Praktikum bei Volkswagen de México. -Erfahrungsbericht-

Transkript

1 Praktikum bei Volkswagen de México -Erfahrungsbericht- Zeitraum: Beworben hatte ich mich für das Praktikum bei Volkswagen de México im Frühjahr 2014, jedoch weder eine Ab- noch eine Zusage erhalten, sodass ich Mitte Juni bereits den Vertrag für ein anderes Praktikum in München unterschrieben hatte. Einige Tage vor Beginn dieses Praktikums rief mich mein späterer Betreuer aus Mexiko an und fragte ob ich spontan doch noch Zeit hätte und am liebsten gleich in einer Woche anfangen könnte. Ich sagte zu, allerdings unter der Bedingung den Beginn um zwei Wochen zu verschieben. Dann hieß es schnell organisieren! Organisatorisches: Die Kranken- und Haftpflichtversicherung schloss ich über den DAAD ab (spätestens 14 Tage vor Abreise!) und bewarb mich für ein PROMOS-Stipendium (Kontaktaufnahme spätestens 14 Tage vor Abreise!). Von VW de México erhielt ich eine Mail mit allerhand Dokumenten, die ich einreichen musste (u.a. die oben genannte Versicherung, ein ärztliches Untersuchungszeugnis, Scan vom Pass, Geburtsurkunde und Passfoto). Gleichzeitig wurde ich gefragt, ob ich in einer der Praktikantenunterkünfte (angeblich zusammen mit Mexikanern, in meinem Haus beschränkte sich das jedoch auf 4 mexikanische Hunde) ein Zimmer haben möchte (spätestens 14 Tage vorher Bescheid geben) und ob ich vom Flughafen in Mexico City abgeholt werden möchte (auch mindestens 14 Tage vorher beantragen). Zum Glück hatte ich noch genau 2 Wochen, so dass ich alles zwar in letzter Minute, aber dennoch noch rechtzeitig beantragen und erledigen konnte. Ums Visum musste ich mich nicht kümmern, da man bei der Einreise nach Mexiko ein 180-Tage Visum erhält.

2 Meine Typhus- und Tetanus-/Diphterie-Impfungen habe ich auch noch auffrischen lassen. Noch kurz zum Flug: viele Flüge nach Mexiko sind mit Stopp in den USA, davon würde ich, nach dem was ich von anderen gehört habe, aber abraten oder mindestens 4 Stunden Umsteigezeit einplanen. Zum Land: Von Mexiko hört man ja generell in den Nachrichten nicht unbedingt das Beste und viele fragen einen ungläubig, warum man denn ausgerechnet da hin will und ob das nicht viel zu gefährlich sei. Generell kann ich sagen, dass man nicht in Europa ist und das merkt man schon, aber wenn man sein Verhalten an die dortigen Gegebenheiten etwas anpasst, dann kann man dort sehr unbeschwert leben. Nachts sollte man als Mädel nicht unbedingt alleine draussen rumspazieren und wenn, dann nur in belebten und gut beleuchteten Straßen. Generell sind Taxis in Mexiko aber nicht teuer und ein übliches Transportmittel. Obwohl abgeraten wird ein Taxi von der Straße zu nehmen, habe ich damit keine schlechten Erfahrungen gemacht. Wir waren allerdings meist zu mehreren unterwegs. Mexiko ist ein riesengroßes Land und nur wenige Gebiete sind gefährlich. Momentan sollte man in einige Teile von Oaxaca und Michoacan nicht reisen und Guerrero meiden. Da sich die Gefahrenzonen aber immer leicht verändern am besten mit den Leuten vor Ort sprechen und sich mehrere Meinungen einholen, dann bekommt man meistens schon ein recht gutes Bild und kann abwägen. Ich selber habe in Cholula, Puebla, gewohnt und das gilt als einer der sichersten Orte des Landes. Vor Ort: Als ich um 4 Uhr morgens in Mexico D.F. ankam, wartete schon ein sehr freundlicher Fahrer auf mich, der mich durch diese unfassbar gigantische Stadt, die sich Nachts in ein unendliches Lichtermeer verwandelt, nach Cholula, Puebla, in mein neues Zuhause gebracht hat. Untergebracht war ich in einer Art Apartementhaus, wo jeder seinen eigenen Eingang zu seinem Zimmer mit eigenem Bad hatte und ein großer Gemeinschaftsraum mit Küche, Esstisch und Couchen. Meistens haben wir zu 12. dort gewohnt, eine kurze Zeit waren wir 15(!). Das ist jedoch die einzigste so große Einheit und auch die einzigste in diesem Teil (San Pedro) von Cholula. Alle anderen Prakti-

