Tag der offenen Tür am Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen 23. Mai 2014, 14:00, CSMC, Warburgstraße 26

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1 Seite 1 von 8 Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wissenschaft und Forschung DIE SENATORIN Tag der offenen Tür am Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen 23. Mai 2014, 14:00, CSMC, Warburgstraße 26 Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrte Frau Prof. Frost, sehr geehrter Herr Prof. Schmidt-Glintzer, sehr geehrter Herr Prof. Friedrich, sehr geehrter Herr Prof. Huck, sehr geehrte Frau Konsulin, meine sehr geehrten Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung zum Tag der offenen Tür hier im Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen in Asien und Afrika. Es war mir eine echte

2 Seite 2 von 8 Herzensangelegenheit zu kommen, aus vielen Gründen. Einer davon ist zugegebenermaßen der, dass ich von Haus aus Kunsthistorikerin, also Geisteswissenschaftlerin bin und daher eine große Affinität zu alten Schriften und Kulturen habe. Leider sprießen im Mai auch die Termine in meinem Terminkalender besonders zahlreich. Deshalb sehen Sie es mir bitte nach, dass ich gleich wieder gehen muss. Ich finde es wunderbar, dass der Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen einmal im Jahr seine Arbeit einem breiteren Publikum vorstellt, nun schon zum dritten Mal. Der SFB ist ja auch ein regelmäßiger Teilnehmer der Nacht des Wissens, die die Behörde für Wissenschaft und Forschung alle zwei Jahre veranstaltet. Diese Offenheit entspricht Ihrem Forschungsgegenstand: Gedanken mit der Hand

3 Seite 3 von 8 niederzuschreiben und so festzuhalten, ist etwas zutiefst Menschliches. Das Bewusstsein dafür ist gerade in unserem Zeitalter der elektronischen Medien wieder gestiegen. Davon zeugen nicht zuletzt die vielen Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich an Sie wenden und mehr wissen wollen, etwa über Manuskripte, die sie im Nachlass von Angehörigen vorgefunden haben. Unsere Nachfahren werden vermutlich weitaus größere Probleme haben, unsere Kommunikation zu rekonstruieren. Natürlich werden auch heute Dokumente von historischer Bedeutung nicht nur elektronisch, sondern auch als Schriftstück archiviert. Aber es ist schwer vorstellbar, dass etwa der Briefwechsel heutiger Künstler, Schriftsteller oder Politiker dereinst publiziert wird. s sind praktisch, aber vergänglich. Und schon heute ist es schwierig, Dateien auf Disketten aus den 1980er Jahren auszulesen.

4 Seite 4 von 8 Meine Damen und Herren, der Hauptgrund, warum mir der Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen so am Herzen liegt, ist die Tatsache, dass er gegenwärtig das Beispiel für exzellente geisteswissenschaftliche Forschung in Hamburg ist. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft großzügig geförderten Sonderforschungsbereiche gelten als Flaggschiffe der Forschung in Deutschland. Der sogenannte SFB 950 erhält von der DFG 8,6 Millionen Euro, verteilt über vier Jahre. Er ist in seiner regionalen Breite und Zusammensetzung weltweit einzigartig: Elf asiatische, afrikanische und europäische Philologien erforschen Manuskriptkulturen in historischer und vergleichender Perspektive. Kunsthistoriker, Musikhistoriker, Informatiker und Materialwissenschaftler sind beteiligt. Es gibt ein festes und ein mobiles Manuskriptlabor zur technischen und naturwissenschaftlichen Analyse. Der SFB betreibt eine Graduate School mit derzeit 25 Promovierenden aus aller Welt. Insgesamt sind 20

5 Seite 5 von 8 Nationalitäten von vier Kontinenten am SFB vertreten. Der SFB unterhält wissenschaftliche Kooperationen mit Forschungsinstitutionen im Inund Ausland. Ich finde, es ist wirklich bemerkenswert, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den nur drei Jahren, die der SFB Manuskriptkulturen besteht, auf die Beine gestellt haben! Ein sicheres Indiz für die wissenschaftliche Exzellenz des SFB ist auch die Vergabe sogenannter ERC-Grants, also von Fördermitteln des Europäischen Forschungsrates. Zwei Teilprojektleitern des Sonderforschungsbereichs Manuskriptkulturen ist es im vergangenen Jahr gelungen, diese personenbezogene Förderung der Europäischen Kommission zu erhalten: der Privatdozentin Frau Dr. Wilden, sie wurde bereits mit dem dritten ERC-Grant ausgezeichnet, und dem Professor für Äthiopistik Prof. Bausi.

6 Seite 6 von 8 Drei neue Projekte hat der SFB in den drei Jahren seines Bestehens eingeworben. Für zwei Teilprojekte wurden im vergangenen Jahr bei der DFG erfolgreich Nachanträge gestellt: in den Fächern Kunstgeschichte und Austronesistik. Ich bin angesichts dieser Erfolgsmeldungen sehr zuversichtlich, dass es dem Sonderforschungsbereich auch als Ganzem gelingen wird, die Deutsche Forschungsgemeinschaft erneut von seiner Förderwürdigkeit zu überzeugen und eine Verlängerung für vier weitere Jahre zu erhalten. Die geschaffenen Strukturen für die Manuskriptforschung sind beeindruckend und wert, aufrechterhalten zu werden, vielleicht sogar dauerhaft. Meine Damen und Herren, es gibt noch einen Aspekt, den ich herausstellen möchte: Der Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen verdankt seine Gründung letztlich sogenannten kleinen Fächern an der

7 Seite 7 von 8 Universität Hamburg. Er ist für mich ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit solcher kleinen Fächer. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Spitzenforschung nur dort erreichen, wo es eine gute Fächervielfalt an unseren Hochschulen gibt. Selbstverständlich ist es wichtig, Stärken herauszubilden und Schwerpunkte zu benennen. Aber das kann man nur, wenn es auch ein breites Fächerangebot gibt. Der Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie aus einem zunächst wirtschaftlichen, von kolonialer Überheblichkeit geprägten Spezialinteresse an fernen Ländern im Lauf der Geschichte eine Expertise in einem kulturwissenschaftlichen Teilbereich werden kann, die weltweites Renommee genießt. Ich kann die Gäste des Sonderforschungsbereichs Manuskriptkulturen nur ermuntern: Tauchen Sie ein in ferne Kulturen und längst vergangene Zeiten. Ich

8 Seite 8 von 8 weiß Sie bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des SFB in besten Händen. Dem Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen und allen, die für ihn arbeiten und sich für ihn engagieren, möchte ich herzlich danken. Ich wünsche Ihnen noch viele spannende wissenschaftliche Erkenntnisse! Vielen Dank.