Neues Pfingsten oder alte Gleise?

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1 In diesem Heft Vorwort Stephan Ottenbreit OFM Neues Pfingsten oder alte Gleise? Norbert Arntz Benedikt XVI. und die Option für die Armen Gustavo Gutiérrez OP Die Große Kontinentale Mission Cláudio Hummes OFM Das Martyrium ist der Höhepunkt der Evangelisierung Cláudio Hummes OFM Das Projekt Aparecida José Comblin Ein gefälschtes Schlussdokument? Norbert Arntz Bischofsversammlung Aparecida 2007 Neues Pfingsten oder alte Gleise? ISSN III/2007 G21131F 102 Berichte Dokumente Kommentare missionszentrale der franziskaner

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3 missionszentrale der franziskaner 2007 Bischofsversammlung Aparecida 2007 Neues Pfingsten oder alte Gleise?

4 Impressum Die Grüne Schriftenreihe Berichte Dokumente Kommentare erscheint vierteljährlich und kann abonniert werden. Herausgeber: Missionszentrale der Franziskaner e.v. ISSN: Verantwortlich für Redaktion und Übersetzung: Pfarrer Norbert Arntz Layout und Satz: Jakina Ulrike Wesselmann, wdsign Fotos: Norbert Arntz / Markus Bücker Redaktion und Anschrift: missionszentrale der franziskaner Albertus-Magnus-Str Bonn Postfach Bonn Telefon: / Telefax: / post@missionszentrale.de Verlag und Versand: Missionszentrale der Franziskaner GmbH Bankverbindung: Bank für Orden und Mission BLZ Konto Gedruckt auf EnviroTop Recycling Papier Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

5 Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 Stephan Ottenbreit OFM Die Bischofsversammlung 7 von Aparecida Neues Pfingsten oder alte Gleise? Norbert Arntz Benedikt XVI. und die 19 Option für die Armen Gustavo Gutiérrez OP Die Große Kontinentale 27 Mission Cláudio Hummes OFM Predigt: Das Martyrium ist 31 der Höhepunkt der Evangelisierung Cláudio Hummes OFM Das Projekt von Aparecida 35 José Comblin Ein gefälschtes 48 Schlussdokument? Norbert Arntz Bisher erschienene Titel 54 Inhalt

6 Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

7 Vorwort Stephan Ottenbreit OFM Pfarrer Norbert Arntz Die V. Generalversammlung von Bischöfen aus Lateinamerika und der Karibik, vom 13. bis 31. Mai in den brasilianischen Wallfahrtsort Aparecida einberufen, hat die Hoffnung auf ein neues Pfingsten wieder erweckt. Unter dem Leitwort Jünger und Missionare Jesu Christi, damit unsere Völker in ihm das Leben haben bekennt sich die lateinamerikanische Kirche in Aparecida zu ihrer Eigenständigkeit im vielgestaltigen Prozess der Weltkirche. Sie entdeckt, dass das Leitwort nicht nur ein gutes Thema für eine bedeutsame Konferenz darstellt, sondern die Quintessenz des Evangeliums ausmacht. Kurzum: Aparecida als Dokument und Ereignis verweist darauf, dass der Geist des Evangeliums Jesu die heutigen kulturellen Herausforderungen und politischen Konstellationen durchwehen soll, damit unsere Völker in ihm das Leben haben. Mit dem vorliegenden Heft wollen wir den Text von Aparecida kommentierend begleiten. Den Text von Aparecida bildet eben nicht nur das aus 554 Abschnitten zusammengesetzte Schlussdokument, das die Versammlung am 31. Mai verabschiedete und das in Kürze in deutscher Übersetzung zur Verfügung stehen wird. Der Text von Aparecida besteht aus dem gesamten Ereignis, angefangen von der kontinentweiten Vorbereitung in Gemeinden, Diözesen und Organisationen über den Papstbesuch zur Eröffnung der Generalversammlung, die eigene Dynamik des Wallfahrtsortes Aparecida bis zu den Konflikten um die Manipulation des verabschiedeten Schlussdokumentes und die Auswirkung von Aparecida auf die Gemeinden und Teilkirchen. Gustavo Gutiérrez, der peruanische Befreiungstheologe, betrachtet deshalb die Eröffnungsansprache des Papstes unter dem Blickwinkel der Option für die Armen. Der Franziskaner Claudio Hummes, bis 2006 Erzbischof von Sao Paulo, jetzt Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation in Rom, beschreibt in Predigt und Statement das Projekt der Kontinentalen Mission. Der brasilianische Theologe José Comblin legt dar, inwiefern die kontinentale Mission eine radikale Umkehr des gesamten kirchlichen Systems bedeutet. Norbert Arntz, der im Namen und Auftrag der Missionszentrale als akkreditierter Beobachter die V. Generalversammlung aus nächster Nähe verfolgen konnte, beschreibt ausführlich den von ihm erlebten Prozess und dokumentiert am Ende an Textbeispielen, wie das verabschiedete Schlussdokument manipuliert wurde. Mit unserem Grünen Heft wollen wir den Leserinnen und Lesern eine Hilfe anbieten, besser verstehen zu lernen, was Aparecida für die Lateinamerikanische Kirche und für die Weltkirche bedeutet. Bonn Bad Godesberg, 3. November 2007, am Festtag des Heiligen Martin de Porres, dem aus Peru stammenden heiligen Mestizen, an dessen Teller Hund, Katz und Maus gemeinsam tafeln. Vorwort

8 Versammlungsort: die Basilika von Aparecida Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

9 Die Bischofsversammlung von Aparecida Neues Pfingsten oder alte Gleise? Norbert Arntz geb in Kleve, Pfarrer und Mitarbeiter in der Missionszentrale der Franziskaner Eine quasi fatalistische Haltung nach Santo Domingo (1992) Nach 1992 rechnete niemand mehr damit, dass es noch einmal eine Generalversammlung des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik geben werde. Als Papst Johannes Paul II. bei der Eröffnungsansprache zur IV. Generalversammlung in Santo Domingo 1992 seine Absicht bekannt gab, eine Kontinentalsynode für die gesamte Kirche von Amerika einzuberufen, schien die Geschichte der Generalversammlungen des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik besiegelt. Der Prozess, der im Jahre 1955 mit der ersten Versammlung in Rio de Janeiro und der Gründung des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM) begonnen hatte, der in Medellín 1968 mit der kreativen Rezeption des II. Vatikanums ein neues Pfingsten für Lateinamerika bewirkt und dann in Puebla (1979) trotz römischer Widerstände die Kirche der Armen in Lateinamerika bestärkt hatte, schien beendet zu werden. Man gewann den Eindruck, dass römische Kontinentalsynoden, die nur beratende Funktion für den Papst haben, die Zukunft der Weltkirche bestimmen würden und dass deshalb die in Lateinamerika entstandene Tradition der Generalversammlungen mit ihrer relativen Autonomie aufgegeben werde. Dieser Eindruck bestätigte sich durch die Amerika-Synode, die der Papst für 1997 nach Rom einberufen hatte. Damals galt als Losung Ein einziges Amerika, eine einzige Kirche. Ein überraschender Vorschlag Die quasi fatalistische Haltung der lateinamerikanischen Gremien wurde im Jahre 2001 durchbrochen. Bei der in Caracas einberufenen Versammlung des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM), des kontinentalen Kooperationsorgan für die nationalen Bischofskonferenzen, unterbreitete Kardinal Oscar Rodriguez Madariaga von Tegucigalpa/ Honduras den Vorschlag, das fünfzigjährige Bestehen des CELAM im Jahre 2005 zu nutzen, um eine weitere Generalversammlung einzuberufen, die die Aufgabe hätte, den bisherigen Weg der lateinamerikanischen Kirche zu überdenken und die neuen Herausforderungen für die Kirche des Kontinents zu formulieren. Fast alle Teilnehmenden griffen den Vorschlag zustimmend auf und entwickelten ihn zu einem formellen Plan weiter. Dass es erst 2007 zur 5. Generalversammlung kam, lässt darauf schließen, welch schwierigen Weg der Vorschlag durchlaufen musste. Erst musste man die Phase des Undenkbaren hinter sich lassen, dann die Phase des Vorstellbaren absolvieren und schließlich ein realisierbares Projekt daraus machen, um die Zustimmung Johannes Pauls II. zu erlangen. Arntz Die Bischofsversammlung von Aparecida Neues Pfingsten oder alte Gleise?

10 Dieser entscheidende Schritt ist dem Bemühen des damaligen CELAM-Präsidenten, Kardinal Errázuriz, zu verdanken. Er hat die Initiative ergriffen, die Kirche Lateinamerikas und der Karibik offiziell zu konsultieren. Von 22 Bischofskonferenzen äußerten sich 20 zugunsten der Durchführung einer Generalversammlung. Von 30 lateinamerikanischen Kardinälen waren 18 dafür. Als die Führung des CELAM dem Papst diese Daten vorlegte, entschied Johannes Paul II.: Ich will das, was die Kirche Lateinamerikas will. Das war das Signal zur Durchführung der Generalversammlung. Die Chance ergreifen Die Veröffentlichung des documento de participación weckte zunächst nur geringes Interesse und wenig Begeisterung. Es entsprach weder den Problemen, mit denen die Bevölkerung zu kämpfen hatte, noch jenen, vor die sich die Kirche gestellt sah. Es spiegelte eher die in der Kirche stärker gewordenen Regressionstendenzen, die vor allem bei der 4. Generalversammlung in Santo Domingo 1992 spürbar gewesen waren. Von der Vitalität des II. Vatikanums oder gar jener der Konferenz von Medellín (1968) war darin nichts mehr zu erkennen. Verständlich, dass anfangs Skepsis und Gleichgültigkeit das Empfinden gegenüber der geplanten Generalversammlung stärker beherrschten als Wünsche und Hoffnungen. Man sollte die Chance nicht verpassen, eine lebendige, prophetische Kirche zu werden. Aber der Lateinamerikanische Bischofsrat (CELAM) hatte bei der Veröffentlichung des documento de participación selbst kund getan, dass es sich nicht um den Entwurf einer Vorlage für ein mögliches Schlussdokument handele, sondern dass der Text die ganze Kirche in Lateinamerika und der Karibik provozieren solle, sich an der Vorbereitung aktiv zu beteiligen. Je mehr man auf den verschiedenen Ebenen der Kirche über die geplante Generalversammlung redete und sich mit Thema und Dokument auseinander setzte, desto stärker breitete sich die Stimmung aus, man sollte die Chance nicht verpassen, die sich mit der geplanten 5. Generalversammlung bot, sondern die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und darauf dringen, die Realität wieder zum Ausgangspunkt für die Arbeit der Versammlung zu machen, dem besonderen Markenzeichen lateinamerikanischer Pastoral in weiten Kreisen. Man wollte den Zusammenhang zwischen dem christlichen Glauben und einer befreienden Praxis erneut unterstreichen, um die hoffnungsstiftende Kraft des Glaubens zu bezeugen. Man wollte wieder eine lebendige, prophetische Kirche werden, in der die kirchlichen Basisgemeinschaften das neue Antlitz der Kirche zeigen, insofern sie jeweils mitten in der Gesellschaft den Zusammenhang von Glaube und Leben, von Utopie und wirksamem Handeln bezeugen. Man wollte die Option für die Armen erneut hervorheben und verlebendigen, um zu bestärken, dass man die Welt nicht nur mit den Augen der Armen zu sehen und dementsprechend zu handeln gewillt ist, sondern die Armen und Ausgeschlossenen auch als Subjekte einer neuen Gesellschaft zu verstehen und ihre Bedeutung für die Evangelisierung der Kirche zu unterstreichen habe. In dem mehrjährigen Vorbereitungsprozess wurden immer mehr Menschen mobilisiert. Ortskirchen, Ordensgemeinschaften und Laiengremien, aber auch Einzelpersonen nützten die Gelegenheit, ihre Meinungen und Erwartungen Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

11 Das Gnadenbild von Aparecida zu Thema und Dokument zu äußern. Die Bischofskonferenzen aller Länder Lateinamerikas und der Karibik fassten dann auf nationaler Ebene die eingegangenen Vorschläge und Anregungen zusammen und gliederten sie nach Themen. Die schriftlich eingereichten Beiträge umfassten schließlich mehr als 2400 Seiten. Der CE- LAM veröffentlichte daraufhin ein Resümee aller von den Bischofskonferenzen Immer mehr Menschen nutzten die Gelegenheit, ihre Meinungen und Erwartungen zu Thema und Dokument zu äußern. weitergeleiteten Vorschläge (das sogenannte documento de síntesis ), egal ob diese von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten oder Laien stammten. Dieses Dokument von 188 Seiten sollte ebenfalls als Arbeitsmaterial für die Versammlung dienen, nicht als Vorlage für ein Schlussdokument gewertet werden. Die Dynamik des Versammlungsortes Aparecida Anfangs überlegte man die Versammlung in Rom einzuberufen, um dem kranken Papst die Teilnahme zu erleichtern. Nach dem Tod des Papstes waren Buenos Aires/Argentinien und Santiago de Chile im Gespräch. Da schlug Papst Benedikt überraschend das braslianische Aparecida vor, einen Marienwallfahrtsort von nationaler, ja kontinentaler Bedeutung. Sicherlich hatte diese Wahl in erster Linie kirchlich symbolische Bedeutung: Die Bedeutung Marias in der Volksfrömmigkeit des gesamten Kontinents; die lokale Legende, die erzählt, dass die Anfänge der Marienverehrung in Brasilien eng mit der Mae Negra wie das Gnadenbild auch genannt wird verbunden sind, und die pastoralen Auswirkungen eines Marienwallfahrtsortes auf die Kirche in Lateinamerika. Welche weiteren, vorher vielleicht nicht bedachten Implikationen die Wahl des Ortes haben könnten, sollte sich erst im Verlauf der Generalversammlung herausstellen. Arntz Die Bischofsversammlung von Aparecida Neues Pfingsten oder alte Gleise?