3 kanten wohnen in 2er bis 4er WG s in San Andres Cholula. Trotz einiger Unanehmlichkeiten (sehr schlechtes bis gar kein Internet, teilweise nur kaltes Wasser oder ganz selten auch gar keins, ) habe ich sehr gerne da gewohnt! Wir waren in der Nähe von der wunderbaren Markthalle von Cholula, wo man alles an Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Fleisch und Käse sehr günstig und frisch einkaufen kann und das zudem sehr viel besser schmeckt als ausm Supermarkt. Auch zum Hauptplatz (Zocalo) und zur berühmten Pyramide waren es nur ein paar Minuten zu Fuß. Auf der anderen Seite der Staße war gleich ein OXXO (24h Supermarkt) und die Bushaltestelle. Meine Mitbewohner waren alle super lieb und wenn man nicht gerade allein sein wollte, waren immer Leute in der Küche/im Wohnzimmer mit denen man kochen, ratschen, Reisen planen oder feiern konnte. Kaufen kann man dort eigentlich alles, nur große Leute haben es schwer ausreichend lange Hosen zu finden, also am Besten genug mitnehmen. Zu den Sprachkenntnissen: Die junge, gebildete Generation spricht einigermaßen Englisch und zum Verständigen reicht das meistens auch aus, wenn man allerdings auch mit älteren Personen in Kontakt kommen will und sich generell für die Menschen und die Kultur vor Ort interessiert sind zumindest Grundkenntnisse in Spanisch von großem Vorteil. Allgemein gilt jedoch, dass die Mexikaner sehr offen, herzlich und interessiert sind und einen sehr schnell aufnehmen. Zum Praktikum: Das Programm für ausländische Praktikanten bei Volkswagen de México ist wirklich sehr gut organisiert. Bei Bedarf wird einem eine Unterkunft gesucht und der Flughafentransfer organisiert. Am ersten Tag bekommt man eine kleine Einführung, bei der auch die organisatorischen Dinge geklärt werden. Am Nachmittag wird man dann von seiner Abteilung abgeholt und dort vorgestellt. Jeden Tag erhält man kostenlos eine Stunde Spanischunterricht im werkseigenen Sprachzentrum. Zum Mittagessen kann man in eine der Kantinen gehen, wo ein Hauptgericht mit Suppe, Beilagen und Nachspeise umgerechnet etwa 20 cent kostet, in die luxuriöse Kantine, wo ein Essen ca. 3,50 kostet oder zu einem der vielen empfehlenswerten Essensstände vor den Werkstoren. In den ersten Wochen erhält man eine Werksführung (eines der größten VW-Werke, etwa Mitarbeiter). Neben den etwa internationalen Praktikanten gibt es noch etwa 250 mexikanische Praktikanten. Damit man sich besser kennenlernt wird zu Beginn ein Integrationsevent mit gemischten Gruppen organisiert, auf das sich besonders die nationalen Praktikanten mit großem Eifer vorbereitet haben. Anfang

4 Dezember wurde eine traditionelle Posada für die dortigen Praktikanten plus die Trainees und Praktikanten von Silao veranstaltet. In meiner Abteilung (PKC Producto) wurde ich sehr herzlich begrüßt und aufgenommen. Außer meinem Betreuer waren dort noch eine Mitarbeiterin, die Sekretärin und eine mexikanische Praktikantin. Die Arbeitsatmosphäre war sehr gut und mir wurde jederzeit gerne geholfen und erklärt. Ich hatte von Anfang an mein eigenes Projekt, an dem ich auch bis zum Ende des Praktikums gemeinsam mit meinem Betreuer gearbeitet habe. Dazu kamen täglich unterschiedliche Aufgaben wie Übersetzungen, Erstellung von Präsentationen, Unterstützung bei der Vorbereitung von Tagungen und Audits, uvm. Man bekommt keinen Lohn an sich, jedoch eine Art Stipendium von der Stiftung NEMI, die jeden Monat auf ein Kreditkartenkonto gezahlt wird, das dort für einen eröffnet wird. Dafür erhält man nicht mehr, wie das früher der Fall war, jeweils zu viert ein Auto gestellt. Reisen: Mexiko ist ein wunderschönes, vielfältiges Land, aber leider viel zu groß um in einem halben Jahr alles sehen zu können. An den meisten Wochenenden sind wir verreist und haben so Orte wie Oaxaca, Veracruz, Teotihuacan, Mexico D.F., Guadalajara, Guanajuato und San Miguel Allende, Morelia, Atlixco, Chignahuapan, Cuetzalan und über Weihnachten Tuxtla Gutierrez, Comitan, Palenque, Campeche, Merida, Tulum, Playa del Carmen und Cancun besucht. Für kürzere Strecken (also bis etwa 5 Stunden einfache Fahrt) lohnt es sich oft ein Auto zu mieten (mit mindestens 90% - 100% Versicherung. Immer nachfragen!), bei weiteren Strecken würde ich jeweils über Nacht mit einem Langstreckenbus fahren. Das Busnetz ist in Mexiko sehr gut ausgebaut und in den Busse kann man, je nach Klasse, auch recht ordentlich schlafen. Immer eine Jacke im Handgepäck haben, da die Klimaanlagen oft sibirische Temperaturen erzeugen.

5 Persönliches Fazit: Dieses halbe Jahr in Mexiko war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können trotz sehr spontaner Zusage und recht knapper Vorbereitungszeit hatte ich vor Ort keinerlei Schwierigkeiten. In meinem Praktikum habe ich viel gelernt und nehme viele Erfahrungen mit nach Hause. Dieses Land hat mich ungemein fasziniert und das Beste daran sind die Menschen, die einen wie ein Familienmitglied aufnehmen, einem das Ankommen und Integrieren so leicht machen und einem immer gerne zu Kultur, Essen, Bräuchen, Ausflugszielen und allen anderen Fragen Rede und Antwort stehen. Ich kann allen empfehlen sich darauf einzulassen!