Alkohol und Tabak: Langzeitauswirkungen auf das Kind
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- Heinz Baumhauer
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1 Alkohol und Tabak: Langzeitauswirkungen auf das Kind Bea Latal, Abteilung Entwicklungspädiatrie Workshop Schweizerische Arbeitsgemeinschaft Perinatale Pharmakologie Zürich,
2 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 2. Auswirkungen auf fetale Entwicklung 3. Auswirkungen auf Neugeborenenzeit 4. Langzeitstudien zur Entwicklung der Kinder 5. Fazit 2
3 Diagnosen Kognitiver Entwicklungsrückstand (IQ 53), EA 3 J Wachstumsretardierung (alle Parameter) Motorische Ungeschicklichkeit Muskuläre Hypotonie
4 12% regelmässig 9 % regelmässig 14 % regelmässig 14 % regelmässig
5 Suchtmonitoring Schweiz :17 CoRolA R - Rauchst at us b ei 15 - bis 2 5 -Jährig en, nach Ge schlecht, Sprachre g ionen und A lt er ( ) Total 2011 (n=3'572) 18.9% 10.7% 5.8% 64.7% Total 2012 (n=3'515) 19.5% 10.5% 5.2% 64.8% Total 2013 (n=4'377) 18.0% 11.1% 5.0% 65.9% Total 2014 (n=2'966) 18.8% 12.8% 6.5% 61.8% Geschlecht Männer (n=1'537) 21.3% 14.9% 8.0% 55.8% Frauen (n=1'428) 16.2% 10.6% 4.9% 68.3% 16 % regelmässig Sprachregion Deutschschweiz (n=2'070) 19.6% 12.7% 6.5% 61.2% Franz. Schweiz (n=775) 16.2% 14.2% 6.5% 63.1% Ital. Schweiz (n=121) 22.7% 7.2% 6.5% 63.6% Alter Jahre (n=735) 8.5% 12.2% 1.3% 78.0% Jahre (n=532) 22.6% 12.9% 5.1% 59.4% Jahre (n=565) 20.9% 11.3% 5.5% 62.2% 22% regelmässig Jahre (n=553) 22.9% 11.2% 9.4% 56.5% Jahre (n=581) 22.6% 16.6% 12.7% 48.2% 0.0% 10.0% 20.0% 30.0% 40.0% 50.0% 60.0% 70.0% 80.0% 90.0% 100.0% 110.0% 120.0% Täglich-Rauchende Gelegenheitsrauchende Ex-Rauchende Quelle: Kuendig, Not ari et al. (2015) Dat en export ieren (.xlsx Format ) Niemals-Rauchende 5
6 6
7 7
8 Fetales Alkoholsyndrom Alle 3 Kriterien müssen erfüllt sein: Faziale Dysmorphien verstrichenes Philtrum, dünne Oberlippe, enge Lidspalte Wachstumsretardierung und ZNS Störung (strukturell, oder funktionell) Alkoholexposition kann, aber muss nicht dokumentiert sein! Jones KL, Smith DW, Ulleland CN, Streissguth P. Lancet Dörrie, N et al. Eur Child Adolesc Psychiatry 2014 Astley,
9 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 2. Auswirkungen auf fetale Entwicklung 3. Auswirkungen auf Neugeborenenzeit 4. Langzeitstudien zur Entwicklung der Kinder 5. Fazit 9
10 Alkohol: Gesichtsentwicklung FAS Maus -FAS Maus -Kontrolle
11 Alkohol: Hirnentwicklung photo: Clarren, 1986 Kein Alkohol 5 Tage altes Kind, FAS
12 Klinisches Bild: Kontinuum Menge konsumierter Alkohol 12
13 Fetal Alkohol Spectrum Disorder (FASD) Fetales Alkoholsyndrom Prävalenz FASD 3-4 % Fetaler Alkoholeffekt (partielles FAS) Klinischer Verdacht, aber erscheinen normal (ARND) Normal, aber erreichen nie das Potential Adaptiert von Streissguth
14 Fetal Alkohol Spectrum Disorder (FASD) Kodierung von Susan Astley Jede Kategorie wird von 1-4 kodiert, summiert in einen FASD Schweregrad 1) Wachstumsretardierung 2) Faziale Dysmorphien 3) ZNS Auswirkung (strukturell oder funktionelle) 4) Pränataler Alkoholkonsum Wichtig: aufgrund dieser Kodierung kann man die Diagnose FASD auch dann bekommen, wenn der pränatale Alkoholkonsum unklar oder nicht bewiesen ist