12 10 Der Wallfahrtsort brachte es mit sich, dass diese Konferenz im Unterschied zu den vorherigen in Santo Domingo, Puebla und Medellín im ständigen Kontakt mit dem einfachen Volk stand, das in Scharen die Basilika aufsuchte. Die tägliche Eucharistiefeier der Konferenzteilnehmenden morgens um 8 Uhr wurde mit allen Pilgerinnen und Pilgern gefeiert, die zur Basilika kamen. An Samstagen und Sonntagen waren häufig bis zu Menschen in und um die Basilika anzutreffen, in der ca Menschen Platz haben, während der Ort Aparecida nur Einwohner zählt. Nach den Gottesdiensten drängten sich die Menschen um die Bischöfe, um sie anzusprechen oder einen persönlichen Segen für sich und ihre Kinder zu erbitten. Die Leute ließen die Bischöfe nicht unbehelligt in die täglichen Sitzungen gehen, die im Untergeschoss der Basilika stattfanden. Ein lapidarer Satz im Schlussdokument spiegelt nur in dürren Worten, was die Bischöfe erlebt hatten: Die vielen Menschen, die aus ganz Brasilien und aus anderen Ländern Amerikas zum Marienheiligtum pilgerten, haben uns gestärkt und evangelisiert. Initiativen aus der Kirche Lateinamerikas Um den Versammlungsort herum brachten verschiedene Initiativen die Mit-Sorge des Gottesvolkes um das Gelingen der 5. Generalversammlung zum Ausdruck. Eine Fußwallfahrt in der Nacht vom 19. zum 20. Mai führte ca Menschen vom 10 km entfernten Roseiras nach Aparecida. Die Basisgemeinden hatten sie zusammen mit den Verantwortlichen für die Sozialpastoral und der Jugendpastoral organisiert. An vier Stationen wurden die vorangegangenen Versammlungen von Rio de Janeiro, Medellín, Puebla, und Santo Domingo in Erinnerung gerufen, um den bisherigen Weg der lateinamerikanischen Kirche nachzuzeichnen und die Identität der lateinamerikanischen Kirche herauszustellen. Ein theologisches Seminar für Lateinamerika vom Laienrat der brasilianischen Kirche getragen hatte in dem Nachbarort mit dem schwer auszusprechenden Namen Pindamonhangaba ca. 250 Vertreter und Vertreterinnen aus vielen brasilianischen Staaten und aus 16 weiteren Ländern Lateinamerikas und Europas versammelt. Unter dem Leitwort Das Volk Gottes mit Christus dem Befreier auf dem Weg nach Aparecida reflektierten sie über das Thema der 5. Generalversammlung und stellten in ihrem Brief an das Volk Gottes fest: Die Menschheit Elisabeth macht die Menschenwürde derer bewusst, die für die Gesellschaft nicht mehr als Produktivkraft nützlich sind erlebt gegenwärtig eine System-Krise,... die das Gefüge der Beziehungen zwischen den Menschen und der Menschen mit der gesamten Schöpfung aus dem Gleichgewicht bringt.... Die Kirche durchläuft ebenfalls eine tiefe Krise: die Anzahl der Gläubigen geht zurück; es gibt eine Spaltung zwischen Glaube und alltäglichem Leben; religiöse Sprache und Symbole werden nicht erneuert; die straffe pyramidale Struktur verhindert die Anerkennung von allgemeinem Priestertum und Sendung des gesamten Gottesvolkes; die Laien und insbesondere die Frauen werden weder als kirchliche Subjekte noch als Entscheidungsträger anerkannt. Deshalb soll die Kirche so gestaltet werden, dass sie zu einem Netzwerk lebendiger Gemeinschaften werde, in denen das Volk Gottes selbst seine Stimme laut werden lassen kann; dass die latein- Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

13 amerikanischen und karibischen Ortskirchen ihre eigenen Strukturen mit den historisch entwickelten drei Säulen der Basisgemeinden, der Sozialpastoral und der Bischofskonferenzen, wieder stärker zur Geltung bringen; dass die Kirche engen Kontakt zur Realität habe; dass sie Bündnisse mit den gesellschaftlichen Bewegungen schmiede und so als Sauerteig wirke in den Aktivitäten der Menschen, die an einer neuen Gesellschaft mitwirken. Denn eine andere Welt, in der die Solidarität globalisiert wird, ist möglich. Ein Zelt der Märtyrer war während der gesamten Dauer der Generalversammlung wenige hundert Meter von der Basilika entfernt in der Nähe des Flusses Paraiba errichtet, wo der Legende nach das Gnadenbild der Mae Negra von drei Fischern gefunden worden war. Das Zelt, in dem die Basisgemeinden und die Sozialpastoral ihr Verständnis des Kircheseins leben, die politisch-ökonomischen Verhältnisse diskutieren, nach ihrer Art die Bibel lesen, beten und Gottesdienst feiern konnten, war in Absprache mit dem CELAM aufgeschlagen worden. Ausgestattet mit einem großen Transparent, auf dem die Märtyrerinnen und Märtyrer von ganz Lateinamerika und der Karibik mit Fotografien und Namen in Erinnerung gerufen wurden, sowie mit Bildern und Symbolen, die in Basisgemeinden entstanden waren und das Engagement der Kirche der Armen lebendig werden ließen, wurde das Zelt zum offenen Raum für den ständigen Dialog zwischen Pilgernden und Konferenzteilnehmern. Der Tag begann mit dem Morgenlob der Gemeinden. Nachmittags fanden Bibelgespräche statt, abends feierten eine Reihe von Bischöfen bzw. Teilnehmern der Konferenz mit den Vertretern der Basisgemeinden Eucharistie. Das Zelt symbolisierte den Willen des einfachen Volkes, am kirchlichen Ereignis von Aparecida Anteil zu nehmen. Bischöfe, Ordensleute, Priester, Diakone, Repräsentanten von Afrika, Asien, Europa, Kanada sind durch das Zelt gegangen; sie alle haben erfahren können, welche Hoffnungen und Wünsche im einfachen Volk leben. Täglich kamen Menschen vorbei, um für das Gelingen der 5. Generalversammlung zu beten und sich über das auszutauschen, was im Versammlungsraum geschah. Amerindia, eine Gruppe von ca. 30 Theologinnen und Theologen, hatte in Absprache mit dem CELAM theologische Assistenz für die Teilnehmer der Generalversammlung angeboten. Sie studierten gemeinsam mit den Bischöfen, die dies wünschten, vorgelegte Texte, unterstützten die Bischöfe bei der Erarbeitung eigener Texte und boten ein Forum für Die Christologie gehört tatsächlich heutzutage zu den wichtigsten theologischen Problemen. Austausch und Reflexion sowie methodische Hilfen an. Sie ließen sich von der überraschenden Verurteilung der christologischen Werke von Jon Sobrino nicht das Denken verbieten. Die Notifikation der vatikanischen Glaubenskongregation über die Werke von Jon Sobrino wurde nicht zufällig am Vorabend der Konferenz von Aparecida publiziert. Sie sollte offenbar wie ein Warnschuss wirken. Die Christologie gehört tatsächlich heutzutage zu den wichtigsten theologischen Problemen. Eine entscheidende Frage lautet nämlich: Welche Bedeutung hat das Menschsein Jesu für Glauben und Praxis der Kirche? Welche Bedeutung haben die Worte und Taten Jesu, wie sie von den Evangelien erzählt werden? Worin besteht das Menschsein Jesu? Was heißt es überhaupt, ein Mensch zu sein? 11 Arntz Die Bischofsversammlung von Aparecida Neues Pfingsten oder alte Gleise?

14 12 Das Klima im Versammlungsraum Die 266 Delegierten der Generalversammlung von Aparecida nahmen in unterschiedlicher Kompetenz an der Versammlung teil: als Mitglieder, Gäste, Beobachter oder Experten. Nur die Mitglieder Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe hatten Stimmrecht. Die Gäste kamen aus den Bischofskonferenzen von Kanada, USA, Spanien, Portugal, Afrika, Europa und Asien, ferner Ordensobere, Vertreter der lateinamerikanischen Konferenz der Ordensleute (CLAR), Laienvertreter von kirchlichen Bewegungen und Vertreter kirchlicher Hilfswerke. Sie alle hatten zwar kein Stimmrecht, durften aber mit beraten und bei der Abfassung von Texten mitwirken. Anfangs schienen die Teilnehmer mit nur geringen Erwartungen zu kommen. Im Prozess des Kennenlernens und des Austausches vor allem in den Kommissionen öffnete sich aber mehr und mehr das Klima, so dass sich der Raum für einen neuen Geist auftat. Bereits in einer der ersten Abstimmungen entschieden sich die Delegierten für den Dreischritt Sehen-Urteilen-Handeln als Arbeitsmethode der V. Generalversammlung. Zugleich beschloss man, dass die Ergebnisse von Aparecida nach dem Beispiel der Versammlungen von Rio de Janeiro (1955), Medellin (1968), Puebla (1979) und Santo Domingo (1992) in einem Schlussdokument veröffentlicht werden sollten. Die erstmals anwesenden evangelischen Beobachter sorgten dafür, dass die katholischen Bischöfe sensibler für ihre Sprache wurden. Anfangs redeten die Bischöfe noch ziemlich leichtfertig davon, dass die Sekten der Kirche die Gläubigen wegnehmen. Damit tat man nicht nur den historischen Kirchen Unrecht, sondern unternahm auch allzu offensichtlich den Versuch, die Verantwortung für die eigene Lage auf andere abzuschieben. Die vier evangelischen Beobachter richteten eine gemeinsame Botschaft an die Versammlung und appellierten an sie: Damit unsere Anwesenheit als Christen aus anderen Konfessionen nicht von Konfrontation und Streit gekennzeichnet sei, scheint es uns notwendig, eine Sprache zu verwenden, die es gestattet, die bereits existierenden Kommunikationsstränge zu nutzen und weitere neue Brücken zu schlagen. Uns gegenseitig als Kirchen und christliche Gemeinschaften anzuerkennen, ist die Methode, die Türen für den Dialog offen zu halten, und der Dialog ist unverzichtbar, um gemeinsam jegliche sektiererische bzw. streitsüchtige Praxis verbannen, die jedem echten missionarischen Geist widerspricht. Sie erinnerten daran, dass auch die evangelischen Kirchen zur Evangelisierung und zur Kultur in Lateinamerika und der Karibik beigetragen haben und dass auch in ihren Reihen Märtyrer zu finden sind. Dom Erwin Kräutler, Bischof von Xingú im Amazonas, der als Delegierter der Brasilianischen Bischofskonferenz teilnahm, stellte am Ende fest: Es ist bewundernswert, wie trotz der nationalen Unterschiede ein Konsens gefunden wurde und am Ende der Versammlung über ein 118 Seiten starkes Schlussdokument abgestimmt werden konnte, von dem bei der Eröffnung der Konferenz keine einzige Seite existierte. Die Atmosphäre war durchweg herzlich und das gemeinsame Interesse, einen neuen Impuls für die Evangelisierung des Kontinentes zu geben, ließ die Bischöfe den gemeinsamen Nenner suchen. Ich bin der Überzeugung, dass der Heilige Geist diese Versammlung inspirierte. Das Schlussdokument enthält Aussagen, die bei Beginn der Versammlung kaum denkbar waren. Dennoch blieben heiße Eisen wie beispielsweise die Weihe Verheirateter weiterhin ausgespart, obwohl manche Bischöfe gerne darüber diskutiert hätten. Besonders schade Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

15 ist es, dass die Märtyrer Lateinamerikas nur im einen oder anderen Nebensatz aufscheinen. Viele von uns hätten sich eine angemessenere Würdigung dieser Frauen und Männer erwartet, die um des Reiches Gottes und seiner Gerechtigkeit willen ihr Blut vergossen haben. Der Papst in Aparecida Papst Benedikt unterstrich durch seine Anwesenheit bei der Eröffnung der Generalversammlung die weltkirchliche Bedeutung dieses Ereignisses. In seiner Predigt beim Eröffnungsgottesdienst am 13. Mai auf dem Vorplatz der Kathedrale in Anwesenheit von ca Teilnehmenden griff er die Tageslesung aus der Apostelgeschichte über das Apostelkonzil von Jerusalem auf und sagte: Die führenden Kreise der Kirche streiten miteinander konfrontativ, aber stets in einer spirituellen Offenheit für das Wort Gottes, so dass sie am Ende feststellen können: Es erschien dem Heiligen Geist und uns Das ist die Methode, die wir in kleinen und großen Versammlungen der Kirche anwenden. Mit dieser Aufforderung, die verschiedenen Positionen ins Spiel zu bringen und miteinander zu ringen, anerkannte er verschiedene, auch sich widersprechende Positionen grundsätzlich an, so dass viele Teilnehmende sich vom Druck befreit fühlten, sich selbst erst legitimieren zu müssen. Die Kirche ist Anwältin der Gerechtigkeit und der Armen Bei der ersten Sitzung der Versammlung am Nachmittag des 13. Mai, die der Papst mit einer Ansprache eröffnete, betonte der Papst, dass die Option für die Armen eine christologische Wurzel hat: die bevorzugte Option für die Armen (ist) im christologischen Glauben an jenen Gott implizit enthalten, der für uns arm geworden ist, um uns durch seine Armut reich zu machen (vgl. 2 Kor 8,9). Die Kirche ist Anwältin der Gerechtigkeit und der Armen, eben dann wenn sie sich weder mit Politikern noch mit Partei-Interessen identifiziert. Mit diesen wenigen Sätzen hatte er die Option für die Armen der prinzipiellen Infragestellung entzogen und zum Kernbestand des Glaubens erklärt. Auch die Bemerkung zur Globalisierung ließ aufhorchen: Sie sei einerseits eine Errungenschaft der gesamten Menschheitsfamilie und ein Hinweis auf den tiefen Wunsch nach Einheit, birgt in sich aber auch das Risiko großer Monopole und das Risiko, den Profit zum obersten Wert zu machen. Im Großen und Ganzen herrschte am Konferenzort Erleichterung darüber, dass die Rede keine Verbote aussprach; sie machte vielmehr den Raum der Debatte weit auf. Im Hinblick auf den Verlauf der Konferenz war dies wohl einer der entscheidenden Vorzüge der Rede. Doch es gab auch die negative Überraschung: der Papst deutete die Evangelisierung Amerikas auf eine Weise, wie man sie nach der IV. Generalversammlung von 1992 in Santo Domingo nicht mehr erwartet hatte. Anders als noch Johannes Paul II., der 1992 von den Licht- und Schattenseiten der Evangelisierung gesprochen und im Schuldbekenntnis um Vergebung gebeten hatte; anders als das Schlussdokument der Bischofsversammlung von Santo Domingo, das seinerseits die indigenen und afroamerikanischen Geschwister vor der grenzenlosen Heiligkeit Gottes um Vergebung gebeten hatte für alles, was an Sünde, Unrecht und Gewalttat bei der Eroberung und Erstevangelisierung geschehen war anders also als diese Dokumente des kirchlichen Lehramtes behauptete Papst Benedikt XVI. in seiner Eröffnungsrede: Tatsächlich hat die Verkündigung Jesu und seines Evangeliums zu keiner Zeit eine Entfrem- 13 Arntz Die Bischofsversammlung von Aparecida Neues Pfingsten oder alte Gleise?

16 14 Bischöfe bei der Eucharistiefeier in der Basilika dung der präkolumbischen Kulturen mit sich gebracht und war auch nicht die Auferlegung einer fremden Kultur. Christus war der Erlöser, nach dem sie sich im Stillen sehnten. Das Conquista-Unternehmen als schiedlich-friedliche Verkündigung zu kennzeichnen, aber alle Verbrechen, die gegen die Kulturen der Ureinwohnerinnen verübt wurden, schweigend zu übergehen, ist eine schlimme historische Entgleisung. Viele Indígena-Organisationen und eine Reihe von Politikern, unter ihnen die Präsidenten Chavez von Venezuela und Morales von Bolivien, waren über die Behauptung des Papstes empört und forderten eine Entschuldigung des Papstes. Auch viele Teilnehmende der Generalversammlung, Bischöfe, Priester und Laien, waren bestürzt und wehrten sich innerlich heftig gegen die einseitige Darstellung der Conquista durch den Papst, ohne dies nach außen kundzutun. Man fragte sich, wie die vatikanische Diplomatie einen solchen Text nach dem Bußakt von Santo Domingo 1992 und dem Bußakt vom 1. Fastensonntag 2000 hatte durchgehen lassen können. Ein Seufzer der Erleichterung ging durch die Versammlung von Aparecida, als am Mittwoch, 23. Mai, die Nachrichten von der Generalaudienz des Papstes in Rom eintrafen: Der Papst hatte seine Äußerungen über die Conquista korrigiert und präzisiert. Vor Pilgern auf dem Petersplatz erinnerte der Papst an die Stationen seiner Brasilienreise und sagte dann über die Beziehung zwischen Glauben und Kultur: Die Erinnerung an eine glorreiche Vergangenheit darf die Schatten, die das Werk der Evangelisierung des lateinamerikanischen Kontinents begleiteten, nicht ignorieren: Es ist in der Tat nicht möglich, das Leid und die Ungerech- Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

17 tigkeiten zu vergessen, die von den Kolonisatoren den oft in ihren grundlegenden Menschenrechten mit Füßen getretenen indigenen Völkern zugefügt worden sind. Aber die gebührende Erwähnung derartiger nicht zu rechtfertigender Verbrechen Verbrechen, die allerdings schon damals von Missionaren wie Bartolomeo de las Casas und von Theologen wie Francisco da Vitoria von der Universität Salamanca verurteilt wurden - darf nicht daran hindern, voll Dankbarkeit das wunderbare Werk wahrzunehmen, das im Laufe dieser Jahrhunderte von der göttlichen Gnade unter diesen Völkern vollbrachte wurde. Von nun an durfte die Eröffnungsrede nur noch in Verbindung mit diesem Kommentar gelesen und zitiert werden. Daran hält sich auch das Schlussdokument. Die Perlen im Schlussdokument Das Schlussdokument ist zwischen der Beschlussfassung und der Veröffentlichung durch den Vatikan und den CELAM an mehr als 200 Stellen verändert worden. Solche Manipulationen hat es auch bei früheren Konferenzen gegeben. Die Empörung darüber macht sich in Lateinamerika bemerkbar. Die Veränderungen werden an anderer Stelle in diesem Heft dokumentiert. Aber auch das unmanipulierte Schlussdokument ist zu behandeln wie der berühmte Schatz im Acker aus dem Gleichnis Jesu. Es enthält kostbare Perlen, aber man muss dafür das gesamte Dokument in Kauf nehmen. Sicherlich wird man zugestehen, dass jedes Dokument, das aus solchen Versammlungen hervorgeht, spezifischen Begrenzungen unterliegt. Aus den unterschiedlichen Vorerfahrungen der Teilnehmenden, aus dem Zwang, zum Konsens zu finden, aus dem Zeitdruck, sozusagen aus dem Nichts ein Dokument erarbeiten zu müssen, das die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten zu berücksichtigen hat aus all diesen Begrenzungen kann nur ein provisorischer Text hervorgehen, der von sehr unterschiedlichen Handschriften geprägt ist. Aber eben deshalb behalten wichtige Aussagen, die die Konferenz per Abstimmung akzeptierte, auch ihre eigene Bedeutung. Eine detaillierte Analyse des Schlussdokumentes muss anderenorts erfolgen. Hier sollen einige Bemerkungen nur die Neugier auf das Dokument wecken. Im Text formuliert die Versammlung die Absicht, die Gläubigen dieses Kontinents daran zu erinnern, dass sie kraft ihrer Taufe dazu berufen sind, Jünger und Missionare Jesu Christi zu sein. Unter Mission versteht sie, die Aktualität des Evangeliums, das in unserer Geschichte verwurzelt ist, durch persönliche und gemeinschaftliche Begegnung mit Jesus Christus zu bestätigen, zu erneuern und wieder zu beleben, damit er Jünger und Missionare berufen kann. Es ist ein ehrgeiziges Projekt, die gesamte Kirche missionarisch ausrichten zu wollen. Es geht um nichts weniger als um eine radikale Umkehr des kirchlichen Systems. Deshalb redete man bei den Debatten auch immer wieder von der Notwendigkeit einer pastoralen Umkehr. Seit Jahrhunderten war die kirchliche Pastoral darauf konzentriert, das Erbe der Vergangenheit zu wahren. Alle Institutionen wurden diesem Zweck unterworfen. Und nun verlangt das Missionsprojekt der Bischöfe Mentalitätswandel und Verhaltensänderung. Die Missionstätigkeit soll Priorität haben und die Verwaltung der kleinen Minderheit, die noch die Pfarreien aufsucht, an die zweite Stelle rücken. Die praktische Umsetzung dieses Projektes wird vermutlich das gesamte XXI. Jahrhundert in Anspruch nehmen. Kardinal Claudio Hummes, ehemals Erzbischof von São Paulo und nun Präfekt 15 Arntz Die Bischofsversammlung von Aparecida Neues Pfingsten oder alte Gleise?

