Bericht über meine Fremdsprachenassistenz in Ipswich
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- Erica Sommer
- vor 8 Jahren
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1 Bericht über meine Fremdsprachenassistenz in Ipswich Die Fremdsprachenassistenz ist eine gute Möglichkeit, um Auslandsaufenthalt und Arbeitserfahrung im englischsprachigen Raum zu verbinden und acht Monate lang verschiedenste Erfahrungen in Schule und Freizeit zu machen. Hierfür muss man sich zunächst etwa ein Jahr im Voraus beim Pädagogischen Austauschdienst bewerben. Da die Uni Vechta jährlich Informationstreffen hierzu veranstaltet, ist es ziemlich leicht, erste Informationen zum Programm zu erhalten. Die Bewerbung ist zwar recht kompliziert und aufwändig, lohnt sich im Nachhinein aber allemal. Man muss hierbei Bewerbungsunterlagen wie etwa ein Motivationsschreiben auf deutsch und englisch einreichen und wird dann zum Kultusministerium nach Hannover eingeladen, wo ein Bewerbungsgespräch auf beiden Sprachen stattfindet. Danach heißt es: warten. Und das eine gefühlte Ewigkeit. Im Mai habe ich dann die Zusage des PAD erhalten und Anfang Juni folgte dann die Schulzuweisung. Für mich hieß es dann: ab Oktober werde ich als Fremdsprachenassistentin in Ipswich (East Anglia) an der Northgate High School unterrichten. Doch vorher ging es erst einmal darum, die erforderlichen Urlaubssemester bei der Uni zu beantragen, sowie Tonnen an Papierkram zu organisieren. Besonders wichtig ist, dass man Amtsgänge so schnell wie möglich plant, da die Bearbeitungszeit relativ lange dauern kann und man etwa das polizeiliche Führungszeugnis bereits am ersten Schultag braucht. Zudem bin ich zu meiner Bank gegangen und habe mir ein Empfehlungsschreiben geholt, dass ich im Nachhinein nicht gebraucht hätte. Dennoch ist es wichtig, sich im Vorfeld auf alle Situationen vorzubereiten und alle Unterlagen parat zu haben. Deshalb habe ich auch direkt meinen Reisepass verlängern lassen und mir bei der Uni einen internationalen Studentenausweis geholt. Überdies habe ich mir eine große Sammlung von Magazinen (TV-Programm, Fashion-Magazine, Stern usw.), Zeitungen, Fotos, Musik, Flyern und anderem deutschen Material gemacht. Hiervon habe ich während meiner Assistenzzeit fast alles benutzt und es war zudem schön, gewohnte Gegenstände um mich zu haben. Besonders die Weihnachts-, Schützenfest- und Osterfotos waren in den Sessions sehr hilfreich, da die Schüler an allem interessiert sind, was aus dem Ausland kommt. 1
2 Northgate High School, Ipswich Anfang Juli hat mir Andy Cobbold, der Head of German an der Northgate High School, zum ersten Mal geschrieben und mich in der Mail über die Schule informiert. Im Anhang der Mail habe ich alle wichtigen Informationen zum Job, den Schülern und der Einrichtung insgesamt gefunden. Es war sehr hilfreich und hat mir zudem einen guten ersten Einblick gegeben. Zudem hat er mir bei der Zimmersuche geholfen und mir ein paar Unterkünfte g t, von denen ich mich für eine WG mit der französischen Assistentin entschieden habe, etwa 30 Gehminuten von Northgate entfernt und in der Nähe des Stadtzentrums. Da man sich natürlich nicht vorher das Zimmer und die Mitbewohner oder Familien angucken kann, muss man schon ziemlich viel Glück bei der Unterbringung haben. Viele der Assistenten ziehen in der ersten paar Monaten aus verschiedenen Gründen um. Die ersten vier Monate habe ich zusammen mit der französischen Assistentin in der Nähe des Christchurch Parks gewohnt. Im Nachhinein musste ich jedoch leider feststellen, dass wir einfach zu unterschiedlich waren und man dadurch, dass man auch noch in der Schule zusammen arbeitet zu viel aufeinander hockt. Es war mir sehr wichtig, meine Sprachkenntnisse während meines Aufenthaltes zu verbessern und da ist es eher ratsam, direkt bei Engländern zu wohnen. Das habe ich schließlich auch für die letzten vier Monate gemacht und in einer Vierer-WG mit total netten jungen Leuten gewohnt, die mich von Anfang an gut aufgenommen haben. Die Wohnung lag zudem mitten im Stadtzentrum, was es erheblich erleichtert, wenn man sportlich aktiv ist, sich gerne mit Freunden trifft, oder auch wenn man einkaufen gehen muss. Ich brauchte pro Weg etwa 30 Gehminuten zur High School, musste dadurch aber nicht wie viele andere Assistenten 80 Pfund im Monat für eine Busfahrkarte für den Großraum Ipswich kaufen. Ipswich insgesamt ist gut überschaubar und nach ein paar Tagen habe ich mich bereits gut zurecht gefunden. Für mich war es hilfreich, zum Tourist Information Centre zu gehen und mir dort einen Stadtplan zu holen. 2