15 15
16 Dysmorphien mit 7 Jahren FASD FAS: Fetal alcohol syndrome PFAS: partial fetal alcohol syndrome ARND: alcohol-related neurodevelopmental disorder May, PA, , Pediatrics 16
17 Lip-Philtrum Score (FAS/FASD: 4-5) 17
18 Hirnentwicklung: Basis für Kontinuum von FASD Stiles J and Jernigan T. The basics of Brain Development, Neuropsychol Rev
19 Tabak Nikotin am suchterzeugendsten 19
20 Nikotin= Abhängig machende Substanz in Tabak Gelangt schnell in den Blutkreislauf ZNS Wirkung ähnlich wie andere Substanzen: Kokain, Heroin 20
21 Nikotin Keine Fehlbildungen kein Nikotin-Syndrom Zentralnervensystem Auswirkung 21
22 Auswirkungen auf Schwangerschaft: Alkohol und Tabak Aborte Frühgeburtlichkeit Tiefere Geburtsmasse Untergewicht für GA Shankaran. Sem Fet Review
23 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 2. Auswirkungen auf fetale Entwicklung 3. Auswirkungen auf Neugeborenenzeit 4. Langzeitstudien zur Entwicklung der Kinder 5. Fazit 23
24 Klinische Symptome des Entzuges beim Neugeborenen Akute Gehirn Magen-Darm- Trakt Andere Zittrig, irritabel Schriller, hoher Schrei Regurgitieren Laufende Nase Niessen Hyperaktivität Erbrechen Starker Speichelfluss Muskelverkrampfung Verminderter Schlaf Durchfall Gähnen Exzessives Nuggeln Schlechtes Essen Krämpfe Schluckauf Schwitzen Fieber Subakut Bis zu 80% der Neugeborenen mit Entzugssymptomen Dauer 4-6 Monate, mit Höhepunkt nach 6 Wochen Gefahr der Vernachlässigung/ Kindsmisshandlung
25 Therapie der Entzugssymptome 3-er Therapie : Erkennen; Supportieren; Behandeln bei Eintritt Mekonium und Urin asservieren Serologien der Mutter kontrollieren Drogenscore Blatt beginnen Substitutionstherapie wenn Drogenscore 3x hintereinander > 8: Tinctura opii alle 4-6 Stunden Erhöhen alle 4 Stunden bis Drogenscore > 8 Bei Krämpfen Therapie mit Phenobarbital
26 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 2. Auswirkungen auf fetale Entwicklung 3. Auswirkungen auf Neugeborenenzeit 4. Langzeitstudien zur Entwicklung der Kinder 5. Fazit 29
27 Langzeitstudien zur Entwicklung der Kinder Alkohol 30
28 Alkohol: Komorbiditäten Komorbiditäten mit der höchsten Prävalenz (50% -91%) (abgesehen von Verhalten/Entwicklung) Störungen des Hörens und Sehens Chronische Otitis media Malformationen anderer Organe (Retina, Wirbel) Popova S, et al. 2016, The Lancet 31
29 Alkohol: Entwicklung mit 7 Jahren IQ Punkte 70 FASD Controls May, PA, 2014, Pediatrics Keine Unterschiede im sozioökonomischen Umfeld 32
30 Alkohol: Kein Auswachsen der Probleme: IQ Adoleszenz und Erwachsenenalter Nur Kinder mit FAS eingeschlossen Streissgut A, 1991, JAMA 33
31 Alkohol: Kein Auswachsen der Probleme: Verhalten Adaptiert nach Streissgut A, 1991, JAMA
32 Alkohol: Verhalten im Erwachsenenalter Alter: J Spohr und Steinhausen, 2007, J Pediatrics 35
