Impulspapier HANDLUNGSFELDER UND MASSNAHMEN DER RHEINLAND-PFÄLZISCHEN INNOVATIONSPOLITIK
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- Leon Brinkerhoff
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1 Impulspapier HANDLUNGSFELDER UND MASSNAHMEN DER RHEINLAND-PFÄLZISCHEN INNOVATIONSPOLITIK Grundlagen unserer Wirtschafts- und Innovationspolitik Innovation ist der wichtigste Wachstumstreiber für unsere Wirtschaft. Ein schneller Transfer von Forschungsergebnissen in neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen ist die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg in unserem Land. Wir leben nicht von Rohstoffen, sondern von dem Wissen und den Technologien, die wir entwickeln. Wo sich die wirtschaftlichen Grundlagen der Gesellschaft z.b. durch Digitalisierung und Demografie dramatisch verändern, sind Innovationsfähigkeit und Innovationsgeschwindigkeit der Schlüssel zum Erfolg. Für eine mittelständisch geprägte Wirtschaft steht daher im Fokus diese Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Der Innovationsstandort Rheinland-Pfalz hat in den letzten Jahren an Entwicklungstempo zugenommen. Im Vergleich der Bundesländer liegen wir auf einem mittleren Rang. Europaweit zeigt sich, wie viel Potential in unserem Land liegt. Von 80 im Innovationsindex 2014 untersuchten europäischen Regionen belegt Rheinland- Pfalz Platz 15. Unsere erfolgreiche Forschungsförderung an Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstituten schafft dafür die Basis. Wir haben hier etwa in der Informationstechnik, den Materialwissenschaften und dem Maschinenbau herausragende Grundlagen geschaffen. Die Übertragung dieser Forschungsergebnisse war in den letzten beiden Jahrzehnten ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Wirtschaftsstandortes Rheinland-Pfalz. Die Innovationscluster rund um die Hochschulen in Rheinland-Pfalz, der Aufbau eines Innovationsfonds für technologieorientierte Unternehmen, erfolgreiche Forschungsinstitute in der Oberzentren und den ländlichen Regionen des Landes und die kontinuierliche Zusammenarbeit der Sozialpartner, Gewerkschaften und Unternehmerverbände, - zuletzt im Industriedialog der Landesregierung ergänzen diese Strategie. Den Erfolg von Rheinland-Pfalz zukünftig sichern und ausbauen. Dies ist zentrales Ziel der Wirtschafts- und Innovationspolitik der SPD-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz und der durch sie getragenen Landesregierung. Dafür bedarf es einer Regional- und Branchenpolitik, die für die demographisch und wirtschaftsstrukturell besser gestellten Landesteile Strategien formuliert, um als Teil erfolgreicher, länderübergreifender Wachstumsregionen Produktion, aber auch Forschung und Entwicklung, anzuziehen. An dieser Seite steht eine regionale Strukturpolitik, die in den 1
2 strukturschwächeren Regionen des Landes Impulse zur Stärkung regionaler Wachstumsinseln setzt und sich der Bestandspflege der dortigen Unternehmen widmet. Wirtschaftswissenschaftliche Forschungsergebnisse zeigen, dass hier eine gegen den Trend erfolgende Spezialisierung erfolgreich ist. Jede Region in Rheinland-Pfalz braucht ihre eigenen Antworten. Alle Regionen unseres Landes beherbergen Unternehmen, die hochspezialisiert auf Ihrem Gebiet und Weltmarktführer sind. Andere haben langjährige und verlässliche nationale und internationale Lieferbeziehungen. Sie wollen wir unterstützen und gleichzeitig neuen Unternehmen beim Start helfen. Informations-und Kommunikationstechniken sind dabei wichtig, aber nicht allein entscheidend. Wir haben Stärken und Fähigkeiten, die andere Wachstumsregionen unserer Welt (Silicon Valley, Pune und Bangalore in Indien, Shanghai und Guanzhou/Kanton in China) nicht haben: mittelständische Unternehmen, hervorragende Ausbildungseinrichtungen, Forschungsinstitute und Hochschulen und regionale Sparkassen und Banken, die intensiv und verlässlich miteinander kooperieren. