Die Orgel für Herz Jesu Halstenbek

Transkript

1 Die Orgel für Herz Jesu Halstenbek Nach der Profanierung der Kirche St. Bartholomäus in Neumünster stand die dortige Orgel zum Verkauf. Die Pfarrei St. Katharina hat die Orgel für unsere Kirche in Halstenbek erworben. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen die Orgel vor. Die alte Heimat der Orgel: Ehemalige St. Bartholomäus Kirche in Neumünster Blick von der Orgel in das verwaiste ehemalige Kirchengebäude Die Orgel an ihrem ehemaligen Standort

2 Seitenansicht am ehemaligen Standort Und so etwa wird die Orgel in Herz Jesu Halstenbek aussehen! Fotomontage (aus miteinander unterwegs Juni 2014)

3 Beschreibung der Orgel Die Orgel wurde von der Orgelbaufirma Lothar Simon aus Muddenhagen bei Borgentreich, Kreis Höxter (Ostwestfalen) gebaut. Die Orgelbaufirma hat verschiedene Orgeln im Bistum Osnabrück geliefert. Eine der größeren Simon Orgeln steht in Ankum im Artländer Dom (Baujahr 1980, III Manuale, 35 Register; nach Plänen von KMD Eberhard Bonitz). Die Orgel von St. Bartholomäus Neumünster entstand im Jahr 1982 mit II Manualen und 10 Registern und wurde später um 2 Register erweitert (Rohrschalmey 8 und Gedackt 4 ). Andere Orgeln im Bistum Osnabrück aus der Zeit stehen in Osnabrück-Pye, 1980 (II/17) oder in Cloppenburg, 1984 (II/10). Viele Simon Orgeln haben als Merkmal im Prospekt neben den Metallpfeifen auch Holzpfeifen, was man nicht oft sieht. Die Orgel besteht aus dem Hauptwerk (5 Register), das über das 1. Manual gespielt wird, dem Oberwerk (5 Register), das mit dem 2. Manual bedient wird und dem Pedalwerk (2 Register). Die Manuale besitzen 56 Tasten (C g ) und damit auch 56 Pfeifen pro Register. Das Pedal verfügt über 30 Pedaltasten (C-f ) und somit 30 Pfeifen pro Register. Die Disposition der Simon Orgel im Überblick: Hauptwerk Manual I, C g Rohrflöte 8 Prinzipal 4 Gedackt 4 Waldflöte 2 Mixtur 3fach Oberwerk Manual II, C-g Holzgedackt 8 Spitzflöte 4 Prinzipal 2 Quinte 1 1/3 Rohrschalmey 8 Tremulant Pedal C-f Subbass 16 Gedacktbass 8 Koppeln II/I, I/P, II/P Schleiflade, mechanische Spieltraktur, mechanische Registertraktur Die Register des Hauptwerkes (Manual I) Das 1. Manual ist das Hauptmanual. Hier spielt man die Begleitung des Chorals und die Stücke zum Einzug oder Auszug. Rohrflöte 8 Ein halbgedecktes Labialregister in 8 (8 bedeutet 8 Fuß). Labialpfeifen haben eine Klangerzeugung wie eine Blockflöte (ohne Löcher). Für jeden Ton gibt es eine Pfeife. Dieses Register Rohrflöte 8 bildet die Grundlage des Klanges. Es ist in Äquallage gestimmt, das heißt, die Pfeifen klingen entsprechend der Notation (wie beim Klavier). Bei einem offenen 8 -Register hat die tiefste Pfeife eine Länge von ca. 2,40m (1 Fuß ca. 30cm). Bei gedeckten Registern kann bei gleicher Tonhöhe die Pfeife um die Hälfte gekürzt werden. Damit spart der Orgelbauer Material und Bauhöhe der Orgel. Bei der Rohrflöte ist noch ein kleines Röhrchen in den Deckel gelötet, welches die Klangfarbe aufhellt. Deswegen spricht man von einem halbgedeckten Register. Eine Rohrflöte klingt wie Flöte. Dies Register ist das einzige tiefe Register im Hauptwerk. Die ersten 6 Pfeifen stehen im Prospekt und sind gut zu sehen. Es sind die Holzpfeifen links und rechts. Prinzipal 4 Das Prinzipal ist ein offenes 4 -Register, eine Oktave höher gestimmt als die Rohrflöte 8. Das Prinzipal-Register bildet den klassischen Orgelklang. Es ist aus Metall gefertigt. Beim Wort Prinzipal ahnt man sogleich, hier handelt es sich um ein wichtiges Register. Die tiefen 17 Pfeifen stehen vor-

4 ne im Prospekt und sind damit vom Kirchenraum aus sichtbar. Dieses Register wird sicherlich für jede Choralbegleitung benutzt werden, zusammen mit der Rohrflöte. Gedackt 4 Das Gedackt ist ein Labialregister mit Deckel. Es ist wie das Prinzipal um eine Oktave höher gestimmt. Es klingt wie eine kleine Flöte. Es wird oft zusammen mit der Rohrflöte benutzt für einen volleren Flötenklang, als Alternative zum Prinzipal oder auch zusammen. Bild 1: Die Pfeifen des Hauptwerks, im Hintergrund der Subbass des Pedals. Waldflöte 2 Für die hohe Lage im Hauptwerk ist die Waldflöte zuständig. Sie ist eine Oktave höher gestimmt als das Gedackt 4. Es ist eine offene Labialpfeife. Sie klingt wie eine sehr kleine Flöte und wird immer zusammen mit anderen Registern benutzt. Die Waldflöte fügt dem Klang die hohen Töne zu. Mixtur 3f Die Mixtur gibt dem Klang die Brillianz. Sie ist eine Mischung aus mehreren kleinen Pfeifen. Beim Spielen einer Taste erklingen gleichzeitig 3 aufeinander abgestimmte Pfeifen unterschiedlicher Tonhöhen (daher 3f für 3-fach). Für den feierlichen Orgelklang wird die Mixtur benutzt. Sie setzt dem Klang die Krone auf. Die Register des Oberwerks (Manual II) Das 2. Manual braucht man oft für das Vorspiel des Chorals, oder man benutzt es für die Solostimme in der rechten Hand, während die linke Hand die Begleitung im 1. Manual spielt. Holzgedackt 8 Die ist ein gedacktes (gedecktes) Labialregister in Äquallage. Es ist die Grundlage des Klanges im

