mit dem Semesterticket fahren darf, hängt auch von der Stadt ab, in der man studiert. An vielen Regionen gilt das Semesterticket nicht nur für den Studienort, sondern auch für das gesamte Bundesland! Dies ist der Fall z.b. in 2 Der Semesterbeitrag muss von jedem Studenten an die Hochschule am Anfang jedes Semesters bezahlt werden. Er setzt sich zusammen aus Verwaltungskosten, Sozialbeiträgen und andere Leistungen, wie das Semesterticket. 8
9 Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. An anderen Orten (z.b. Bayern) existiert das Semesterticket nicht. Der Preis eines Semestertickets kann aus diesen Gründen stark variieren, kostet aber maximal ca. 180Euro und ist nur für ein Semester (ca. 6 Monate) gültig. IV. Arbeitsdokumente Mit unserer studentischen Aufenthaltsbescheinigung darf man in der Regel in Deutschland arbeiten. Sogenannte studentische Nebentätigkeiten darf man über das gesamte Jahr ohne Einschränkungen ausüben, z.b. Tutor (instructor de alguna manera), Hiwi (Hilfswissenschaftler = estudiante auxiliar en algun proyecto o investigación) oder studentische Hilskraft (ayuda estudiantil de algun otro tipo). Arbeiten außerhalb der Hochschule in irgendeinem Bereich ist jedoch auf eine bestimmte Zeit pro Jahr beschränkt. Im Moment darf man 120 komplette Tage oder 240 halbe Tage im Jahr arbeiten. Für beide Fälle braucht man aber folgende wichtige Unterlagen: 4.1 Lohnsteuerkarte (tarjeta de impuestos sobre sueldos y salarios) Diese ist eine Art Ausweis dafür, dass man jetzt Geld verdient und deswegen Steuer (impuestos) zahlt. Die Lohnsteuerkarte ist ein rechteckiges, gelbes Papier, welches man im Einwohnermeldeamt bekommt. Man geht einfach zum Amt und sagt in der Rezeption, dass man eine Lohnsteuerkarte braucht. Dies dauert normalerweise 10 Minuten Sozialversicherungsausweis (Sozialversicherung=seguro de vida) Mit Hilfe dieses Ausweises werden alle Tätigkeiten (trabajos, labores) und Löhne (sueldos) erfasst. Diese ganze Information ist sehr wichtig für die Rente (la pensión). Normalerweise wird man vom ersten Arbeitgeber bei der Sozialversicherung angemeldet und man erhält dann den Sozialversicherungsausweis, den man dauerhaft behält (bei Verlust unbedingt neu beantragen!) Info: Die Organisation, die sich um diesen Ausweis kümmert, heißt Deutsche Rentenversicherung. Man kann auch selber den Ausweis beantragen. Man muss nur anrufen, die 9
10 benötigte Information per Fax oder Mail schicken und nach ca. 4 Wochen bekommt man den Ausweis per Post zugeschickt Führungszeugnis (certificado policial) Die Hochschule oder die Firma, für die man arbeiten wird, möchte sicherstellen, dass man keine Straftaten (hechos delictivos) in Deutschland begangen hat. Dafür muss man ein sogenanntes Führungszeugnis von der Polizei holen. Dies geschieht auch im Einwohnermeldeamt. Man fragt in der Rezeption nach einem polizeilichen Führungszeugnis und dieses wird innerhalb 2-3 Wochen per Post zugeschickt. V. Hinweise zum Studium 1. Kleine Einführung in das deutsche Hochschulsystem In Deutschland gibt es zwei Arten von Hochschulen: Auf der einen Seite gibt es die Universität/Technische Universität (TU), auf der anderen Seite die Fachhochschule(FH)/Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Beide Hochschularten haben ihre Vor- und Nachteile. Bei einer Universität/TU liegt der Schwerpunkt des Studiums auf der Theorie (sehr mathematiklastige Fächer) wobei bei der FH der Schwerpunkt auf der Praxis liegt (praxisorientierte Fächer). Der Unterricht wird in Deutschland als Vorlesung bezeichnet. In einer Universität/TU werden