Umweltgerechtigkeit: Gleichheitsaspekte im Zusammenhang mit Umwelt und Gesundheit
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- Elke Dittmar
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1 Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen Umweltgerechtigkeit: Gleichheitsaspekte im Zusammenhang mit Umwelt und Gesundheit Auswertung der Hot Spot - Daten unter dem Gesichtspunkt der Umweltgerechtigkeit (APUG NRW) Fachtagung Umweltgerechtigkeit: Berlin, 27./28. Oktober 2008 Knut Rauchfuss Abt. 3 Umwelteinwirkungen 1
2 Sozioökonomische Faktoren in der Umweltepidemiologie 10
3 Sozioökonomische Faktoren in der Umweltepidemiologie Expositionsvariation! 11
4 Sozioökonomische Faktoren in der Umweltepidemiologie Expositionsvariation! Effektmodifikation! 12
5 Hot-Spot-Studie (MUNLV 2004) Humanbiomonitoring: 965 Kinder bei Einschulungsuntersuchungen 1999 Duisburg Süd Dortmund Duisburg Nord + Borken (Vergleichsareal) 14
6 Beschreibung der Studienpopulation Indikatoren der sozialen Lage Probanden % Geschlecht (965) Mädchen 51,5 Jungen 48,5 Wohnort (965) Duisburg-Nord 28,4 Duisburg-Süd 26,4 Dortmund-Hörde 23,1 Borken 22,1 Geburtsland des Kindes(876) Nicht Deutschland 3,7 Nationalität des Kindes (946) Nicht deutsch 25,5 Migrationshintergrund (948) 44,7 Indikatoren der sozialen Lage Probanden % Schulbildung der Eltern (915) <10 Jahre 26,4 =10 Jahre 47,7 >10 Jahre 25,9 Berufliche Bildung der Eltern Keine Ausbildung 17,5 Ausbildung 63,8 Fachhochschule/Uni 18,8 Arbeitslosigkeit (935) 1 Elternteil 9,0 Beide Eltern 1,8 Relative Armut (492) Ja 20,1 15
7 Vor- und Nachteile einzelner Indikatoren I Herkunft der Kinder Geburtsland des Kindes ungeeignet (nur 3.7% der Kinder außerhalb D) Nationalität bei Kindern häufig ungeeignet, da oft deutsche Nationalität In Subgruppen Differenzierung teilweise nicht möglich Migrationshintergrund oft besser geeignet Nationalität nicht deutsch Migrationshintergrund Borken 2(1%) 35(17,3%) DU-N 137(59%) 188(69%) 16
8 Vor- und Nachteile einzelner Indikatoren II Relative Armut setzt Angabe von Haushaltseinkommen voraus (Hot Spot: 51%) Berechnung des Äquivalenzeinkommens (nach Haushaltsgröße bedarfsgewichtetes Haushaltsnettoeinkommen) gut bei Gruppen mit systematisch unterschiedlicher Kinderzahl Relative Armut: Netto-Äquivalenzeinkommen < 50% des gesamtgesellschaftlichen Durchschnitts 17
9 Vor- und Nachteile einzelner Indikatoren III Arbeitslosigkeit eng assoziiert mit Bildung und relativer Armut eigenständiger Einfluss schwer zu erheben fragliche Bedeutung für Vorschulkinder 18
10 Vor- und Nachteile einzelner Indikatoren IV Bildung der Eltern Schulbildung Ausbildung Wirkung über Lebensstilfaktoren, Wertehaltungen vertikale Strukturierung, Expositions-Wirkungsbeziehungen Vorteile / Nachteile Schulbildung: Anzahl der Schuljahre (statt Schulabschluss) bei internationalen Kollektiven leicht zu erheben unabhängig vom Schulsystem Richtung der Kausalität meist eindeutig schlechte Differenzierung in unterer Gruppe Vorteile / Nachteile berufliche Ausbildung: weitere Differenzierung der untersten Gruppe Richtung der Kausalität bei Mutter nicht eindeutig 19
11 Soziale Lage Die Hälfte der nicht-deutschen Kinder kommen aus Haushalten mit < 10 Jahren Schulbildung (19% der deutschen Kinder) Bei knapp der Hälfte der nicht-deutschen Kinder haben die Eltern keine Berufsausbildung (9% der Deutschen) Ca. doppelt so viel nicht-deutsche Kinder wie deutsche haben arbeitslose Eltern und sind arm. Kinder mit Migrationshintergrund haben mehr Geschwister und sind öfter Nachgeborene 20
12 Soziale Lage und Expositionsvariation 21
13 Prozent Prozent Soziale Lage und Expositionsvariation: Schwebstaub I Migrationshintergrund Migrationshintergrund Kein Migrationshintergrund <=30 >30-45 >45-60 >60-75 >75-90 TSP [microg/m3] Nationalität Nicht deutsch Deutsch <=30 >30-45 >45-60 >60-75 >75-90 TSP [microg/m3] 22
14 Prozent Prozent Prozent Prozent Soziale Lage und Expositionsvariation II Arbeitslosigkeit in der Familie Nein Ja Schulbildung der Eltern <10 Jahre = 10 Jahre >10 Jahre <=30 >30-45 >45-60 >60-75 >75-90 TSP Relative [microg/m3] Armut Nein Ja <=30 >30-45 >45-60 >60-75 >75-90 Ausbildung TSP [microg/m3] der Eltern Keine Ausbildung Abschluss Ausbildung Fachhochschule/Uni <=30 >30-45 >45-60 >60-75 >75-90 <=30 >30-45 >45-60 >60-75 >75-90 TSP [microg/m3] TSP [microg/m3] 23
15 Prozent Wohnungseigenschaften nach sozialer Lage Prävalenz: Ungünstige Eigenschaften der Wohnung Nicht deutsch Deutsch Nicht-Migranten Migranten <10 Jahre = 10 Jahre >10 Jahre Keine Ausbildung Abschluss Ausbildung Fachhochschule/Uni Keine Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit Keine Armut Armut 24
