Bildungsungleichheit bei familienbedingten Erwerbsunterbrechungen von Frauen
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- Waldemar Esser
- vor 8 Jahren
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1 Bildungsungleichheit bei familienbedingten Erwerbsunterbrechungen von Frauen Welche Rolle spielen sich verändernde institutionelle Bedingungen? Tagung der Sektionen Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse und Familiensoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Rostock, 15.April 2010 Katrin Drasch
2 Erwerbsbeteiligung von Müttern ohne beruflichen Abschluss Hochschulabschluss 100% 100% 90% 90% 80% 80% 70% 70% 60% 60% 50% 50% 40% 40% 30% 30% 20% 20% 10% 10% 0% % Quelle: Kreyenfeld et al. 2007, Mikrozensus Nichterwerbspersonen Geringfügig (< 15 h) Erwerbslos Erwerbstätig 2
3 Forschungsstand Unterschiede hinsichtlich der Dauer der Erwerbsunterbrechung: Längere Unterbrechungen in den 1990er Jahren als in den 1980er Jahren (Gottschall und Bird 2003; Aisenbrey et al. 2009; Schaeper und Falk 2003) Einfluss des Bildungsniveaus: zumeist positiv; Ergebnisse nicht eindeutig (Bender et al. 2003; Grunow et al. 2006; Klein und Lauterbach 1994; Weber 2004) Institutionelle Veränderungen: Dauer passt sich an jeweilige gesetzliche Regelung an (Ondrich et al. 2003; Dustmann und Schönberg 2008; Schönberg und Ludsteck 2007) 3
4 Familienpolitische Reformen Datierung Bezeichnung Freistellungsdauer mit Rückkehrrecht (in Monaten) (Einkommensabhängige) Transferzahlungsdauer (in Monaten) 7/ /1985 Mutterschaftsurlaub 6 6 1/ /1991 Erziehungsurlaub - kurz 1/ /2000 Erziehungsurlaub - lang / 36 je nach Bundesland 1/ /2006 Elternzeit / 24 (Wahl) 1/ Elterngeld / 14 4
5 Konzeptioneller und theoretischer Rahmen Lebensverlaufsperspektive (Mayer 2000, 2004; Elder 2001) Mehrdimensionalität von Lebensverläufen und Verzahnung von Lebensbereichen; zeitliche Dimension Makroebene: Institutioneller und sozialpolitischer Kontext und interne Dynamik des Lebensverlaufs (Mayer 2009) Mikro-Makro Schema (Coleman 1990) Frauen treffen rationale Entscheidung wieder in die Erwerbstätigkeit einzutreten, die aber vom institutionellen Kontext abhängt (Granovetter 1985) Entscheidungen werden durch Regeln (z. B. Erziehungszeitregelungen ) beschränkt (Ingram und Clay 2000) Hypothesenableitung: Arbeitsangebotstheorie (Bryant 1990; Leibowitz et al. 1992) und Humankapitaltheorie (Becker 1993) 5
6 Hypothesen Horizonthypothese (Ondrich et al. 2003): Der Wiedereinstieg wird bis zum Ablauf der gesetzlichen Erziehungszeit aufgeschoben Bildungshypothese (Becker 1993): Je höher das Bildungsniveau einer Mutter, desto höher ist ihre Wiedereinstiegswahrscheinlichkeit Hypergamiehypothese (Bauer und Jacob 2010): Mütter mit einem Partner mit höherem Bildungsniveau haben eine geringere Wiedereinstiegswahrscheinlichkeit als alle anderen Mütter Polarisierunghypothese (Kreyenfeld et al. 2007): Die Bildungsunterschiede sind im Zeitverlauf entstanden und haben zur Polarisierung der Wiedereinstiegswahrscheinlichkeit für Mütter mit unterschiedlichem Bildungsniveau geführt 6
7 Daten und Analysedesign IAB-ALWA (Arbeiten und Lernen im Wandel) CATI-Befragung von Personen der Geburtskohorten 1956 bis 1988 Retrospektiv erhobene Längsschnittdaten aus verschiedenen Lebensdomänen Grundgesamtheit: Frauen, die zwischen 1979 und 2006 eine Erziehungszeit begonnen haben (N= ca. 2000) Erwerbsunterbrechungen (N= ca. 2800) auf Monatsbasis Ereignis: Wiedereinstieg in Erwerbstätigkeit (N= ca.1900) 7
8 Methode Proportional Hazards (PH) Modell mit unbeobachteter Heterogenität (Jenkins 1995; Rabe-Hesketh und Skrondal 2008) log log(1 ( t)) a( t) x z ( t) u mit u : log(v) a(t): Modellierung der Zeitabhängigkeit über gruppierte Zeitintervalle (piecewise constant) x i : zeitkonstante Kovariaten (Mutter erwerbstätig; Geburtsort) z i (t): zeitvariante Kovariaten (indiv. Charakteristika, Eigenschaften der EZ; familiärer Kontext; Erwerbssituation vor der Unterbrechung; Frauenarbeitslosenquote) Modelle: gemeinsames Modell (kontrolliert für Kohortenzugehörigkeit); vier getrennte Modelle für Kohorten; Interaktionsmodelle für aufeinander folgende Kohorten (nicht dargestellt) i i 8
9 Horizonthypothese 9