in der Regel die Vorlesungen von sehr vielen Studenten besucht (700 Studenten in einem Audimax ist keine Seltenheit). Am Anfang des Studiums kann diese Tatsache schwierig sein. Nicht jeder kommt mit solchen riesigen Veranstaltungen klar (eventuell viel Lärm, zu große Anonymität gegenüber Professoren und Kommilitonen 3, ) aber man gewöhnt sich schnell daran. Auf der anderen Seite finden bei den Fachhochschulen eher seminaristische Vorlesungen statt, d.h. dass sie von maximal 40 Personen besucht werden (wie in der Schule). Dies ermöglicht 3 Kommilitonen ist in Deutschland eine übliche Bezeichnung von Studenten für ihre Mitstudenten oder Studiengenossen. 10
11 einen sehr engen Kontakt mit den Professoren und Kommilitonen, aber vermittelt durch die schulähnliche Organisation nicht gerade ein ausgeprägtes Universitätsgefühl. In den Universitäten/TU hat die Forschung eine sehr wichtige Rolle. Sie bestehen aus Instituten, in denen mehrere wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranden angestellt sind. In den Fachhochschulen hat eher die Lehre eine übergeordnete Rolle, und es wird in der Regel wenig Forschung betrieben (dies hängt sehr stark von der Fachhochschule und den Studiengang ab). Dafür haben die Fachhochschulen aber sehr gute Kontakte mit der Industrie und bieten u.a. so genannte duale Studiengänge zusammen mit sehr bekannten Firmen an. Sieht man sich in der Zukunft eher in der Forschung oder strebt man von Anfang an eine Promotion an, dann ist eine Universität/TU die wahrscheinlich richtiger Entscheidung. Sieht man sich in der Zukunkt in der Industrie tätig, dann ist die Fachhochschule wahrscheinlich die bessere Lösung. Im Allgemeinen haben die Universitäten/TU einen besseren Ruf und sind international bekannter, dennoch gibt es Fachhochschulen, die in bestimmten Bereichen/Studiengängen sehr gut oder besser als manche Universitäten positioniert sind. Ein letzter Unterschied wird hier noch erwähnt und zwar bezüglich der Prüfungszeiten: im Allgemeinen werden in Universitäten/TU alle Klausuren während der Semester- und Sommerferien geschrieben, in Fachhochschulen dagegen am Ende der Vorlesungszeit (in den Semester- und Sommerferien hat man wirklich freie Zeit). In beiden Hochschularten gibt es bei mehreren Fächern neben den Vorlesungen auch noch sogenannte Übungen und Anleitungen. Übung/Tutorien: Bei den Übungen werden konkrete Übungsaufgaben von Tutoren vorgestellt, erklärt und schließlich vorgerechnet. Das ist in der Regel die beste Vorbereitung für die Klausuren. Die Besucher der Übungen werden in kleine Übungsgruppen aufgeteilt, damit man sich besser mit dem Stoff auseinandersetzen kann. Anleitung: Eine Anleitung ist eine Abwandlung der Vorlesung mit dem Unterschied, dass man hier den Stoff der Vorlesung mit konkreteren Beispielen präsentiert bekommt, anhand derer man die Übungsaufgaben lösen kann. Eine Anleitung ist einer traditionellen Vorlesung sehr ähnlich. Das Bacherlorstudium in beiden Hochschularten besteht aus einem Grundstudium und einem Hauptstudium. Im Grundstudium (3-4 Semester) werden alle wichtigen grundlegenden Fächer 11
