Interkulturelle Rhetorik im DaF-Kontext. PD Dr. Kerstin Reinke, Herder-Institut, Universität Leipzig
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- Jörn Salzmann
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1 Interkulturelle Rhetorik im DaF-Kontext PD Dr. Kerstin Reinke, Herder-Institut, Universität Leipzig
2 Übersicht Terminologie Anforderungen an DaF Problemfelder der interkulturellen Rhetorik Beispiel Emotionalität Umsetzung in DaF Schluss
3 Terminologie Kommunikation Interkulturelle Kommunikation Rhetorik Rhetorische Wirkungen
4 KOMMUNIKATION Interaktion Austausch von Zeichen Prozess funktioniert nach (festgelegten) Regeln geprägt durch: Weltsicht Kommunikationsbedingungen (Akteure, Situation,...) Intentionen und Wirkungen
5 KOMMUNIKATIONSMODELL WER spricht zu WEM (Beziehung, Hierarchie, Rolle) WORÜBER (Gegenstand ) WO (Ort/ Rahmen) WANN (Zeitpunkt/ Rahmen) WARUM (Grund/ Ursache/ Intention/ Wirkung) WOZU (Intention/ Wirkung) WAS (Text/ Worte Inhalt) WIE (Wortwahl, Prosodie,
6 INTERKULTURELLE KOMMUNIKATION lässt sich jeweils nur für bestimmte Beobachtungsund Untersuchungsfelder definieren (linguistische, soziolinguistische, pragmatische u.a.) Arbeitsdefinition: Aufeinandertreffen von Menschen verschiedener Kulturen (u. auch Subkulturen), die auch in bezug auf den gezielten Einsatz bestimmter phonetischer und stimmlicher Mittel unterschiedliche Regeln im Verlaufe ihrer Sozialisation erworben und internalisiert haben. (Reinke 2008)
7 RHETORIK Theorie und Praxis der menschlichen Beredsamkeit in öffentlichen und privaten Angelegenheiten widmet sich der Ausbildung, Übung und Vervollkommnung wirkungsorientierten Sprechens und Verhaltens und benutzt dazu das historisch entstandene System der Regeln Anleitungen und Gewohnheiten... (Ueding 2000)
8 RHETORISCHE WIRKUNGEN Kommunikationseffekte, die auf Meinungswechsel, Einstellungswechsel und/oder Handlungsinitiierung und -wechsel hinauslaufen:... durch tiefgründige rationale Elaboration ( über die zentrale Route)... über die periphere Route: Sympathie- und Attraktivitätseinschätzungen, Kompetenzzuweisungen u.ä. (vgl. Neuber 2001)
9 Anforderungen an den DaF-Unterricht Der Fremdsprachenunterricht (Deutsch als Fremdsprache) vermittelt kommunikative Kompetenz, bzw. die Fähigkeit [...], in verschiedenen Lebenssituationen sprachlich angemessen handeln zu können, wozu ein möglichst authentischer Gebrauch der Sprache, insbesondere der mündlichen Sprache, gehört. (Henrici 2001: 847) Ziel des Sprachunterrichts: Erwerb Kommunikativer Sprachkompetenzen (GER 2001: 109ff.).
10 Anforderungen an den DaF-Unterricht Linguistische Kompetenz Soziolinguistische Kompetenz Pragmatische Kompetenz
11 Variablen der Kommunikation Offizialitätsgrad Sprachplanungsspezifik Produktion Rezeption Sprecher- und Hörerverhältnis und -rolle Kommunikationssituation Emotionen Textsorten Intentionen und Wirkungen
12 Problemfeld interkulturelle Rhetorik Grundwerte und Einstellungen Intentionen (Wirkungsabsichten) Konventionen kommunikativer Handlungen Paraverbale und nonverbale Faktoren
13 Forschungsfragen und -probleme Beispiel Emotionalität
14 Definition Eine Emotion ist eine vorübergehende soziale Rolle (ein sozial konstruiertes Syndrom), welche die Situationseinschätzung des Individuums einschließt... (Averill 1980).