18 16 der römischen Kleruskongregation, hatte im Laufe der Versammlung das Missionsprojekt vorgestellt und betont, dass die Bischöfe eine neue pastorale Etappe mit einem stärkeren missionarischen Engagement einleiten wollen. Die ersten Adressaten der Mission seien die Armen. Zu ihnen müsse die Kirche zuallererst gehen, aufmerksam auf sie hören, mit ihnen sprechen und mit ihnen solidarisch sein. Evangelisierung und menschliche Förderung dürften nie voneinander getrennt werden. Die missionarische Perspektive bestimmt das gesamte Schlussdokument. Der methodische Dreischritt Sehen-Urteilen-Handeln, den die vorherige Konferenz in Santo Domingo und die Amerika-Synode in Rom verlassen hatten, greift Aparecida nicht mehr nur auf, sondern erklärt im Text, dass fast alle Bischofskonferenzen darauf bestanden hätten, zu dieser Methode zurückzukehren, weil sie dazu beigetragen habe, die Berufung und Sendung der Kirche intensiver zu leben, die theologisch-pastorale Arbeit zu verbessern und in der jeweiligen konkreten Situation Verantwortung zu übernehmen. Deshalb ist es verwunderlich, dass die Struktur des Gesamttextes nicht eindeutig nach diesem Dreischritt angelegt ist. Selbst wenn es in der Auseinandersetzung mit anderen Kräften in der Praxis der Abfassung des Dokumentes schwierig schien, den Dreischritt durchzusetzen, ist der Wille der Bischöfe dazu nicht zu unterschätzen. Die Bedeutung dieser Entscheidung kann man nur ermessen, wenn man sie nicht allein auf eine Arbeitsmethode bezieht. Mit der Wiederaufnahme des methodischen Dreischritts reklamiert die Versammlung vielmehr symbolisch, den eigenen Weg wieder aufnehmen und ihre eigene Identität zu entwickeln zu können. In diesem... den eigenen Weg wieder aufnehmen und... eigene Identität entwickeln... Sinne lassen sich auch andere thematische Abschnitte interpretieren, die in ihrer symbolischen Bedeutung den jeweils angesprochenen thematischen Einzelaspekt übersteigen. Die Auseinandersetzung um die Basisgemeinden steht dafür sprichwörtlich. Im nicht verfälschten, ursprünglich beschlossenen Text von Aparecida heißt es über die Basigemeinden: Die Erfahrung der Kirche von Lateinamerika und der Karibik zeigt uns, dass die Kirchlichen Basisgemeinden wahre Bildungsstätten sind, in denen die Jünger und Missionare des Herrn geformt werden, wie aus dem großzügigen Engagement vieler ihrer Mitglieder zu ersehen ist, das in manchen Fällen bis zum Martyrium geht. Sie leben nach dem Beispiel der Urgemeinde, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben ist (Apg 2,42-47). (...) Im Herzen der Welt verwurzelt, sind sie privilegierte Orte des gemeinschaftlichen Lebens aus dem Glauben, Quellen der Geschwisterlichkeit und Solidarität, Alternativen für die heutige Gesellschaft, die auf Egoismus und einem umbarmherzigen Wettkampf gründet. Entschieden wollen wir die kirchlichen Basisgemeinden bejahen (...). Für die Kirche Lateinamerikas und der Karibik sind sie seit dem II Vatikanischen Konzil eine der großen Gnadengaben des Heiligen Geistes. (Nr. 193) Die Option für die Armen und Ausgeschlossenen wie es im Dokument heißt wird mit neuen Worten stark unterstrichen: Was immer mit Christus zu tun hat, hat mit den Armen zu tun und alles, was mit den Armen zu tun hat, weist auf Jesus Christus hin: Was ihr für meine geringsten Schwestern und Brüder ge- Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

19 17 Wallfahrende in Aparecida tan habt, das habt ihr mir getan (Mt 25, 40) (Nr. 393). Die Ökologie oder die Sorge um die bedrohte Schöpfung, die auf bisherigen Bischofsversammlungen kaum thematisiert worden war, spielt diesmal eine ganz besondere Rolle. Die Ursachen der Umweltzerstörung, des Klimawandels, des Treibhauseffektes werden analysiert und die Forderung erhoben, sensibler die Mitwelt als Auftrag Gottes zu bearbeiten und zu bewahren. Es gehe darum ein alternatives, ganzheitlich-solidarisches Entwicklungsmodell anzustreben. Es muss gegründet sein auf einer Ethik, die Verantwortung für einen authentisch ökologischen Umgang mit dem Menschen und der Natur einschließt, die im Evangelium der Gerechtigkeit, der Solidarität und der universalen Bestimmung aller Güter ihren Grund hat und alle utilitaristische bzw. individualistische Logik hinter sich lässt. (Nr. 474 c) Zusammenfassend könnte man sagen, dass sich vor allem zwei Tendenzen im Schlussdokument ausmachen lassen: eine Tendenz, in der die Bischöfe stärker die kontinentale Realität im Blick haben und dennoch die Einheit der Kirche als Gemeinschaft von Gemeinschaften suchen, und die andere, in der die römische Fraktion stärker besorgt ist um die Einheit der Lehre und die Kontrolle der Gesamtkirche. Zögerliche Einsicht in den Epochenwechsel Angesichts der neuen Megastädte, der Globalisierung und des Internet, angesichts der selbstbewusster auftretenden neuen gesellschaftlichen Subjekte, der Frauen, der Indígena- und der afrika- Arntz Die Bischofsversammlung von Aparecida Neues Pfingsten oder alte Gleise?

20 18 nisch-stämmigen Bevölkerung, angesichts der neuen politischen Prozesse, die sich in Argentinien, Brasilien, Uruguay, Chile, Bolivien, Ecuador, Venezuela und Nicaragua getan haben, - angesichts von gesellschaftlichen und ökologischen Problemen dieses Ausmaßes müsste die Kirche es wagen, sich in konkreten Fragen der gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu stellen und dabei auch das Risiko eingehen, sich zu irren, statt sich durch Schweigen oder spiritualisierende Allgemeinheiten aus der Affäre zu ziehen. Nur daran, wie die Kirche die konkreten Felder bearbeitet, kann man erkennen, ob ihre Reden und Dokumente zugunsten der Armen von Treue zum Evangelium und von Kohärenz bestimmt sind. Nur an konkreten Maßstäben lässt sich prüfen, ob es der Kirche wirklich darum geht, dass alle das Leben haben, oder ob sie nur darum ringt, Prestige und Macht der Hierarchie gegenüber Staat und Gesellschaft zu behaupten. Allen Teilnehmenden war klar, dass der Epochenwechsel einen tiefgreifenden Wandel der Kirche erforderlich macht Allen Teilnehmenden war klar, dass der Epochenwechsel einen tiefgreifenden Wandel der Kirche erforderlich macht, aber noch zögerten sie, die nötigen Schritte zu tun. Es steht mehr Ahnung im Raum, als klare Strategie. Noch bestimmt Ängstlichkeit das Dokument, die kirchlichen Strukturen so umzugestalten, dass sie den neuen Herausforderungen entsprechen und allen Christen mehr Mitentscheidungsmöglichkeiten einräumen. Die erwähnten neuen Prozesse, die den Nachweis erbringen, dass eine andere Welt möglich ist, werden auch darauf dringen, dass eine andere Kirche möglich ist. Aber offenbar wagt man es eben noch nicht, sich dem vielberedeten Epochenwechsel mit einem eindeutigen pastoralen Paradigmenwechsel zu stellen. Immerhin lassen sich die Anzeichen für Realismus und Willen zur Umkehr in der Kirche erkennen, wenn die Versammlung formuliert: Seit der ersten Evangelisierung bis in die jüngste Zeit hinein hat die Kirche Erfahrungen von Licht und Schatten durchlebt. Sie schrieb Seiten unserer Geschichte mit großer Weisheit und Heiligkeit. Sie hat auch schwierige Zeiten erlitten, sowohl durch Bedrängnisse und Verfolgungen als auch durch menschliche Schwächen, Komplizenschaft mit der Welt und fehlende Übereinstimmung von Wort und Tat, mit anderen Worten durch die Sünde ihrer Kinder, die entstellten, was am Evangelium neu war: die Leuchtkraft der Wahrheit und die Praxis von Gerechtigkeit und Liebe. (Nr. 5) Die echte Erneuerung verlangt, wie Kardinal Oscar Rodriguez bei einer Pressekonferenz erklärte, dass die Kirche nicht nur dieses oder jenes innerhalb des Hauses verändert, sondern dass das gesamte Haus umgebaut wird. Überraschenderweise steht Aparecida trotz der Manipulationsversuche für diese Einsicht. Und Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung. Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

21 Benedikt XVI. und die Option für die Armen 19 Gustavo Gutiérrez Merino, geb in Lima/Peru, war Mitbegründer und Namensgeber der Befreiungstheologie, heute Mitglied des Dominikanerordens in Lima/Peru Die Eröffnungsansprache zur Fünften Generalversammlung des Episkopats aus Lateinamerika und der Karibik war für Papst Benedikt XVI. eine gute Gelegenheit, eine bedeutsame Aussage über die vorrangige Option für die Armen zu machen, indem er sie mit der Jünger- Existenz und folglich auch der missionarischen Existenz jedes Christen in Verbindung brachte. Auf den folgenden Seiten behandle ich allein diesen Punkt der Rede. Zuerst werden wir darauf achten, wie der Papst die Beziehung zwischen dem Glauben an Christus und der Option für die Armen bedenkt; dann werden wir uns fragen, von welchen Armen der Papst spricht, und schließlich folgen im Sinne einer Schlussfolgerung einige Anmerkungen zum Verhältnis zwischen Evangelisierung und Förderung des Menschen. Der christologische Glaube Grundlage der Option für die Armen Aufschlussreich ist, dass der Papst das Thema bei seinem ersten Besuch anlässlich einer bedeutsamen kirchlichen Versammlung auf jenem Kontinent aufgreift, auf dem dieser Ausdruck Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entwickelt wurde. Seit damals hatten christliche Gemeinden, Pastoralpläne, Bischofsdokumente auch weit über die Grenzen Lateinamerikas hinaus, Texte anderer christlicher Konfessionen und das Lehramt von Papst Johannes Paul II. diese Formel und die mit ihr verbundene biblisch verwurzelte Perspektive übernommen. In einem solchen Prozess blieben jedoch Missverständnisse und Verdrehungen nicht aus, ebenso wenig wie Veränderungen durch Hinzufügungen und Streichungen, in der Absicht ihren Inhalt zu präzisieren, aber auch unterschwelliger Widerstand bzw. Versuche, ihre Herausforderungen abzuschwächen. Die Rede des Papstes war dazu bestimmt, einen wegweisenden Einfluss auf die Versammlung auszuüben, an die sie sich richtete. Bei dieser Gelegenheit also spricht Benedikt XVI. von der Option und macht auf ihre theologische Tragweite aufmerksam: Die bevorzugte Option für die Armen (ist) im christologischen Glauben an jenen Gott implizit enthalten, der für uns arm geworden ist, um uns durch seine Armut reich zu machen (vgl. 2 Kor 8,9) (Eröffnungsansprache Nr. 3) 1. Hier liegen die Wurzeln für ihren evangelisierenden und gesellschaftlich verpflichtenden Charakter. In der Tat ist ihr theologischer Ursprung glasklar; letztlich ist sie die Option Gottes, die in Jesus offenbar wird. Deswegen habe ich sie als theozentrische Option bezeichnet. Diesen theologischen Ursprung zu behaupten, nimmt der Option nichts das sei eindringlich hervorgehoben von ihrem konkreten und verlässlich genauen Cha- Gutierrez Benedikt XVI. und die Option für die Armen

22 20 rakter einer Solidarität mit Menschen, die unter Unrecht und gesellschaftlicher Bedeutungslosigkeit leiden; im Gegenteil: diese Solidarität erfährt dadurch ihre aus dem Evangelium stammende Radikalität und erhält damit ihr solides Fundament. Im Geringsten begegnen wir Jesus selbst, und in Jesus begegnen wir Gott. Wir glauben an einen Gott, der sich in der Geschichte zeigt und alles Menschliche zu schätzen weiß. In diesem Sinne konnte Karl Barth sagen: Insofern Gott Mensch geworden ist, ist der Mensch das Maß aller Dinge. Im Rückgriff auf einen der interessantesten Texte seiner Enzyklika Deus Caritas est erinnert Papst Benedikt XVI.: Gottes- und Nächstenliebe verschmelzen: Im Geringsten begegnen wir Jesus selbst, und in Jesus begegnen wir Gott. (Nr. 15) (Ebenda Nr. 3). Wenig später heißt es in der Enzyklika Gottes- und Nächstenliebe sind untrennbar: Es ist nur ein Gebot. (Nr. 18). Offenkundig sind diese Bekenntnisse durch den besonders wichtigen Evangelientext Mt 25, inspiriert (der in der Enzyklika Deus Caritas est Nr. 15 ausdrücklich zitiert wird) 2. Dieser Abschnitt des Evangeliums ist für die theologische Reflexion in Lateinamerika und in der Karibik von zentraler Bedeutung. In Puebla hat er den Text beseelt, der davon spricht, dass wir auf den Antlitzen der Armen das Antlitz Jesu Christi erkennen sollten. Santo Domingo ergänzte die in dieser Liste erwähnten Antlitze. Es ist von großer Bedeutung, dass die fünfte Generalversammlung den Text wieder aufnimmt und dabei die neuen Formen von Armut berücksichtigt. Auf diese Weise wird die Kontinuität der lateinamerikanischen Bischofsversammlungen wirksam zum Ausdruck gebracht. Durch Jesus Christus ist die Option für die Armen ein Weg zu dem Gott, der die Liebe ist, ein fundamentaler Bestandteil für die Nachfolge Jesu, ein Zeichen dafür, dass Gottes Reich lebendig wirksam ist und seine Forderungen praktiziert werden. Diese Option hat Priorität und wird deshalb als vorrangig bezeichnet. Denn Gottes Liebe ist universal, niemand wird von ihr ausgeschlossen. Aber diese Universalität ist nicht abstrakt bzw. nichts sagend: in ihr werden vielmehr die Letzten die Ersten sein also all jene, die im Widerspruch zum Willen Gottes an den Rand gedrängt werden und Unrecht erleiden. Nur so lieben wir, wie Jesus geliebt hat (vgl. Joh 13, 34), und machen sein Zeugnis zum Leitfaden für unser Leben und unser Engagement. Gottes Liebe ist universal... Aber diese Universalität ist nicht abstrakt. Mit Nachdruck verweist der Papst auf die spezifisch christliche Perspektive von Inkarnation, die der entscheidende Beleg für das Gesagte ist. So sagt er wenige Zeilen, bevor er die Option für die Armen erwähnt: Gott ist die grundlegende Wirklichkeit, nicht ein nur gedachter oder hypothetischer Gott, sondern der Gott mit dem menschlichen Antlitz; er ist der Gott-mit-uns, der Gott der Liebe bis zum Kreuz. Der menschgewordene Gott, der sich bis zum letzten einsetzt und die Treue zum Auftrag der Verkündigung des Reiches Gottes mit dem Preis des Leidens bezahlt. Ein Gott, der den Armen und Leidenden nahe ist (Nr. 1). Wenn der Papst von den Werten spricht, die notwendig sind, um eine gerechte Gesellschaft zu schaffen, kommt er auf diesen Punkt zurück und unterstreicht: Wo Gott fehlt Gott mit dem menschlichen Antlitz Jesu Christi, zeigen Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

