Gebäudeleittechnik als Herausforderung für das SHK- und Elektrohandwerk
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- Klaus Straub
- vor 8 Jahren
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1 Auftaktworkshop : Selbstlernen im Kundenauftrag Dipl.-Ing. Bernd Hansen (FH) Zentrum für Energiemanagement und Gebäudeautomation im Berufsfortbildungswerk (bfw) Neumünster Thema: Gebäudeleittechnik als Herausforderung für das SHK- und Elektrohandwerk Angesichts der Problematik Gebäudeleittechnik und Gebäudesystemtechnik heute säuberlich zu trennen, möchte ich statt dessen den Begriff Gebäudeautomation verwenden. 1. Vorstellung des Zentrums für Energiemangement und Gebäudeautomation Das Zentrum für Energiemanagement und Gebäudeautomation (zem) des Berufsfortbildungswerkes (bfw) in Neumünster zeigt die heutigen Möglichkeiten der Energieeinsparung durch mikroprozessorgestütze Leittechnik, in Kombination mit Fernüberwachungs- und Fernwirksystemen. Im Rahmen der Gebäudetechnik nimmt der Aspekt der Energieeinsparung und Kostenreduzierung einen wesentlichen Raum ein. Erhebliche Energieeinsparungen sind in allen Bereichen von energieverbrauchenden technischen Anlagen möglich. Dies betrifft nicht nur öffentlichen Einrichtungen, Industrie und Gewerbe, sondern auch private Haushalte. In diesem Bereich entstehen neue Dienstleistungsmärkte im Handwerk und bei den Energieversorgungsunternehmen. Entsprechende Schulungen werden vom Zentrum für Energiemanagement in Neumünster angeboten. Das zem versteht sich als Dienstleister in Sachen Information, Beratung und Qualifizierung. Angesprochen sind das Handwerk, Planer, Berufsschulen und Kommunen. Des weiteren können sich die Betreiber von öffentlichen Liegenschaften, von Unternehmen und von Privathaushalten mit ihren Fragen zur Energieeinsparung an das zem wenden. Speziell für Handwerksbetriebe steht neben der Beherrschung der Technologie auch die Vermittlung von Marketingstrategien im Angebot des zem. Hier eröffnen sich neue Betätigungsfelder und verschaffen dem Handwerk Zugang zu neuen Dienstleistungsangeboten rund um das Gebäude.
2 Im zem sind 5 verschiedene Systeme zur Gebäudeautomation fest installiert. Alle Systeme können auf betriebstechnische Anlagen zugreifen. Für die Elektroinstallation wurde der Europäische Installations Bus (EIB-System) gewählt. Das zem ist zertifizierte Schulungsstätte der EIBA (European Installation Bus Assoziation). Um über die Nutzung alternativer Energiequellen nicht nur sprechen zu können, ist eine 32 m 2 Solarthermieanlage und eine 20 m 2 Photovolatikanlage in die Betriebstechnik integriert und installiert. Im Vordergrund der Informations-, Beratungs- und Qualifizierungstätigkeiten des zem steht also nicht nur die Technik der Gebäudeautomationsanlagen sondern das Zusammenspiel aller gebäudetechnischen Anlagen, wie Elektro-, Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlagen. Daraus erwachsen folgerichtig Konsequenzen für veränderte Tätigkeitsfelder. Am zem in Neumünster wurde unter anderem ein Lehrplan für die Weiterbildung zur Fachkraft für regenerative und ressourcensparende Energietechnik entwickelt. Im Bereich Gebäudesystemtechnik werden nach Prüfung anerkannte EIB-Zertifikate ausgestellt.