15 Emotionalität und (rhetorische) Kommunikation Funktionen: emotionale Qualität der Situation wird bestimmt emotionale Befindlichkeit wird wechselseitig dargestellt und gedeutet Grundemotion der beteiligten Personen wird typisiert Situation wird eingeordnet Intention wird gedeutet (Fiehler 1990)
16 Emotionskundgaben und Emotionsinterpretationen unterliegen soziokulturellen Regeln: Manifestationsregeln: legen fest, wie in welcher Situation welches Gefühl von wem ausgedrückt werden darf Korrespondenzregeln: schreiben vor, wie auf den Emotionsausdruck des Partners zu reagieren ist Kodierungsregeln: schreiben die die für ein Gefühl möglichen Verhaltensweisen fest
17 Emotionalität universell vs. interkulturell Emotionalität ist universell. Angeboren: Fähigkeit, emotional zu interagieren Phylogenetisch determiniert: Basisemotionen (Ärger, Ekel, Freude,...)
18 Emotionalität universell vs. interkulturell Emotionalität ist individuell. Emotionsspektrum Emotionsschwelle Art und Intensität der emotionalen Reaktion Formen der Manifestation von Emotionen Fähigkeiten zur Emotionsdeutung... ( Tischer 1993)
19 Emotionalität universell vs. interkulturell Emotionen - im kulturspezifischen Kontext: Emotionen = Werte, Teile von Weltanschauungen (Hofstede 1993) Soziokulturelle Entwicklung von Emotionalität
20 Emotionalität universell vs. interkulturell Ausdrucks-, Kontroll- und Interpretationsregeln für Emotionen: Emotionsausdruck: verbal, nonverbal, paraverbal (phonetische Mittel) Emotionsbewertung und -kontrolle das rollen- und situationsspezifische Emotionsverhalten geschlechts- und hierarchiespezifisches Emotionsverhalten Emotionsvokabular
21 Emotionalität interkulturell stimmliche und phonetische Mittel Kulturspezifika: Lautstärke und Lautstärkevariation Sprechtempo und Tempovariationen Tonhöhe und Tonhöhenvariation Pausen Spannungsgrad Rhythmizität
22 Emotionalität interkulturell stimmliche und phonetische Mittel Lautstärkevariation Tempovariationen Tonhöhe und Tonhöhenvariation Rhythmizität Pausen Variation im Spannungsgrad DEUTSCH: bilden und gliedern den Text, zeigen Einstellung zur Situation und zum Text, genügen soziokultureller Norm, transportieren Emotionen
23 Emotionalität interkulturell stimmliche und phonetische Mittel Typisch für deutschen Sprechrhythmus:
24 Emotionalität interkulturell stimmliche und phonetische Mittel Typisch für deutschen Sprechrhythmus: Akzentzählender Staccato-Rhythmus Wörter mit unterschiedlicher Silbenzahl Silben unterschiedlicher Kompaktheit Akzentuierungsregeln kompliziert deutliche Gliederung in Akzentgruppen Melodieverläufe: terminal, interrogativ, progredient.
25 Emotionalität interkulturell stimmliche und phonetische Mittel Rhythmus der sachlichen Sprechweise (Rede): hoher Spannungsgrad klare Abgrenzung der rhythmischen Gruppen stark ausgeprägte Wortakzentuierungen Akzentuierung eher durch Mittel der Spannung und Lautstärke am Äußerungsende eher fallende Tonhöhenverläufe
26 Emotionalität interkulturell stimmliche und phonetische Mittel Studie (40 deutsche Probanden): Wie sollten Redner wirken? kompetent (selbst)sicher souverän ruhig ausgeglichen angepasst (an die Hörer)
27 Emotionalität interkulturell stimmliche und phonetische Mittel Studie (40 deutsche Probanden): Wie sollten Redner nicht wirken? ängstlich unsicher aggressiv ärgerlich arrogant/ überheblich langweilig/ gelangweilt...
