Hans Rehfisch. Oberst Chabert

Transkript

1 Hans Rehfisch Oberst Chabert

2 Copyright aktualisierte Fassung 2010 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden.

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14 - 9 - Delbecq (etwas nervös): Schon gut. Wir zwei, Madame, wissen, woran wir miteinander sind Erzähltem Sie ihm, warum ich aus der Liste der Advokaten gestrichen wurde? Diane: Die Geschichte mit diesem aristokratischen Wechselfälscher? Natürlich nicht. Derville müsste ja an Ihrem Verstand zweifeln. Wie kommen Sie mit Ihm aus? Delbecq: In diesem ersten Jahr seiner Praxis konnte ich ihm Feinheiten und Grobheiten des Metiers beibringen, die andere Advokaten, wenn überhaupt, erst sehr allmählich erlernen. Diane (sinnend): Ein charmanter junger Mann. Schade, dass er hinkt dieser Adonis! Wird er seinen Weg machen? Delbecq: Der Boden hier ist arg unterwühlt. Ein System von lauter Maulwurfsgängen: tritt man unvorsichtig auf, dann bricht man ein Ich bemühe mich, sein Fußspitzengefühl zu entwickeln. Diane (geht nervös hin und her): Enervierend, diese Vaterländer! Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, aus Paris wegzugehen, aus Frankreich Am angenehmsten, am sichersten, höre ich, lebt man auf Reisen Delbecq (stuzt): Am sichersten? Als könnte I h n e n das Gesetz etwas anhaben! Oder? (Gesang und Lärm des Karnevals kommen wieder näher) Diane: Karneval! Feuerwerk! Und die flirrenden Lichter auf der Seine Delbecq: Meine Gute! Sie sind mit mir umgesprungen in all den Jahren Ich musste mich dreinschicken Diane: Wie das juchzt und lärmt und liebt!

15 - 10 Delbecq: Aber neuerdings sind Sie mir etwas unheimlich! Was geht wirklich vor? Diane (horcht): Da! Sie sind schon im Treppenhaus (Sie nimmt die Maske vors Gesicht.) Delbecq: Das muß Derville sein, den sie hinaufeskortieren. (Derville, umringt von den Masken, tritt ins Zimmer: ein gutgewachsener schlanker Mann gegen Dreißig, er trägt einen farbigen Domino über seinen dunklen Abendanzug, Abendmantel, Hut und Stock hält er im Arm.) Die Masken (umtanzen Derville, zeigen mit anzüglichen Gesten auf die maskierte Diane, singen): Hast du Lust, dich zu verlieben Hüte dich, es aufzuschieben! Liebe, dass die Funken stieben, Kuß für Kuß! In den Sternen steht geschrieben: Liebe währt der Wochen sieben Dann ist Schluß! (Derville hat den Masken lachend Geld zugeworfen, hebt dann den Stock und jagt sie hinaus, dabei wird sichtbar, dass er den rechten Fuß leicht nachzieht.) Boucard (entfernt sich als Letzter, kichert): Liebe währt der Wochen sieben Delbecq (hängt Dervilles Hut und Mantel in den Kleiderschrank, deutet dann auf Diane): Eine Klientin, Herr Derville. (Diane nimmt die Larve wieder ab, lächelt) Derville (mit leicht verschleierter Stimme): Und käme der Mond in mein Zimmer geschwebt, ich könnte nicht erstaunter sein. Diane (in leichtem, damenhaftem Ton): Lassen Sie Klienten immer so lange warten? Ich wollte mich schon Herrn Delbecq anvertrauen, aber leider kennt er sich nicht recht aus. Ich war bei den Grandlieus, hörte dort ein Gerücht - über