Grüner Strom für Gelbes Viertel

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1 Bild: Fotolia.com, nmann77 Grüner Strom für Gelbes Viertel Wie können sich Stadtwerke gegen den drohenden Rückgang des Geschäfts im Energievertrieb wappnen? Zum Beispiel mit Vor-Ort- Vermarktung von Solar- oder KWK-Strom als Mieterstrom, wie der aktuelle Beitrag der E&M-Serie Wege in die neue Welt zeigt. STADTWERKE. Der Megatrend der Energiewende ist die Dezentralisierung, sagen Experten. Und das betrifft nicht nur die Erzeugung. Auch beim Vermarkten des zunehmend dezentral produzierten Stroms sind neue Strategien gefragt. Das könnte eine Aufgabe für Stadtwerke sein, die häufig als Netzbetreiber direkten Zugang zu Erzeugungsanlagen haben, von Verbrauchern als seriöse Dienstleister geschätzt werden und über Vertriebserfahrung verfügen. Ein wichtiges Zukunftsthema für kommunale Unternehmen wird die Vermarktung von Mieterstrom sein, sagt auch LBD-Berater Christof Schorsch. Solche Versorgungskonzepte helfen dabei, Dezentralität umzusetzen und Energie effizienter zu verwenden, indem Strom und Wärme im selben Gebäude produziert und verbraucht werden. Christof Schorsch: "Mieterstrom wird ein wichtiges Zukunftsthema für Stadtwerke sein" Bild: LBD Beim Mieterstrom geht es darum, die in Photovoltaikanlagen auf dem Dach oder in Blockheizkraftwerken (BHKW) im Keller von Wohnanlagen erzeugte elektrische Energie direkt an Mieter zu verkaufen. Vorteil: Der im Haus bleibende und nicht ins öffentliche Netz eingespeiste Strom wird nicht mit Netzentgelten, Konzessionsabgabe und Stromsteuer belastet. Das ermöglicht dem Stadtwerk, Hausbewohnern den Strom günstig anzubieten. Schorsch berichtet von den Stadtwerken Augsburg (swa), die das Mieterstromangebot aufgelegt haben und damit KWK-Strom aus Blockheizkraftwerken vermarkten. Das Angebot ist nicht nur an Mieter und Immobilieneigentümer in Wohnanlagen gerichtet, sondern auch an Nutzer öffentlicher Liegenschaften wie Schulen oder die Wohnungswirtschaft.

2 Großes Potenzial für Mieterstrom in Augsburg Für Nutzer der Häuser, in denen KWK-Anlagen stehen, ist dieser Tarif hoch attraktiv: Er liegt garantiert 2 Ct/kWh unter dem Grundversorgungstarif. Weiterer Vorteil: Mieter und Vermieter müssen nicht selbst in die Anlage investieren. Die BHKW bauen die Stadtwerke ein, wobei das Unternehmen feststellt, dass bei Neubauten zunehmend Bauherren eigene Anlagen errichten. Der Versorger aus der bayerischen Universitätsstadt am Lech, der mit einem Rückgang seines traditionellen Energieliefergeschäftes um 20 Prozent bis 2020 und sogar um 80 Prozent bis 2050 rechnet, hat deshalb schon frühzeitig mit dem Aufbau neuer Geschäftsmodelle begonnen und seit 2010 insgesamt 36 BHKW mit kw elektrischer Gesamtleistung in Wohnanlagen eingebaut. Sie liefern jährlich 10 Mio. kwh Strom und 20 Mio. kwh Wärme. Die Stadtwerke schätzen das Marktpotenzial für Power@home-Strom in Augsburg und Umgebung auf bis Wohnungen. Der zügige Ausbau des Angebots wird indes mehr durch das beschränkte Investitionsbudget und den aufwendigen Prozess des Netzanschlusses gedeckelt als durch den Markt selbst. Die Stadtwerke verdienen mit Power@home-Strom vor allem in Gebäuden mit hohem Wärmebedarf. Aber auch da sind dem Stromangebot Grenzen gesetzt. Die Strommenge aus einem BHKW kann etwa 60 Prozent der Nutzer in einer Wohnanlage versorgen. Darüber hinaus müssen wir Strom zu normalen Konditionen zukaufen, so Karl-Heinz Viets, Bereichsleiter Energiedienstleistungen der swa. Die Wirtschaftlichkeit des Geschäftsmodells Mieterstrom hängt wesentlich von den rechtlichen Rahmenbedingungen ab, also der Befreiung des lokal erzeugten Stroms von Netzentgelt, Konzessionsabgabe und Stromsteuer. EEG-Umlage muss dagegen bezahlt werden. Solange die Rahmenbedingungen so bleiben, funktioniert das Modell Power@home zum Vorteil für die Stadtwerke und ihre Kunden. Berater Schorsch hält es für bemerkenswert, dass die Stadtwerke Augsburg den Nutzen der Eigenstromvermarktung schon frühzeitig erkannt haben. Um die erwarteten Rückgänge im Kerngeschäft kompensieren zu können, müsste das neue Geschäftsfeld aber schnell Volumen gewinnen, meint er. Auf jeden Fall ist das Unternehmen einer der kreativen Vorreiter im Markt. Anreize für neue lokale Stromprodukte schaffen Zu diesen Vorreitern zählt auch der Hamburger Ökostromversorger LichtBlick mit seinem ZuhauseStrom-Tarif. Dessen Geschäftsführer Heiko von Tschischwitz plädiert ebenfalls für stabile Rahmenbedingungen. Damit könnte der Gesetzgeber Anreize schaffen für Energieversorger, neue lokale Stromprodukte wie Zuhause- Strom auch für kleinere Anlagen anzubieten und das EEG wirkungsvoll zu entlasten. LichtBlick beliefert seit Anfang März Bewohner des Gelben Viertels im Ostberliner Stadtteil Hellersdorf mit Mieterstrom aus einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ihrer Häuser. Die Hamburger kooperieren dafür mit der Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land und dem PV-Anlagenbetreiber p-vb, der seit 2012 auf 50 Mietshäusern des Gelben Viertels Solartstrommodule mit kw Gesamtleistung installiert hatte.