12 durchgenommen. Es kann vorkommen, dass man mit der Fächerkombination ein bisschen unzufrieden ist, weil sie sehr wenig mit den, gewünschten Studiengang an sich zu tun hat. Erst im Hauptstudium (2-3 Semester) kommen normalerweise die interessanten Fächer, die wirklich schwerpunktspezifisch sind. Also bitte nicht verzweifeln, wenn das Grundstudium ein bisschen trocken ist. Im Laufe des Studiums bekommt man für jedes Fach, das man erfolgreich bestanden hat, eine gewisse Anzahl an sogenannten Credit Points (ECTS). Jedem Fach ist eine Anzahl an ECTS zugeordnet und diese hilft dabei, den Arbeitsaufwand eines Fachs einzuschätzen bzw. zu messen. Für wichtige Fächer gibt es viele ECTS, für Fächer die wenig arbeitsintensiv sind gibt es dementsprechend wenige ECTS. Dabei entspricht 1 Credit Point offiziell einen Arbeitsaufwand von ca. 30 Stunden. Wichtig ist: Für 6-semestrige Bachelorstudiengänge muss man am Ende des Studiums 180 ECTS Punkte erreicht haben, für 7-semestrige Studiengänge 210 ECTS Punkte. Beispiel: Die Vorlesung Mathemathik I an der Technischen Universität in Hamburg entspricht 8 ETCS Punkte. Das bedeutet, dass ein Arbeitsaufwand von rund 240 Arbeitsstunden im gesamten Semester vorgesehen ist. An der Anzahl der ECTS-Punkte kann man erkennen, welche Vorlesungen bzw. Fächer wichtiger oder schwieriger sind als andere. VI. Studienkolleg Kann oder will man nicht nach dem schulischen Abschluss sofort mit einem Studium an einer deutschen Hochschule anfangen, dann gibt es die Möglichkeit, ein so genanntes Studienkolleg zu absolvieren. Das Studienkolleg ist ein Vorbereitungskurs für die Aufnahme eines Studiums in 12
13 einer Universität/TU oder einer Fachhochschule. Es dauert normalerweise ein Jahr, kann aber auch in einem Semester (ca. 6 Monate) absolviert werden. Es gibt vier Arten davon: Wirtschaftskurs (W), Technikkurs (T), Geisteswissenschaftenkurs(G) und Medizinkurs (M). Wie schon der Name sagt, hat jeder Kurs einen besonderen Schwerpunkt. Möchte man in der Zukunft ein wirtschaftsorientiertes Studium aufnehmen (z.b. BWL, VWL, Wirtschaftsrecht, usw. ) dann sollte man den W-Kurs absolvieren. Mit dem T-Kurs ist man berechtigt, später ein technisches Studium aufzunehmen z.b. Bauingenieurwesen, Maschinenbau, usw. Der M-Kurs ist speziell für Medizin gedacht und der G-Kurs für alle Geisteswissenschaften z.b. Kulturwissenschaften, Germanistik, usw. Die Kurse eines Studienkollegs können sich von Stadt zu Stadt unterscheiden aber im Allgemeinen halten sie sich bundesweit an einen gewissen Standard. Das Studienkolleg sollte nicht als verlorene Zeit betrachtet werden, es dient vielmehr einer guten Studienvorbereitung und ist beim Einstieg ins Hochschulleben sehr hilfreich. Die Endnote des Studienkollegs (die Note, mit der man sich später an den verschiedenen Universitäten/Hochschulen bewirbt) besteht in der Regel zu 50% aus den Schulnoten und zu 50% aus den reinen Noten des Studienkollegs. Dies ist vom Studienort abhängig, aber auf jeden Fall bietet das Studienkolleg die Möglichkeit, die Schulnoten deutlich zu verbessern. Das Studienkolleg wird mit einer Feststellungprüfung (FSP) abgeschlossen. Die FSP ist eine Art Abschlussklausur in den schwerpunktsrelevanten Fächern z.b. bei einem W-Kurs macht man eine FSP in den Fächern Wirtschaft und Mathe. Eine FSP im Fach Deutsch wird dazu fast immer verlangt. Bei der Bewerbung an einer Unversität/Hochschule helfen auch manche Studienkollegs. Normalerweise ist es einfacher, sich bei einer Hochschule im selben Bundesland zu bewerben, in dem man das Studienkolleg absolviert hat. Aber i.d.r. sollte es auch kein Problem sein, sich bundesweit zu bewerben. Checkliste der ersten Tage in Deutschland - Anmeldung im Einwohnermeldeamt 13
14 - Bankkonto eröffnen - Unterlagen an der Hochschule regeln (Einschreibebestätigung bzw. Immatrikulationsbescheinigung) - Wohnung Frage regeln - Krankenkasse Anmeldung/Krankenversicherung abschließen - Semesterbeitrag bezahlen (falls noch nicht gemacht) 14
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