33 Exekutive Funktionen Neben dem IQ und sozioökonomischen Umfeld sind Exekutive Funktionen die wichtigsten Fähigkeiten, die den akademischen Erfolg bestimmen Johnson et al. Dev Neuropsychol 2011; Jaeckel et al. Psychol Med 2013; Duckworth & Seligman Psychol Sci 2005; Mulder et al. Arch Dis Child Fetal Neonatal Ed 2010; Mulder et al. JINS 2011; Rose et al. Dev Sci 2011
34 Was sind exekutive Funktionen? Top-down Regulations- und Kontrollmechanismen - Höhere kognitive Funktionen - Erlauben zielorientiertes und situationsangepasstes Handeln - V.a. wichtig bei Abweichung von Gewohnheiten Beispiele für exekutive Funktionen - Inhibition (Aufstrecken, in Reihe warten, ) - Arbeitsgedächtnis (Antwort merken während andere Kinder antworten, ) - kognitive Flexibilität (Lernstrategien entwickeln/anwenden, ) - Planungsfähigkeit (nötiges Material einpacken, Hausaufgabenplanung, ) -... Drechsler Zeitschrift für Neuropsychologie 2007
35 Planung Daniel, 14 Jahre: bereitet sich auf Geschichtsprüfung vor Ava, 5 Jahre: macht sich für den Schwimmunterricht bereit
36 Alkohol und Exekutive Funktionen 51 Studien, Alter 11 J Kingdon et al. 2016, Journal of Child Psychology and Psychiatry 39
37 Dörrie, N et al. Eur Child Adolesc Psychiatry
38 Tabak: Komorbiditäten SIDS Atemwegsinfekte, Asthma (Passivrauchen) Nierenschädigung (Fibrose, Tiermodell) Tabakkonsum 41
39 Tabak Alkohol: Missbildungen Schwere SS und neonatale Effekte Schwere Effekt auf Kognition, Verhalten, sensorisches System Tabak: Keine Missbildungen Mildere SS und neonatale Effekte Persistierende intellektuelle Defizite Verhaltensstörungen P. Fried Neurotox Teratol 2003 Dunn HG, Canadian J of Public Health, 1977 Ernst, M, J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 2001
40 Tabak: Auswirkungen auf den IQ IQ Non-Smokers Smokers Unterschiede auch signifikant nach Korrektur für sozioökonomischer Status 90 VIQ PIQ FSIQ VIQ Verbal IQ PIQ Performance IQ FSIQ Full Scale IQ Dunn HG et al, Canadian Journal of Public Health
41 Tabak: Langzeiteffekte Adoleszenz Non-Smokers Light Heavy IQ Lesen Rechnen Werte korrigiert für sozioökonomischer Status Kein Effekt auf exekutive Funktionen P. Fried Neurotox Teratol
42 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 2. Auswirkungen auf fetale Entwicklung 3. Auswirkungen auf Neugeborenenzeit 4. Langzeitstudien zur Entwicklung der Kinder 5. Fazit 45
43 Fazit Sowohl Alkohol wie auch Rauchen während der Schwangerschaft schädigen die Hirnentwicklung Die entwicklungsneurologischen Konsequenzen sind bis in die Adoleszenz und darüber hinaus nachweisbar Die Schädigungen durch Alkohol sind deutlich schwerwiegender als die von Nikotin und verstärken sich über die Jahre Es lässt sich ein genereller Dosis-Wirkungseffekt erkennen Die Effekte sind unabhängig vom sozioökonomischen Umfeld Da beide Substanzen während der Schwangerschaft häufig konsumiert werden, sind Präventionsmassnahmen dringend indiziert 46
44 Picasso: buveuse assoupie 47
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