23 21 Der Papst in Aparecida sich diese Werte nicht mit ihrer ganzen Kraft und es kommt auch nicht zu einem Einvernehmen über sie (Nr. 4). Es geht um den Immanuel ein weiteres bedeutsames Thema im Matthäusevangelium, den Gott mit uns, den wir erkennen, wenn wir tagtäglich in seinen Spuren gehen 3. Mit Hilfe einer Formulierung, die in den vergangenen Jahren noch einige als Immanentismus diskriminierten, bekräftigt der Papst in diesem Zusammenhang: Das Wort Gottes ist, als es in Jesus Christus Fleisch wurde, auch Geschichte und Kultur geworden (Nr. 1), einer von uns, der wie wir einer bestimmten menschlichen Geschichte und einer bestimmten Kultur angehört. Seine Liebe und seine völlige Hingabe, seine Verkündigung vom Reich Gottes und sein Gehorsam gegenüber dem Vater offenbaren ihn zu gleicher Zeit als Sohn und als Wort Gottes. In der Geschichte wird die Liebe des Vaters offenbar. Der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, den der Vater im Namen des menschgewordenen Wortes den Anhängern Jesu sendet, soll uns in die ganze Wahrheit einführen (vgl. Joh 14,26 und 16, 13). Sein Wirken in der Geschichte legt den Grund dafür, dass wir die Zeichen der Zeit unterscheiden können. In diesem Kontext und in dieser Bedeutung muss das Sehen der gesellschaftlich-historischen Wirklichkeit mit den Augen des Glaubens verstanden werden, wie es von Anfang an in der sogenannten Methode Sehen Urteilen Handeln eine Rolle spielte, die von Gaudium et Spes und vielen anderen kirchlichen Dokumenten übernommen worden war. Es ist wichtig darauf zu verweisen, dass die Perspektive des Glaubens nicht erst beim Urteilen ins Spiel kommt. Die Sicht des Glaubens begleitet den gesamten Prozess. Das soll jedoch nicht heißen, dass man die legitime Autonomie und Eigenständigkeit der weltlichen Realitäten nicht respektiert 4. Daran hält sich die Kirche und das reklamiert sie in Praxis und Texten. Deshalb sagt Gaudium et Spes: Es gilt also, die Welt, in der wir leben, [ ] zu erfassen und zu verstehen (Nr. 4). Die Perspektiven, die der christliche Glaube eröffnet, und zwar sowohl die transzendenten als auch die historischen, Gutierrez Benedikt XVI. und die Option für die Armen

24 22 können bei der Betrachtung der Realität nicht ausgeklammert werden, wenn es darum geht, die Anfragen an Erfahrung und Übermittlung des Evangeliums zu prüfen. Darin besteht das Alphabet der Methode, aber es führt uns zugleich zu einer gründlichen und respektvollen Analyse der Lage, die es zu studieren gilt. Um der Armen willen und gegen das Unrecht Wie bereits vor Jahren genau dargelegt wurde, haben wir es mit einer freien und konsequenten Option zu tun, vergleichbar mit den bedeutsamen Entscheidungen unseres Lebens, insbesondere mit jenen, die von der Suche nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit bestimmt sind. Wir haben es also nicht mit etwas Optionalem (beliebig Wählbarem) zu tun, wie das aus dem Substantiv hergeleitete Adjektiv nahe legen könnte 5. Diese Entscheidung sollten alle Christen treffen, auch die Armen selbst. Die Option für die Armen richtet sich gegen die Armut und das Unrecht, das ihnen zu schaffen macht. Es sind die zwei Seiten ein und derselben Medaille. Doch dabei kann es nicht bleiben. Zugleich muss diese Verpflichtung von der gesamten Kirche übernommen werden. In diesem Sinne bezeichnet Benedikt XVI die Kirche als Anwältin der Gerechtigkeit und der Armen (Nr. 4) und sagt einige Zeilen später: Die Gewissen zu bilden, Anwältin der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu sein, zu den individuellen und politischen Tugenden zu erziehen das ist die grundlegende Berufung der Kirche in diesem Bereich. (Nr. 4). Man bemerke die Anspielung auf die politischen Tugenden; an anderer Stelle spricht er von den gesellschaftlichen Tugenden (Nr. 3). Aber darin verbirgt sich noch mehr; auch das bringt die Rede in Erinnerung. Von wem ist die Rede, wenn man vom Armen spricht? Hier wird die Rede unmissverständlich. Die Armen sind jene Menschen, die in realer, materieller Armut leben; eine solche Lebenslage bezeichnet Medellín als unmenschlich und Puebla als im Widerspruch zum Evangelium. Diese Armut stellt eine Herausforderung von einschneidender Bedeutung für das mensch-christliche Gewissen dar. Der Papst stellt deshalb die Frage: Wie kann die Kirche [ ] auf die große Herausforderung der Armut und des Elends antworten? (Nr. 4). Er stützt sich auf ein Zitat aus der Enzyklika Populorum Progressio, deren Erscheinen vor 40 Jahren wir in diesem Jahr gedenken und die in der Bischofsversammlung von Medellín eine große Rolle gespielt hat, wenn er sagt: Die Völker Lateinamerikas und der Karibik haben das Recht auf ein erfülltes Leben unter menschlicheren Verhältnissen, wie es den Kindern Gottes zukommt: frei von den Bedrohungen durch Hunger und jeglicher Form von Gewalt. Dann erinnert er daran, dass die Enzyklika alle auffordert, die schwerwiegenden sozialen Ungleichheiten und die enormen Unterschiede beim Zugang zu den Gütern zu beseitigen (Nr. 4; vgl. PP Nr. 21). Diese besonders gravierende Lage kennen wir gut; sie macht Lateinamerika und die Karibik zu dem Kontinent mit der größten Ungleichheit auf dem Planeten. Das ist umso gravierender und skandalöser, als die meisten Menschen, die hier leben, katholisch sind. Dieser Zustand stellt die Glaubwürdigkeit der Kirche leider immer noch auf die Probe. Es bedarf konsequenter Beharrlichkeit, um allen Gläubigen das Evangelium und dessen unvermeidlichen Konsequenzen nahe zu bringen; man braucht aber ebenso eine starke Dosis Demut, um die eigenen Fehler und Grenzen anzuerkennen und mit Menschen anderer Orientierung in den Dialog zu treten, mit dem Ziel, alle aufzufordern, gemeinsam die Aufgabe an- Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

25 zugehen, soziale Gerechtigkeit anzustreben und die Freiheit des Menschen zu respektieren. 6 Dieser Focus lässt keinen Zweifel zu: Die Armen, die Solidarität von uns verlangen, sind jene, denen das Notwendigste fehlt, um ihre Grundbedürfnisse zu sichern, deren Würde als Menschen sowie als Töchter und Söhne Gottes nicht respektiert wird. Am Anfang der Rede verweist der Papst bereits auf die Gründe für diese Situation und mahnt: Die liberale Wirtschaft mancher lateinamerikanischer Länder (muss) auch die Gerechtigkeit berücksichtigen, da die sozialen Bereiche, die sich immer mehr von einer enormen Armut unterdrückt oder sogar ihrer natürlichen Güter beraubt sehen, weiter zunehmen (Nr. 2) 7. Sie werden häufig sogar ihrer menschlichen Würde und ihrer Rechte beraubt. Armut, stets identisch mit gesellschaftlicher Bedeutungslosigkeit, ist kein Missgeschick, sondern Unrecht. Armut, stets identisch mit gesellschaftlicher Bedeutungslosigkeit, ist kein Missgeschick, sondern Unrecht. Das Wort verweist auf eine komplexe Realität mit sehr unterschiedlichen Aspekten, die bereits im biblischen Begriff der Armut enthalten sind und auf die wir gegenwärtig täglich stoßen. Verschiedene Faktoren über den wirtschaftlichen hinaus spielen dabei eine Rolle. Armut resultiert aus der Art und Weise, wie die Gesellschaft sich organisiert. Zweifellos spielen die ökonomischen Strukturen eine entscheidende Rolle, aber auch mentale und kulturelle Strukturen, gesellschaftliche Atavismen, rassistisch-kulturelle Vorurteile (Ignoranz gegenüber den indigenen und afroamerikanischen Völkern), geschlechtsspezifische Vorurteile (die Armut ist mehrheitlich weiblich) und religiöse Vorurteile, die sich im Lauf der Geschichte aufgetürmt haben. Wir reden also von einer Lage, die durch das Handeln von Menschen entstand, und daher also auch von Menschen veränderbar ist. Vom Standpunkt des Glaubens aus betrachtet werden so viele Menschen marginalisiert, weil Liebe und Solidarität verweigert werden. Diese Verweigerung nennen wir Sünde. Bis auf diesen Kern und dessen Nachwirkungen muss man zurückgehen, um die umfassende Befreiung in Christus begreifen zu können. Im Kampf um das Recht sind Wahrhaftigkeit und Wirksamkeit erforderlich. Die unglaubliche Armut und ihre Ursachen, die zunehmende Ungleichheit und Ungerechtigkeit, stehen zur Debatte. Diese hat die Dinge in ihrem jeweiligen Zusammenhang zu betrachten: Die Notlage, deretwegen man nicht menschenwürdig leben kann, muss zweifellos aufgezeigt und aufgedeckt werden. Aber das allein reicht nicht aus. Man muss bis zu den Wurzeln der Notlage vorstoßen, wenn man sie beenden will 8. Im Kampf um das Recht um eine bekannte Formel von Papst Pius XI. aufzugreifen sind Wahrhaftigkeit und Wirksamkeit erforderlich. Wird die gesellschaftliche Ungleichheit nicht beendet, kann das leichte Wirtschaftswachstum, das sich in einigen Ländern des Kontinents bemerkbar macht, bei den Ärmsten der Armen nicht ankommen. Bei diesem Punkt angelangt glaubt Benedikt XVI., dass angesichts dieser Situation und aus der Perspektive des Glaubens die grundlegende Frage zu stellen wäre, wie die vom Glauben an Christus erleuchtete Kirche angesichts dieser Herausforderungen reagieren solle. Daher 23 Gutierrez Benedikt XVI. und die Option für die Armen

26 24 Märtyrer in der Papstmesse presentes fügt er hinzu: In diesem Zusammenhang ist es unvermeidlich, das Problem der Strukturen, vor allem jener, die Ungerechtigkeit verursachen, anzusprechen. Ein ausführlicher Abschnitt der Rede ist eben diesem Punkt gewidmet. Positiv gewendet muss man sagen: Die gerechten Strukturen [sind] eine Voraussetzung, ohne die eine gerechte Ordnung in der Gesellschaft nicht möglich ist. [...] Sowohl der Kapitalismus als auch der Marxismus haben solche versprochen, aber sagt der Papst dieses ideologische Versprechen hat sich als falsch erwiesen, weil sie die persönliche Würde und die moralischen Grundwerte außer Acht ließen (Nr. 4), ohne die ein humanes und gerechtes gesellschaftliches Zusammenleben nicht möglich ist. Es ist nicht die Aufgabe der Kirche, diese gerechten Strukturen zu schaffen, aber das hindert sie nicht daran, ein Wort zu den wirtschaftlich-sozialen Problemen zu sagen 9. Aufgabe der Kirche ist es, die Gewissen zu bilden. Daran hatte ich oben bereits erinnert. Der Papst vertritt hier eine klassische Position, die jede Theologie, die sich mit diesen Themen befasst, zu berücksichtigen hat. Das bedeutet jedoch nicht, sich zurückzuziehen und der Verantwortlichkeit in gesellschaftlich-politischer Hinsicht aus dem Weg zu gehen 10. Im Gegenteil, darauf zu dringen, dass die Menschen und ihre Rechte als Personen und Völker Sinn und Zweck des sozialen Zusammenlebens in der Gesellschaft ausmachen, hat sehr präzise und konkrete Folgen 11. Das zeigen die Schwierigkeiten, denen das Wort des Evangeliums begegnet, sobald es jenen verkündet wird, die ihre Interessen in Frage gestellt sehen. Exemplarisch dafür stehen die Reaktionen auf die Predigten von Bischof Romero und auf viele andere Beispiele im Kontinent. Bei der Aufzählung der Ursachen von Armut verweist der Papst auch auf die Rolle, die die Globalisierung spielt. Er aner- Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

27 kennt, dass dieses Phänomen seine positive Seite hat und eine Errungenschaft für die Menschheit bedeuten kann. Aber er warnt ebenso davor, dass sie zweifellos auch das Risiko der großen Monopole und damit die Umdeutung des Gewinns zum höchsten Wert mit sich bringt (Nr. 2). Das brandmarken gegenwärtig viele. Die internationalen Zusammenhänge bedingen, ja bestimmen sogar zahlreiche Vorgänge im Inneren jeder einzelnen Nation. Daher ist deren Analyse unverzichtbar. Evangelisierung und Förderung des Menschen Die praktische Solidarität mit den Armen, die unter unmenschlichen Lebensbedingungen und unter Ausschluss leiden, lässt erfahren, inwiefern das Evangelium eine Botschaft ist, die befreiend wirkt und menschlicher macht und ebendeshalb Gerechtigkeit einklagt. Benedikt XVI. erinnert daran, daß sich die Evangelisierung immer zusammen mit der Förderung des Menschen und der echten christlichen Befreiung entfaltet hat (Nr. 3). Dann folgt in der Rede der bereits zitierte Text aus der Enzyklika Deus Caritas est von der Verschmelzung zwischen Das Eintreten für Gerechtigkeit und für die Förderung des Menschen als unverzichtbarer Bestandteil zur Evangelisierungsaufgabe der Kirche Gottes- und Nächstenliebe. Förderung des Menschen ist also weder eine Vorphase der Evangelisierung noch davon sauber zu trennen. In den vergangenen Jahrzehnten ist das Bewusstsein dafür, dass beide engstens miteinander verbunden sind, gewachsen. In diesen Zusammenhang gehört, dass Papst Johannes Paul II. in Puebla sagte, dass das Eintreten für Gerechtigkeit und für die Förderung des Menschen als unverzichtbarer Bestandteil zur Evangelisierungsaufgabe der Kirche gehöre (Johannes Paul II, Eröffnungsansprache, III.2) 12. Mit seinem Verweis auf die Emmaus- Erzählung des Evangeliums erinnert Benedikt XVI. daran, dass die Eucharistie Zentrum des christlichen Lebens sei (Nr. 4). Beim Brechen des Brotes gedenken wir des Lebens, des Zeugnisses, des Todes und der Auferstehung Jesu. Deshalb ist die Eucharistie kein Akt, der sich im privaten Innenraum abspielt; sie ruft uns vielmehr dazu auf, allen Menschen zu bezeugen und zu verkündigen, dass Jesus Weg, Wahrheit und Leben ist. Sie löst das Engagement für die Evangelisierung aus und gibt der Solidarität Auftrieb; sie weckt im Christen den starken Wunsch, das Evangelium zu verkünden und von ihm in der Gesellschaft Zeugnis zu geben, um sie gerechter und menschlicher zu machen (ebenda) 13. Die Eucharistie wird zum Zeichen der Gemeinschaft und zum Werkzeug ihrer vollständigen Verwirklichung. Wenn wir mit Christus verbunden sind, wenn wir einander als Söhne und Töchter Gottes anerkennen, fühlen wir uns unumgänglich dazu gedrängt, für Geschwisterlichkeit und Gerechtigkeit einzutreten. Es zeigt sich also, dass die Aussage des Papstes über die vorrangige Option für die Armen keine Nebenrolle spielt, sondern einen zentralen Punkt der Rede darstellt. Sie erhält in dem dargestellten pastoralen, sozialen, theologischen und spirituellen Gesamtzusammenhang einen solchen Platz, dass ihre tiefe Bedeutung, ihre Reichweite und ihre Forderungen erst sichtbar werden können. Das macht es möglich, auch andere, aus Gründen der Zeit und der Umstände in der Rede nur kurz angeschnittene Themen neu zu deuten, die nach Vertiefung 25 Gutierrez Benedikt XVI. und die Option für die Armen