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine solche Zusammenballung und enge Kooperation von Ausbildungseinrichtungen, Forschungsstellen und Unternehmen wie in Deutschland und Rheinland-Pfalz. Wir sollten nicht versuchen, andere zu kopieren, sondern müssen unser eigenes Erfolgsmodell weiter verbessern und neuen Rahmenbedingungen anpassen. Wir setzten auf eine vertrauensvolle und enge Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft. Dazu haben wir nicht nur ein Wissens- und Transfernetzwerk der Hochschulen aufgebaut, mit dem jedes Unternehmen schnell und zielgenau die wissenschaftlichen Kooperationspartner im Land findet, die es braucht. Wir stärken mit der Forschungsinitiative des Landes und den Innovationsallianzen von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen in Kaiserslautern, Mainz und Trier zugleich den Ausbau von Forschungsstärken und den engen Austausch der Partner. Mit unseren Maßnahmen wollen wir dafür sorgen, dass Rheinland-Pfalz eine Topadresse für Innovationen mit eigenständigen Regionalprofilen bleibt. Rheinland-Pfalz ist bei den Unternehmensgründungen gut aufgestellt. Wir haben mit den Gründungsbüros der Hochschulen in Koblenz, Mainz, Trier und Kaiserslautern eine Beratungsstruktur aufgebaut, die High-Tech-Gründungen aus den Hochschulen heraus befördert und eng mit den regionalen Technologiezentren kooperieren. Es gibt eine Vielzahl von Hilfen in der Gründungsphase (start up). Wir wollen jetzt verstärkt Impulse in der ersten Wachstumsphase der Unternehmen, drei bis fünf Jahre nach Gründung geben, in denen sich erfolgreiche Unternehmen rasch vergrößern können, wenn sie Zugang zu finanziellen Ressourcen, qualifiziertem Personal und Abnehmern für ihre Produkte und Dienstleistungen haben (scale up). Wir wollen aus erfolgreichen Gründern erfolgreiche Unternehmer machen. Wir benötigen regionale, spezifische Profile mit denen Wachstumsimpulse in den Regionen unseres Landes ausgelöst und die regionale Wertschöpfung nachhaltig 2
3 gestärkt werden. Daher entwickeln wir in Abstimmung mit den Regionen Regionalschwerpunkte, die wir stärken wollen. Gestärkt werden diese durch unsere Clusterstrategie, die die umfassende Vernetzung von Wissenschaft, Forschung und Bildung mit auf den Weltmärkten agierenden Unternehmen genauso umfasst wie lokal agierende Netzwerke mittelständischer Unternehmen. Umrahmt wird dieser Kern unserer Innovationspolitik von einer Außenwirtschaftsstrategie, die sich an den wichtigsten Zielmärkten der Industrie des Landes orientiert und dort durch gezielte Präsenz auf Messen und Veranstaltungen und individuelle Hilfen für Unternehmen unterstützt. Mit unseren industriepolitischen Branchenstrategien stärken wir die Felder, in denen für die rheinland-pfälzische Industrie die größten Chancen liegen, vor allem in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Pharmazie und Chemie, Werkstoffe und Materialtechnik, Leichtbau/Oberflächentechnik, Medizintechnik/Gesundheitswirtschaft, Energieeffizienz und -Speicherung. Zehn Handlungsfelder und Maßnahmen der rheinland-pfälzischen Innovations- und Clusterstrategie Im Zentrum der innovationsorientierten SPD-Wirtschaftspolitik steht eine Technologietransfer- und Clusterpolitik, die die spezifischen Stärken der rheinlandpfälzischen Wirtschaft und Wissenschaft in den Regionen aufnimmt und konkret unterstützt. Innovationspolitik ist dabei mehr als nur die Förderung von Forschung und Technik. Sie muss immer auch soziale und organisatorische Innovationen umfassen und in das Bildungs- und Ausbildungssystemen ausstrahlen. Für den zukünftigen Erfolg unseres Landes sind folgende zehn Handlungsfelder und Maßnahmen vorrangig: 1. Der Aufbau eines landesweiten Gründungsnetzwerkes, das die Gründungsaktivitäten innerhalb der Wirtschafts-, Wissenschafts- und Infrastrukturpolitik zusammenfasst, um zielgruppengerecht Synergieeffekte zu erreichen. 