5 2. Manual. Es klingt wie ein tiefe Flöte. Es kann alleine verwendet oder mit anderen Registern des Oberwerkes gemischt werden. Spitzflöte 4 Sie hat ihren Namen von den nach oben spitz zulaufenden Pfeifen (offene Labialpfeifen). Sie ergänzt sich gut mit dem Holzgedackt 8 und klingt eine Oktave höher. Bild 2: Die Pfeifen des Oberwerks, vorne die Rohrschalmey Prinzipal 2 Dies ist das zweite Prinzipalregister in der Orgel. Dieses klassische Orgelregister ist eine Oktave höher gestimmt als die Spitzflöte oder das Prinzipal im Hauptwerk. Es ergänzt den Klang mit hohen Obertönen. Es wird vom Orgelbauer überlegt, dieses Register mit dem Gedackt 4 im Hauptwerk zu tauschen. Dann hätte man im Hauptwerk einen Prinzipalchor 4 und 2. Quinte 1 1/3 Die Quinte (offenen Labialpfeife) gehört auch zu den Prinzipalregistern, ist jedoch eine Quinte höher gestimmt als das Prinzipal 2. Es wird nie allein gespielt, sondern immer mit anderen Registern zusammen. Es gibt die Klangkrone im Oberwerk. Der Orgelbauer überlegt, dieses Register eine Ok-

6 tave tiefer zu intonieren zu eine Quinte 2 2/3. Rohrschalmey 8 Dies ist ein besonderes Register. Es ist das einzige Zungenregister (Lingualregister) in der Orgel. Zungenpfeifen erzeugen den Klang durch eine schwingende Zunge ähnlich wie bei einer Mundharmonika. Diese Pfeifen sind viel reicher an Obertönen. Sie werden gebaut, um den Klang von Blechblas- und Rohrblattinstrumenten wie Trompete, Oboe, Fagott nachzuahmen. In unserem Fall klingt das Register ähnlich wie eine Schalmei. Es ist in Äquallage gestimmt. Es kann als Soloregister eingesetzt werden zur Melodieführung. Aber auch zusammen mit den anderen Registern wird es verwendet. Tremulant Das Oberwerk hat noch eine Besonderheit und ist ausgerüstet mit einem Tremulant. Wenn er eingeschaltet ist, wird eine leichter Vibrato-Effekt erzeugt. Damit wird der Orgelklang des Oberwerks belebt. Der Tremulant kann für Solostimmen verwendet werden. Die Register des Pedals Das Pedal ist für die tiefen Töne verantwortlich. Es wird mit den Füssen gespielt. Die tiefen Töne sind das Fundament des Klanges. Sie geben dem Klang die Gravität. Subbass 16 Der Subbass ist das einzige 16 Register der Orgel mit mächtigem tiefen Klang. Es klingt eine Oktave tiefer als die 8 -Register. Die Pfeifen sind Labialpfeifen aus Holz. Es ist ein gedacktes Register. Die längster Pfeife ist 2,40m. Gedacktbass 8 Als Ergänzung zum Subbass gibt es noch ein Gedacktbass 8. Es ist auch ein Labialregister aus Holz mit flötigem Klang. Es ist in Normallage gestimmt und eine Oktave höher als der Subbass. Beide zusammen geben ein gutes Bassfundament. Spielhilfen und Bauweise Spielhilfen Koppeln II/I, I/P, II/P Mit Hilfe der Koppeln kann man die Register des Oberwerkes auch im 1. Manual spielen. Außerdem ist es möglich, Register aus dem Oberwerk oder dem Hauptwerk mit dem Pedal zu spielen. Dadurch erweitern sich die Möglichkeiten der Klangvariation der Orgel. Bauweise der Orgel Die Orgel ist eine reine mechanische Orgel. Das heißt, die Steuerung der Pfeifenventile durch die Tasten und das Ein- und Ausschalten der Register erfolgen rein mechanisch. Mechanische Spieltraktur Bei mechanischer Spieltraktur erfolgt die Steuerung der Ventile in der Orgel durch die Tasten über mechanische Hebel. Es gibt auch Orgeln mit elektrischer Steuerung durch Magnete oder Orgeln mit pneumatischer Steuerung. Die mechanische Traktur ist sehr langlebig und kaum störanfällig. Bei Organisten ist sie beliebt, da man den Druckpunkt des Ventils ertasten kann und somit ein besseres Gefühl für die Orgel entwickelt. Außerdem kommt der Ton ohne Verzögerung.

7 Bild 3: Blick auf die mechanische Spieltraktur Mechanische Registertraktur Auch die Verbindung der Registerknöpfe zu den Registerschleifen in der Orgel ist mechanisch. Dies ist stabil und langlebig.