28 26 und Präzisierung verlangen. Das muss noch geschehen. Das Thema wurde aufgeworfen und auf die Tagesordnung der Versammlung von Aparecida gesetzt. Es ist, wie ich am Anfang bereits sagte, eine der Hauptverbindungslinien zu den vorherigen Bischofsversammlungen. Diese Kontinuität haben Papst und Bischöfe in diesen Tagen nachdrücklich betont. Dass es im Kontext der aktuellen Lage von Lateinamerika und der Karibik wieder behandelt wird, ist von großer Bedeutung für die Versammlung. Was sich auch immer daraus ergibt, wenn wir die Option für die Armen in christologischer Perspektive tiefer erfassen, tragen wir dazu bei, unsere Existenz als Jünger und Missionare besser zu begründen. Wir werden klarer erkennen, welche dem Evangelium entstammende Radikalität der christlichen Praxis der Option und der Solidarität mit den Armen sowie dem Einsatz gegen das Unrecht zukommt, und durch sie zum Vater aller Menschen finden. Endnoten 1 Das Pauluszitat findet sich auch im Dokument von Medellín, im Abschnitt Armut der Kirche Nr Ich hatte Gelegenheit, eine detaillierte Studie zu diesem Text aus dem Matthäus-Evangelium vorzulegen in: Páginas 201 (Okt. 2001) S. 6-21, Donde está el pobre, está Jesucristo ( Wo der Arme ist, da ist Jesus Christus ). 3 Außerhalb der Nachfolge gibt es keine hinreichende Nähe zum Ziel des Glaubens, so dass man nicht wissen kann, wovon man spricht, wenn man sich zu Christus bekennt! (Orig.: Jon Sobrino, Jesúcristo Liberador. Lectura historica-teologica de Jesús de Nazaret San Salvador UCA 1991, S. 103; dt. Übersetzung:) Christologie der Befreiung. Mainz 1998, S Vgl. diesbezüglich die auf die Praxis der Methode gestützten Überlegungen von Luis Fernando Crespo Revision de vida y seguimiento de Jesús (Lima UNEC-CEP, 1991) 5 M. Diaz Mateos sagt: Es geht um eine nicht optionale Option; denn sie verifiziert unsere christlichkirchliche Identität ( El grito del pobre atraviesa las nubes (Der Schrei der Armen durchdringt die Wolken) in: El rostro de Dios en la historia, S. 159) 6 vgl. Felipe Zegarra, La quinta Conferencia del episcopado de America Latine y el Caribe en Páginas 200 (August 2006), vor allem die Seiten Zu diesen natürlichen Gütern gehören heute über jene, die uns bei diesem Satz spontan einfallen, hinaus auch Wasser und Luft, wenn wir an die Verschmutzung und die Erwärmung des Planeten denken und allgemein an die durch hemmungslose Ausbeutung hervorgerufene Schädigung der Umwelt. Die ökologische Frage interessiert die gesamte Menschheit, belastet aber vor allem den gebrechlichsten Teil der Menschheit, die Armen. 8 Benedikt XVI. bezieht sich nicht zum ersten Mal auf die Ursachen der Armut. In seiner Enzyklika Deus caritas est sagte er: Die Produktionsstrukturen und das Kapital waren nun [mit der Ausbildung der Industriegesellschaft] die neue Macht, die, in die Hände weniger gelegt, zu einer Rechtlosigkeit der arbeitenden Massen führte, gegen die aufzustehen war. (Nr. 26) 9 Wenige Monate zuvor hatte Benedikt XVI. seine Sorge um diese Fragen in einem Brief an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Ausdruck gebracht. Darin schlägt er vor, dass die Europäische Union eine Führungsrolle übernehmen solle, um das Ziel zu erreichen, bis zum Jahr 2015 die extreme Armut zu beseitigen. Das sei eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Und als unmittelbar dringliche Aufgabe bezeichnet er es, dass Vorkehrungen für einen schnellen, vollständigen und vorbehaltlosen Erlaß der Auslandsschulden der stark verschuldeten armen Länder (heavily indebted poor countries HIPC) und der am wenigsten entwickelten Länder (least developed countries LDC) getroffen werden. (Brief vom 16. Dezember 2006) 10 In der Form einer rhetorischen Frage hatte der Papst in einem früheren Abschnitt bereits bemerkt, dass diese Einstellung keineswegs eine Flucht in den Kult der Innerlichkeit, in den religiösen Individualismus, eine Preisgabe der Dringlichkeit der großen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Probleme Lateinamerikas und der Welt und eine Flucht aus der Wirklichkeit in eine spirituelle Welt bedeute (Nr. 3). 11 Auf dieser ethischen Ebene siedelt er ebenfalls die Soziallehre der Kirche an. 12 Zuvor hatte die römische Bischofssynode über Gerechtigkeit in der Welt (1971) hervorgehoben, dass die Sendung der Kirche auch darin bestehe, die Würde und die fundamentalen Rechte der menschlichen Person zu schützen und zu fördern (Nr. 37). 13 Die Eucharistie drängt jeden Christgläubigen dazu, sich für eine gerechtere und geschwisterlichere Welt einzusetzen (Sacramentum Caritatis Nr. 88) Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

29 Die Große Kontinentale Mission 27 Cláudio Hummes geb in Porto Alegre/Brasilien, bis Okt Erzbischof von São Paulo, zur Zeit Präfekt der vatikanischen Kongregation für den Klerus Die V. Generalversammlung möchte der Kirche Lateinamerikas und der Karibik einen großen missionarischen Impuls geben. Wir wissen, wie sehr heute die Kirche in der ganzen Welt einen solchen Impuls braucht. Durch die V. Generalversammlung schenkt Christus uns die großartige Gelegenheit, über die Durchführung einer Großen Mission auf unserem Kontinent zu entscheiden. Diese Gelegenheit, diese Stunde der Gnade, dürfen wir nicht verpassen. Wir brauchen ein neues Pfingsten! Wir haben sie getauft, doch aus den verschiedensten Gründen ist es uns nicht gelungen, sie genügend zu evangelisieren. In Wirklichkeit ist es so, dass die große Mehrheit der Katholiken unseres Kontinents nicht mehr am Leben unserer kirchlichen Gemeinschaften teilnimmt oder es nie getan hat. Wir haben sie getauft, doch aus den verschiedensten Gründen ist es uns nicht gelungen, sie genügend zu evangelisieren. Der Papst sagte in seiner Ansprache an die brasilianischen Bischöfe in São Paulo am 11. Mai diesen Jahres in Bezug auf unsere Katholiken, die sich vom kirchlichen Leben abgewandt haben: Es scheint klar, dass die Hauptursache für dieses Problem unter anderem auf das Fehlen einer Evangelisierung zurückzuführen ist, in der Christus und seine Kirche im Zentrum jeder Erklärung stehen. Die Menschen, die für den aggressiven Proselytismus der Sekten, der zu Recht Anlass zur Sorge gibt, am verwundbarsten sind und die nicht in der Lage sind, dem Ansturm des Agnostizismus, des Relativismus und Laizismus standzuhalten, sind in der Regel Getaufte, die nicht genügend im Evangelium unterwiesen wurden und leicht zu beeinflussen sind, weil sie einen zerbrechlichen Glauben haben, der manchmal verworren, schwankend und naiv ist, auch wenn sie eine angeborene Religiosität bewahren. 1 In wenigen Worten ausgedrückt: Der Papst sagt uns, dass wir diejenigen, die wir getauft haben, nicht genügend evangelisiert haben. Dabei haben alle, die wir getauft haben, ein Recht darauf, durch uns evangelisiert zu werden, denn in dem Augenblick, da wir sie getauft haben, haben wir uns verpflichtet, sie zu evangelisieren und zu Jesus Christus zu führen. Eine Große Kontinentale Mission, bei der wir auf die Suche gehen nach jenen Katholiken, die zu wenig evangelisiert wurden, ist daher weder eine Form von Proselytismus noch bedeutet sie Anti- Ökumene, handelt es sich doch um jene Menschen, die wir bereits getauft haben. Natürlich müssen wir auch die Menschen evangelisieren, die Jesus Christus und sein Reich kaum oder gar nicht kennen. Jesus Christus sandte seine Jünger aus, alle Völker zu evangelisieren und sie zu seinen Jüngern zu machen. In der gleichen Ansprache sagte Benedikt XVI.: Erforderlich ist, kurz gesagt, eine Mission der Evangelisierung, die al- Hummes Die Große Kontinentale Mission

30 28 Nachtwallfahrt: Schluss mit erzwungener Migration le lebendigen Energien dieser immensen Herde hinzuziehen soll. Ich denke daher an die Priester, an die Ordensmänner, an die Ordensfrauen und an die Laien, die sich oftmals unter ungeheuren Schwierigkeiten für die Verbreitung der Wahrheit des Evangeliums aufopfern. 2 An anderer Stelle spricht der Papst von missionarischen Besuchen bei den Menschen zu Haus: Erforderlich ist... eine Mission der Evangelisierung, die alle lebendigen Energien dieser immensen Herde hinzuziehen soll. In diesem angestrengten Bemühen um die Evangelisierung zeichnet sich die kirchliche Gemeinschaft durch pastorale Initiativen aus, vor allem durch die Entsendung ihrer Missionare, Laien und Ordensleute, in die Häuser an der Peripherie der Städte und im Landesinneren, die im Geist des Verständnisses und einfühlsamer Liebe mit allen in Dialog zu treten versuchen. 3 In der gleichen Ansprache zeigt der Papst auch auf, dass eine evangelisatorische Mission nicht getrennt werden kann von der Solidarität mit den Armen und ihrer ganzheitlichen Förderung. Er äußert dazu: Wenn jedoch die Menschen, denen ihr begegnet, in Armut leben, muss man ihnen helfen, so wie es die ersten christlichen Gemeinden getan haben, indem man Solidarität übt, damit sie sich wirklich geliebt fühlen. Die arme Bevölkerung an den Rändern der Großstädte oder auf dem Land muss die Nähe der Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

31 Kirche spüren, sei es als Hilfe für die dringendsten Bedürfnisse, sei es in der Verteidigung ihrer Rechte und in der gemeinsamen Förderung einer Gesellschaft, die auf Gerechtigkeit und Frieden gegründet ist. Die Armen sind die ersten Adressaten des Evangeliums, und der Bischof muss nach dem Bild des guten Hirten besonders darauf achten, den göttlichen Balsam des Glaubens anzubieten, ohne das»materielle Brot«zu vernachlässigen. 4 Diese Große Kontinentale Mission muss ihren Ursprung darin haben, dass wir uns dem Impuls des Heiligen Geistes öffnen, damit sie sich zu einem neuen Pfingsten entwickeln kann. Deshalb ist sie angewiesen auf das entschiedene Handeln der Bischofskonferenzen, der Diözesen, der Pfarreien und aller Art Vereinigungen der Gläubigen. Die Mission muss in die Pastoralpläne dieser verschiedenen kirchlichen Ebenen aufgenommen werden und darin sogar eine zentrale Stellung bekommen. Die Diözesen und Pfarreien müssen ihre Pastoralpläne überprüfen und in der Lage sein, ihre Gläubigen zusammenzurufen, vorzubereiten und auszusenden, damit sie in ihrem eigenen Territorium missionieren und so an der Mission ad gentes teilnehmen können. Dieses missionarische Handeln muss zu einem dauerhaften Charakteristikum der Gemeinden werden. Die Große Mission auf dem gesamten Kontinent könnte sich bis zur Einberufung der VI. Generalversammlung erstrecken, nicht, um die missionarische Bewegung dann zu beenden, sondern um eine Bewertung der Ergebnisse vorzunehmen und danach über ihre Zukunft zu entscheiden. Diese Mission muss auf die ganze Gesellschaft ausgedehnt werden, auch wenn die Armen ihre privilegierten Adressaten sind... Diese Mission muss auf die ganze Gesellschaft ausgedehnt werden, auch wenn die Armen ihre privilegierten Adressaten sind, wie der Papst sagte. Es geht um die Armen am Rand der Städte und im Landesinneren, aber auch um alle Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten der Bevölkerung, aus allen Institutionen der Gesellschaft, aus Politik und Wirtschaft, aus der Kultur und den gesellschaftlichen Kommunikationsmedien usw. Es ist aber gut, daran zu erinnern, dass es außer der Evangelisierung, die sich an die Gesellschaft als Ganzes richtet, wichtig ist, mit jedem Einzelnen Kontakt zu bekommen, insbesondere heute, in der postmodernen und urbanen Gesellschaft, in der die Menschen sich sehr abseits fühlen und ganz persönliche Begegnungen brauchen, in denen sie Anerkennung und Wertschätzung finden, in denen sie Solidarität und geschwisterliche Liebe erfahren. Liebe Brüder und Schwestern, alles deutet darauf hin, dass Jesus Christus die Kirche Lateinamerikas und der Karibik zu dieser Großen Kontinentalen Mission einlädt. Der Heilige Geist, Hauptakteur und Seele der Mission der Kirche, bietet uns sein Licht, seine Anregung, seine Stärke und seinen Segen dafür an. Habt keine Angst, sagt Jesus zu uns: Stechen wir in See! Bringen wir unsere Boote aufs Meer. Jesus Christus wird mit uns sein bei diesem Fischfang, der wunderbar sein wird. Übersetzung aus dem Spanischen: Maria Schwabe Endnoten 1 Ansprache Benedikt XVI. an die brasilianischen Bischöfe, São Paulo, 11. Mai ebd. 3 ebd. 4 ebd. 29 Hummes Die Große Kontinentale Mission

32 30 Kardinal Cláudio Hummes Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