3 2. Gebäudeleittechnik als Herausforderung Die aktuelle Diskussion im Umfeld der Gebäudeautomation läßt vermuten, das Gebäudeautomation bereits heute eine herausragende Rolle im Handwerk spielt. Dabei berücksichtigt die Diskussion im wesentlichen den Stand der Technik. Diese Aussage möchte ich folgendermaßen korrigieren: Gebäudeautomationstechnik wird in naher Zukunft eine wichtige Rolle für Handwerksbetriebe im Bereich technischer Gebäudesysteme spielen. Noch wichtiger scheinen mir dabei die im Umfeld durch die Gebäudeautomation hervorgerufenen Veränderungen und Anforderungen zu sein. Verändertes Kundenverhalten -Besser Informiert (z.b. durch Internet, Preisvergleiche, etc.) -Umweltbewußter Neue Kommunikationsmöglichkeiten durch Technik -Digitalisierung, Internet, ISDN Neue Finanzierungsmodelle -z.b. Wärmecontracting Neue Technologien -Energiesparverordnung, Niedrigenergiebauweise -im Bereich regenerativer und rationeller Energietechnik
4 Ich möchte Ihnen die Problematik für das Handwerk beispielhaft am Sanierungsprojekt Vicelinviertel in Neumünster aufzeigen. Es handelt sich hier um ein für Neumünster typisches Sanierungsgebiet. Das Gebiet umfaßt insgesamt rund 37 ha, davon 430 Einzelgrundstücke. Das um die Jahrhundertwende entstandene Viertel setzt sich aus zwei unterschiedlichen Bereichen zusammen: -der südliche Bereich hat eine offene, vorstädtische Bebauungs- und Nutzungsstruktur mit ein- bis zweigeschossiger Bebauung und gemischter Nutzungsstruktur aus Wohnen und Handwerksbetrieben. -der nördliche Teil besteht aus einer gemischten Bebauungs- und Nutzungsstruktur von Geschoßwohnungsbau der Gründerzeit mit Läden in der EG-Zone und Siedlungsbau der Nachkriegszeit. Zur Zeit leben etwa Einwohner im Viertel. Im Sanierungsgebiet besteht neben den üblichen Zielsetzungen städtebaulicher Sanierung ein hoher Bedarf an wärmetechnischer Gebäudesanierung. Das Sanierungsvorhaben, daß sich über die nächsten 10 bis 15 Jahre erstrecken wird, ist somit ein guter Ansatzpunkt, praktische Anwendungsmöglichkeiten und Herausforderungen für das Handwerk zu finden und zu formulieren: -welche Leistungen kann das Handwerksunternehmen aufgrund von vorhandenen Know-how erbringen? -welche zusätzlichen Leistungen müssen durch Personal Ausbildung und/oder Zukauf verfügbar gemacht werden? -welche Kriterien können entwickelt werden, damit die Kunden ihren Auftrag an uns und nicht an den Wettbewerb vergeben? -wie können größere Aufträge/Teilnahmen an Ausschreibungen vom Handwerk erbracht werden?
5 Veränderte Rahmenbedingungen und politische Vorgaben führen darüber hinaus zu einer Herausforderung in Richtung neuer Energieerzeugungs- und Verteilungssysteme mit vielfältigen neuartigen Systemlösungen. Es ist nicht explizit die Gebäudeautomation, sondern das Umfeld in dem diese Technik zur Anwendung kommt. Das Handwerk muß erkennen können, was neue Kommunikationsmittel, was GBLT für die Gewerke bedeutet und bietet. Dieser lapidar klingende Satz ist zugleich auch Synonym für die Schwierigkeiten. Einerseits ist der Markt mit einem seriös geschätzten Umsatzvolumen von mehren Milliarden DM erkennbar. Anderseits muß der Markt erst noch erschlossen werden. Es ist zu erwarten, daß in absehbarer Zukunft mehr und mehr Unternehmen, Wohnungsbaugesellschaften, private Hausbesitzer und auch die öffentliche auf ein Dienstleistungsangebot Wärmetechnische sanierung sowie den Einsatz von Energiemanagement und Gebäudeautomationstechnik zugreifen werden, um Einsparungspotentiale ausschöpfen zu können. Die Erschließung und Bedienung dieses zukunftsträchtigen Marktes durch das örtliche Handwerk bedingt im wesentlichen die Entwicklung eines qualifizierten Dienstleistungsange botes, das sowohl kompetente Beratung als auch praktische Umsetzuungsmöglichkeiten innovativer Sanierungstechnik beinhaltet. Schaffung der Voraussetzung und Strukturen um diesen neuen Markt erschließen zu können (z.b. Planung und Durchführung eines Modellprojektes, zielgruppenspezifische Promotionskampagnen, gewerkeübergreifende Koordination um z.b. Contractingmöglichkeiten anbieten zu können) Das Leitmotiv der überbetrieblichen Organisation ist immer noch Konkurrenz. Das Marktpotential z.b. des Vicelinviertels läßt sich aber nicht ohne Kooperation der beteiligten Handwerksbetriebe erfolgreich durch ortsansässige Betriebe erschließen. Viele der Aufträge sind gewerkeübergreifend und sollen überdies nur von einem Ansprechpartner ausgeführt werden. Das Marktpotential wird daher gar nicht als dem Handwerk zugehörig erkannt. Über die rein technischen Inhalte der Gebäudeautomation hinaus müssen Kompetenzen vorhanden sein. Z.B. über Amortisationszeiten, Fördermöglichkeiten oder Abschreibungen. Über ökölogische Inhalte im Bereich der regenerativen und rationellen Energieverwendung. Über Energiemanagement und Wärmelieferung.
6 Die komplexe und abstrakte Technologie der Gebäudeautomation stellt also ganz neue Anforderungen an das Handwerk. Es ist also nicht in erster Linie ein Mangel an fachspezifischen Kenntnissen der Gebäudeautomation, die auch zur Zeit so nicht abgefragt werden, sondern das fehlende Verständnis, welches Potential in dessen Umfeld steckt.
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