28 Emotionalität interkulturell stimmliche und phonetische Mittel Studie (40 deutsche Probanden): Woran erkennt man Kompetenz? laute, klare, sichere Stimme sichere, flüssige Sprechweise
29 Emotionalität interkulturell stimmliche und phonetische Mittel Studie (40 deutsche Probanden): Woran erkennt man Bescheidenheit/ Zurückhaltung? leise Sprechweise (bzw. Stimme) Stottern monotone Sprechweise
30 China - Deutschland Welche phonetischen und stimmlichen Mittel rufen wechselseitig welche Wirkung hervor? Wie wirken schwache vs. starke Betonungen? Wie wirkt eine laute vs. leise Stimme? Wie wirkt eine hohe vs. tiefe Stimme? Wie wirken große vs. kleine rhythmische Gruppen? Wie wirkt eine Melodie, die am Äußerungsende schwebt vs. stark abfällt? Und..: Was versteht man unter laut, leise, hoch, tief,..?
31 China - Deutschland Welche phonetischen und stimmlichen Mittel rufen wechselseitig welche Wirkung hervor? FAZIT: Intensives Training des deutschen Sprechrhythmus!
32 Umsetzung in DaF - Anforderungen Probleme: zu wenig Forschungsergebnisse und wenn, dann kaum zu verallgemeinern kaum Regeln ableitbar einfache Regelvermittlung widerspricht modernen Methoden ( Konstruktivismus )
33 Möglichkeiten für DaF Authentizität: Sprechhandlungen immer auf authentische Situation beziehen rezeptiv echte Beispiele verwenden; produktiv echte Situationen schaffen: Vortrag, Interview,...) Variantenbreite der Sprache berücksichtigen Intentions- und Wirkungsaspekt berücksichtigen: sensibilisieren reflektieren Rhetorikübungen durchführen
34 Umsetzung in DaF - Beispiele Jenkins, E.; Clalüna, M.; Hirschfeld, U.; Hirtenlehner, M. und Fischer, R. (2005, 2006, 2007): Dimensionen. 1, 2, 3. Lernstationen. Ismaning: Hueber. Elsterl, U.; Körner, E.; Einhorn, Á.; Jenkins, E. und Kubicka A. (2006, 2007, 2008): Team Deutsch 1-4. Stuttgart: Klett.
35 Werte Team Deutsch 3
36 Tabu-Themen Dimensionen 1
37 Kommunikationsregeln aushandeln Team Deutsch 3
38 Spontaneität - Sprech-Denken Team Deutsch 4
39 Beziehungen offiziell-inoffiziell phonetische Mittel Dimensionen 3
40 Emotionen: Höflichkeit phonetische Mittel Team Deutsch 3
41 Sprechrollen Dimensionen 3 Dimensionen 2
42 Smalltalk Dimensionen 2
43 Meinungen äußern Team Deutsch 2
44 Diskussion - Emotion Team Deutsch 4
45 Argumentation pro und contra Team Deutsch 3
46 Argumentation Dimensionen 3
47 Gespräche: Gesprächsanalyse phonetische Mittel Dimensionen 3
48 Intention-Wirkung: Werbung phonetische Mittel Team Deutsch 3
49 Intention-Wirkung: Überzeugung phonetische Mittel Team Deutsch 3
50 Überzeugen Team Deutsch 3
51 Interview - Rollen Dimensionen 2
52 Schluss Wissenschaftliche Arbeiten zum Vergleich/ Kontrast Chinesisch-Deutsch existieren im Bereich der interkulturellen Kommunikation. In DaF-Lehrwerken verstärkt Übungen zur Sensibilisierung und zum Ausprobieren (rhetorischer) Kommunikation. Arbeiten zum Problem Emotionalität Chinesisch Deutsch berühren oft das Konzept Höflichkeit. Anteil phonetischer/ stimmlicher Mittel an rhetorischer Wirkung bisher weniger untersucht.
53 Schluss Wissenschaftliche Arbeiten zum Vergleich/ Kontrast Chinesisch-Deutsch existieren im Bereich der interkulturellen Kommunikation. In DaF-Lehrwerken verstärkt Übungen zur Sensibilisierung und zum Ausprobieren (rhetorischer) Kommunikation. Arbeiten zum Problem Emotionalität Chinesisch Deutsch berühren oft das Konzept Höflichkeit. Anteil phonetischer/ stimmlicher Mittel an rhetorischer Wirkung bisher weniger untersucht. Aber: Wirkung phonetischer Mittel ist nachgewiesen und lässt sich in der Praxis gut trainieren.
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