33 Das Martyrium ist der Höhepunkt der Evangelisierung 31 Predigt von Kardinal Cláudio Hummes, während der V. Generalversammlung in Aparecida Meine Brüder und Schwestern, ich begrüße euch und alle, die uns durch Radio und Fernsehen begleiten; ganz besonders begrüße ich alle Pilger und Pilgerinnen, die zu diesem Gottesdienst vor dem Pfingstfest gekommen sind. Bitten wir darum, dass der Heilige Geist mit neuer Kraft auf die Kirche Jesu Christi herabkomme. Möge er auf euch herabkommen, liebe Pilgerinnen und Pilger, die Ihr hierher gekommen seid, um Unsere Liebe Frau von Aparecida, die Patronin Brasiliens, zu grüßen. Euch, die ihr gekommen seid, um zu danken für die Gnade, die ihr empfangen habt; die ihr gekommen seid, um euren Glauben und eure Zugehörigkeit zu Jesus Christus zu erneuern. Ihr, die ihr auch gekommen seid, um eure Bitten vorzutragen, die ihr euer Leid mitgebracht habt, eure Ängste, eure Probleme, vielleicht auch die Armut, die euch bedrückt, oder die Arbeitslosigkeit, von der ihr betroffen seid. Ich grüße euch, die ihr gekommen seid, um zu loben und zu beten. Ihr seid gekommen, um wie es in dem Lied heißt eure Verbundenheit mit der Mutter Gottes, Unserer Lieben Frau von Aparecida, auszudrücken. Sie empfängt jeden Einzelnen von euch mit großer Liebe und großer Zuwendung, sie hört eure Bitten und Ängste, eure Freuden und alles, was ihr vor Gott bringt durch die Vermittlung Unserer Lieben Frau. Wir Bischöfe, Priester, Laien, Ordensmänner und Ordensfrauen sind aus allen Ländern Lateinamerikas und der Karibik gekommen, um an der V. Generalversammlung des Episkopats Lateinamerikas und der Karibik teilzunehmen. Der Papst hat uns zusammengerufen. Er, der vor wenigen Tagen hier in Brasilien war, hat uns alle tief beeindruckt. Er war für uns gleichsam ein Licht, mit seiner Liebenswürdigkeit, seiner Freundlichkeit und seinem Herzen, das das Herz eines Vaters, eines Bruders, eines Freundes und eines Hirten ist. Er war bei uns, er hat uns die Richtung gewiesen, er hat uns mit seinen Worten erleuchtet und uns Mut gegeben, er hat bei den verschiedenen Begegnungen die Kirche Lateinamerikas auf ihrem Weg durch die Geschichte gestärkt. Für uns ergibt sich daraus eine große Verantwortung und eine große Hoffnung. Wir wissen, dass ihr um die Gegenwart des Heiligen Geistes betet und dafür, dass wir uns ihm öffnen mögen. Der Papst hat die Bitte geäußert, dass wir über etwas sehr Wichtiges für das Leben der Kirche Lateinamerikas, ja der ganzen Welt, nachdenken mögen: Wir sollen Jünger und Jüngerinnen Jesu Christi sein und unser getauftes Volk zu einer ganz persönlichen, starken und gemeinschaftlichen Hinwendung zu Jesus Christus führen. Wie soll das geschehen, jeden Einzelnen zu Jesus Christus zu führen, zu einer intensiven persönlichen Hummes Das Martyrium ist der Höhepunkt der Evangelisierung

34 32 Begegnung, die dann zu einer gemeinschaftlichen Begegnung wird? Schon Johannes Paul II. hat uns gesagt, dass das Leben eines Christen mit einer intensiven Begegnung mit Jesus Christus beginnt. Wir, die wir als Kinder getauft wurden, durften die Gnade erfahren, dass jemand da war, der uns die erste Botschaft überbrachte von Jesus Christus, der gestorben ist und vom Tode auferstanden ist; jemand, der uns die Botschaft von seinem Reich brachte. Wir hatten die Gnade, dass wir eine solche persönliche Erfahrung mit ihm machen durften. Doch die meisten Menschen haben diese Gnade nicht erfahren. Sie hatten niemand, der sie geführt hätte, und so blieben sie fern, mit einem Glauben, der unklar, schwankend, ja zerbrechlich ist. In einer solchen Begegnung mit Jesus Christus aber werden wir in der Tat zu Jüngern und Jüngerinnen Christi. Aus ihr geht man verwandelt hervor, wie die ersten Jünger, von denen im Johannesevangelium berichtet wird, dass sie Jesus fragten: Meister, wo wohnst du? Seine Antwort ist: Kommt und seht, und sie blieben einen ganzen Nachmittag bei ihm und kehrten verwandelt und begeistert zurück und haben Christus niemals mehr verlassen. Sie folgten ihm und gaben sogar ihr Leben für ihn hin. So verwandelt er jene, die ihm offenen Herzens begegnen. In einer solchen Begegnung mit Jesus Christus aber werden wir in der Tat zu Jüngern und Jüngerinnen Christi. Aus ihr geht man verwandelt hervor Genau das sagte der Papst. Mögen wir es in unseren Gedanken fest verankern: die Kirche in Lateinamerika muss sich auf die Suche begeben nach all diesen Getauften, nach den vielen Menschen, die nicht am Leben unserer Gemeinschaften teilnehmen, sei es in den Pfarrgemeinden, den Kirchlichen Basisgemeinden, in anderen gemeinschaftlichen Vereinigungen; auf die Suche nach jenen, die allein sind und keinen Kontakt haben; nach denen, die von sich sagen, dass sie katholisch sind und ihre Kirche lieben, doch für die die Kirche manchmal zu weit entfernt ist. Wir erreichen nicht alle, doch sie möchten, dass wir nahe bei ihnen sind, dass wir mit ihnen sprechen und ihnen zuhören. Sie möchten die Wärme und Liebe ihrer Kirche spüren. Genau das schlägt uns der Papst vor, wenn er uns aufruft, missionarische Jünger zu sein. Die Kirche muss sich in den Pfarreien und den Bewegungen mit den Laien zusammen in missionarische Gruppen aufteilen, die von ihren Priestern als Hirten angeleitet werden. Sie muss sich eine Struktur geben bei der Suche nach jenen, die in ihrem Territorium, in ihrem Pfarrgebiet leben. Unsere Pfarreien zählen zuweilen dreißig-, vierzig- oder fünfzigtausend Getaufte, von denen nur tausend oder zweitausend am Leben der Kirche teilnehmen. Damit dürfen wir nicht zufrieden sein. Daher möchten wir bei dieser Konferenz die große Mission anregen, die ihr Augenmerk auch auf die Not unserer Menschen richtet, auf Armut und Arbeitslosigkeit, auf Leid und Krankheit und auf die Ängste des Volkes. Wir müssen mit ihm solidarisch sein. Der Papst sagte in seiner Ansprache: Die bevorzugte Option für die Armen ist implizit enthalten in unserem Glauben an Jesus Christus. Wir dürfen nicht nachlassen in unserem Bemühen, Elend und Hunger, Armut und Leid unseres Volkes zu bekämpfen. Die Kirche muss sich in dieser Hinsicht weiter zielstrebig im Namen Jesu Christi einsetzen. Die Evangelisierung kann von der Förderung des Menschen nicht getrennt werden, von der Verteidigung der Menschenwürde und der Men- Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

35 schenrechte. Das erste Recht ist jedoch das Recht auf Leben, das Recht, als Menschen würdig leben zu können. Die Evangelisierung kann von der Förderung des Menschen nicht getrennt werden, von der Verteidigung der Menschenwürde und der Menschenrechte. Lassen wir uns von Paulus und seiner Begegnung mit Jesus Christus auf der Straße nach Damaskus inspirieren. Der heilige Paulus hat Jesus Christus niemals verlassen. Er sagte: Ich war bereits von Jesus Christus ergriffen. So müssen auch wir die Menschen führen, dass sie von Jesus Christus ergriffen werden. Paulus wird in Rom das Martyrium erleiden, doch selbst im Gefängnis hatte er noch mutig Jesus Christus all jenen verkündet, die sich ihm näherten. Er hat sie alle empfangen und zu ihnen von Jesus Christus gesprochen. Ein starkes Feuer hörte nicht auf zu brennen in ihm, bis hin zu seinem Martyrium. Anders ausgedrückt: Das Martyrium ist der Höhepunkt der Evangelisierung. Es gibt keine erhabenere Evangelisierung als die, sein Leben für Jesus Christus zu geben. Beten wir zum Heiligen Geist, dass er auf die Kirche herabkomme, dass er uns erleuchte und den Mut schenken möge, uns an dieser großen Mission der Kirche zu beteiligen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass jemand ohne diese Begegnung mit Jesus Christus bleibt, denn er ist unsere Rettung. Beten wir auch zu Unserer Lieben Frau von Aparecida. Sie war die Erste, die ihren Sohn den anderen zeigte, und so müssen auch wir ihren Sohn heute allen Menschen zeigen, wir, die wir seine Jünger sind. Erneuern wir in uns diese Liebe und Zugehörigkeit zu Jesus Christus und überbringen wir unsere Freude, Katholiken und Katholikinnen zu sein, den anderen Menschen. Amen. 33 Übersetzung aus dem Portugiesischen: Maria Schwabe Hummes Das Martyrium ist der Höhepunkt der Evangelisierung

36 34 Das Volk Gottes mit Jesus dem Befreier unterwegs nach Aparecida Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

37 Das Projekt von Aparecida 35 José Comblin geb in Brüssel, seit 1958 in Brasilien lebender Theologe Die Konferenz von Aparecida hat ein ehrgeiziges Projekt. Es geht um nichts weniger als um eine radikale Umkehr des kirchlichen Systems. Seit Jahrhunderten ist die kirchliche Pastoral darauf konzentriert, das Erbe der Vergangenheit zu wahren. Alle Institutionen wurden diesem Zweck unterworfen. Das System wurde im XII. Jahrhundert installiert und seitdem nur unwesentlich verändert. Mit dem Projekt von Aparecida wird nun alles auf die Mission hin orientiert. Die praktische Umsetzung dieses Projektes wird das gesamte XXI. Jahrhundert in Anspruch nehmen. Denn die Bischöfe haben zwar das Projekt entworfen, aber das erste Problem besteht bereits darin, den Klerus zu überzeugen. Die heutige Generation ist auf diese völlige Umkehrung ihrer Aufgaben nicht vorbereitet. Es wird notwendig sein, die Ausbildung radikal zu verändern und neue Generationen von Priestern vorzubereiten, die sich von den heutigen erheblich unterscheiden. Die gesamte Kirche missionarisch zu gestalten, ist eine gigantische Aufgabe. Die gesamte Kirche missionarisch zu gestalten, ist eine gigantische Aufgabe. Während des ersten Jahrtausends hatten die Mönche die Mission zu ihrer Aufgabe gemacht. Viele von ihnen wurden Bischöfe und berühmte Kirchengründer. Die Kirche war überwiegend agrarisch strukturiert. Im XI. und XII. Jahrhundert schuf man das Pfarreiensystem. Aber der Pfarreiklerus war, da er keine Ausbildung erfahren hatte, ungebildet. Schon im XIII. Jahrhundert beklagte sich Thomas von Aquin darüber, dass der Klerus nicht missionarisch sei und das Evangelium nicht verbreite, und wies darauf hin, dass im Gegensatz dazu aber die Bettelmönche an der Evangelisierung arbeiteten. Dieselbe Klage ist in allen Jahrhunderten bis heute zu hören. Vom XIII. Jahrhundert an übernahmen die Bettelmönche die Missionstätigkeit und danach Gesellschaften von Missionspriestern, wie z.b. die Missionsgemeinschaft von Vinzenz von Paul, die Redemptoristen des Alfons von Ligouri und andere. In Lateinamerika übernahmen zunächst vor allem die Franziskaner die Missionstätigkeit; sie stellten mehr als die Hälfte der Missionare. Die Dominikaner waren am stärksten im XVI. Jahrhundert aktiv. Die Karmeliten und Augustiner, ebenso wie die Benediktiner kamen mit weniger Missionaren. Später kamen noch verschiedene andere Orden hinzu. Im XX. Jahrhundert übernahmen die Orden und Kongregationen die Pfarreien, so dass nur eine kleine Minderheit sich der Missionstätigkeit widmete. Außerdem verwendeten sie Methoden aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert, die für das XX. Jahrhundert völlig ungeeignet waren. Sie kümmerten sich um die ländlichen Zonen, während 80 % der lateina- Comblin Das Projekt von Aparecida

38 36 merikanischen Bevölkerung sich auf den Weg in die Städte begab. Die Missionstätigkeit soll Priorität haben und die Verwaltung der kleinen Minderheit, die noch die Pfarreien aufsucht, an die zweite Stelle rücken. Und nun gibt es ein Projekt der Bischöfe, das einen Mentalitätswandel und eine Verhaltensänderung verlangt. Die Missionstätigkeit soll Priorität haben und die Verwaltung der kleinen Minderheit, die noch die Pfarreien aufsucht, an die zweite Stelle rücken. Dafür muss die Priesterausbildung radikal verändert werden. Die Ordensleute müssen dann zu ihrer ursprünglichen Berufung zurückkehren und aufhören, Pfarreien bzw. Hilfswerke zu verwalten. Vor einigen Jahren habe ich geschrieben, dass ich Dom Helder Camara für den exemplarischen Bischof des XXI. Jahrhunderts halte. Dom Helder war ein Missionar und hatte einen exzellenten Mitarbeiter für die Verwaltungsaufgaben. Vor allem nach seiner Bekehrung im Jahr 1955 und der neuerlichen Bekehrung, nachdem er das Bischofsamt in Recife übernommen hatte, wurde Dom Helder der Mensch des persönlichen Kontaktes, ein Mensch, der Menschen, mit denen er in Kontakt trat, in seinen Bann ziehen und verändern konnte, so dass sie die Notwendigkeit verspürten, ihr Leben zu ändern. Er besaß die Gabe, in den Menschen die Berufung zum christlichen Missionar zu wecken. 1. Die bedeutendsten Themen des Schlussdokuments Erstens müssen wir das Hauptthema hervorheben, das für die Gesamte Generalversammlung gewählt worden war. Vor 30 Jahren sprach man In Lateinamerika überhaupt nicht von Mission. Im Bewusstsein des einfachen Volkes waren Missionare die Ordensleute, die von Europa und Nordamerika kamen, um den Klerus der Ortskirchen zu verstärken, oder es waren die Prediger bei Volksmissionen. Das war ein Erbe der Kolonialzeit. Missiologie gehörte nicht einmal zum Programm der Priesterausbildung. Missiologie war das Spezialgebiet einiger weniger, die sich den entferntesten bzw. am wenigsten bevölkerten Gebieten widmen wollten, z.b. dem Amazonasgebiet. Als Missionare galten alle, die die Indios evangelisieren wollten, und die Mehrheit von ihnen waren Ausländer. Das soll nicht heißen, dass es keine missionarisch gesinnten und tätigen Katholiken, Priester, Ordensleute und vor allem Laien gab. Ihnen war vielmehr gar nicht bewusst, dass sie Missionare waren; denn diese missionarisch gesinnten Menschen waren nicht äußerlich erkennbar und verfügten über keinen definierten Status. Sie waren vielmehr anonyme Missionare. Gegenwärtig ist das Bewusstsein dafür, dass in einer immer stärker säkularisierten Gesellschaft Mission notwendig ist, sehr ausgeprägt. Seitdem gab es immer mehr Erfahrungen, die als missionarisch erlebt wurden. Das Wort Missionar selbst wurde vom einfachen Volk immer mehr verwendet, weil es bestimmte Menschen als Missionarinnen und Missionare identifizierte. Viele Gruppen charakterisierten sich selbst als missionarisch. Gegenwärtig ist das Bewusstsein dafür, dass in einer immer stärker säkularisierten Gesellschaft Mission notwendig ist, sehr ausgeprägt. Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

39 Die V. Generalversammlung von Aparecida hat aufgegriffen, was sich in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Zweitens müssen wir hervorheben, dass die Konferenz sich dafür entschied, zur Methode von Puebla und Medellín zurückzukehren, also das Schema Sehen-Urteilen-Handeln der katholischen Aktion wieder aufzugreifen (Nr. 19). Mit starkem Nachdruck wird diese Kontinuität betont (Nr ). Es fällt nicht schwer, in dieser nachdrücklichen Erinnerung so etwas wie ein stillschweigendes Eingeständnis von Bekenntnis und Reue zu entdecken. Es ist nicht zu leugnen, dass der Einfluss von Medellín und Puebla in den letzten Jahren nachgelassen hatte. Es fehlte auch nicht an Priestern, die ganz einfach behaupteten, Medellín gehöre der Vergangenheit an und spiele für die heutige Kirche keine Rolle mehr. Deshalb ist es umso opportuner, hervorzuheben, dass die Konferenz von Aparecida nachdrücklich daran erinnert. Die Kontinuität mit Medellín und Puebla wird vor allem an den beiden Grundthemen Option für die Armen und Kirchliche Basisgemeinden erkennbar. Die Kontinuität mit Medellín und Puebla wird vor allem an den beiden Grundthemen Option für die Armen und Kirchliche Basisgemeinden erkennbar. Eben diese Themen wurden ja entweder heftig attackiert oder als Ladenhüter beiseite geschoben. Bei der römischen Synode von 1997 Ecclesia in America waren sie ganz verschwunden. Wenn auch in bestimmten Ländern (vor allem in Brasilien) offizielle Texte noch von der Option für die Armen und den Basisgemeinden sprachen, war die generelle Lage doch völlig anders. Es genügt an das Dokument zu erinnern, das P. Maríns, der unermüdliche Apostel der Basisgemeinden in ganz Lateinamerika, einmal veröffentlichte. Es war ein Dokument bitterer Trauer. In Brasilien kann man sich nur schwer vorstellen, wie weit bereits in verschiedenen (wenn nicht vielen) anderen Ländern die Option für die Armen und die Basisgemeinden verschwunden waren. Die Generalversammlung von Aparecida erneuert die Option für die Armen (Nr. 397/398/399). Sie verwendet dafür keine konventionelle Formel. Der Text sagt eindeutig: Wir greifen die Option für die Armen mit neuer Entschiedenheit auf (399). Auch hier erkennt man ein bescheidenes Indiz für Reue und für die Einsicht, dass diese Option in der kirchlichen Pastoral ihre Dringlichkeit verloren hatte; sie besaß im praktischen Leben keine Priorität mehr. Darüber hinaus anerkennt der Text, dass die Armen Subjekte der Evangelisierung und der menschlichen Entwicklung sind (398). Man vergleiche dazu den gesamten Abschnitt 391 bis 398. Der Text verwendet sogar zwei Mal das Wort Befreiung, das auf dem Index der verbotenen Wörter stand. Zwar wird das Wort Befreiung durch das Adjektiv authentisch (399) bzw. ganzheitlich nuanciert, aber zumindest steht es im Text. Und das bedeutet, dass man es in Zukunft wieder verwenden darf (385). Das Schlussdokument spricht ausdrücklich von den kirchlichen Basisgemeinden (Nr ). Dieser Teil hat unter den Korrekturen aus Rom am stärksten gelitten; denn der Text der Bischöfe war viel eindeutiger. Außerdem erwähnt der Text alle positiven Früchte der Basisgemeinden, indem er anerkennt, dass sie die Option für die Armen symbolisch darstellten. Die Bischöfe hatten geschrieben: Das Leben sowie die prophetische und hei- 37 Comblin Das Projekt von Aparecida

