Das Financial Fair Play-Konzept Potenziale und Grenzen
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- Mona Weiß
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1 Das Financial Fair Play-Konzept Potenziale und Grenzen Prof. Dr. Jürgen Mittag Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung Institute of European Sport Development and Leisure Studies
2 Überblick und Inhalte Ökonom. Bedeutung des Fußballs und Fehlentwicklungen Vom Lizenzierungsverfahren zum FFP Bestimmungen des FFP Konsequenzen des FFP Potenziale des FFP Grenzen des FFP FFP und Europäische Union Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen Prof. Dr. Jürgen Mittag 2
3 Ökonom. Bedeutung des Fußballs / Fehlentwicklungen Steigerung des Umsatzes im europ. Profifußball um durchschnittlich 9,1% pro Jahr ( ) auf 12,9 Milliarden Euro 51% (65%) der Gesamteinnahmen kommen aus den Top5-Ligen immer mehr überschuldete Fußballclubs in Europa (Valencia 500 Millionen) Europ. Topligen: Verlust 2009 = 1,18 Milliarden Euro, Verlust 2010 = 1,6 Milliarden Euro Gesamtschulden der rund 660 europ. Profiklubs = 19 Milliarden Euro (2010) Schulden v.a. durch Transfer- und Personalausgaben Bedeutung des Profifußballs für Wertschöpfung: allein in D. = 5 Milliarden Euro (McKinsey); 1,5 Milliarden an Staat (2010) Prof. Dr. Jürgen Mittag 3
4 Vom Lizenzierungsverfahren zum Financial Fair Play (I) Gehaltsobergrenze nicht durchsetzbar Klublizenzierungsverfahren durch UEFA eingeführt zur Saison 2004/05 (Minimalkatalog) mangelnde Kontrollmöglichkeiten der UEFA schwache und v.a. unterschiedliche Lizenzierungsverfahren in den europäischen Fußballligen Rolle Spaniens bis 2011/12: Lizenzanträge, 54 Nicht-Erteilungen: Beispiele RCD Mallorca und FC Portsmouth (2010/11) Durch uneinheitliche Regularien kommt es zu Wettbewerbsverzerrungen auf europäischer Ebene (Champions League, Europa League) Prof. Dr. Jürgen Mittag 4
5 Vom Lizenzierungsverfahren zum Financial Fair Play (II) Einstieg von Investoren ist nicht einheitlich geregelt durch Investorengelder geben Vereine mehr Geld aus als sie selber erwirtschaften können Einsetzung von Gremium, das FFP entwickeln sollte UEFA, ECA, EPFL und FIFPro 27. Mai 2010: Beschluss zur Erweiterung des Klublizenzierungsverfahrens um FFP-Maßnahmen 2011: Implementation durch nationale Verbände/Ligen Komplexität: 74 Artikel auf 99 Seiten 30. Juni 2012: Finanzkontrollkammer für Klubs (FKKK) Untersuchungskammer (Vorsitz Jean-Luc Dehaene) Rechtsprechende Kammer (Vorsitz José Narciso da Cunha Rodrigues) Prof. Dr. Jürgen Mittag 5
6 Bestimmungen des Financial Fair Play (I) ab der Saison 2013/14 Überprüfung der Finanzen für die beiden letzten abgelaufenen Spielzeiten vor 2013 gilt jedoch nur für Klubs, die an den europäischen Wettbewerben teilnehmen möchten Unterscheidung in relevante vs. nicht-relevante Ausgaben Kern -> Break-Even-Rule: Ausgaben nur in Höhe der Einnahmen (Bezug = Monitoring-Periode) Übergangsregelungen: in den Jahren 2013/14 und 2014/15 dürfen Klubs noch 45 Millionen Euro Defizit machen für 2015/16 und 2016/17 und 17/18 noch 30 Millionen ausgenommen sind Investitionen in die Infrastruktur oder nachhaltige Ausgaben wie etwa für Jugendarbeit Prof. Dr. Jürgen Mittag 6
7 Bestimmungen des Financial Fair Play (II) Monitoring-Periode: Zeitraum von drei Berichtsperioden aggregiertes Defizit kann mit früheren Monitoring-Perioden ausgeglichen werden Abweichung von 5 Millionen Euro wird toleriert Fair-Value-Regelung: relevante Einnahmen und Ausgaben von verbundenen Parteien müssen angepasst werden, um Zeitwert abzubilden bei Nichteinhalten der Bestimmungen droht Bestrafung durch die UEFA Prof. Dr. Jürgen Mittag 7
8 Konsequenzen des Financial Fair Play Potenziell denkbar: Abmahnungen, Geldstrafen, Transferverbote, Punktabzüge, Ausschluss aus aktuellen Wettbewerben Unterschiedliche nationale Implikationen Bundesliga weniger beeinflusst (50+1 Regelung) England/Frankreich: Fußballklubs können Transferkosten nicht durch Beteiligung einer Drittpartei (Third-Party Ownership) reduzieren (potenzieller Wettbewerbsnachteil) Spanien: große Probleme für verschuldete Klubs Prof. Dr. Jürgen Mittag 8