16 Soziale Lage und Expositionsvariation Konsistentes Muster: Stärkere Betroffenheit sozial Benachteiligter objektive Messwerte (Schwebstaub) subjektive Fragebogenangaben Übereinstimmung mit nationalen und internationalen Studien 26
17 Soziale Lage und gesundheitliche Endpunkte 27
18 Soziale Lage und gesundheitliche Endpunkte Fragebogenangaben und Untersuchungsbefunde Stärkere Betroffenheit der sozial besser gestellten Gruppe bei FB-Angaben (Infekte, Allergien) Geringere Unterschiede bei Untersuchungsbefunden zur Immunologie und allergologischen Untersuchungen Stärkere Betroffenheit der sozial Benachteiligten bei Lungenfunktionsbefunden und nephrologischen Befunden 34
19 Effektmodifikation der Umwelt- Gesundheitsbeziehungen durch die soziale Lage 35
20 Umwelt-Gesundheitsbeziehungen OR (95% KI) für die Assoziation zwischen ungünstigen Wohnungseigenschaften und allergologischen Befunden Adjustiert für Passivrauchen und Schwebstaubkonzentration. alle Migranten Nicht-Migranten OR (95% KI) für die Assoziation zwischen einem Anstieg der Schwebstaubkonzentration um 10 microg/m3 und Lungenfunktionsbefunden. Adjustiert für Passivrauchen und Wohnungseigenschaften. 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 alle Migranten Nicht-Migranten 36
21 Umwelt-Gesundheitsbeziehungen 1,6 Odds Ratio (95% KI) für die Assoziation zwischen einem Anstieg der Schwebstaubkonzentration um 10 microg/m3 und Fragebogenangaben zu Allergien. Adjustiert für Passivrauchen und Wohnungseigenschaften. 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 alle Migranten Nicht-Migranten Armut Keine Armut 37
22 Umwelt-Gesundheitsbeziehungen 1,6 Odds Ratio (95% KI) für die Assoziation zwischen einem Anstieg der Schwebstaubkonzentration um 10 microg/m3 und Fragebogenangaben zu Allergien. Adjustiert für Passivrauchen und Wohnungseigenschaften. 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 alle Migranten Nicht-Migranten Armut Keine Armut 38
23 Umwelt-Gesundheitsbeziehungen 1,6 Odds Ratio (95% KI) für die Assoziation zwischen einem Anstieg der Schwebstaubkonzentration um 10 microg/m3 und Fragebogenangaben zu Allergien. Adjustiert für Passivrauchen und Wohnungseigenschaften. 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 alle Migranten Nicht-Migranten Armut Keine Armut 39
24 Umwelt-Gesundheitsbeziehungen 2,5 OR (95% KI) für die Assoziation zwischen Schwebstaub und allergologischen Befunden. Adjustiert für Passivrauchen und Wohnungseigenschaften. 2 1,5 1 0,5 0 alle Migranten Nicht-Migranten 40
25 Umwelt-Gesundheitsbeziehungen Soziale Lage Effektmodifikatior in unterschiedlichen Subgruppen: Schwebstaub Allergien, allergologische Befunde Schwebstaub - Lungenfunktion Wohnungseigenschaften allergologische Befunde Passivrauchbelastung Allergien Passivrauchbelastung Infekte Geeignete Kriterien Migrationshintergrund, Armut Schulbildung, Ausbildung: Gruppengröße 41
26 Heterogenität der Subgruppen Sichtbar sowohl bei Fragebogenangaben als auch bei Untersuchungsbefunden Reporting bias nicht alleinig verantwortlich Erklärungsmodelle für mögliche Effektmodifikation Infektionshypothese bei Allergien Frühkindliche Expositionen gegenüber Schadstoffen Lebensstilfaktoren, z. B. Ernährung Erklärung für wenig plausible OR <1? Subgruppenanalysen notwendig 42
27 Umwelt-Gesundheitsbeziehungen Assoziationen zwischen Expositionen und gesundheitlichen Endpunkten Schwebstaub und Lungenfunktionsbefunde Wohnungseigenschaften und allergologische Befunde Schwebstaub und Allergien bzw. allergologischen Befunden bei Migranten schwache Assoziationen bei Passivrauch und Infekten sowie Allergien (Migranten) 43
28 Limitationen Enge Assoziation einzelner Indikatoren untereinander eigenständiger Einfluss schwer zu erheben Ungleiche Verteilung einzelner sozialer Gruppen auf die Belastungsareale Schwebstaub: Vergleich nicht-deutscher Kinder in DU-N mit deutschen Kindern in Borken Niedrige Probandenzahl in Subgruppen Keine spezifischen Expositions-Wirkungsbeziehungen durch zusammengefasste Kategorien 44
29 Dank an: Hoffmann B., Kolahgar B., Jöckel K.-H. Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum der Universität Duisburg-Essen Eberwein G. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW Franzen-Reuter I., Kraft M. Ministerium für Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW 45
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