3 Ich bin einige Tage vor meinem ersten Arbeitstag in Ipswich angekommen und Andy hat mich vom Bahnhof abgeholt und mir danach direkt die Schule gezeigt. Da Northgate mit etwa 1800 Schülern ganz schön groß ist, muss man sich zunächst einmal orientieren. Die meiste Zeit allerdings verbringen die Assistenten im Language Centre. Andy hat mich zunächst allen Kollegen vorgestellt und mir die wichtigsten Räume gezeigt. Besonders das Office ist sehr wichtig, da die Damen im Empfang alles Bürokratische (wie etwa den CRB-Check) mit den Assistenten durchgehen. Dieses Formular ist besonders wichtig, da man sonst nicht alleine mit den Schülern arbeiten kann. Die erste Woche hatte ich Zeit, verschiedene Klassen zu observieren, um mir einen guten Eindruck über ihren Leistungsstand zu machen. In der zweiten Woche habe ich dann meine ersten Gruppen und somit auch meinen festen Stundenplan bekommen, der für die gesamte Assistenzzeit gültig ist. Wir Assistenten haben uns meist die Räume C14 und C15 geteilt, die ebenfalls im Language Centre sind. In beiden Räumen habe ich ein paar Sprachspiele und Deutschlandkarten aufgehängt, da wir die Räume selbst gestalten durften. Da man meist am Computer arbeitet oder Spiele mit Klebstoff, Schere, buntem Papier usw. basteln muss, habe ich mir direkt ein kleinen Bastelarsenal Zuhause zusammengestellt. Obwohl ich die erste Woche noch hospitiert hatte, habe ich mich besonders während der Anfangszeit verschätzt mit dem, was Schüler können und was nicht. Das wurde auch erst nach einigen Wochen besser, da selbst innerhalb einer Klasse die Leistungen erheblich differenziert sind. Ich wurde für 12 Stunden pro Woche für kleinere Lerngruppen der Klassen 8 bis 13 eingesetzt. In den unteren Klassenstufen konnte ich die Gruppengröße je nach Aktivitäten in den Sessions variieren. Die Themen hierbei sind vielschichtig, meist jedoch auf den grammatikalisch korrekten Satzbau ausgelegt. Die Arbeit mit den Klassen 12 und 13 ist da schon differenzierter und beinhalten meist Diskussionen und Meinungsäußerungen. Mit den älteren Schülern arbeite ich 35 Minuten pro Woche und dann kann man auch schon mal Videos zeigen oder kleine Projekte machen. Da die Schüler sich für alles Deutsche interessieren, ist es besonders in den ersten Wochen gut, die Zeit für Dinge zu planen, die man selbst interessant findet, da dies den Stoff erheblich auflockert und die Schüler auch mal mit anderen Themen (z.b. Songs, Zeitschriften oder Prominente) in Kontakt kommen können. Insgesamt hat die Arbeit mit den Schülern total Spaß gemacht. Es sind zwar nicht alle immer motiviert, mit ein paar interessanten Spielen konnte man die meisten aber aus der Reserve locken. Einige Schüler waren jede Woche super dabei und hinterfragten auch vieles. Da Andy der Head of German ist, war er während der gesamten Assistenzzeit für mich verantwortlich und der Erste, den ich angesprochen habe, wenn es Fragen gab. Auch die anderen Deutschlehrer waren sehr offen und hilfsbereit und auch während den Pausen immer für ein Gespräch zu haben. 3