9 Potenziale des Financial Fair Play (II) deutlicher Rückgang der Transferausgaben 36 % Rückgang Januar 2012 gegenüber 2011 Untersuchungskammer stellt Versäumnisse fest erste Sanktionen Einbehaltung der Prämien von (v.a. osteuropäischen) 23 Vereinen (u.a Atlético Madrid) Besiktas Istanbul (Gehaltsschulden, ausstehende Ablösesummen), Bursaspor Kulubü und Gaziantepspor werden von den Wettbewerben 2012 ausgeschlossen Weitere Strafandrohungen: v.a. gegen CL-Teilnehmer CF Málaga Prof. Dr. Jürgen Mittag 9
10 Grenzen des Financial Fair Play (I) das FFP beschränkt sich nur auf Klubs, die an europäischen Wettbewerben teilnehmen Grauzonen wie Investitionen in Infrastruktur oder nachhaltige Ausgaben könnten ausgenutzt werden Möglichkeiten zur Verschleierung von Ausgaben in Tochtergesellschaften (Zahlen tauchen in Bilanz nur bei Belastung der Muttergesellschaft auf) >-< Konzernbilanz? die Vereine haben bei der Auslegung von bestimmten Paragraphen und Anhängen Interpretationsspielraum z.b. Höhe der Summe für Namensrechte: Vertrag zwischen Etihad Airways aus Abu Dhabi und Manchester City (504 Millionen Euro für 10 Jahre), während Arsenal London mit Emirates für vergleichbaren Vertrag über 15 Jahre nur 126 Millionen Euro erhält Prof. Dr. Jürgen Mittag 10
11 Grenzen des Financial Fair Play (II) Bestrafung von prestigeträchtigen Klubs wie z.b. Chelsea FC, Real Madrid oder Paris Saint-Germain (Qatar Investments) könnte zu Konflikten führen Man City: Saison 2011/12 mit Defizit von 227 Millionen Euro Paris: Saison 2011/12 mit Defizit von 100 Millionen Euro und investierte 2012 im Sommer 147 Millionen Euro in neue Spieler Ausschluss von int. Wettbewerben? Gründung eines neuen eigenen europäischen Wettbewerbs? Ausschluss von int. Wettbewerben und Geldstrafen führen kurzfristig nicht zur finanziellen Gesundung der Klubs zur Überwachung und Durchsetzung von Sanktionen ist Verwaltungsapparat notwendig (Wirtschafts- und Rechtsexper.) Potenzielle Unterschiede durch Staatsbeihilfen, Third-Party- Ownership und Tochtergesellschaften Prof. Dr. Jürgen Mittag 11
12 Financial Fair Play und Europäische Union Unterstützung durch EU-Kommission Mitteilung zum Sport (2011) begrüßt die Einführung von Maßnahmen, mit denen das finanzielle Fairplay verbessert werden soll und erinnert gleichzeitig daran, dass solche Maßnahmen den Binnenmarkt und Wettbewerbsvorschriften entsprechen müssen. Seit Dezember 2011 Prüfung der Komptabilität von EU-Recht und FFP wg. Art AEUV/TFEU Bezug auf Fortschritt in Art AEUV/TFEU : Gemeinsame Erklärung Almunia und Platini mit 13 Punkten Rolle staatlicher Beihilfen noch unklar (z.b. Steuererleichterungen) Prof. Dr. Jürgen Mittag 12
13 Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen (I) FFP ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung Konzept wird seit 2004 konsequent von der UEFA im Sinne eines Risikomanagements verfolgt Konzept ist unter Einbeziehung zahlreicher Stake Holder entwickelt und durchgesetzt worden Konzept verdient politische Unterstützung Konzept muss aber konkretisiert/präzisiert werden und ohne zu große Kompromisse angewendet werden Effekt: wer viel verdient, kann viel ausgeben Zementierung des Status quo?!? Ungleichheiten innerhalb und zwischen den Ligen werden durch FFP nicht reduziert/abgeschafft Prof. Dr. Jürgen Mittag 13
14 Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen (II) Ergänzende Instrumentarien?!? Denkbar: FFP könnte in eine Art Prämienmodell umgewandelt werden, welches solide wirtschaftenden Klubs Geld- oder andere Prämien verleiht FFP als Solidarmodell zur Vermeidung von zwei oder drei Klassengesellschaften im Sport CL-Sieger nur aus Top5-Ligen (aber: Amsterdam und Porto) CL-Sieger nur ehemalige G-14-Vereine (Ausnahme Chelsea) Spielzeit 2011/12: an CL-Teilnehmer werden 754,1 Millionen Euro ausgeschüttet Im Rahmen der Solidaritätsmaßnahmen der UEFA wurden 2010/11 insgesamt 238 Millionen Euro ausgeschüttet Prof. Dr. Jürgen Mittag 14
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