10 Proportional Hazards Modell Hazard Ratios (N=1922 ) gesetzliche Erziehungszeit (Ref. bei Ablauf) vor Ablauf der gesetzl. Erziehungszeit 0.043*** nach Ablauf der gesetzl. Erziehungszeit 0.174*** Bildungsabschluss (Ref. (Fach-) Hochschulabschluss) kein (Ausbildungs-)abschluss / noch in Ausbildung kein Schulabschluss oder Hauptschulabschluss / Lehre 0.725* Realschulabschluss / Lehre 0.757* Abitur / Lehre Fachschulabschluss (Meisterin, Technikerin) 0.708** Bildung des Partners (Ref. homogam) höher als Partner (hypogam) niedriger als Partner (hypergam) 0.804* kein Partner Horizonthypothese * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p <
11 Proportional Hazards Modell Hazard Ratios (N=1922 ) gesetzliche Erziehungszeit (Ref. bei Ablauf) vor Ablauf der gesetzl. Erziehungszeit 0.043*** nach Ablauf der gesetzl. Erziehungszeit 0.174*** Bildungsabschluss (Ref. (Fach-) Hochschulabschluss) kein (Ausbildungs-)abschluss / noch in Ausbildung kein Schulabschluss oder Hauptschulabschluss / Lehre 0.725* Realschulabschluss / Lehre 0.757* Abitur / Lehre Fachschulabschluss (Meisterin, Technikerin) 0.708** Bildung des Partners (Ref. homogam) höher als Partner (hypogam) niedriger als Partner (hypergam) 0.804* kein Partner Bildungshypothese * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p <
12 Proportional Hazards Modell Hazard Ratios (N=1922 ) gesetzliche Erziehungszeit (Ref. bei Ablauf) vor Ablauf der gesetzl. Erziehungszeit 0.043*** nach Ablauf der gesetzl. Erziehungszeit 0.174*** Bildungsabschluss (Ref. (Fach-) Hochschulabschluss) kein (Ausbildungs-)abschluss / noch in Ausbildung kein Schulabschluss oder Hauptschulabschluss / Lehre 0.725* Realschulabschluss / Lehre 0.757* Abitur / Lehre Fachschulabschluss (Meisterin, Technikerin) 0.708** Bildung des Partners (Ref. homogam) höher als Partner (hypogam) niedriger als Partner (hypergam) 0.804* kein Partner Hypergamiehypothese * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p <
13 Proportional Hazards Modelle - Spezifikation Hazard Ratios (N=1922 ) gesetzliche Erziehungszeit (Ref. Ablauf) Kontrollvar. Bildungs homogamie Kontrollvar. Verheiratet innerhalb der gesetzl. Erziehungszeit 0.043*** 0.042*** Horizonthypothese außerhalb der gesetzl. Erziehungszeit 0.174*** 0.172*** Bildungsabschluss (Ref. (Fach-) Hochschulabschluss) kein (Aus-)bildungsabschluss / noch in Ausbildung kein Schulabschluss oder Hauptschulabschluss / Lehre * 0.725* 0.677** Bildungshypothese Realschulabschluss / Lehre 0.757* 0.698** Abitur / Lehre Fachschulabschluss (Meisterin, Technikerin) 0.708** 0.662** * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p <
14 Bildungs- und Polarisierungshypothese 14
15 Proportional Hazards Modelle Kohorten Hazard Ratios (N=1922) Kindergeburtskohorten gesetzliche Erziehungszeit (Ref. bei Ablauf) N vor Ablauf der gesetzl. Erziehungszeit 0.068*** 0.193*** 0.029*** 0.035*** nach Ablauf der gesetzl. Erziehungszeit 0.700* 0.380*** 0.038*** 0.097*** Bildungsabschluss (Ref. (Fach-) HochschulAB) Horizonthypothese kein AB / noch in AB kein SchulAB oder HauptschulAB / Lehre ** RealschulAB / Lehre * Abitur / Lehre * FachschulAB (Meisterin, Technikerin) * 0.678* 15
16 Proportional Hazards Modelle Kohorten Hazard Ratios (N=1922) Kindergeburtskohorten N gesetzliche Erziehungszeit (Ref. bei Ablauf) Horizonthypothese vor Ablauf der gesetzl. Erziehungszeit 0.068*** 0.193*** 0.029*** 0.035*** nach Ablauf der gesetzl. Erziehungszeit 0.700* 0.380*** 0.038*** 0.097*** Bildungsabschluss (Ref. (Fach-) HochschulAB) Bildungshypothese & Polarisierungshypothese kein AB / noch in AB kein SchulAB oder HauptschulAB / Lehre ** RealschulAB / Lehre * Abitur / Lehre * FachschulAB (Meisterin, Technikerin) * 0.678* 16
17 (Vorläufiges) Fazit Einbeziehung des institutionellen Kontexts beim Wiedereinstieg wichtig Bildungsunterschiede, jedoch schwach ausgeprägt Bildung im Partnerschaftskontext wichtig Ambivalente Bildungseinflüsse durch Kontrollvariablen erklärbar Anzeichen für eine mögliche bildungsspezifische Ungleichheitsentwicklung der Wiedereinstiege, aber keine eindeutigen Ergebnisse Ausblick: Bildungsungleichheit bei Wiedereinstiegen durch Elterngeldreform und geplantes Betreuungsgeld möglich 17
18 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Katrin Drasch FB C1 Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit, FB E1 Bildungs- und Erwerbsverläufe, Graduiertenprogramm des IAB und des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Universität Erlangen-Nürnberg Kontakt:
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