2. Der Aufbau eines zentralen Innovationsportals des Landes, das als zentrale Anlaufstelle im Internet Informationen strukturiert und zielgruppengerecht aufbereitet, bestehende Angebote verlinkt und z.b. den bestehenden zwölf technologieorientierten Cluster und Netzwerke des Landes Rheinland-Pfalz als Austauschplattform dient. 3
4 3. Die Profilstärkung des Technologiezentrums Mainz (TZM) für Medizin/ Gesundheitswirtschaft, Materialentwicklung und als Digitales Gründungszentrum Rhein-Main im Umfeld von Uni und Hochschule Mainz und die schwerpunktmäßige Beratung (inkl. Finanzierung) von Start-ups aus der Informations-und Kommunikationstechnik sowie der Werkstofftechnik am Technologiezentrum Koblenz (TZK). 4. Die Erweiterung des Business- und Innovationscenters Kaiserslautern (BIC) mit den Schwerpunkten Digitales/Industrie 4.0, Material/Oberflächen/Leichtbau. 5. Die Weiterentwicklung des Technologiezentrums Trier (TZT) zum Gründungszentrum für Gesundheit und Pflege sowie Umwelt und Ressourcen in Verlinkung von grenzüberschreitenden digitalen Ausbildungsmethoden im Rahmen der Großregion. 6. Der Aufbau eines landesweiten Kompetenzzentrums Smart Services für produktionsnahe Dienstleistungen zur Digitalisierung. Dies geht einher mit dem Aufbau eines landesweiten Netzwerkes Handel Digital, um mittelständische Handelsunternehmen und Einzelhändler besser auf die Herausforderung der digitalen Wirtschaft vorbereiten zu können. 7. Die Entwicklung eines Netzwerks Maschinenbau und Produktionstechnik mit innovativen mittelständischen Unternehmen des Maschinenbaus und der Produktionstechnik als Zielgruppe. Ziel sollte sein, den Leitmarkt des Maschinenund Anlagenbaus in Rheinland- Pfalz auszubauen, v.a. in den Feldern Autonome Wertschöpfungsprozesse Digitale Nutzfahrzeugtechnologie Vernetzte Gesundheitssysteme Technikunterstütztes Wohnen Intermodale Mobilität Intelligente Energienetze, Energie- und Betriebsoptimierung. 8. Der Aufbau eines Logistiknetzwerkes unter Einbeziehung der Verkehrs- und Verpackungswirtschaft des Landes. 9. Die Einrichtung landesweiter Digitalisierungslotsen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zur Beratung der Unternehmensleitungen bei der Ausrichtung auf die digitalen Herausforderungen. 10. Die Fortsetzung der landesweiten IT-Sicherheitskampagne für kleine und mittlere Unternehmen in Rheinland-Pfalz. 4
5 Darüber hinaus entwickeln wir ein Konzept zur Unterstützung von Unternehmensgründungen, das konzeptionelle Hilfen für potentielle und aktiver Gründerinnen und Gründer genauso umfasst, wie zielgerichtete finanzielle Hilfen (Venture Capital, Mikrokredite) in der ersten Phase der Neugründung (oder Übernahme). Um die Potentiale im Land zu heben erarbeiten wir eine Zielformulierung für die und mit den Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft (v.a. Design, Mode, Architektur, Verlage, Film) die dort insbesondere die Finanzierungsprobleme in der Start-up Phase angeht. Unser Land benötigt eine Strategie zur Diversifizierung der Unternehmensfinanzierung, die neben der bestehenden klassischen Bankenfinanzierung auch neue Finanzierungsformen wie Crowdfunding aufnimmt und in konkrete Strukturen für rheinland-pfälzische Unternehmen bringt. 5
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