40 38 Der Weg der Erinnerung an Rio 1955, Medellin 1968, Puebla 1979, Santo Domingo 1992 ligmachende Sendung der Kirchlichen Basisgemeinden in der missionarischen Nachfolge Jesu wollen wir mit Entschiedenheit bestätigen und mit neuen Impulsen ausstatten. Die Basisgemeinden waren nach dem II. Vatikanischen Konzil bedeutsame Wirkungen des Heiligen Geistes in der Kirche von Lateinamerika und der Karibik. (194) Diese Sätze fielen der Zensur zum Opfer, so dass der Text erheblich abgeschwächt wurde. Andere Korrekturen befinden sich auf der gleichen Linie. Aber es gibt eben auch den Text der Bischöfe, der zu Rate gezogen werden kann. Und dieser ist für das Bewusstsein in Lateinamerika von größerer Bedeutung als die Zensuren. Im Text der Bischöfe wird zugestanden, dass die CEBs sich trotz ihrer großen Bedeutung nicht angemessen entfalten konnten, weil eben viele Bischöfe sie restriktiv behandelten. Jetzt wollen die Bischöfe diese Restriktionen aufheben und den Gemeinden der Armen neues Leben geben. Trotz der einschränkenden Eingriffe in den Schlusstext lohnt es sich, die Nummern 178 und 179 aufmerksam zu lesen. Die besten Kapitel des Dokuments sind die Kapitel 7 und 8 über die Mission. Darin finden wir die stärksten Aussagen. Die Kirche muss heftig erschüttert werden, damit sie die Armen nicht mehr marginalisiert, indem sie es sich bequem macht, stagniert und halbherzig agiert. (362) Die pastorale Umkehr unserer Gemeinden macht er erforderlich, dass wir von einer nur bewahrenden Pastoral zu einer entschieden missionarischen Pastoral übergehen. (370) Die Pastoral der Kirche darf den historischen Kontext nicht aus den Augen verlieren (367) Man lese aufmerksam die Nummer 362 bis 370. Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

41 Die Veränderung muss alle Institutionen der Kirche erfassen. Das beginnt mit der Reform der Pfarrei. Sie muss in kleinere Einheiten unterteilt werden (372), in kleinen Gruppen, in denen Beziehungen eher möglich sind. Wir sollten aufmerksam dafür sein, dass diese kleinen Gemeinden nicht die Struktur und das Vorgehen der Pfarrei reproduzieren. Aber es ist schon sehr gut, dass die Generalversammlung andeutet, wie schlecht die Pfarrei funktioniert und dass sie für unsere Zeiten zunehmender Urbanisierung und Säkularisierung keine adäquate Institution mehr darstellt. Das Kapitel 8 arbeitet daran, dass die Sozialpastoral erneut bestätigt und verstärkt werden soll ( ). Das Dokument zählt die neuen Kategorien von Armen auf, die in den letzten Jahren aufgetaucht sind bzw. sich entwickelt haben. Schließlich greift das Dokument die aktuellen Herausforderungen auf: die Ökologie, die Umweltprobleme und die Stadtpastoral. Das Programm für die Stadtpastoral ist ziemlich komplett; es umreißt Aufgaben, die nur durch die Mitarbeit von Millionen ausgebildeter Menschen zu verwirklichen sind. Die Herausforderung durch die Stadtpastoral haben katholische Soziologen bereits am Ende des 19. Jahrhunderts definiert. Jetzt, hundert Jahre später, macht sich die Hierarchie diese Herausforderung zu eigen. Die katholische Kirche steckt immer noch in einer agrarischen Mentalität und in agrarischen Strukturen. In der agrarischen Gesellschaft sind Pfarrei und Gesellschaft nahezu identisch. Jetzt hat sich die Lage so grundlegend verändert, dass die allermeisten Bürger am Rande der Kirche leben und nur bei Geburts- oder Sterbefällen zu ihr kommen bzw. im Krankheitsfall sich an die Heiligen wenden. Im zweiten Kapitel wird die Realität Lateinamerikas ausführlich behandelt. Diese Darstellung ist auf die Hilfe von Experten und Wissenschaftlern zurückzuführen; sie bietet sehr ausführliche und detaillierte Informationen. Hier haben wir ein Beispiel für die Zusammenarbeit von Hierarchie und Laien. Dennoch schafft es das Dokument nicht, den Kapitalismus und das heutige System der Globalisierung zu verurteilen, obwohl es seine Schändlichkeiten beim Namen nennt. Das Dokument konnte eben nicht weiter gehen als die Kirchliche Soziallehre, die in jüngster Zeit so laut beschwiegen wurde. Auch in den anderen Kapiteln stecken noch viele wichtige Anregungen für die Realisierung des gesamten Projektes. Aber der Platz eines Artikels reicht nicht, um all diese Anstöße zu kommentieren. Sicherlich werden noch weitere ausführliche Kommentare zum Dokument von Aparecida publiziert, die das Gesamtdokument analysieren werden. 39 Comblin Das Projekt von Aparecida

42 40 2. Einige Zweifel Das Projekt von Aparecida ist so radikal, dass sich Zweifel melden: Wer soll das Programm in die Praxis umsetzen? Die Geschichte beweist, dass alle tiefgreifenden Veränderungen in der Kirche von neuen Menschen durchgesetzt wurden, die stets aus der Entscheidung für ein Leben in Armut neue Gruppen bildeten und einen neuen Lebensstil kreierten. Die Veränderungen gingen nie von den etablierten Führungsschichten oder den installierten Strukturen aus. Diese schaffen es einfach nicht, ihre traditionellen Rollen hinter sich zu lassen. Deshalb die Vermutung, dass der heutige Klerus nicht in der Lage ist, dieses Programm umzusetzen. Die Veränderungen gingen nie von den etablierten Führungsschichten oder den installierten Strukturen aus. Nie werde ich vergessen, was sich an der Wende vom XII. zum XIII. Jahrhundert ereignete. Damals gab es eine Lawine von religiösen Phänomenen ähnlich den um sich greifenden Pfingstbewegungen von heute. Neue religiöse Animateure traten in Erscheinung, denen es gelang, eine große Anzahl von Katholiken anzusprechen und zu bekehren. In kürzester Zeit entstand eine Netz von Gemeinden unter verschiedensten Bezeichnungen, der gebräuchlichste wurde der Name der Albigenser. Niemandem gelang es, diese Bewegung zu stoppen. Papst Innozenz III. bat den Zisterzienser-Orden, zur damaligen Zeit der mächtigste Orden, die Mission zu übernehmen, um die Häretiker zu bekehren oder zumindest die Expansion der Bewegung zu stoppen. Dieses Bemühen scheiterte völlig. Die Zisterzienser kamen aus reichen Klöstern und wussten nicht, wie man mit Armen zu reden hat. Sie waren reiche Missionare ohne missionarische Fähigkeiten. Fast gleichzeitig traten Franz von Assisi in Italien und Domingo de Guzman in Spanien auf den Plan. Sie entschieden sich für den Weg der Armut und lebten wirklich ein dem Evangelium entsprechendes Leben. Sie evangelisierten das einfache Volk auf dem Land und in den Städten. Ihnen gelang, was die mächtigen Orden nicht schafften. In wenigen Jahren entstanden durch sie die sogenannten Franziskaner (Minderbrüder) und die Dominikaner (Predigerbrüder), die in kurzer Zeit Tausende zählten. Sie lebten mitten unter den einfachen Leuten und wurden zu Wandermissionaren, die immer wieder die armen Leute aufsuchten. Sie gaben der Kirche ein anderes Gesicht. Sie lebten eine andere Struktur, in der sich die armen Leute wieder erkannten. Das war bei den monastischen Orden nicht der Fall. Der Pfarreiklerus griff zwar die von den Bettelmönchen bewirkten Bekehrungen auf, war aber selbst nicht zu einer solchen Veränderung fähig. Heutzutage gibt es in der Kirche ähnliche Christen, die in der Welt der Armen mitleben. Aber sie sind kaum bekannt und wenig geschätzt, eher toleriert als unterstützt, weil sie nicht dem offiziellen Schema entsprechen; sie haben im Kirchenrecht keinen Platz. Meist sind es Laien, aber es gibt auch Bischöfe und Priester, die ihre Bekehrung erlebt haben und sich von der Struktur lösten, in die sie verwickelt waren. Persönlich glaube ich, dass die Missionare, die fähig sind, in Zukunft die Physiognomie der Kirche zu ändern, Laienmissionare sein werden. Wie soll man mit der Umsetzung des Programms von Aparecida beginnen? Man wird es nicht von oben nach unten durchsetzen können. Man wird nicht mit Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

43 einem theoretischen Entwurf anfangen können. Die Umsetzung wird nur mit freiwilligen Menschen beginnen können, die bereit sind, ein Abenteuer auf sich zu nehmen, diesmal mit Unterstützung durch die Hierarchie. Man sollte ihnen kein ausgearbeitetes Programm mitgeben, weil der heilige Geist ihnen zeigen wird, was zu tun ist. Wenn ihr missionarisches Handeln nicht von ihnen selbst kommt, wird es keine Wirkung zeigen, weil es kein lebendiges menschliches Zeugnis ist; das allein aber kann die Herzen der Zuhörer erreichen. Die Umsetzung wird nur mit freiwilligen Menschen beginnen können, die bereit sind, ein Abenteuer auf sich zu nehmen, diesmal mit Unterstützung durch die Hierarchie. Durch das Aufstellen von Plänen kommt man nicht schneller voran. Niemand hat die Geburt bzw. das Leben eines Franz von Assisi geplant. Er trat auf und der Papst bestätigte ihn. In den letzten Jahren haben viele Diözesen an vielen Orten Missionsjahre und Volksmissionen durchgeführt ohne jeden Erfolg. Alles blieb nur Papier, denn man überließ die Mission den Pastoralen Akteuren der Diözesan- und Pfarrei-Struktur, statt sich auf freiwillige Menschen zu stützen; diese fühlten sich wenig geschätzt sowie in ihrer missionarischen Berufung eher toleriert als unterstützt. Die Mission darf nicht auf die Pfarrgemeinde konzentriert werden, weil die Armen die Pfarrgemeinde kaum aufsuchen. Die Armen spüren auch, dass die Pfarrgemeinde nicht zu ihrer Kultur gehört. Man kommt auch nicht schneller voran, wenn man Kurse hält, um die kirchliche Lehre zu verbreiten; denn der Heilige Geist wird den Missionaren zeigen, was sie sagen und was sie tun sollen. Was man dagegen tun kann, ist, gemeinsam auf die Stimme des Geistes zu warten. Die Hauptaufgabe der Hierarchie besteht darin, mit Hilfe der christlichen Tradition herauszufinden, wo der Heilige Geist wirkt, und eine Spiritualität anzustoßen, die aufmerksam darauf wartet, was der Geist sagt, und sich ihm verpflichtet. der Heilige Geist wird den Missionaren zeigen, was sie sagen und was sie tun sollen. In Lateinamerika ist die Unterstützung durch die Bischöfe und Priester wichtig. Insbesondere die Katholiken unter den Armen sind ängstlich, unsicher, trauen ihren eigenen Begabungen nicht. Man muss sie darin unterstützen, zeitweilig auch Fehler und Scheitern auszuhalten. Es wird nicht gleich beim ersten Mal klappen. Die Hierarchie wird alle verschiedenen Charismen aufeinander abstimmen müssen. Wie soll die Ausbildung aussehen? Was versteht man unter Ausbildung von Missionaren? Die heutige Ausbildung in den Seminaren bzw. den theologischen Fakultäten betreibt exakt das Gegenteil. Das heutige System betreibt eine akademische bzw. eine akademisch orientierte Ausbildung. In Brasilien legte man größten Wert darauf, dass die Seminarstudien vom Bildungsministerium anerkannt würden. Das Bildungsministerium wird mit Sicherheit kein missionarisches Projekt verfolgen. Offizielle Diplome scheinen geradezu die Garantie für alle jene, die keine starke Berufung zu missionarischen Dasein empfinden. Ich habe nichts gegen akademische Diplome, aber diese haben mit der Mission nichts zu tun. Akademische 41 Comblin Das Projekt von Aparecida

44 42 Ausbildung entfernt vom einfachen Volk und macht die Predigt leer. Die Priester wurden dazu vorbereitet, kleine Theologieprofessoren zu sein. Das erklärt bereits viel über die Probleme der Kirche, die das Dokument von Aparecida beim Namen nennt. Missionarische Bildung braucht zuallererst eine eindeutig radikale Spiritualität... Missionarische Bildung braucht zuallererst eine eindeutig radikale Spiritualität, die sich auf die Bibel im allgemeinen und auf die Evangelien im besonderen konzentriert, das heißt auf das irdische Leben Jesu. Zweitens besteht diese Bildung darin, sich ganz häufig mit Menschen, Familien und Gruppen zu treffen. Der Missionar muss lernen, an allen Orten des gesellschaftlichen Lebens präsent zu sein als Symbol für ein neues Leben, das von Glaube, Hoffnung und Liebe getragen wird. Es geht nicht darum, bei gesellschaftlichen Ereignissen aufzutreten, sondern Menschen zu finden und zu kennen, die für den Anruf des Heiligen Geistes sensibel sind, und die Worte zu sagen, die ins Schwarze treffen. Jesus offenbart sich durch das Leben bestimmter Menschen, nicht durch die kirchliche Lehre. Unterricht in kirchlicher Lehre hat niemals jemanden bekehrt. Jesus offenbart sich durch das Leben bestimmter Menschen, nicht durch die kirchliche Lehre. Missionare werden nicht durch Kurse, Seminare bzw. abstrakte Debatten gebildet. Man muss die Sprache des einfachen Volkes lernen. Einige Priester und Bischöfe machen das beispielhaft; sie sind Missionare, die sich durch die Gnade Gottes verwandelten und die Schemata akademischer Bildung, die sie erlernten, hinter sich ließen. Ein Beispiel dafür ist Fray Carlos Mesters. Die Ausbildung durch Indoktrinierung tauchte nach der Französischen Revolution auf, um den Glauben der Priester zu festigen, da sie lernen sollten, den Häresien der Zeit zu widerstehen. Der Widerstand gegen Häresien hat seine Dringlichkeit verloren. Die westliche Kirche ignoriert den Heiligen Geist. Ich darf es nicht unterlassen, auf ein Problem aufmerksam zu machen, das nicht allein das von Aparecida ist, sondern das der gesamten Kirche des Okzidents, der westlichen Konzilien, der Dokumente des Lehramts, sogar jener des II. Vatikanums. Die westliche Kirche ignoriert den Heiligen Geist. Zwar wird der Heilige Geist auch im Dokument von Aparecida sehr häufig erwähnt, allerdings nur, um den Standpunkt der Hierarchie bzw. des Klerus zu stützen. Die Hierarchie definiert, was die Kirche zu tun hat, und anschließend verlangt sie vom Heiligen Geist, dass er die getroffenen Entscheidungen umsetzen möge. Anders gesagt: Man unterstellt, dass alles, was von der Hierarchie kommt, vom Heiligen Geist stammt, es ist sozusagen ein und dasselbe. Der Heilige Geist wirkt in der Welt und gibt eindeutige Hinweise darauf, was er will, aber man beeilt sich nicht, darum zu beten, dass der heilige Geist komme, um meinen Geist zu erleuchten. Die Ostkirchen sind in dieser Hinsicht viel sensibler als die Westkirche. In Lateinamerika ist die Ostkirche kaum präsent und fast ohne jeden Einfluss. Die Lateina- Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