3 LichtBlick beliefert Mieter mit Ökostrom aus einer PV-Anlage in Berlin Bild: LichtBlick / Stadt und Land Der damit produzierte Sonnenstrom wird von dem Hamburger Anbieter mit zertifiziertem Ökostrom zu einem preisgünstigen ZuhauseStrom-Tarif gebündelt. Im ersten Schritt gilt das Angebot aus technischen Gründen nur für rund der insgesamt Mietparteien. Es wird gut angenommen. Schon bis zum Start der Lieferungen hatten die Kundenberater des Unternehmens 200 Mietparteien von dem Angebot überzeugt. Wir sind sehr zufrieden, so ein Sprecher. Der ZuhauseStrom wird den Berliner Mietern zu einem günstigen Preis geliefert, der deutliche Einsparungen gegenüber der Grundversorgung garantiere, verspricht LichtBlick. Der Tarif sieht eine monatliche Grundgebühr von 8,95 Euro und einen Arbeitspreis von 24,75 Ct/kWh vor. Gleichzeitig werde durch die Eigennutzung die Allgemeinheit finanziell entlastet, weil der lokal verbrauchte Strom nicht mehr ins Netz eingespeist wird und daher keine EEG-Förderung erhalte. Der Strom- Verkauf im Gelben Viertel entlaste das EEG-Konto um bis zu Euro im Jahr. Das neue Produkt könne zu einem entscheidenden Treiber für den Ausbau der erneuerbaren Energien werden, meint von Tschischwitz. ZuhauseStrom tauge als Blaupause für ein Massenmarktprodukt, so ein Sprecher. Sein spezielles Know-how sieht das Unternehmen in der intelligenten Vermarktung des Ökostroms sowie in der sehr komplexen Abwicklung der Lieferung des Kombiproduktes aus vor Ort erzeugtem und aus dem Netz zugeliefertem Ökostrom. Der IT-Aufwand ist nicht unerheblich, heißt es in Hamburg. Wegen des hohen Umsetzungsaufwandes und der komplizierten Abrechnung hätten sich bislang nur wenige Unternehmen an Mieterstromprodukte herangewagt. Berührungsängste haben die Ökostromer aus der Hansestadt nicht. Wir sind auch offen für eine Zusammenarbeit mit Stadtwerken, so das Unternehmen by Energie & Management Verlagsgesellschaft mbh PETER FOCHT Dieser Artikel und alle in ihm enthaltenen Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne schriftliche Zustimmung des Herausgebers unzulässig und wird strafrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Weitergabe in elektronischer oder gedruckter Form. Bitte sprechen Sie uns unbedingt an, bevor Sie diesen Artikel weiterleiten oder anderweitig verwenden. Vielen Dank!

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