4 Seven Sisters (Brighton) Es ist relativ schwierig gewesen, Kontakte zu gleichaltrigen Engländern herzustellen. Da hat man es auf jeden Fall einfacher, wenn man direkt in einer WG wohnt und so viele Leute kennenlernt. Auch die Familie, bei der ich mit der französischen Assistentin gewohnt habe, hat uns oft zu verschiedenen Anlässen mitgenommen und uns die Umgebung von Ipswich gezeigt. Den meisten Kontakt habe ich allerdings zu den anderen Assistenten gehabt und wir haben jedes Wochenende etwas unternommen. Es gab in Suffolk am Anfang der Assistenzzeit zwei Einführungstreffen, bei denen man die anderen Assistenten kennenlernen konnte. Wir hatten schließlich eine feste Gruppe von etwa 10 verschiedenen Assistenten, mit denen ich herumgereist bin und meine Freizeitstunden verbracht habe, von denen man mehr als genug hatte. Ipswich hat zwar eine nicht allzu große Innenstadt, für kleinere Shoppingtouren reicht es auf jeden Fall. Zudem gibt es hier viele schöne Parks, ein tolles Museum und den schönen Hafen. Auch für das Nachtleben gibt es ein paar, naja, interessante Diskotheken, die wir alle paar Wochen mal angelaufen haben. Zudem sind die Pubs in Ipswich echt toll. Da ich mittwochs frei hatte, konnte ich leider nicht wie viele andere Assistenten das lange Wochenende nutzen. Das war aber auch nicht weiter schlimm, da man mit dem Zug schon viele schöne Städte wie Cambridge, London oder Norwich für Tagestrips erreichen konnte. Es ist auf jeden Fall ratsam, sich am Anfang eine Railcard für den Zug zu holen, das geht über das Internet oder direkt am Bahnhof. Mit der 16 to 25 Railcard kann man echt viel Geld sparen und für uns hat sie sich garantiert schon fünf mal bezahlt gemacht. Die beiden Einführungstage waren zu Beginn der Assistenzzeit obligatorisch, da die Schule diese 4
5 Veranstaltung bezahlt. Hierbei habe ich die anderen Assistenten aus deiner Umgebung kennengelernt und alles Wichtige über deinen Job und das englische Schulsystem erfahren. Viele meiner Freunde sind zudem zum Einführungstag nach London gefahren, den ich leider aus Zeitgründen nicht machen konnte. Dieser auf jeden Fall empfehlenswert, da man hier erste Informationen erhält und auch andere Assistenten aus ganz England trifft. Meine Freunde und ich hätten gerne ein Cambridge-Zertifikat gemacht, wir waren allerdings zu wenig, um eine neue Gruppe in der Sprachschule in Ipswich anzufangen. Deshalb habe ich mich für Juli 2012 in Norwich bei einer Sprachschule beworben und werde dort das CELTA-Zertifikat am Anschluss an meine Assistenzzeit machen, da ich hier direkt meine Sprachkenntnisse einbringen kann und nach dem Bestehen auch in anderen Ländern Englisch unterrichten kann. Wenn man sich hier erst einmal eingewöhnt hat, dann vergeht die Zeit wie im Flug. Die Assistenzzeit war für mich eine gute Möglichkeit, England mit all seinen Facetten kennenzulernen und meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Man erlebt hier so viel, dass es ganze Seiten füllen würde. Insgesamt bin ich absolut mit der Zeit hier zufrieden. Man hat in der High School die Möglichkeit, eigenständig zu bestimmten Themen zu arbeiten und die Sessions nach Belieben zu gestalten. Je mehr Zeit man dabei in die Vorbereitung der Stunden steckt und spannende Spiele etc. für die Schüler entwickelt, desto mehr Spaß machen auch die Stunden. Zudem merken die Schüler direkt, ob man nur halb dabei ist, oder ob man sich richtig dafür ins Zeug legt. Und ein kleines Dankeschön von den Schülern selbst war für mich immer wertvoller und schöner, als eines von den Lehrern. Viele Assistenten sagen, dass die Arbeit mit der Zeit monoton wird. Ich hingegen denke, dass es einen unheimlich weiterbringt und man auch für die Zukunft als Lehrer viel von der Zeit hier mitnehmen kann, indem man die Stunden so spannend und abwechslungsreich wie möglich gestaltet. Insgesamt waren die acht Monate in Ipswich so geballt an neuen Erfahrungen und spannenden Erlebnissen, dass es sich einfach lohnt, diese Zeit zu genießen. Besonders für meinen späteren Beruf als Lehrerin hat mir die Assistenzzeit sehr geholfen, da ich viele Erfahrungen im Umgang mit der englischen, sowie der deutschen Sprache gemacht habe. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, Land und Leute besser kennenzulernen und kann dieses Wissen auch später im Unterricht einbinden. Es war eine absolut fantastische Zeit und ich werde keine Minute davon missen. Wenn du noch fragen zur Bewerbung, England oder der Assistenz an sich hast, kannst du mir auch gerne eine schreiben. Liebe Grüße! 5
6 Die Highlands Ipswich Waterfront London 6
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