45 43 Im Zelt der Märtyrer merikanische Kirche ist fast ausschließlich ein Kind des Westens. Die Lehre des Neuen Testamentes, sowohl in der Theologie des Paulus als auch in der des Johannes unterscheidet sich davon erheblich. Für Paulus wird die Kirche durch die Gaben des Heiligen Geistes geführt (1 Kor 12,4-11; 27-30). Die erste Gabe ist die des Apostolats (1 Kor 12,28). Wenn Paulus von Aposteln spricht, meint er nicht die Zwölf, sondern all jene Jünger, die wie er zu Missionaren wurden, weil der Heilige Geist sie ausgesandt hatte. Die Gabe der Leitung wird erst an siebenter Stelle erwähnt. An zweiter Stelle stehen die Propheten, die eine große Bedeutung haben (1 Kor 14). Diese Gaben sind ausgeteilt und tauchen unvorhergesehen plötzlich auf. Niemand hat Paulus zum Missionar ausgebildet, niemand hat ihn darauf vorbereitet, ein Missionar zu werden. Er hat eine Gabe des Heiligen Geistes empfangen und dem Volk der Jesusgemeinde, die er zusammengeführt Comblin Das Projekt von Aparecida

46 44 hatte, einen glaubwürdigen, gewissen Weg gewiesen. Wie stets ist der Heilige Geist auch in der heutigen Kirche präsent. Er weist Wege in die Nachfolge Jesu. Die Theologie des Evangelisten Johannes hebt hervor, dass der Heilige Geist darüber belehrt, wohin das Leben in der Nachfolge Jesu in den verschiedensten Lebenslagen führen kann. Jesus hat kein Apostolatsprogramm hinterlassen, sondern verheißen, dass der Heilige Geist kommen und zeigen werde, auf welche Weise wir Jesu Lebensweise in den unterschiedlichsten geschichtlichen Situationen aktualisieren können. Jesus wollte die Geschichte nicht in einen fixen Rahmen einsperren, sondern versprach, dass der Geist da sein werde, um in jeder Lage neu zu lehren, was Jesus in dem bestimmten, eng umgrenzten Kontext von Galiläa tat und lehrte (Joh 14, 26; 16,13-15). Es ist also nicht angemessen, der Konferenz von Aparecida einen Vorwurf zu machen, weil die gesamte Kirchengeschichte des Westens von dieser Ignoranz geprägt ist. Um zu den Lehren des Neuen Testamentes über den Heiligen Geist zurückzukehren, ist also eine noch radikalere Bekehrung notwendig. 3. Die problematischen Anteile des Textes Der aus meiner Sicht schwächste Teil des Dokumentes ist die Christologie. Das war zu erwarten. Die Notifikation über die Werke von Jon Sobrino wurde nicht zufällig am Vorabend der Konferenz von Aparecida publiziert. Die Christologie ist tatsächlich heutzutage das wichtigste theologische Problem. Die entscheidende Frage lautet: Welche Bedeutung hat das Menschsein Jesu? Welche Bedeutung haben die Worte und Taten Jesu, wie sie von den Evangelien erzählt werden? Worin besteht das Menschsein Jesu? Was heißt es überhaupt, ein Mensch zu sein? Der Text erinnert an viele schöne Dinge aus den Evangelien, die Jesus ausweisen als einen Weisheitslehrer mit einem Lebensstil, dem die Jünger folgen sollen. Da werden viele schöne Taten und Worte aus dem Leben Jesu aufgezählt. Aber sie werden nicht miteinander verbunden und der Zusammenhang der einzelnen Worte und Taten mit dem menschlichen Leben Jesu nicht hergestellt. ( ). Diese Aufzählung sagt nichts darüber aus, was das Leben des Menschen Jesus bedeutet, also nichts über sein missionarisches Amt. Das Leben der Menschen muss im jeweiligen historischen Kontext, in dem es sich ereignet, interpretiert werden. Aber in diesem Abschnitt spricht man über den historischen Kontext nicht, so als ob Jesus sich außerhalb der Geschichte bewege, wie ein Lehrer, der die Jahrhunderte überfliegt. Jeder Mensch arbeitet an seinem Lebensprojekt, indem er sich von seinem historischen Kontext herausfordern und dazu bringen lässt, sich über Ziele und Mittel klar zu werden und zu entscheiden. Der Mensch verfolgt ein Projekt, indem er seinem Leben ein Ziel gibt. Wenn Jesus Mensch war, musste er sich auch so verhalten. Der Mensch verfolgt ein Projekt, indem er seinem Leben ein Ziel gibt. Wenn Jesus Mensch war, musste er sich auch so verhalten. Fangen wir mit der Verkündigung Jesu an, mit dem Reich Gottes ( ). Was haben die campesinos von Galiläa unter Reich Gottes verstanden, als Jesus vor ihnen davon sprach? Sie litten unter dem schweren Joch des römischen Reiches, des Kaiserreiches. Da tritt Jesus Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

47 auf und verkündet, dass dieses Reich in sich zusammenbrechen werde. Eben darauf hofften alle, zumindest die Armen, die sich von der harten Hand römischer Gewalt unterdrückt fühlten. Die meisten Menschen glaubten aber, dass dies erst in einer neuen Welt geschehe, wenn diese Welt den apokalyptischen Vorhersagen entsprechend zerstört wäre. Jesus verkündet aber, dass es in dieser Welt geschehen werde. Das Reich Satans, das in der römischen Macht Gestalt angenommen hatte, wird fallen und ein anderes Reich wird kommen... Jesus wusste sehr Das Reich Satans, das in der römischen Macht Gestalt angenommen hatte, wird fallen und ein anderes Reich wird kommen genau, worüber die einfachen Menschen seines Volkes sich unterhielten, worüber sie sich beklagten und worauf sie hofften. Zu diesen Menschen sprach er. Nur so versteht man, dass das einfache Volk von Galiläa ihn begeistert aufnahm und bejubelte. Nachdem er dies verkündet hatte, musste Jesus darlegen, welch radikaler Unterschied zwischen dem Reich Gottes und dem Reich des Kaisers besteht und welche Gestalt das Reich Gottes haben sollte. Sogar die Zwölfergruppe hatte großen Schwierigkeiten, das, was Jesus darlegte, zu akzeptieren. Im Dokument kommt überhaupt nicht vor, dass das Evangelium Jesu für die einen eine Gute Nachricht war und für die anderen eine schlechte. Im Dokument kommt überhaupt nicht vor, dass das Evangelium Jesu für die einen eine Gute Nachricht war und für die anderen eine schlechte. Jesus hat nicht alle Menschen gleich behandelt. Die Gute Nachricht richtet sich an die Armen; die Schlechte Nachricht an die Reichen (Lk 6,20-26). Das Evangelium Marias spricht die gleiche Sprache: Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. ( Lk 1,52-53) Die Compassion mit den Unterdrückten und die Empörung über die Unterdrücker kennzeichnet die psychologische Grundstruktur Jesu. Warum liest man davon nichts in einem Dokument, das die Option für die Armen erneuern will? Der zweite und der dritte Teil des Dokumentes stehen im Widerspruch zueinander. Zweitens, Jesu Konflikt mit den führenden Leuten des Staates, denen er vorwirft, sie seien Usurpatoren und Unterdrücker, kommt im Dokument nicht vor. Was für die Evangelien so wichtig ist der Konflikt mit den Hohenpriestern, mit den Gesetzeslehrern, mit den Pharisäern, mit Jesus entlarvt die Herrschaft der mit den Römern verbündeten Granden und bleibt diesem Lebensauftrag treu, auch wenn sie ihn dafür umbringen. den damals bedeutenden Leuten (Mk 11-13; Mt 23; Lk 20; Joh 8), kommt im Dokument nicht vor. Dabei ist dieser Konflikt der Leitfaden für die Evangelien. Alle legen dar, wie Jesus durch seine Sendung in den Tod gerät. Bereits von Anfang an wollen ihn die Führungskräfte umbringen. Jesus entlarvt die Herrschaft der mit den Römern verbündeten Granden und bleibt diesem Lebensauftrag treu, auch wenn sie ihn dafür umbringen. 45 Comblin Das Projekt von Aparecida

48 46 Der Tod Jesu ist eine Konsequenz seines Handelns, so etwas wie Ziel und Vollendung seines Dienstamtes. Das Dokument spricht von dem Jesus, der sein Leben hingibt (139). Jesus starb, weil er seiner Sendung treu bleiben wollte, die Korruption der Führungskräfte seines Volkes zu entlarven, weil sie dem einfachen Volk eine unerträgliche Last aufbürdeten. Jesus war Jude und als Jude darüber empört, wie die Führungskräfte mit dem Gesetz umgingen. Jesus wollte sein Volk von der Lüge und der Herrschaft der Eliten befreien. Die Eliten unterdrückten durch ihre Gesetzesinterpretation das Volk der Armen. Darin bestand das Projekt Jesu. Denen, die ihm nachfolgen, schlägt er vor, in allen historischen Epochen den gleichen Weg einzuschlagen. Der Kern der Sendung ist Verfolgung, Tod, Tod am Kreuz, ein schändlicher Tod. Das Dokument macht höchstens ein paar sehr zurückhaltende Andeutungen zum Tode Jesu, ohne zu sagen, warum er starb und was dieser Tod menschlich bedeutet. Der Text macht nur ein paar Andeutungen zu den Märtyrern aus Lateinamerika, ohne jedoch zu erläutern, worin das Martyrium bestand (140 und 98), als ob das Martyrium als solches einen Wert habe, als ein Beispiel heldenhaften Lebens. Das Dokument fügt die Martyrer nicht in ihren historischen Kontext ein, und deshalb wird auch Jesu Tod historisch nicht kontextualisiert. Es ist, als biete er ein tugendhaftes Beispiel ohne besonderes Motiv, ohne Bindung an sein prophetisches Amt. Das Dokument redet ganz einfach davon, dass Jesus sein Leben hingab. Das kann vieles bedeuten, aber ohne den historischen Kontext ins Gedächtnis zu rufen und den Platz, den der Tod im Leben des Menschen Jesus hatte. In den Evangelien steht das Kreuz im Zentrum der christologischen Darstellung des menschlichen Lebens Jesu. In der Christologie des Dokumentes steht es nicht im Zentrum. Wir haben den Eindruck, dass der Text jeglichem Bezug zum Konflikt mit den Römern bzw. mit den Autoritäten Israels aus dem Weg gehen wollte. Das Dokument bietet ein konfliktfreies, aus purer Güte bestehendes Evangelium an. Warum ein konfliktfreies Evangelium? Um nicht die Bedeutung des Martyriums anerkennen zu müssen, das so viele gekreuzigte Lateinamerikanerinnen und Lateinamerikaner in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts erlitten. Die Eliten wollen ihre historische Verantwortung für dieses Martyrium im Die Eliten wollen ihre historische Verantwortung für dieses Martyrium im XX. Jahrhundert verschleiern. XX. Jahrhundert verschleiern. Die Erinnerung an diese Märtyrer erzürnt die führenden Kreise vielen Nationen. Deswegen sind die Hinweise auf die Märtyrer so zurückhaltend. Die Märtyrer werden als Helden präsentiert, aber man sagt nicht, warum sie sterben mussten. Wer also will ein konfliktfreies Evangelium? Genau ein solches Evangelium stellt das Bürgertum zufrieden. Im Dokument findet sich eine bürgerlich inspirierte Christologie. Diese bringt nicht zum Ausdruck, was die Armen empfinden und wie sie Leben und Tod Jesu deuten. Wir befinden uns also in einem Konflikt zwischen zwei Christologien, einer bürgerlichen und einer aus der Sicht der Armen. Diesen Konflikt gibt es in der Kirche von Anfang an. Die gleiche unhistorische Darstellung findet sich in der Beschreibung der Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

49 kirchlichen Realität im ersten Teil des Dokuments. Der Text zählt positive und negative Aspekte der lateinamerikanischen Kirche auf (98-100), aber diese positiven und negativen Aspekte werden nicht mit dem historischen Kontext in Verbindung gebracht. Es scheint, als sei alles unterschiedslos gleich bedeutsam. Strukturen werden nicht analysiert. Der Text schreibt einigen Katholiken, die sich gelegentlich vom Evangelium entfernt haben Verantwortung und Schuld zu (100 h). Die negativen Aspekte sind auf Mängel und Zweideutigkeiten einiger Mitglieder (der Kirche) zurückzuführen. Wenn das wirklich das Problem gewesen wäre, dann hätte man keine gesamtkontinentale Versammlung durchführen müssen. Dann hätte es genügt, diesen wenigen Katholiken einen guten Beichtvater zu schicken. Es ist meist so, dass die kirchlichen Dokumente die Strukturen der Kirche nicht in Frage stellen. Ganz gewiss sind die Mitglieder der Kirche heute nicht schlimmer als früher. Es handelt sich nicht um die Probleme einzelner Menschen, sondern um strukturelle Probleme. Etwas davon ist im Dritten Teil des Dokumentes implizit zu erkennen, wenn es z. B. über die Pfarreien spricht. Aber eine tiefer reichende Analyse wäre sicher nützlich. Eines Tages wird man daran gehen müssen. Sehr überraschend ist, dass man über die Pfingstbewegungen fast gar nichts sagt. Einige wenige Andeutungen sind zu finden (100g). Harvey Cox hat einmal geschrieben, dass es sich dabei um das bedeutendste religiöse Phänomen des XX. Jahrhunderts handle, fast ebenso bedeutsam wie die Reformation des XVI. Jahrhunderts. Dieses Phänomen wird überhaupt nicht analysiert, als ob es keine Sache von Bedeutung sei und kein Problem darstelle. Aber die Pfingstbewegung erlebt eine starke Expansion in allen Kontinenten und auch in Lateinamerika. Viele Katholiken verlassen die Kirche, um sich einer Pfingstgemeinde anzuschließen. Sie haben zahllose Pastoren. In den armen Zonen sind bereits mehr Pfingstler als Katholiken anzutreffen. Die Gründe für diese Auswanderung von Katholiken müsste man gründlich analysieren. Die Pfingstbewegung weiß eine Antwort auf die Bedürfnisse eines großen Teils der einfachen Bevölkerung. Es lohnt sich, ihre Botschaft, ihre Methoden und ihre Organisationsformen zu studieren. Die Augen davor zu verschließen, als ob es das Phänomen nicht gebe, könnte eine Vogel-Strauß-Politik sein. Wenn man die heutige Gesellschaft, insbesondere die zeitgenössische Kultur beschreibt, übersehen viele, dass zwei stark voneinander getrennte Gesellschaften und zwei sich deutlich voneinander unterscheidende Kulturen existieren. Da ist einerseits die von den Wissenschaftlern und Philosophen untersuchte Kultur, die Kultur derer, die zur Gesellschaft gehören, und da ist andererseits die Kultur derer, die aus der Gesellschaft ausgeschlossen sind. Aber die Versammlung von Aparecida stellt selbst ein unvorhergesehenes Ereignis dar. Es wächst ein neues Bewusstsein. Aber die Versammlung von Aparecida stellt selbst ein unvorhergesehenes Ereignis dar. Es wächst ein neues Bewusstsein. Die Bischöfe haben die Anliegen einer für die Zeichen der Zeit sehr sensiblen Minderheit aufgegriffen. Das Schlussdokument macht den Alten neue Hoffnung und bietet den Jungen einige klare Orientierungen. 47 Comblin Das Projekt von Aparecida

50 48 Grüne Schriftenreihe Nr. 102 Bischofsversammlung Aparecida 2007

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